Max-Planck-Gesellschaft – Hundert Jahre erfolgreich
Am 11. Januar 2011 feiert die deutsche Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. ihr hundertjähriges Gründungsjubiläum. Als Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) übernahm die MPG am 26. Februar 1948 in Göttingen nicht nur ein schwieriges historisches Erbe, sondern auch die einmaligen Gründungsprinzipien und die Erfolgsmechanismen ihrer Vorläuferin. Auf einem Festakt in der Akademie der Künste in Berlin, dem Ort der konstituierenden Sitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, halten Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Prof. Dr. Rogers Hollingsworth von der University of Wisconsin die Festvorträge zum Jubiläum.
Nach dem Tod Harnacks 1930 folgte Max Planck, formals „beständiger Sekretär“ der Gesellschaft in das Amt des Präsidenten der KWG, das er bis 1936 bekleidete. Zur Wiederwahl stellte er sich auf Druck der Nazis nicht mehr. Unter seinem Nachfolger Carl Bosch wurde die Gesellschaft endgültig gleichgeschaltet. Nach dessen Tod im Jahr 1940 garantierte der Industrielle und Hitler-Finanzier Albert Vögler die Verwicklung der Kaiser-Wilhelm-Institute in die Rüstungs- und Rassenforschung und in die Expansionspolitik des Dritten Reichs.
Nach dem Kriegsende wurde von Göttingen, der Notunterkunft in den letzten Kriegsjahren, aus unter der Führung von Ernst Telschow die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wieder aufgebaut. Max Planck übernahm als kommissarischer Präsident erneut deren Leitung, danach wurde er durch den aus der Internierung zurückgekehrten Otto Hahn ersetzt. Die Alliierten ermöglichten die Reorganisation der belasteten Organisation, bestanden jedoch angesichts der Kooperation von Wissenschaftlern der KWG mit dem NS-Regime auf deren Auflösung und einen neuen Namen. Am 11. September 1946 erfolgte in Bad Driburg die Umbenennung in „Max-Planck-Gesellschaft“. Ihre endgültige Wiedergründung erfolgte am 26.02.1948 in Göttingen. Max Planck wurde zu ihrem Ehrenpräsidenten ernannt.
Wenn am Dienstag der Festakt zum Jubiläum der KWG/MPG stattfindet, wird auch die Geschichte dieser einzigartigen deutschen Forschungsinstitution im Mittelpunkt stehen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich ab 1997 ihrer Geschichte gestellt, mit einer unabhängigen Historikerkommission um Reinhard Rürup (TU Berlin) und Wolfgang Schieder (Universität Köln) die Aufarbeitung der Verbrechen ihrer Vorgängerin vorangetrieben und stellvertretend für die KWG und die Verdrängung in der Nachkriegszeit die Verantwortung übernommen.
Die Max-Planck-Gesellschaft zählt heute weltweit zu den einflussreichsten Forschungsinstitutionen bester wissenschaftlicher Reputation. Weitere zahlreiche Nobelpreisträger sind aus ihren Reihen gekommen. Durch die öffentliche Finanzierung ihrer Grundlagenforschung ist sie von „Drittmitteln“ unabhängiger als die KWG. Und über zahlreiche Kooperationen mit der universitären Forschung, den „Max-Planck-Forschungsgruppen“, gibt sie ein wenig an Humboldtschem Bildungsideal zurück, von dem sie auch nach ihrer Neugründung befreit war.
Aktueller Literaturtipp: Ernst Peter Fischer, 2011: Wie ein Theologe den Kaiser munitionierte, in: bild der wissenschaft, 47, 1/2011, 82 – 86
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