Skeptiker-Radar Spezial: Karl-Theodor zu Guttenberg
Der Doktortitel durch die Uni entzogen, der Freiherr weiter im Amt und die Republik zeigt sich gespalten. Die Verstösse des deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg gegen die „Gute Wissenschaftliche Praxis“ polarisieren die Meinung in Deutschland. Die politische Klasse lebt ihre lang eingeübten Pawlowschen Reflexe und verdrängt, von Ausnahmen abgesehen, die ganze Dimension des Skandals. Längst geht es nicht mehr nur um die Personalie Guttenberg, sondern um die fundamentale Frage, wie die Gesellschaft und ihre sie repräsentierenden Eliten mit den Zukunftsressourcen Wissenschaft, Forschung und Bildung umspringen.
Die Chronologie der Affäre ist für das Ansehen der Republik und ihrer Institutionen wenig schmeichelhaft. Die Vorstellung, die zu Guttenberg am 23. Februar im Bundestag in Berlin gab, zeugte von extrem uneinsichtiger Arroganz und einem völlig fehlenden Unrechtsbewusstsein. Die am selben Tag erfolgte offizielle Aberkennung des Doktorgrads durch die Universität Bayreuth hatte den CSU-Politiker zu diesem Zeitpunkt mental offenbar noch nicht erreicht. Neben seinen Fehlgriff zu juristischen Massnahmen wegen „übler Nachrede“ gesellten sich die gefälligen „Ablassbriefe“ seiner politischer Freunde bis in die Spitze des Berliner Kanzleramts und der Münchner Staatskanzlei.
Wie tief die Spaltung der Republik zum „Projekt Guttenberg“, dem Verbleib des Bundesverteidigungsministers im Amt fortgeschritten ist, zeigt der Antagonismus in den klassischen Medien. Das führende deutsche Boulevardblatt BILD schwingt sich zum „Volkstribun“ für den durchgefallenen Politiker auf und befördert eine dumpfe antiintellektuelle Meinungsmache. Sollte bei der „Volksabstimmung“ der BILD-Leser alles mit rechten Dingen zugegangen sein, kann sich der mediale Flugzeugträger des Verteidigungsministers noch im Trend der professionellen Umfragen sonnen, die in der letzten Woche beim Lesen in den Eingeweiden der öffentlichen Meinung ein ähnlich skurriles Trägheitsmoment für den bayerischen Freiherrn feststellten.
Oder wie Manfred Güllner, Gründer und Geschäftsführer des Forsa-Instituts, bei dradio.de erklärte:
Na ja, es ist ja so, dass Guttenberg sich sozusagen ein Sympathiepolster ja zugelegt hatte oder er hat es zugelegt bekommen, weil er eben ja doch als sehr netter Mensch, sympathischer Mensch galt, als eine gewisse Ausnahmeerscheinung im Berliner Politikzirkus. Und dieses Sympathiepolster ist so groĂź, dass es erst langsam schmilzt.
Der Springer-Verlag hat sich auf diese bevorstehende Entwicklung bereits bestens vorbereitet. Sein anderes Flagschiff, die WELT, schreibt sich in die Nähe der anderen seriöseren Medien. Diese wollen sich, im Spektrum von linksliberal bis konservativ aufgestellt, mit dem von zu Guttenbergs Kamarilla kommunizierten „Kavaliersdelikt“ nicht begnügen und ruhig stellen lassen. Ob FAZ, ZEIT, Sueddeutsche Zeitung und viele mehr. Auch die deutschsprachigen Wissenschaftsblogs bleiben am Thema dran. Während bei den scienceblogs.de die Einzelmeinungen dominieren, haben die SciLogs.de ein lesenswertes Bloggewitter zur „Ehrllichkeit in der Wissenschaft“ aufgelegt.
Die versteinerte Phalanx um den Bundesverteidigungsminister hat den berechtigten Zorn der wissenschaftlichen Gemeinde völlig unterschätzt. Wenn die Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der Betrügereien ihres Ministers achselzuckend nur „intellektuelle Babynahrung der dünnsten Sorte verteilt“ (FAZ, 27.02.2011) und ansonsten ihr vollstes Vertrauen zu ihrem Top-Minister erklärt, ist das die Verhöhnung der „Bildungsrepublik“, deren Förderung sich die amtierende Bundesregierung, bisher wenig erfolgreich, auf die politische Agenda geschrieben hat. Der Frontalangriff auf den Berufsethos einer gesellschaftlichen Elite ist nur noch mit den Attacken des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi vergleichbar, der mit der Diskreditierung der Justiz seine Haut zu retten sucht.
Der Widerstand gegen diese „italienischen Verhältnisse“ lässt sich weder von eskapistischen Partei- und Regierungsvertretern noch durch die BILD-Zeitung auf „links sozialisierte Professoren“ reduzieren. Die Empörung ist längst lagerübergreifend und inkorporiert auch Vertreter des bürgerlichen und konservativen Wertekanons. In den Protest gegen die „Plagiatsaffäre“ und für die Verteidigung ihres Rufes und der „Guten wissenschaftlichen Praxis“ haben sich Wissenschaftler und Bürger in einem Offenen Brief an die Bundeskanzlerin Gehör verschafft. Der Deutsche Hochschulverband in Vertretung durch seinen Präsidenten Bernhard Kempen, die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit ihren aktiven und ehemaligen Präsidenten Matthias Kleiner und Ernst-Ludwig Winnacker protestieren gegen die Verharmlosung der „Plagiatsaffäre“. Karl-Theodor zu Guttenberg ist „in der Wissenschaft erledigt“. Selbst sein Doktorvater, der honorige Peter Häberle, hat sich inzwischen von seinem Doktoranden distanziert. Allerdings ohne zu erklären, warum ihm während der Betreuung der Guttenbergschen Disseration die „mehr als schmeichelhaft“ (Fischer-Lescano) bewertete Doktorarbeit so einfach durchgerutscht ist. Immerhin hat sich die Universität Bayreuth nach der formalen Aberkennung des Doktortitels verpflichtet, den Vorsatz zum Plagiieren zu prüfen, der zu Guttenberg als Betrüger und nicht nur als wissenschaftlichen Versager brandmarken würde. Der Nachfolger von Häberle auf dem Lehrstuhl in Bayreuth, Oliver Lepsius, hat dazu am Wochenende im Bayerischen Rundfunk (26.02.2011) bereits deutliche Worte gefunden.
Nach den ersten ernsthaften Absetzbewegungen innerhalb der Regierungskoalition, namentlich durch den Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert und die Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan ist zu Guttenberg endgültig angezählt. Wenn der Freiherr noch einen Funken Ehre im Leib hat, tritt er umgehend zurück. Ansonsten hilft nur die Entlassung durch die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Karl-Theodor zu Guttenberg erspart uns immerhin die österreichische Sicht auf den ähnlich gelagerten Fall von Johannes Hahn, der es in der Alpenrepublik bis zum Bundesminister für Wissenschaft und Forschung gebracht hat und danach als EU-Kommissar für Regionalpolitik entsorgt wurde. Der Freiherr sollte nun erstmal seine Biographie in Ordnung bringen und seinem gelernten Beruf nachgehen.
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Das wars:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748318,00.html
Nur blöd, dass er für diese Erkenntnis zwei Wochen brauchte.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V. will mehr und zwar zu recht:
„Der Rücktritt reicht nicht“ (Pressemitteilung Nr. 6/2011 vom 1. März 2011)
Und „Zu Guttenberg: Die Sicht der Wissenschaftler“ (Online-Umfrage von Spektrum der Wissenschaft)
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat offenbar immer noch nicht verstanden, welche Welle da ĂĽber sie und ihr Kabinett hinweggerollt ist. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Karlsruhe erging sich die Kanzlerin, lt. SPIEGEL-Online, in der Beschimpfung der Opposition.
Soweit, so richtig, aber längst bekannt und überholt. Die parlamentarische Opposition hat sich seit Beginn der „Plagiatsaffäre“ als opportunistischer Trittbrettfahrer verhalten und wie die Regierungskoalition die ganze Dimension des Skandals nicht an sich herangelassen. SPD, Grüne und Linke wirkten in den letzten beiden Wochen nicht weniger deplaziert als die schwarz-gelben Regierungsparteien.
Angela Merkel in Karlsruhe, 01.03.2011
Die „Causa Guttenberg“ hat ein hochmotiviertes Netzwerk direktdemokratisch mit den methodischen Mitteln entschieden, die zu Guttenberg und seine Verteidiger bis zuletzt marginalisieren wollten. Eine gesamte, so in ihrer beruflichen Substanz und ihrem Ehrenkodex beleidigte Bevölkerungsgruppe hat die Verteidigung von diskursiver Transparenz und „Guter Wissenschaftlicher Praxis“ so ernst genommen, dass die klassisch eingeübten Verdängungsmechanismen der politischen Klasse nicht mehr wirkten. Weder die affirmativen Medien des politischen Establishments, vorneweg die BILD-Zeitung, noch die in investigativer Aufklärung involvierten seriösen Medien waren in der Lage, den viralen „Aufstand der Akademiker“ zu kontrollieren.
Unbedenklich ist das nicht. Dieses Löcken wider den Stachel ist gut ausgegangen, da die Beteiligten in verantwortungsvoller Weise lediglich die Wiederherstellung geltender Normen und Gesetze einforderten. Nicht nur für orientalische Despotenstaaten, auch für stabile Teilhabegesellschaften westlicher Prägung ist diese Organisationsform eine demokratietheoretische Herausforderung. In künftigen unmittelbaren Auseinandersetzungen der Bürger mit der vom Souverän entlehnten exekutiven Gewalt ist zu beachten, dass allen gesellschaftlichen Gruppen ein autonomer Zugang zu dieser Form des Networking garantiert ist. Und dass diese Organisationsform nicht von Extremisten missbraucht werden kann.
Ein erster Schritt dahin wäre, dass die Regierungs- und Oppositionsparteien ehrlich bilanzieren würden, dass sie im Prozess der Demission von Bundesverteidigungsminister zu Gutenberg völlig realitätsfremde Rollen spielten. Oft genug sogar nur daneben.
Der Vergleich mit den „italienischen Verhältnissen“ drängt sich ja geradezu auf!
Der gestrige öffentliche Auftritt der Kanzlerin, bei dem sie die am ProzeĂź der Demaskierung beteiligten Medien und Personengruppen abkanzelte mit den Worten „So viel Scheinheiligkeit und Verlogenheit war selten in unserem Land!“ wirkte auf mich derart „berlusconifil“ und moralzersetzend, dass ich mich frage, ob eine solche Kanzlerin, die ja eigentlich das ganze Volk repräsentieren sollte sich noch an ihren Eid erinnert, den sie auf die Verfassung geschworen hat.
Jaja, eine Pfarrerstochter kann auch einmal vergesslich sein, oder?
Vor allem, wenn man ihr das Lieblingsspielzeug wegnimmt.
Wie konnte sie es denn als Bagatelle darstellen, dass ihr Minister, in einer Unverfrorenheit, die seinesgleichen sucht, nicht nur die deutsche Wissenschaft auf infame Weise beschädigt, sondern auch das Parlament und die Öffentlichkeit betrogen und belogen hat?
Wie ist es denn zu erklären, dass eine Frau, die promovierte Physikerin ist, so ein amoralisches Verhalten bagatellisiert und verbissen verteidigt?
Mir schwant seltsames, wenn ich mir als Advocatus Diaboli vorzustellen versuche, wo und wie sie selbst promoviert haben muss! Vielleicht singt sie auch gerne das Lied „Wir sind alle kleine SĂĽnderlein“, während sie nach einem neuen Opfer fĂĽr ihre Machtspielchen Ausschau hält.
Ja, ich habe wirklich den Eindruck, das K.T. mit seiner eloquenten Rabulistik dennoch „zu jung und unerfahren“ war, um die AbgrĂĽnde zu erkennen, an die er, wie andere vor ihm, mit einer machtversessenen Strategie besonderer Provenienz herangefĂĽhrt wurde.
Der Fisch, so sagt ein altes Sprichwort, stinkt immer vom Kopf her – da hĂĽlfe auch eine neue Frisur nicht.
Das politische Ende dieser Kanzlerin ist abzusehen. Wir sind das Volk!
Das politische Ende, soweit sind wir noch nicht. Die Demokratie ist kein Pilgerweg sondern eine Expedition ins Unbekannte. Es sind die unerfahrenen Laien, die sich beim Zwischenstopp ĂĽber kĂĽnftige Strapazen lustig machen.
Was hätte ein ‚Advocatus Diaboli‘ denn gerne fĂĽr eine zukĂĽnftige Regierung? Gabriel-Lafontaine-Ă–zdemir? So viel Hinterhofsozialismus haben wir nicht verdient, nicht mal die Linken.
Schauen Sie auch mal hier:
http://www.evangelisch.de/themen/politik/ueber-das-gespuer-fuer-die-todsuende-der-wissenschaft35617
@ Noblinski | 4. März 2011, 15:45
Ich bin Ihrer Empfehlung gefolgt und habe den Artikel von Dr. Christoph Markschies gelesen.
Es freut mich, dass man sich in klerikalen Kreisen derart offen mit diesem Thema befasst und kann nur meine Zustimmung zu diesen Ausführungen äussern.
Als freier Mensch, Christ und Demokrat (ohne Bindung an Machtstrukturen), wie ich mich empfinde, wird’s mir als fiktiver ‚Advokatus Diaboli‘ ĂĽbel, wenn ich an die von Ihnen angesprochene Konstellation einer zukĂĽnftigen Regierung denke.
Wenn wir keine andere Alternative hätten (oder haben?), so wäre (oder ist?) das ein Armutszeugnis fĂĽr unser Land. Ja, aufrechte Menschen mit edlem Charakter werden, das muss man objektiv feststellen, aus der Politik von ganz oben her mit Argusaugen verfolgt und im Falle eines ‚Nichtparierens‘ dem ‚Moloch MachtkalkĂĽl‘ geopfert und eiskalt aus dem Apparat entfernt (Beispiel: Horst Köhler).
Andererseits werden ‚Lichtgestalten‘, wie K.T. aufgebaut und manipuliert, die man aber vorher sorfältig auf ‚dunkle Punkte‘ ihrer Vergangenheit abgetastet hat, um im Fall der Fälle eine Handhabe zu besitzen. Während man dann heuchlerisch den in Ungnade gefallenen ‚Gutmenschen‘ verteidigt, sind seine Verfehlungen bereits der blutgierigen Meute als Duftspur hingestreut. Dieser Prozess kann aber auch leicht der Kontrolle entgleiten, sodass der ĂĽber die MaĂźen gepeinigte nach einer Katharsis zurĂĽckkehrt.
‚Advokatus Diaboli‘ zu spielen, heisst ja heutzutage, dass man nicht nur die BĂĽhne der Eitelkeit, sondern auch den Schminkraum hinter der BĂĽhne beleuchtet und nĂĽchtern die Frage ‚CUI BONO‘ stellt. Ein Mittel der Analytik also, auch, wenn darin das gefĂĽrchtete Wort ‚Diabolus‘ auftritt, das in sich schon auf den Zwiespalt des Menschen in dieser Welt hinweist.
Überlassen wir es doch der Jugend unserer Länder ,die Zukunft zu gestalten, indem wir ihr helfen, ihre Sinne zu schärfen, um Gewissenlosigkeit, Unmenschlichkeit, Unrecht, Heuchelei, Machtgier und Opportunismus zu erkennen und solche Greuel nicht in ihren Lebensplan einzubauen.
Mit bestem GruĂź
haereticus
‚Wer die Welt als eine Leiche erkannt hat, dessen ist sie nicht wĂĽrdig.‘ (Thomas-Evangelium)
@ Redaktion, Noblinski | 4. März 2011, 15:45
Warum erscheint meine Antwort an Noblinski nicht?
Ich lege groĂźen Wert darauf, nicht mit dem Begriff ‚Hinterhofsozialismus‘ in Verbindung gebracht zu werden.
Was geht hier eigentlich vor?
mfg
Hallo haereticus,
ihr Kommentar war im Spam-Filter dieses Blogs hängengeblieben. Vielleicht ein guter Moment, um zu überdenken, wieviele Anteile Substanz ihren Kommentaren zugrunde liegt.
Eine abstruse Abbildung der Diskussion in der politischen Klasse zur Affäre Guttenberg ist ohnehin fehl am Platz. Koalition wie Oppsition waren Getriebene eines Prozesses, den sie weder verstanden oder gelöst haben. Der ‚Aufstand der Akademiker‘, wie die Revolte gegen zu Guttenberg genannt wird, ist eine autonome Bewegung, die sich in diesem Fall durch die politische Klasse eben nicht vertreten sah und das Heft selbst in die Hand genommen hat.
galileo2609 | 4. März 2011, 19:24
Danke, ich habe verstanden.
mfg
haereticus
@ Noblinski | 4. März 2011, 15:45, |galileo2609 | 4. März 2011
Hier meine entsprechend gekĂĽrzte Antwort (also ohne Satire):
Ich bin Ihrer Empfehlung gefolgt und habe den Artikel von Dr. Christoph Markschies gelesen.
Es freut mich, dass man sich in klerikalen Kreisen derart offen mit diesem Thema befasst und kann nur meine Zustimmung zu diesen Ausführungen äussern.
Als freier Mensch, Christ und Demokrat (ohne Bindung an Machtstrukturen), wie ich mich empfinde, wird’s mir als fiktiver ‚Advocatus Diaboli‘ selber schwindlig, wenn ich an die von Ihnen angesprochene Konstellation einer zukĂĽnftigen Regierung denke.
‚Advocatus Diaboli‘ zu spielen ist doch nur eine Methode der Analytik, auch, wenn darin das gefĂĽrchtete Wort auftritt, das in sich schon auf den Zwiespalt des Menschen in dieser Welt hinweist.
Überlassen wir es doch der Jugend unserer Länder, die Zukunft zu gestalten, indem wir ihr helfen, ihre Sinne zu schärfen, um Gewissenlosigkeit, Unmenschlichkeit, Unrecht, Heuchelei, Machtgier und Opportunismus zu erkennen und solche Greuel nicht in ihren Lebensplan einzubauen.
Mit bestem GruĂź
haereticus
‚Wer die Welt als eine Leiche erkannt hat, dessen ist sie nicht wĂĽrdig.‘ (Thomas-Evangelium)
@haereticus: Ein paar Mißverständnisse, was solls, ich hoffe nur, der Beitrag war nicht wegen dem Namen von Horst Köhler im Spamfilter hängen geblieben.
AuĂźerdem stelle ich gerade erstaunt fest, dass ich das hier „Ăśberlassen wir es doch der Jugend…“ fĂĽr den satirischen Teil gehalten hatte.
Die Welt ist in grober Näherung und ĂĽber einen genĂĽgend langen Zeitraum betrachtet – eine Leiche. Um so etwas wie WĂĽrde zu finden, muĂź man das Geschehen bis auf den Augenblick auflösen. Der Augenblick aber verlangt ebenso die Abstraktion von allem Kausalen. Also nĂĽtzt unser so aufwendig trainierter Verstand in dem Moment nicht viel. Wer weiĂź, ob wir den Augenblick anders erleben als ein Lurch oder eine Qualle.
@ galileo2609 | Noblinski | 5. März 2011, 10:20
Danke fĂĽr die Fairness.
Ich will mich ich jetzt hĂĽten, das Bandbreite-Zeit-Produkt des SPAM-Filters zu verlassen (siehe: Theorie von Shannon), obwohl ich dabei vielleicht versagen werde.
Solange noch reale Menschen die Beiträge querchecken und gegebenenfalls freigeben können ist nichts verloren, meine ich.
Es ist aber zu befĂĽrchten, dass ‚WATSON‘ , der noch kindliche ‚Quiz-Autist‘ in absehbarer Zeit ĂĽber das Thema ‚adaptive SPAM-Filter‘ dissertieren wird. Sein Doktor-Vater wird ihm wohl ein ‚SUMMA CUM LAUDE‘ erteilen und ihm sogleich den Weg zur Habilitation weisen.
‚WATSON‘ (Ich assoziiere dabei den EGO-shooter DOOM, der mit dem Watson-C-Compiler programmiert wurde. Ich habe nach vielen vertanen Stunden sogar ID erblickt.) rennt ja gerade auf dem medialen Zug der Lemminge als Alpha-Tier, von der Elite der Kybernetiker gezeugt, vor unser Bewusstsein. Wird er nicht, wie vor Jahrhunderten der legendäre Golem es tat, in Raserei verfallen und die Gemeinschaft der Menschen bedrohen?
Werden wir in absehbarer Zukunft noch in der Lage sein, uns ohne SPAM-generierte Mißverständnisse im menschlichen Kontext zu erreichen?
Ich glaube zunächst schon, weil wir über die Variabilität und Ambivalenz (ein formal nicht abgeschlossenes System) unserer Sprachen dem Kyber-Monster weit überlegen sind.
Die ‚Schöpfer‘ dieses Golems haben aber vorgearbeitet, indem sie dabei sind, die Sprache zu verwirren (Babylonische Sprachverwirrung). Die dauernden ‚Neuerungen‘ unserer Rechtschreibung und die stotternd/räuspernden Nachrichtensprecher(innen) sind dabei nur ein kleiner Aspekt. So soll wohl die Sprache (Voraussetzung einer Kultur) dermassen reduziert werden, dass sie von der ‚Bestie‘ (siehe die Apokalypse des Johannes) ‚verstanden‘ werden kann, damit sie dann mittels dieser geschändeten, formalisierten Standardsprache ihre Lehren in die Gehirne der Opfer programmieren kann.
Was könnte uns retten? Kein Gott wird das tun, meine ich, sondern ‚er/sie‘ gab uns die Vermögen, uns selbst zu retten, indem wir zunächst unseren Verstand gebrauchen, und wenn der nicht mehr hilft, uns zu erinnern, dass wir Menschen (manas) und keine Lurche mehr sind!
Mit bestem GruĂź
haereticus
‚Wisset ihr nicht, dass ihr Götter seid? ‚ (Der Apostel Paulus hat, wie ich erinnere, etwas Ă„hnliches in seinen Briefen geschrieben, oder nicht?)
Ja, Guttenberg hat, wie einer seiner Kritiker in einem anderen Blog (carta?) geschrieben hat, der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen. Es wird nämlich fortan eine Institution geben, die sich mit den Doktorarbeiten von Leuten befaßt, die dabei sind, auf wichtige Positionen vorzurücken. Zuerst aus der Ecke der Plagiatsforscher und sicherlich bald auch mit dem Anspruch auf Qualitätskontrolle. Das könnte ein sensationeller Fortschritt sein.
Und man wird sich eventuell sogar den Biografien der Bewerber vor den Wahlen zuwenden. Das könnte völlig andere Typen von Mensch an die Macht bringen. Bei z.G. ist jetzt bei Amazon anstelle seiner Dissertation seine Biografie angeboten, sozusagen stellvertretend, vermutlich sind die Stellen, wo die Promotion drin vorkommt nun geschwärzt wie die Spitzelnamen in einer Stasiakte.
Also was soll man zu G. noch negatives sagen, es ist alles in Butter, es geht seinen Gang. Der wahre Fortschritt liegt manchmal darin, daß man etwas unterläßt oder verhindert. Das soziale Sicherungsnetz Atlantik-Brücke hat auch bestens funktioniert. G. bekommt einen schönen Job, der nicht so mies bezahlt wird wie der vorherige. Und seine hübsche Frau muß sich wegen der öffentlichkeitswirksamen Schmach auch nicht scheiden lassen.
War noch was? Ja, der Augenblick – ich habe mich geirrt. Die Sache mit der WĂĽrde des Augenblicks ist eine literarische. Der eigentliche Augenblick ist ebenfalls tot, unter Physikern ist die WĂĽrde eine Abstraktion, die dem Individuum willentlich zugeordnet wird. Das ist leicht nachzuprĂĽfen, denn man kann sie probehalber willentlich entzieh`n. Falsifikation!
Was dem Augenblick entkommt? Es dünkt einem, das Licht. Aber es ist kein Licht im Augenblick, wenn er nur infinitesimal kurz ist. Was für ein trauriger Laden. Und den Paulus habe ich immer für einen römischen Geheimagenten und Spion gehalten. Tut mir leid. Ja gerade wegen dem cuio bono. Wem hätte das Christentum sonst nutzen können, wenn nicht Rom? Da könnte man jetzt die Ritter vom Orden vom Heiligen Grab zu Jerusalem fragen. Wo sich der Kreis schließt.
@ Noblinski | 6. März 2011, 09:33
Ich staune und ziehe meinen Hut. Es gibt also noch Menschen, die den Dingen auf den Grund zu gehen versuchen.
K.T. wandelt auf der Atlantik-BrĂĽcke, die, obwohl in die andere Richtung weisend, aus dem gleichem Material (dem ‚Dreck der Götter‘) besteht wie die BrĂĽcke ĂĽber die G.S. und J.F. gegangen sind. Dass J.F. sich inzwischen als ‚Professor‘ fĂĽhlen kann, ist sowieso ein Witz der Weltgeschichte. Aber dies Alles ist menschlich, und man kann kann ein altes Wort heranziehen, das lautet „SENATORI OMNI BONI VIRI SENATUS MALA BESTIA.“ Aber in gewissen Fällen muĂź man diesen Satz halt umdrehen, um die Realität zu beschreiben.
Die WĂĽrde eines Augenblicks ist, das wussten z.B. die Tibetanischen Mönche seit Urzeiten, nichts anderes als die dem Ich gestattete RĂĽckschau auf das, was ohne sein Zutun bereits geschehen und somit Vergangenheit ist. Die moderne Psychologie hat diesen Sachverhalt ’neu entdeckt‘, indem sie Experimente zur ‚Willensfreiheit‘ durchgefĂĽhrt hat, die ich hier nicht kommentieren möchte.
Dass unter Physikern ‚die WĂĽrde eine Abstraktion ist, die dem Individuum willentlich zugeordnet wird‘, ist starker Tobak, den ich als Physiker weder rauchen, noch in die Nase bekommen möchte! WĂĽrde ist kein Gegenstand der Physik, wie auch Anstand, Ethik und Moral nicht mit der Physik selbst, sondern nur im Umgang mit dieser Wissenschaft zu tun hat.
Paulus von Tarsus war römischer StaatsbĂĽrger und entstammte aus gebildeten jĂĽdischen Kreisen. Er bekämpfte die Lehre der Christen, weil er ein aufgeklärter Mensch war, der die Vergottung der römischen Kaiser gleichwie die Vergottung Jesu als Aberglaube empfand. Er wusste um ein Menschenbild, das weit ĂĽber das Ego hinausragte. Auf einem seiner Verfolgungsjagden geriet er plötzlich in einen Zustand geistiger EntrĂĽckung, und sein ‚höheres Ich‘ sprach zu ihm aus der lebendigen Gegenwart. Er wusste forthin, dass die Menschen, die er verfolgte, eher seine Hilfe brauchten als seinen Hass. (Dieser Text ist, wohlgemerkt, nur meine persönliche Interpretation der ‚Bekehrungsgeschichte‘.)
Ab und zu hat man den Eindruck, dass gewissen Vertretern der größten christlichen Konfession gewisse Passagen aus den Paulus-Briefen, wie auch einige aus den 4 kanonisch anerkannten Evangelien (mindestens 20 weitere sind mit dem Bann belegt und vernichtet worden) eher ein Ärgernis sind.
Das römische Gott-Kaisertum ist zwar untergegangen, doch die Nachfolger haben sich dann bald auf dem gleichen Sessel inthronisiert (und sitzen noch heute darauf). Die urchristlichen Gemeinden der unterschiedlichsten Art wurden von dieser Machtzentrale aus in Jahrhunderte langen Verfolgungen ausgeblutet und ausradiert. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist der Kirchenvater Augustinus, der als Konvertit (vorher war er Manichäer) Nordafrika in ein Schlachthaus verwandelt hat und die Rolle der Frau in dieser Konfession bis zum heutigen Tag geprägt hat.
Ob solche Dinge den heutigen Politikern, die immer wieder ihre christlichen Wurzeln betonen, bekannt sind, wage ich nicht zu beurteilen.
Mit bestem GruĂź
haereticus
In meiner Tageszeitung habe ich gerade eine Menge reich bebilderter Darstellungen vom närrischen Treiben gesehen. Eine wohltuende Ablenkung vom Thema zu Guttenberg, das hier in Bayern trotzig und g’schamig verschwiegen wird.
Vielleicht traut sich auch das Femegericht der sonst so urständig moralischen ‚Haberer‘ samt ihren Epigonen nicht an die Lichtgestalt K.T., weil sich der im Untersberg wohnende Kaiser CAROLUS MAGNUS warnend in ihre bierseligen Träume eingeschlichen hat. (Er er erscheint neuerdings auch öfter in der Maske von F.J.S. um das Geschichtsverständnis dekadenter Jodler nicht zu ĂĽberfordern.)
Die Strafanzeigen, so lese ich eben, stammen garnicht von den Geschädigten selbst, sodass erst zu prĂĽfen ist, ob ĂĽberhaupt ein besonderes öffentliches Interesse vorliegt, bevor man die Anzeigen weiter verfolgt. Den ‚Haberern‘ muss das von Haus aus klar gewesen sein. Sie wollten halt dem Ypsilon(anti) nicht auch noch das Zet(ermordio) hinzufĂĽgen. Eine durchaus menschliche Geste.
Die PrĂĽfer an der Uni Bayreuth können einem schon leid tun bei ihren BemĂĽhungen, den Schaden klein zu reden, an dem sie ja gar keine Schuld haben können, weil die technischen Mittel zur ĂśberprĂĽfung von 475 Seiten mit ĂĽber 100 Plagiaten damals nicht zur VerfĂĽgung standen und somit ein ’summa cum laude‘ u.a. wegen eines ‚hohen Grades der Durchdringung in allen seinen Facetten‘ erteilt werden konnte.
Den so belehrten BĂĽrgern wird gleich schwindlig angesichts der Vorstellung, dass K.T. eine solche Leistung innerhalb von nur 7 Jahren ĂĽberhaupt vollbringen konnte, wo doch ein normaler Doktorand dazu ganze ungeheuer lange 2 Jahre braucht ohne abschreiben zu mĂĽssen.
Jaja, die technischen Mittel fehlten den Herrn Professoren halt im technisch dunklen Zeitalter des Jahres 2007, das wird es wohl sein. Wie könnte damals K.T., als Doktorand und ebenfalls bar dieser technischen Mittel, überhaupt gewusst haben, dass wichtigste Passagen seiner Arbeit Plagiate waren, wenn es nicht einmal die Prüfer wissen konnten?
PC’s mĂĽssen also damals nahezu unerschwinglich gewesen sein und Google noch fernste Zukunft, wird da den guten Leuten aus Hinterschloipfing suggeriert.
Vor 2 Wochen noch kursierte die Information, dass Karl Theodor zu Guttenberg im Jahre 2006, also während seiner Dissertation, eine Spende von 747764,36 Euro an die Uni Bayreuth zur Einrichtung eines neuen Lehrstuhls gespendet hat. Das Geld wäre doch vielleicht besser zur Beschaffung der ‚technischen Mittel‘ gependet und verwendet werden sollen, dann wären K.T., Doktorvater und ZweitprĂĽfer beim Durcharbeiten der Arbeit frĂĽh genug stutzig geworden.
Läuft das wieder einmal auf ‚IN DUBIO PRO REO‘ hinaus? Es sieht ganz danach aus.
VOX POPULI VOX DEI
Das sind gute Tage für die „Gute Wissenschaftliche Praxis“.
Die Universität Bayreuth bescheinigt dem Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg „vorsätzliches wissenschaftliches Fehlverhalten“. Die Universität Konstanz hat Veronika Saß, der Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, den Doktortitel entzogen, nachdem ein geradezu unanständiges Ausmass des Plagiierens in ihrer Doktorarbeit evident wurde.
Guttenberg & Co., von links nach rechts: Silvana Koch-Mehrin, Karl-Theodor zu Guttenberg, Edmund Stoiber, Veronica SaĂź
In das Visier der freiwilligen Helfer von VroniPlag Wiki geriet als „Kollateralschaden“ auch die FDP-Politikerin und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Silvana Koch-Mehrin. Die Universität Heidelberg wird nach Informationen des Berliner Tagesspiegel auch in diesem Fall den Doktortitel aberkennen. Frau Koch-Mehrin ist inzwischen von allen ihren politischen Ämtern zurückgetreten, will aber Abgeordnete des Europäischen Parlaments bleiben.
Und aktuell wurde die „Mutter aller Plagiat-Wikis“, das GuttenPlag Wiki für den Grimme Online Award nominiert.
Es ist nur zu hoffen, dass diese guten Tage fĂĽr die Wissenschaft eine nachhaltige Wirkung in unserer Gesellschaft ergeben. Dennoch ist Skepsis am Platze, wenn man sehen musste, dass laut einer gestrigen, unrepresentativen Umfrage eines bekannten Nachrichtensenders 68% der Anrufer fĂĽr eine RĂĽckkehr von Herrn zu Guttenberg in die Politik befĂĽrworten.
Ganz zu schweigen von den empörten Ureinwohnern am Fuße seines Schlosses.
Auch einen bekannten Politiker konnte ich vorgestern sehen, der mit Entschiedenheit betonte, dass nichts dagegen spräche, dass z.G. wieder in die Politik zurückkehren könnte.
Kommt nach einer gottseidank weit zurückliegenden Epoche der menschenverachtenden Rattenfänger und Massenmörder als herrschende Klasse jetzt eine Epoche der frechen Betrüger, Lügner und Hochstapler auf uns zu? Oder steht diese Epoche schon in ihrem Zenith?
Wenn ja, so käme das doch vom andauernden kollektiven Wegsehen und Verdrängen von offensichtlichen Vorgängen, um in einer vorgegaukelten Realität leben zu können in der man selber nicht mehr nachdenken und urteilen muß, weil das schon die gewählten Lichtgestalten für einen tun.
Die jungen Menschen in unserem Lande können einem nur leid tun, wenn sie mitansehen mĂĽssen, dass die ‚Elite‘ mit leichtem Gepäck an ihnen vorbeirennt, während sie sich mit dem schweren Gepäck abmĂĽhen um langsam und ehrlich ihre Titel verliehen zu bekommen.
Während seines gesamten Studiums muß der normale Student auch darauf achten, dass er in den Seminaren und Prüfungen ja keine unbequemen Fragen stellt oder anerkannte Theorien kritisiert, weil ihm das eventuell zum Nachteil gereichen könnte.
Die ‚Elite‘ dagegen ist vor solchen Versuchungen gefeit, denn sie wissen sich ja schon im Voraus im Ziel und weil sie von ihrem Fach nicht viel zu verstehen brauchen, fallen ihnen auch keine gescheiten Fragen oder kritische Bemerkungen zum Thema ein. Ein ’summa cum laude‘ ist fĂĽr solche Ăśberflieger doch selbstverständlich, oder?
Wie gesagt, solche Zustände dürfen nicht geduldet werden und man muß fordern, dass ein für allemal und nachhaltig ohne Ansehen der Personen dagegen vorgegangen wird.
Und wer dran glauben kann, wird wohl selig.
Ade Verdruss!
HAERETICUS
[…] Ripota nimmt die aktuellen Affären von Karl-Theodor zu Guttenberg, Veronica SaĂź und Silvana Koch-Mehrin zum Anlass, um wieder einmal seine PlagiatsvorwĂĽrfe an Albert Einstein aus dem Hut zu ziehen. Um […]
[…] Bundesverteidigungsminister a. D., von Guttenberg, probte bekanntlich noch als Prototyp des „Karrieredoktoranden“, wie weit er sich gegen die kollaborative Webintelligenz behaupten könnte. Der sich anschliessende […]
[…] des Guttenberg-Dorktorvaters Peter Häberle, hatte im Februar den Bundesverteidigungsminister in offener Ansprache im Bayerischen Rundfunk „auf der Flucht“ gestellt, auf das aus unveräusserlicher wissenschaftlicher und […]