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Albert Einstein – Vom Sockel gestossen

von Redaktion am 25. November 2010

„Einstein ist relativ weg“ titelte das Kulturportal Brandenburg am 18. November 2010. Anlass dieser Meldung war das ungeklärte Verschwinden der weltweit einmaligen Bronzeskulptur Einsteins vom Gelände des „Greenparks“ an der Ruhlsdorfer Strasse 95 in Stahnsdorf, Brandenburg. Der Verbleib der Statue, die auf der Landesdenkmalliste von Brandenburg verzeichnet ist, besorgt nicht nur Denkmalschützer, sondern auch ehemalige Physiker des in Stahnsdorf zu DDR-Zeiten ansässigen Halbleiterinstituts. Zu wechselvoll war die Geschichte dieser „Einstein-Ikone“, um sie einfach so als verloren abzuschreiben.

Einstein-Statue in Stahnsdorf, um 1960

Einstein-Statue in Stahnsdorf

Die Informationen zur Entstehungsgeschichte des Denkmals sind spärlich. Die lebensgrosse Einstein-Statue in Stahnsdorf wurde Ende der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts von einem Künstler aus Bautzen geschaffen.
Modell stand nicht der lebende Einstein, sondern eine etwa 20 Zentimeter große Statuette aus Magdeburg. Aufgekauft und aufgestellt wurde die Skulptur in den sechziger Jahren mit Mitteln aus dem „Kulturgroschen“ zur materiellen Hilfe für Künstler und Kulturschaffende. Damals wurde das Forschungsinstitut für Halbleitertechnik in ein Gleichrichterwerk umgewandelt. Da stand dann der Albert Einstein am Werkseingang. Lange bevor er als weitere Ganzkörperskulptur 1979 auf einer Bank vor der „National Academies of Sciences“ in Washington, DC enthüllt wurde. Als das Gleichrichterwerk Anfang der achtziger Jahre wiederum ausgedient hatte und in den Volkseigenen Betrieb (VEB) Mikroelektronik „Karl Liebknecht“ überführt wurde, hatte Einstein am Werkseingang ausgedient.

Karl Liebknecht in Stahnsdorf

Karl Liebknecht in Stahnsdorf

Zugunsten einer Büste des ermorderten Sozialisten und Revolutionärs Karl Liebknecht wurde die Statue Albert Einsteins in Stahnsdorf trotz hartnäckigem physikalischen Widerstand, der den Einsatz eines Krans erforderte, mit dem Rücken zu Liebknecht, an den Rand des Werksgelände versetzt. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung kam die ehemalige „VEB Mikroelektronik“ durch die Privatisierung der DDR-Staatsunternehmen zunächst in indische Hand. Nach der Pleite des Investors wurde Einstein als Teil der Konkursmasse auf einen Lastwagen verladen. Den Abtransport verhinderten engagierte Mitarbeiter und die späteren Unternehmensgründer der SeCoS Halbleitertechnologie GmbH, die den Einstein „unter einem weißen Tischtuch versteckten und schließlich in einen Vorraum zur Betriebskantine stellten“. Im Jahr 1996 landete Einstein zunächst im Büro der neuen Gesellschaft. Der Gründer der SeCoS infornierte schliesslich die Denkmalbehörde des Landkreises, die das Kunstwerk unter Schutz stellte und festlegte, dass dies in Verbindung mit dem Standort zu gelten hat. Ab 1998 war Albert Einstein damit wieder an seinem angestammten Platz.

Nun schiessen die Gerüchte ins Kraut. Angeblich soll das Einstein-Denkmal als „Geburtstagsgeschenk“ in einem Vorgarten des Investors des „Greenparks“ gelandet sein. Von dessen Seite wird dementiert: man habe die Statue nach Beschmierungen „in sichere Verwahrung genommen“. Die brandeburgischen Denkmalschützer drängen inzwischen auf umfassende Aufklärung. Der „Stahnsdorfer-Einstein“, soviel ist gewiss, soll der Bevölkerung wieder zugänglich und als öffentliches Denkmal erhalten bleiben.

Einstein in Stahnsdorf ist ein historisches Detail von Einstein als Mythos – Mythen um Einstein. Wer Informationen über den Verbleib der Einstein-Statue von Stahnsdorf hat, kann sich bei RelativKritisch melden. Über Kommentar zu diesem Artikel oder per Mail an webmaster (at) relativ-kritisch (dot) net. Wir sind auch an weiteren Informationen interessiert,
– wer war der Künstler, der die Statue geschaffen hat?
– welche Magdeburger Statuette war Vorlage für diese Ausführung?
– welche weiteren Geschichten kursieren um Einstein und seine Statue in und um Stahnsdorf?

  • Diskutiere über die Statue Albert Einteins in Stahnsdorf und ihr Verschwinden im Forum Alpha Centauri!

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1 Kommentar | Kommentar schreiben
 
  1. #1 | alpinekat – Science Rap am Ring | RelativKritisch | 23. Dezember 2010, 00:08

    […] mit dem „N3UROCH!P Rap“ ihren ersten science rap clip veröffentlicht. Der spielte 2007 vor dem „Einstein Memorial“ der National Academies of Sciences in Washington, DC. Im Anschluss an den viral clip „Large […]

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  1. alpinekat – Science Rap am Ring | RelativKritisch

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