András Bálint – Das ging in die Hose
Neuerdings wird RelativKritisch ganz ohne eigenes Zutun topaktuell über die Aktivitäten von András Bálint als Einsteinwiderleger per E-Mail informiert. So fand sich, nolens volens, die Bálintsche Empörung über die Forschungsergebnisse zum Doppelsternsystem PSR J0348+0432 in unserem Postfach ein. Sein Ärger über die allgemeinverständliche Erklärung von Paulo Freire vom Bonner Max Planck Institut[1], dass sich „Einsteins Vorhersagen ziemlich gut behauptet haben“, war so gross, dass Herr Bálint ihn getrübten Blickes zum Paolo Freie umtaufte und sich sein letztes Hemd als „ziemlich gute Hose“ verkehrt herum anzog. Ein amüsantes Beispiel dafür, was passiert, wenn die Relativitätstheorien Einsteins einem Schafhirten aus der ungarischen Tiefebene in die Hände fallen, den es als autodidaktischen Künstler und Philosophen nach Wien verschlagen hat.
Herrn Bálints Verständnis für Physik reicht nicht weiter als bis zur Farbe, die ihm vom Pinsel auf die Schuhe tropft. Doch als selbsternannter Philosoph meint er sich Gedanken über die Welt, speziell über die Physik machen zu müssen. Viele Gedanken. In seinem Fass (πίθος) reicht sein Blick, da hilft ihm kein Drehen und Wenden, bis zur nächsten Daube vulgo bis zum nächsten Brett vorm Kopf. In dieser Tiefe übersteigen kosmische Distanzen ebenso seine Vorstellungskraft, wie moderne Präzisionsmessungen oder etwas so simples wie Koordinatensysteme. Nicht als Philosoph, sondern als Antiphilosoph macht er sich zum Mass aller Dinge. Was er nicht zu verstehen in Lage ist, versteht niemand. Mit solcher Arroganz ausgestattet, sind für Bálint die modernen Physiker einschliesslich Einstein ebenso unfähig, wie er selbst. Einstein ist ein Pseudowissenschaftler, der als „Magier“ seit hundert Jahren die Menschheit mit seinen Tricks getäuscht hat. Die modernen Physiker, die an Einsteins Theorien glauben, sind – unwissentlich? – Betrüger. Sicherlich aber Idioten. Wer sich die Bálintschen Absurditäten, zum Schrecken oder der Erheiterung, antun möchte: Seine Texte finden sich auf seiner Webseite[2] als Presseseminare und -mitteilungen.
Natürlich ist Bálint auch schon bei der Krawallbloggerin Jocelyne Lopez angekommen und von ihr auf den Bretterzaun der ehemaligen GFWP-Seite geklebt worden[3]. Gleich und gleich gesellt sich eben gern. Fast gleich. Lopez ist gerade dabei, im Forum von Harald Maurer alle Negativrekorde der Stümperei zu brechen. Da muss Bálint noch aufholen. Aber er verbessert sich von Presseaussendung zu Presseaussendung. Bis jetzt wurde Bálint nicht einmal ignoriert. Im Ringen um Aufmerksamkeit werden seine Texte aggressiver und er betreibt „Direct marketing“ per E-Mail.
Schon 2008 hat sich Bálint in einem Interview[4] mit der praktischen Philosophin Irmgard Klammer für ihre Sendung „Philosophie im Gespräch“ (Okto TV) darüber beklagt, dass „die Wahrheit leicht zu sagen, aber schwer zu glauben ist“. In der Tat ist der Physikunsinn Bálints nicht nur schwer zu glauben, sondern er ist unglaublich. Zwischenzeitlich hat Bálint ebenfalls eine eigene Sendereihe „Art Movement“[5] im Okto TV, die er gemeinsam mit seiner langjährigen Partnerin und Künstlerin Hansi „Johanna“ Hubmer[6] gestaltet. Bálint wäre gut beraten, die Finger von der Physik zu lassen und sich auf seine Kunst zu konzentrieren. Doch leider wird der nächste Rundumschlag gegen die Physik nicht lange auf sich warten lassen. Als Künstler mag er etwas taugen. Zumindest ist das auch eine Frage des Geschmacks. Als Physiker ist er eine Katastrophe. „Si tacuisses, philosophus mansisses.“
- Diskutiere mit anderen Benutzern über „András Bálint – Das ging in die Hose“ im Forum von Alpha Centauri.
Anmerkungen
- [1] Die Welt: Relativitätstheorie hält extremem Härtetest Stand.
- [2] Art Movement: András Bálint – Aktuelles
- [3] András Bálint im Blog der ehemaligen GFWP.
- [4] Okto TV: Interview mit András Bálint für die Sendereihe „Philosophie im Gespräch“ mit Irmgard Klammer. Erstausstrahlung am 10. Juli 2008.
- [5] Okto TV: Die Sendereihe „Art Movement“ gestaltet und produziert von András Bálint und Hansi Hubmer.
- [6] Webseite der Künstlerin Hansi „Johanna“ Hubmer
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Da habe ich ein eigenes Wort für: Misosoph.
Ich krieg diese Post ja auch ständig. Aber ist es wirklich notwendig, so einen Artikel darüber zu schreiben, der im wesentlichen aus „Der Typ ist dumm!“ besteht? Damit ist auch niemandem geholfen; das zementiert höchstens den schlechten Ruf, den Wissenschaftler sowieso schon haben…
Hallo Florian,
bei wem haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen zementierbaren „schlechten Ruf“? Bei crackpots, Klimaleugnern, Einstein-Gegnern, Kreationisten, Maschinenstürmern etc.? Also bei der hard-core Fraktion? Oder bei Konsumenten solcher Schmalspurphilosophie, die aus jedem artistischen Unfug noch einen Hype für die nächste Cocktailparty generieren können? Oder gar bei den gemeinen Menschen wie du und ich?
Ungeachtet des kulturellen impacts von András Bálint in der ihm möglicherweise zugeneigten Szene, verbreitet der Künstler nicht nur grenzdebilen Unsinn zu PSR J0348+0432 oder zur Sofi von 1919, sondern fundamentalistisch motivierte Wissenschaftsfeindlichkeit. Er reiht sich damit, ohne ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen zu können, in die Reihe der geriatrischen Ideologen ein, die einen Widerspruch durchaus vertragen können.
Grüsse galileo2609
Hallo Herr Freistetter,
wie hätten Sie’s denn anders gemacht, aussitzen/ignorieren?
Ein Wissenschaftsblog (auch dort hab ich schon genug „personalisierte“ Abtausche mit bestimmten „Klienten“ gelesen) ist nicht zu vergleichen mit einem Blog, dessen Umfeld die Physikbasher sind, hier geht’s nicht um den Vergleich nur alternativer Theorien, sondern um eingefleischte Antiwissenschaft, zumal der Schwachsinn gelobt und verbreitet wird.
Voll nach Ansage, wenn’s sein muß – dann Sezierteller.
Mit einem Misologen (Kant: Vernunfthasser) ist nicht sachlich zu diskutieren, er hat ja nichts vernünftiges zu bieten – Misosophie (W.T. Krug 1827) ist nur schlimmer.
Grüße Senf
Ja, einfach ignorieren. Spinner gibt es genug und ich denke es wäre zielführender, sich auf die zu konzentrieren, die halbwegs relevant sind und dann einigermassen sachlich zu antworten und keinen reinen „Du bist doof“-Artikel zu schreiben.
Hallo Florian,
Dass der Artikel unsachlich ist und sich auf „Du bist doof“ beschränkt, weise ich als ungerechtfertigt zurück. In Anbetracht der Umstände ist der Artikel, im Gegenteil, sachlich und er beleuchtet das Umfeld des Protagonisten.
Im konkreten Einzelfall gilt es immer abzuwägen, ob es zielführender ist zu ignorieren oder aufzuklären. Wir wollen jedoch die Bühne, und in der Folge die Meinungshoheit, nicht jemandem überlassen, der keine Ahnung hat und wissenschaftsfeindliche Propaganda betreibt. Jeder Produzent eines öffentlichen Auftritts muss mit Kritik rechnen. Ist die Produktion schlecht, eben mit vernichtender Kritik.
Dass der Artikel den schlechten Ruf zementiert, den die Wissenschaft sowieso schon hat, halte ich für absurd. Ich teile die pauschale Aussage nicht, dass die Wissenschaft sowieso schon einen schlechten Ruf hat. Für jenen Gruppen, wo sie tatsächlich aufgrund von Fehl- und Desinformationen einen schlechten Ruf hat, bzw. eine Tendenz besteht, sie negativ zu bewerten, ist ja gerade die Aufklärung gedacht. Aufklärung, die diesen Namen auch verdient, kann den Ruf, den die Wissenschaft hat, nur verbessern, nicht verschlechtern.
Bisher hatte ich den Eindruck, daß Astronomen zu den Astrologen auch nicht immer nett sind.
Wenn einer so was schreibt „Die MitarbeiterInnen der Max-Planck-Institute und die VertreterInnen der offiziellen
Theoretischen Physik haben 34 Jahre lang „herumgelogen“, um den Hokuspokus Einsteins zu retten. Dieser Hokuspokus wurde auch bis Heute nicht bewiesen.“,
aber mangels Durchblick keinen vernünftigen Grund vorbringen kann, müssen Physiker zu dem Besserwisser auch nicht nett sein.
Woher weis er das mit den 34 Jahren 😉
Hallo Karl,
das ist natürlich auch viel zu stark vereinfacht formuliert, gibt aber doch etwas das Bild wider, welches durch den Artikel entstanden ist.
Wobei wie ich es verstanden habe ja auch Florian keineswegs abstreitet, dass Herr Bálints über derartig unzureichende Kenntnisse der Naturwissenschaften verfügt, dass Herr Bálints gar nicht qualifiziert ist, Beurteilungen über Naturwissenschaftler zu tätigen, so dass solche Beurteilungen ohnehin entsprechend wertlos sind.
Man hätte sich meiner Meinung nach bei gewissen Witzeleien und Wortspielen zurückhalten können; aus sachlicher Sicht sind Äusserungen wie „wenn die Relativitätstheorien Einsteins einem Schafhirten aus der ungarischen Tiefebene“ oder „In der Tat ist der Physikunsinn Bálints nicht nur schwer zu glauben, sondern er ist unglaublich.“ natürlich nicht zielführend.
Andererseits hat es sich in der Vergangenheit – leider – gezeigt, dass solche Personen ebensowie ihre Anhängerschaft gerade solche Aussagen viel besser verstehen als das Fachargument, gegen das sie typischerweise „immun“ sind.
Freundliche Grüsse, Ralf
Hallo Ralf,
Herr Bálint bezeichnet sich selbst oft und gerne als „Schafhirte aus der ungarischen Tiefebene“.
Das ist eine wahre und sachliche Aussage. Ich sehe keine Veranlassung, den Unsinn von Herrn Bálint auch noch zu loben.
Bálint benutzt diese Selbstbezeichnung nahezu durchgängig, und gerne variiert, in seinen SPAM-Mails:
András Bálint – SPAM-Aussendungen
Diese Selbstigmatisierung hat natürlich System. Sie soll suggerieren, dass auch einfachst gestrickte Menschen den vorgeblichen „Betrüger Einstein“ entlarven können. Das durchgängige Muster seit den 1920er Jahren ist, dass allein der sogenannte gesunde Menschenverstand ausreicht, um die Ansprüche der Wissenschaft an den Intellekt zurückweisen zu können. Diesem Populismus erlagen nicht nur die Zeitgenossen Einsteins, er wird auch zu unseren Lebzeiten reichlich geschürt. Schafhirten, Tippsen oder die Hausfrau Mrs. „de“ (Hilster) aus den NPA-Suburbs:
Die Reibung an allgemein akzeptierten Idolen ist ein bevorzugtes Medium für Versager, um sich aus der unerträglich empfundenen Erniedrigung der Mittelmässigkeit zu befreien. Da die verfügbaren Bordmittel aber in der Regel für die intellektuelle Herausforderung nicht ausgelegt sind, degenerieren solche Ansinnen nahezu zwangsläufig in Diffamierungen der ausgedeuteten Referenzpersonen. András Bálint ist ein weiteres schillerndes Beispiel für diesen abstossenden Prozess.
Grüsse galileo2609
Hallo galileo, hallo Karl,
danke schön für die Klarstellung. Ich hatte irgendwie gehofft, dass es irgendwie doch anders wäre …
Freundliche Grüsse, Ralf
Die Grenze zwischen schlicht zu ignorierendem und gerade noch des Debunkings wertem Unfug ist doch recht einfach zu ziehen:
Wird in einer reviewfähigen Arbeit ein überprüfbares Ergebnis vorhergesagt oder nicht?
Bei den einschlägigen Arbeiten Prof. Thims, Dr. Engelhardts und sogar Dr. Langes trifft das Kriterium zu; dass jene Arbeiten erwartungsgemäß glatt durchgefallen sind, macht eben jenes Debunking noch nicht per-se überflüssig.
Z.B. auf die „Findungen“ jenes András Bálint trifft jenes Kriterium aber nicht zu, also kann jene getrost ignorieren.
[…] [1] RelativKritisch: András Bálint – Das ging in die Hose […]
Und nicht die Frist 10.Sep aus Mitteilung 15 verpassen 😉
„Der Termin der Widerlegung des Äquivalenzprinzipes wird noch bis 10. September 2013 verlängert, dass den RelativistInnen genügend Zeit zur Verfügung steht.“
Hier beschmunzeln http://www.artmovement.at/presse15_2013.html
Heute nun ist es also endlich soweit… *freu*
Der Nichtrommelwirbel erreicht rekordverdächtig niedrige Dezibel-Zahlen und bei jeder Journaille fällt der Nichtabdruck sofort nicht ins Auge, aber auch sowas von „nicht“!
*buuuähhhh* *schnief*
Nun hatte ich mich sooooo auf die schafsinnige Widerlegung der SRT gefreut, und nun konnte er anscheinend doch nicht liefern, der András Bálint, der Experte, der….
Hallo Solkar,
ich habe Bálints „Widerlegung“ der ART schon gesehen (demnächst bestimmt auch auf seiner Website sichtbar)!
Bálint kann sich jederzeit intellektuell mit einem 15jährigen ungarischen Zackelschaf (Ovis aries strepsiceros Hungaricus) messen.
Ovis aries strepsiceros Hungaricus
Und mit der zickenden Tippse von Engelhardt sowieso.
Grüsse galileo2609
Da wäre ich mir nicht so sicher….
Sinngemäß nach Leonie Swann: „Garou: Ein Schaf-Thriller. Goldmann. 2010“
Die Bálintsche „Widerlegung“ des Äquivalenzprinzips ist jetzt online
Grüsse galileo2609
Und? Hatte die Ziege etwa nicht gesagt, dass es etwas mit der Farbe Grün zu tun hat?