Christoph Poth – „Der Urknall-Skandal“ ist am Ende
Im Dezember 2013 hatte RelativKritisch über das Machwerk „Der Urknall-Skandal“ von Christoph Poth und über dessen „Seltsame Werbung im Spektrumverlag“ berichtet. Nach einem halben Jahr ist das Projekt des Aachener crank offensichtlich gescheitert und hat sich, wie seinerzeit bereits prophezeit, zu einem ökonomischen Flop entwickelt.
Die bisher verifizierbaren Kosten für Poths Produktplatzierung und dessen engagiertes Marketing belaufen sich roundabout auf € 10.000, wobei wesentliche Fixkosten wie die Produktionskosten für die Drucksache und die YouTube-Clips unbekannt sind und in diese Berechnung daher nicht einfliessen konnten.
Da Christoph Poth seinen „Urknall-Skandal“ exklusiv unter eigener Kontrolle als „Urknall2013“ beim Internethändler „amazon“ verkauft, lassen sich auch die Verkaufszahlen seines Machwerks recht zuverlässig abschätzen. In den Monaten Dezember 2013 bis Mai 2014 hätte Christoph Poth demnach ca. 400 Bücher verkaufen müssen, um die bekannten Investitionen auszugleichen. Das entspricht einem Verkaufsanteil von ca. 20 Exemplaren pro Woche. Davon ist der Autor zur Zeit selbst nach konservativer Schätzung weit entfernt. Der Mittelwert seines „Amazon Bestseller-Rang“ bewegt sich stabil absteigend mittlerweile bei einem Wert von ca. „200.000“, einem Wert für den der Verkauf auch nur eines Buchs recht zufällig und keineswegs mehr wirtschaftlich rational kalkulierbar ist.
Einen wesentlichen Anteil an dem Niedergang des Pothschen crank-Projekts dürfte die aktive Korrektur seiner Anzeigenschaltungen in der Astronomiezeitschrift „Sterne und Weltraum“ durch die Rezension des Astrophysikers Dominik Elsässer in der Mai-Ausgabe des Journals gehabt haben.[1] Im gleichen Zeitraum stellte Christoph Poth überstürzt auch die Entwicklung weiterer Youtube-Clips zu den Inhalten seines Buchs ein, wie sein Mediengestalter anfang Mai gegenüber RelativKritisch bekannt gab.
Fassen wir aber noch einmal die Ereignisse seit Dezember 2013 kompakt zusammen, wie sie die Redaktion in den Kommentaren zu dem ursprünglichen Text sukzessive ergänzt hat. Diese Inventur steht dann auch für alle interessierten Leserinnen und Leser in der RelativKritisch E-Edition zur Verfügung.
Redaktion | 5. Dezember 2013, 23:43:
Der Autor von „Der Urknall-Skandal“ hat inzwischen eine eigene Webseite für die Vermarktung seines Buchs eingerichtet. Unter der URL der-urknall-skandal.de eröffnet der „Aachener Forscher“ einen etwas tieferen Blick auf sein pseudowissenschaftliches Crank-Werk. Mit Datum 22.11.2013 hat Christoph Poth auch ein Communiqué für die Presse erstellt, das keinen Raum für Spekulationen mehr offen lässt.
Christoph Poth will nach seinen mutigen Aussagen „dem Weltbild der Astrophysik ein fulminantes Ende“ setzen: Der „Aachener Wissenschaftler riskiert nun den Aufstand.“
Mit dieser Mission katapultiert sich Poth recht gekonnt jedoch nur in die Konkurrenz mit anderen einseitig schwerstbegabten Irrationalisten: „Skandalös ist für ihn nicht nur das Beharren der Kosmologie auf einer allzu „leicht“ zu widerlegenden Theorie, sondern die Art, wie mit kritischen Denkern und Wissenschaftlern bis heute verfahren wird ‐ mit den Mitteln der Bloßstellung, Isolierung und Diskreditierung würden sie ins wissenschaftliche Abseits gestellt.“ Auf dem Crackpot Index von John Baez kann Poth seine verdienten Punkte jedenfalls locker hochzählen.
Der Autor des „Urknall-Skandal“ bleibt jedoch sowohl auf seiner Webseite wie in seiner „Pressemeldung“ die Information schuldig, in welcher naturwissenschaftlichen Disziplin er als „deutscher Wissenschaftler“ und „Aachener Forscher“ ausgebildet wurde. Als Ersatz benennt er die Aachener Journalistin Kerstin Pinger als seine Agentin für die „Presse‐ & Öffentlichkeitsarbeit“. Möglicherweise kann die, nach den bisherigen Präsentationen von Herrn Poth ohne Zweifel gut honorierte, PR-Beraterin den Schleier der Wahrheit über den extrem wissenschaftlichen Kompetenzen von Christoph Poth lüften.
Redaktion | 18. Dezember 2013, 23:25:
Nach der bereits verlinkten Anzeigenpreisliste Nr. 39 des Spektrumverlags (gültig ab 01.11.2013), ist die 1/1-Seite für € 2080,– zu haben. Eine weitere Investition von Christoph Poth, die möglicherweise das doch schleppend verlaufende Weihnachtsgeschäft seines deutlich pseudowissenschaftlichen Machwerks ankurbeln soll. Bislang hat der exklusive amazon-Verkäufer in eigener Sache lediglich eine nicht besonders empfehlenswerte, eher bemühte Kundenrezension provoziert. Und selbst auf den einschlägig bekannten Esoterikseiten herrscht über das Produkt von Poth ausschliesslich Stillschweigen.
Redaktion | 13. Januar 2014, 19:29:
Auch durch die mehrfache Anzeigenschaltung in der „SuW“ kann Poth eventuell Rabatte erzielen. Diese betragen je nach Malstaffel zwischen 5 und 20% bei 3 bis 12 Ausgaben innerhalb 12 Monate.
Redaktion | 20. Februar 2014, 23:34:
Die Schaltung einer ganzseitigen Anzeige auf Seite 105, zum dritten Mal in Folge in der Rubrik „Neu erschienen“ in der Ausgabe 03/2014 von „Sterne und Weltraum“ durch Poth gebar eine Neuerung. Gegenüber den Vormonaten ist die Anzeige in der „SuW“ im Text reduziert und um eine Grafik modifiziert, die einen Erstentwurf seiner YouTube-Animationen bewirbt. Neben dem bereits verlinkten ersten Clip auf YouTube, hat Christoph Poth auch noch weitere Aktivitäten entwickelt.
Poth nahm die Diskussion um einen neuen Artikel des populären theoretischen Physikers Stephen W. Hawking, der am 22.01.2014 auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht wurde, zum Anlass, sein Buch „Der Urknall-Skandal“ in einer zweiten und erweiterten Auflage bei amazon.de anzubieten. Auf seiner Produktwebseite der-urknall-skandal.de wurde diese nicht gerade kundenfreundliche Produktänderung mit dem Header „Die Lösung für Stephen Hawkings Problem. Es gibt keine Singularitäten!“ angekündigt und legitimiert. Wie andere wissenschaftliche Aussenseiter springt Christoph Poth offenbar auf die vorschnell gezogene Schlussfolgerung an, Stephen Hawking habe mit seinem Aufsatz “„Informationserhaltung und Wettervorhersage für Schwarze Löcher““ (im Original: „Information Preservation and Weather Forecasting for Black Holes“) die Existenz und die physikalischen Ursachen Schwarzer Löcher bestritten. Eine Interpretation, die durch die Überschrift des Artikels „Stephen Hawking: ‚There are no black holes’“ (Deutsche Übersetzung durch „Spektrum“) bei nature am 24.01.2014 befördert wurde. Eine Konsequenz, die weder die spezialisierte jahrzehntealte Diskussion um das „Black Hole Information Loss Problem“ versteht, noch die laufende und keineswegs abgeschlossene Bewertung des aktuellen Artikels von Hawking wahrnimmt. Die erweiterte Auflage ist ab Mitte Februar 2014 über Poths Vertriebskanal bei amazon.de erhältlich. Dieser schnelle Auflagenwechsel nach der Produkteinführung vor einem Vierteljahr, zeigt zwar die Flexibilität des modernen Digitaldrucks, wirft aber dennoch die Frage auf, in welcher Stückzahl Poth seine Druckwerke vorrätig hält und welche Restbestände nun unverkäuflich geworden sind.
Der Seitenumfang der zweiten Auflage ist gegenüber der Erstauflage um sieben auf 184 Seiten erweitert worden. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass Poth sein Machwerk lediglich um ein Kapitel zur aktuellen Diskussion um Stephen Hawking ergänzt hat. Im Zweifel muss ein treuer Bestandskunde erneut den vollen Preis für diese marginale Aktualisierung aufbringen, um auf der aktuellen Höhe der Pothschen Erkenntnisse zu bleiben.
Als weiteren Meilenstein hat Christoph Poth mit der Veröffentlichung einer Reihe von Clips auf YouTube begonnen, die Kernaussagen seines Buchs medial darstellen und offensichtlich einer breiteren Öffentlichkeit nahebringen sollen. Auch dieses Element seiner Vermarktungsaktivitäten ist inzwischen in der Webpräsenz „der-urknall-skandal.de“ integriert. Die Clips wurden zur Realisierung als Auftrag an Jochen Brüsseler, einen Mediengestalter aus Herzogenrath vergeben. Brüsseler bezeichnet diesen Auftrag als ein „neues Großprojekt“:
Dies ist der erste Teil einer Reihe von Animationen für eine größere Dokumentation, die ich für und unter Anleitung sowie den Vorgaben von einen Astronomen machen darf. Hier geht es darum darzustellen, was nach seiner Theorie passiert, nachdem ein roter Riesenstern kollabiert und zu einem partiellen schwarzen Loch wird. Es folgen noch einige Teile zu anderem Themen, die er in einem Buch veröffentlicht hat und später soll daraus ein komplette filmische Dokumentation werden.
Für den Herzogenrather springt neben dem normalen Salär auch eine zusätzliche Referenz heraus:
Die jetzt folgenden Projekte zur Dokumentation darf ich zudem hier direkt veröffentlichen.
Zur Zeit ist keine aktuelle Preisliste des Mediengestalters bekannt, die eine Kalkulation der Poth entstandenen Kosten für die Dienstleistungen Brüsselers erlaubt. Der reale finanzielle Einsatz Christoph Poths für die Clips bleibt daher ein offener Faktor, auch wenn viele weitere Teilkosten wie für den prominenten Sprecher und die Filmusik rekonstruierbar sind. Zu diesen Fixkosten muss auch noch der erhebliche Zeitaufwand gerechnet werden, den der Aachener für diese fortlaufenden begleitenden Aktionen betreibt. Poth hat seinen YouTube-Channel im Rahmen des seit Anfang 2012 für alle YouTube-Mitglieder geöffneten „Partnerprogramms“ zur „Monetarisierung“ aktiviert, wodurch er die Schaltung von Werbung in seinen Clips zulässt und zumindest geringfügige Einnahmen verzeichnen kann, die sich an der Zahl der Aufrufe bemessen. Diese Form der Refinanzierung dürfte jedoch kaum nennenswert werden.
Jochen Brüsseler ist für das finishing der clips verantwortlich, für die Animationen, die Effekte und den Schnitt. Wesentliche Bestandteile werden ihm jedoch zugeliefert. So die 3D-Animationen aus der Werkstatt der IOvis GmbH und damit vermutlich direkt von Christoph Poth. Der Mediengestalter äussert sich zudem:
Highlight an der Sache ist nicht nur alleine der Spaß an der Sache und an einem spannenden Thema, sondern auch, daß wir Reiner Schöne mit seiner markanten Stimme als Sprecher gewinnen konnten.
Reiner Schöne ist ein bekannter deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Sänger, Songwriter und Autor. Reiner Schöne ist über die Agentur „Stimmgerecht“ in deren Tonstudio zum aktuellen Preis für € 120,– die Stunde für Sprecherleistungen buchbar.
Neben einem professionellen Sprecher leistet sich Poth auch eine musikalische Untermalung im Rahmen seiner Projektvertonung. Die Hintergrundmusik zu seinen Clips bezieht Christoph Poth kommerziell aus dem Musikkatalog der Berliner Firma TerraSound von Dag Reinbott Die einfache Lizenz ist für € 60,– zu haben und umfasst als Anwendungbeispiel die „gewerbliche Nutzung im Internet (z.B. Webseiten, Online-Shop, Youtube)“ Poth hat für seinen ersten Clip die Filmmusik „Rise of the Phoenix“ in der Version „ohne Chor“ gewählt: „Super für Werbung oder Dokumentationen“ und „als Hintergrundmusik für anspruchsvolle Websites geeignet“.
Der erste Clip der angekündigten Serie wurde am 09.02.2014 und am 19.02.2014 auf dem YouTube-Channel von Jochen Brüsseler und am 10.02.2014 und am 17.02.2014 auf den YouTube-Channels von Christoph Poth hochgeladen (die jeweils späteren Datumsangaben beziehen sich auf Uploads zu einer aktuellen Version). Der trägt den Titel „Partielles schwarzes Loch“ und betrachtet eine der von Poth behaupteten, in wissenschaftlicher und verdienstvoller Eigenleistung entwickelten, astrophysikalischen Entdeckung. In der Realität sind die Clips zwar blanker Unsinn, aber geeignet auch ohne den Kauf von Poths Buch einen repräsentativen Einblick in seine absurden pseudophysikalischen Konstruktionen zu gewinnen. Und sie leicht widerlegen zu können.
Redaktion | 21. Februar 2014, 22:54:
Totale Verkaufszahlen des Buchs „Der Urknall-Skandal“ sind bislang nicht bekannt. Da Christoph Poth sein Machwerk exklusiv beim Internetbuchhändler amazon.de vertreibt, erlaubt der „Amazon Bestseller-Rang“ (amazon sales rank) gewisse Rückschlüsse auf die abgesetzten Stückzahlen. Der „Verkaufsrang“ eines Buchs wird von amazon sprachraumbezogen relativ zu allen Verkäufen in einer Produktsparte ermittelt. Und das in gestuften Rangbereichen mit unterschiedlichen Aktualisierungszeiträumen. Im Internet wird bei der Diskussion des „amazon sales rank“ davon ausgegangen, dass der relative Rang eines Produkts bis zum Wert 10000 stündlich, bis zum Wert 100000 wöchentlich und die weiteren Ränge monatlich neu berechnet werden. Ausreisser werden auch ausserordentlich aktualisiert. Im November 2013 erreichte Poth einen Bestseller-Rang von „162155 in Bücher“ (Stand: 28.11.2013). Im Februar 2014 oszillierte der Rang zwischen „169388“ (Stand: 13.02.2014) und „117945“ (Stand: 21.02.2014) Nach den Schätzungen der Autoren, die sich mit dem „amazon sales rank“ beschäftigen, korrelieren Ränge um 100000 mit etwa einem bis sechs verkauften Exemplaren pro Woche. Bei einer Preisbindung von € 24,90 hat Christoph Poth nach einem Vierteljahr damit vor Steuern etwa zwischen € 300,- und 1800,- eingenommen.
Redaktion | 15. März 2014, 16:49:
In der Ausgabe 04/2014 von „Sterne und Weltraum“ setzt der Aachener Autor Christoph Poth die kommerziellen Anzeigenschaltungen für sein Buch „Der Urknall-Skandal“ fort, wiederum auf Seite 105 in der Rubrik „Neu erschienen“.
Gegenüber den Vormonaten ist die Anzeige in dieser Ausgabe auf eine Drittelseite im Format „77 mm * 303 mm“ reduziert, die mit Kosten von € 802,– zzgl. MWST verbunden ist und von Christoph Poth bereits beim Einstieg in seine Vermarktungsaktivitäten im Dezember 2013 gewählt wurde. Mit dem Formatwechsel wird der tatsächliche Rabatt für die ganzseitigen Anzeigen in den Ausgaben Januar bis März nach der Anzeigenpreisliste Nr. 39 von „Sterne und Weltraum“ vermutlich auf 5 % eingrenzbar, der sich aus der Malstaffel von drei Anzeigen innerhalb von 12 Monaten ableiten lässt. In der neuen Anzeige werden die seit Februar 2014 neu angebotene 2. Auflage des Buchs und erneut die YouTube-Animationen von Poth beworben, deren bisher einzige Realisierung bislang ca. 1200 Aufrufe verzeichnet (Stand: 15.03.2014).
Der „Verkaufsrang“, der „amazon sales rank“ von „Der Urknall-Skandal“ war in den letzten Wochen im stetigen Sinkflug. Auch die monatlichen Anzeigenschaltungen werden daran nichts ändern, solange Christoph Poth nicht selbst in Diskussionen über sein Machwerk einsteigt.
Redaktion | 13. April 2014, 23:24:
Die Astronomiezeitschrift „Sterne und Weltraum“ hat in ihrem aktuellen Heft auf die an sie vermittelte Kritik angesichts der peinlichen Veröffentlichung Pothscher Anzeigen endlich reagiert. Mit dem scharfen Verriss des Machwerks durch den Astrophysiker Dominik Elsässer in der Rubrik „Neu erschienen“ – zieht der Spektrumverlag zumindest inhaltlich einen Strich unter die Aktivitäten seiner Marketingabteilung. Der Würzburger Physiker Elsässer ist nicht nur als regelmässiger Rezensent der „SuW“ bekannt. Elsässer ist auch in der Wissenschaftskommunikation des Heidelberger Haus der Astronomie präsent.
Mit Dominik Elsässer hat der Spektrumverlag einen routinierten Rezensenten und erstklassigen Astrophysiker ins Rennen geschickt, um die undankbare Aufgabe zu erledigen, ein an sich auf den eigenen Seiten eher nicht zu besprechendes Produkt eines „crank“ in die gebührenden Schranken zu weisen. Der Autor Christoph Poth hat diese Reaktion durch seine anhaltenden Anzeigenschaltungen in der „SuW“ letztlich selbst provoziert. Dominik Elsässer nimmt zu Beginn seiner Besprechung auch kein Blatt vor den Mund, um die Motivation für seine Rezension eindeutig herauszuarbeiten:
Dem geneigten Leser von »Sterne und Weltraum« werden in vergangenen Ausgaben dieser Zeitschrift vermutlich bereits Werbeanzeigen zu dem hier zu besprechenden Buch aufgefallen sein. […] Auch wenn die fachliche Begutachtung originärer und vorgeblich wissenschaftlicher Ideen vielleicht eher in das Aufgabenfeld des »Peer review« als in das einer Buchbesprechung fällt – auf Grund des auf breite Interessentenschichten ausgerichteten Marketings folgt nun eine kritische Auseinandersetzung.
Poths Buch ist nach Ansicht des Rezensenten eine Ansammlung „bloßer Anekdoten […], deren Wahrheitsgehalt sich nicht prüfen lässt“ sowie „ein phänomenales Sammelsurium an Fehlvorstellungen und falschen Unterstellungen.“ Aufgrund von Platzmangel beschränkt sich Elsässer in seiner Replik dabei auf die fehlerhafte Interpretation der Hintergrundstrahlung durch Poth oder die mangelhafte Berücksichtigung des Drehimpulstransports bei der Pothschen Betrachtung des dynamischen Sternentods, den der Autor aufgrund mathematischer Spielereien vorzeitig abstoppen und damit seine Beschreibung sogenannter „Partieller Schwarzer Löcher“ begründen will. Eine Vorstellung, die nur gelingen kann, „wenn man wesentliche Aspekte vorsätzlich vernachlässigt“. Elsässer ist der Ansicht, „eine vollständige Auflistung aller Fehler in diesem Werk wäre in etwa so umfangreich wie das Buch selbst“. Verbesserungen oder Korrekturen des Pothschen Machwerks erscheinen dem renommierten Astrophysiker daher hoffnungslos und illusorisch, er kann daher das „vorliegende Werk in keiner Hinsicht irgendjemandem empfehlen“.
Unabhängig von dieser ersten Rezension ist der Aachener Autor Christoph Poth auch in der Ausgabe 05/2014 von „Sterne und Weltraum“ mit einer kommerziellen Anzeigenschaltung für sein Buch „Der Urknall-Skandal“ präsent. Die Anzeige wurde wiederum auf Seite 105 in der Rubrik „Neu erschienen“ geschaltet und umfasst eine Drittelseite im Format „77 mm * 303 mm“, die mit Kosten von € 802,– zzgl. MWST verbunden ist. Die Werbeplazierung ist visuell erneut angepasst, enthält aber keine aktualisierten inhaltlichen Informationen.
Auf dem YouTube-Channel von Christoph Poth ist derzeit keine Bewegung zu sehen, trotz seiner Ankündigung, eine ganze Serie von Clips veröffentlichen zu wollen. Möglicherweise ist das Projekt bereits schon gescheitert. Der langfristige „amazon sales rank“ von „Der Urknall-Skandal“ pendelt sich jedenfalls bei einem Wert um ca. „140000“ ein. Da ist kein Aufbruch, nirgends, nicht bei den Buchkunden und noch weniger sonstwo. Elsässers Rezension zu Poth dürfte damit die einzige Reaktion in einem etablierten seriösen Medium bleiben.
Redaktion | 16. Mai 2014, 23:35:
In der Ausgabe 06/2014 von „Sterne und Weltraum“ fehlt erstmals die monatliche Anzeigenschaltung durch Christoph Poth für sein Buch „Der Urknall-Skandal“. Die zeitliche Nähe zum Abbruch der Realisierung weiterer YouTube-Clips ist signifikant und deutet auf ein finales Ende des Buchprojekts hin. Der Eigenvertrieb seines Machwerks beim Internetbuchhändler amazon und die private Produktwebseite urknall-skandal.de bleiben von dieser Entwicklung bislang unberührt.
Sollte RelativKritisch doch noch ein Rezensionsexemplar von „Der Urknall-Skandal“ erhalten, steht auch einer abschliessenden inhaltlichen Rezension nichts mehr im Wege. Die Dokumentation des Marketings dieses crank-Produkts ist jedoch selbst auf diesem eher ökonomisch abstrakten Level ausreichend, um die Erfolglosigkeit eingebildeter Welträtsellöser nachzuzeichnen. Deren Marginalisierung durch Nichtbeachtung ist an sich der erfolgversprechenste Weg. Cranks outen sich an sich selbst am besten in ihrem wissenschaftlichen Versagen. Gelegentlich muss man ihnen aber auf diesem Pfad etwas nachhelfen.
- Diskutiere über das Ende von Christoph Poth und „Der Urknall-Skandal“ auch im Forum Alpha Centauri!
Anmerkung
- [1] Im Forum astrotreff.de hat Carolin Liefke die Prozesse erklärt, wie diese Rezension zustande gekommen ist: „Leuts, da ich hier ja die Redaktion von SuW ein Stockwerk höher sitzen habe vielleicht mal ein paar Worte zur Klärung. SuW erscheint im Spektrum-Verlag. Der Verlag, der unten in der Stadt sitzt, hat für sowas eine Anzeigenredaktion. Da sitzen Sachbearbeiter, die von Wissenschaft keine Ahnung haben und verkaufen Heftfläche, worüber sich die Zeitschrift mitunter finanziert. Womit der Anzeigenkunde die Fläche füllt, ist ihm überlassen, sobald der Vertrag besiegelt ist, darf (und muß!) dort alles gedruckt werden, was nicht gegen geltendes Recht verstößt. Die Redaktion der Zeitschrift hat keinerlei Einfluß darauf, was in der Anzeige neben einem Artikel steht, den sie erarbeitet und redigiert hat. Sie kann aber ein Rezensionsexemplar kaufen und es DK279 geben, so wie in diesem Fall geschehen“.
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In der Ausgabe 07/2014 von „Sterne und Weltraum“ fehlt zum zweiten Mal in Folge die Anzeigenschaltung durch Christoph Poth für sein Buch „Der Urknall-Skandal“. Der „Amazon Bestseller-Rang“ bewegt sich ebenfalls weiter stabil absteigend. Das bedeutet das endgültige Aus für ein crank-Projekt, dessen Autor „gleich mehrere wissenschaftliche Sensationen“ versprochen hatte und „dem Weltbild der Astrophysik ein fulminantes Ende“ setzen wollte. Am Ende erstaunt, dass Poth zwar keine Kosten, aber die Mühen einer öffentlichen Diskussion zur Verteidigung seiner skurrilen Thesen gescheut hat.
Das erstaunt mich nun irgendwie nicht wirklich.
In der Ausgabe 08/2014 von „Sterne und Weltraum“ fehlt zum dritten Mal in Folge die Anzeigenschaltung durch Christoph Poth für sein Buch „Der Urknall-Skandal“.
Christoph Poth hat sein Projekt endgültig aufgegeben. Ab Ende Juli 2014 ist sein Buch „Der Urknall-Skandal“ beim Internethändler amazon nicht mehr verfügbar.
Christoph Poth: „Der Urknall-Skandal“ bei amazon.de, 25.07.2014
Auch der Vertriebskanal „Urknall2013“, den der Autor für die exklusive Vermarktung seines Produkts bei amazon.de eingerichtet hatte, ist nicht mehr erreichbar. Zeitgleich hat Christoph Poth seine Marketing-Webpräsenz „der-urknall-skandal.de“ von jeglichem content befreit.
Christoph Poth: Webpräsenz für „Der Urknall-Skandal“, 25.07.2014
Wollte nur vermelden, dass dieser Unsinn noch nicht vorbei ist, sondern jetzt eine neue Website (und Facebookseite) hat und aus irgendeinem Grund Werbeemails von Christoph Poth an Mitarbeiter von zumindest (m)einem Universitätsinstitut für Astrophysik geschickt werden.
Ich denke nicht, dass sich so ein neuer Markt eröffnen wird 😉
Der gute Mann scheint aber verzweifelt zu sein.
http://www.einsteins-universum.com
Ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Theoretische Astrophysik der Universität Heidelberg.
Ich habe heute eine E-Mail von Herrn Christoph Poth (contact@einsteins-universe.com) erhalten, die mich auf die Videos des Youtube-Kanals „Einsteins Universe“ aufmerksam machen soll.
Ob alle oder nur einige Mitarbeiter, die auf der Instituts-Webseite aufgelistet sind, angeschrieben wurden, konnte ich noch nicht recherchieren.
Einerseits finde ich die Videos beeindruckend. Sie sind technisch sehr gut gemacht. Andererseits finde ich eben diese Professionalität auch sehr erschreckend. Fachunkundiges Publikum könnte diesen Bullshit dadurch tatsächlich für wissenschaftlich anerkannte Fakten halten.
Hallo mondenschein und Nudel,
vielen Dank für diese aktuellen Hinweise.
Herr Poth hat sich mit seiner Werbemail leider nicht an die Redaktion von RelativKritisch herangetraut. Wir hätten natürlich für unsere weiteren Analysen gerne den Wortlaut, den der crank für seinen Projektrelaunch gewählt hat. Da es sich ganz offensichtlich um keine persönliche Ansprache seitens Christoph Poth handelt, die dem Datenschutz unterworfen wäre, sondern um eine von den Empfängern unangeforderte und weit gestreute Anwerbung als inhaltsgleiche Massenmail (das zeigt der Blick in die heutigen Referrer auf unseren Blog), würden wir gerne um eine Weiterleitung an webmaster [at] relativ-kritisch [dot] net bitten.
Beste Grüsse
RelativKritisch Redaktion
Auf allgemeinem Wunsch, wird der Inhalt des E-Mails von Herrn Poth an die Mitarbeiter des Instituts für Theoretische Astrophysik der Universität Heidelberg (und möglicherweise auch an andere) hier veröffentlicht:
Siehe auch die Kommentare hier: http://www.relativ-kritisch.net/blog/kritiker/der-urknall-skandal-seltsame-werbung-im-spektrumverlag/comment-page-1#comment-27126
Hallo Karl,
weisst Du zufällig, ob es diese 3 YouTube-Filmchen auch als Publikationen gibt ? Wenigstens als arXiv-Preprints, ich will da ja nicht unnötig pedantisch sein.
Freundliche Grüsse, Ralf
Hallo Ralf,
das neue „Projekt“ von Christoph Poth gibt es als e-book, auf das auch seine lächerlichen YouTube-Clips verweisen. „arXiv-Preprints“ wirst du von diesem crank nicht finden. Dafür aber eine Leseprobe, in der sich der Autor, wie in seinem bereits bekannten „Urknall-Skandal“, ausgiebig mit der Diffamierung von Astrophysikern und Kosmologen aufhält, die seit Alexander Unzickers Exzessen offenbar als salonfähig angenommen wird und immer weitere Trittbrettfahrer findet.
Grüsse galileo2609
Heute, 18.5.15 hat Poth sein Buch scheins als freien download auf seiner Seite angeboten. Sollte dies nur kurzfristig sein, ich hab es geholt und kann es für eine Rezession gerne „ausleihen“.
Hallo chaka,
der Projektrelaunch von Christoph Poth hat sich in den letzten Wochen recht dynamisch weiterentwickelt. Dazu in Kürze mehr auf RelativKritisch.
Grüsse galileo2609
Jo!
Man kann sich mit dem Drehimpuls in der ART trefflichst verheddern, vgl:
http://www.quantenforum.de/viewtopic.php?f=7&t=616
Und es gibt halt mindestens zwei Möglichkeiten, damit umzugehen:
1. Man stellt dazu eine (zur Not auch beliebig dumme) Frage in einem (allerdings keineswegs beliebigen) Fachforum.
oder halt
2. Man schreibt gleich ein Buch darüber.
Variante 2 war mir damals zu anstrengend.
Aber das mag jeder halten, wie er will….
Grüsse,
Solkar
[…] den Kommentar der RelativKritisch […]