Skeptiker-Radar – 1/2010
Die erste Ausgabe des Skeptiker-Radars von RelativKritisch gibt einen Überblick der besten kritischen Aufklärungen pseudowissenschaftlicher und irrationaler highlights der vergangenen Wochen. Wir starten Anfang des Sommers, berichten aus der Zeit, die bei vielen Bloggern durch Sommerloch und Urlaubszeit geprägt war, und landen bei den frischen Artikeln der ersten Wochen danach.
In der Skeptiker-Szene wurde in dieser Zeit, trotz dieser saisonalen Beschränkungen, so einiges geboten. Für die Erstausgabe des Skeptiker-Radar hat sich RelativKritisch zunächst sechs Blogs auf den Schirm genommen.
Auf dem Blogportal ScienceBlogs.de dominierten die beiden Aktivposten Florian Freistetter und Ulrich Berger das skeptische Säurebad. Im Blog Mathlog setzte allerdings zunächst Thilo Kuessner mit seinem Beitrag „Kurioses und bizarre Koinzidenzen: der Spektrum-Verlag und die Einstein-Cranks“ einen ersten Kontrapunkt. Thilo griff die bereits von RelativKritisch beanstandete Rezension Egbert Scheunemanns von Alexander Unzickers Buch „Vom Urknall zum Durchknall“ auf und diskutierte die überaus grenzwertige Rolle der Spektrum-Redaktion in dieser Affäre.
Ulrich Berger nahm auf seinem Blog Kritisch gedacht diesen Sommer den „Erfinder“ und crackpot Hans Weidenbusch aufs Korn. Dessen jüngste „Wiedererfindung“ des Perpetuum Mobile wurde in der berüchtigten junk science Zeitschrift raum&zeit unter dem Titel „Energie aus dem Nichts“ (Nr. 166, 2010) vorgestellt. In drei Beiträgen führte Berger das neueste Debakel Weidenbuschs vor und ins endgültige Aus: „Ich gratuliere Hans Weidenbusch!“, „Sommerrätsel: Das perpetuum mobile des Hans Weidenbusch“ und „Sommerrätsel gelöst: Das perpetuum immobile des Hans Weidenbusch“. Trotz Weidenbuschs wüster Drohungen, die Blogbeiträge Bergers auf gerichtlichem Weg kassieren zu wollen, sind die Blogartikel mit allen Widerlegungen des klagefreudigen Extrem-crackpots immer noch online.
Anfang September legte Ulrich Berger noch einmal nach und berichtete von dem Auftritt des Einstein-Gegners „Hartwig Thim im Kepler Salon in Linz“. Der 2003 emeritierte Hochschullehrer Thim, Mitglied in den crank-Vereinen der „GFwP“ und der „NPA“, wiederholte auch in Linz nur seine als Unsinn überführten und widerlegten Hirngespinste zu den Relativitätstheorien. Sein Gastgeber Mag. Stefan Hametner, Lehrer für Biologie, Umweltkunde und Chemie am Bischöflichen Gymnasium Petrinum in Linz hat in diesem Fall entweder nicht genau hingeschaut, wem er da ein Podium bietet, oder war qua mangelnder Qualifikation überfordert, den Referenten einzuschätzen. Die Veranstaltung soll in Kürze auf der Website des Kepler-Salons als Audio-stream nachhörbar sein. In der anschliessenden Diskussion fühlte sich der Ex-Vorsitzende von Thim, der Berufsschullehrer Peter Rösch, verführt, eine Empfehlung für sein Idol, den „Arischen Physiker“ Philipp Lenard abzugeben.
Florian Freistetter startete auf seinem Blog Astrodicticum Simplex mit einem Beitrag über abgebrühte Trittbrettfahrer des LHC-Katastrophismus in den Sommer. In seinem Beitrag „Geld verdienen mit der Angst der Menschen: LHC-Spam“ packte Florian das grosse Besteck investigativer Aufklärung aus und legte die Grundlagen für die erfolgreiche Löschung dieses blowouts. Mit einem sequel seiner skeptischen Analyse des „Esoterik-Studiums an der Europa-Universität Viadrina“, Frankfurt (Oder) zeigte Florian, wie sich irrationale Gruppierungen an nachsetzende Kritik anpassen. An der Universität in Brandenburg konnte sich die Deutsche Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin e.V. (DGEIM) festsetzen, auf deren Tagungen nicht nur viel Unsinn zur Energetischen Medizin verbreitet wird, sondern auch crackpots wie Konstantin Meyl (Vorstandsmitglied der DGEIM) oder Otto E. Rössler Gelegenheit zu Blödeleien geboten wird. Die DGEIM hat gelernt und die verfänglichsten Beiträge auf ihren Webseiten gelöscht oder smarter gestaltet. Ein ambivalenter Erfolg von Aufklärung.
Ein absolutes Muss ist Florian Freistetters Rezension der ersten Printveröffentlichung der Science Busters. Unter dem Titel „Wer nichts weiß, muss alles glauben“ bringt der ScienceBlogger nicht nur den Namen des erfrischenden Buchs von Werner Gruber, Heinz Oberhummer und Martin Puntigam, sondern auch deren Impetus auf den Punkt. Während die „brutalstmögliche Aufklärung“ in Deutschland eher mit der Vertuschung von schwarzen Kassen in Verbindung gebracht wird, erledigen die Science Buster diese mit bissigem Charme und viel schwarzem Humor als Aufdeckung verhuschter Irrtümer. Und das zur steigenden Freude eines wachsenden und unverdrossenen Publikums.
Mit einer weiteren Rezension reiht sich der Astronom in die skeptische Bewertung von Alexander Unzicker ein. Auf Astrodicticum Simplex ist das Buch „Vom Urknall zum Durchknall“ schlicht, aber gründlich „durchgefallen“. In der anschliessenden Diskussion tauchte die Frage auf, ob eine von Unzicker verlinkte Rezension dem Skeptiker und „Science Buster“ Heinz Oberhummer zuzuschreiben ist. RelativKritisch hat diese unangenehme Situation wohl abschliessend geklärt.
Die ScienceBlogs machten in diesem Sommer aber auch durch hausgemachte Entwicklungen auf sich aufmerksam. Jörg Friedrich machte Schluss mit seinem Blog Arte-Fakten. Der Meteorologe, Unternehmer und nach seinem Zweitstudium nebenbei zum Philosophen mutierte Westfale fiel seit seinem kick off bei den ScienceBlogs nicht nur durch seine skurrilen Haltungen zur Freiheit der Wissenschaft und zur Grundlagenforschung auf. Anstössig war vor allem seine dünnhäutige Selbstdarstellung, die Friedrich mit zum Exzess getriebenen Relativierungen seiner Aussagen und Thesen immunisierte. Seinem „Abgang“ folgte in entsprechender Manier die abschliessende „Dramatisierung seines Scheiterns“. Friedrich hat in den „Arte-Fakten“ angekündigt, dass er sich auf seinen alten Blog
zurückziehen wird. Dort ist sein zur Pseudointellektualität neigendes Selbstgespräch mit Sicherheit besser aufgehoben als auf dem Blogportal der ScienceBlogs.
Diese Entlastung wird jedoch durch den Neuauftritt von Andrea Thum mit dem neuen Blog Andererseits mehr als kompensiert. Frau Thum will dort die Verwendung von Statistik erklären. Nur findet sich in ihrem Blog dazu nur Rudimentäres und das auf einem erbärmlichen Niveau. Dafür lieferte die neue ScienceBloggerin viele verquere Bekenntnisse ihrer Weltanschauung zu Themen wie AIDS oder Kernkraftwerken ab, die auf einem rational ausgerichteten Wissenschaftsportal gar nicht gehen. Wer die Dame auch immer in das Blogportal aufgenommen hat, sollte sich fragen, ob er in dieser Entscheidung bei klarem Verstand war.
Die Skeptiker in der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) präsentierten Anfang August ein Highlight, die Vertonung des skeptischen Buchs „Elvis lebt – Lexikon der unterdrückten Wahrheiten“ als Hörbuch mit dem Sprecher Uwe Ochsenknecht. Ansonsten ist der GWUP-Blog mit den üblichen Verdächtigten wie immer up to date.Auf dem Blogportal SciLogs, das unter der Federführung des Spektrum-Verlags steht, versuchte Markus Pössel in seinem Blogbereich Relativ einfach eine Metadiskussion über Motive, Methoden und Grenzen der „Diskussionen mit unorthodoxen Kritikern“ aufzubauen. Anlass war die bei Insidern seit langem bekannte Instrumentalisierung des Physikers durch die verrentete Sekretärin und fundamentalistische Einstein-Gegnerin Jocelyne Lopez. Trotz seiner Erfahrungen bleibt der GWUP-Wissenschaftler in seinen Analysen und Kommentaren seltsam uninspiriert und gegenüber seinen Kommentatoren, die von ihren Auseinandersetzungen in der Mitte des Internet berichten, reichlich unberührt. Viel Raum und Aufmerksamkeit widmet Pössel dagegen einem ebenso skurrilen wie unbegabten „Privatgelehrten“, der die Relativitätstheorien schlicht für „falsch“ hält und sich an der Milde des Wissenschaftlers Pössel sichtlich weidet.
Der Blog von EsoWatch veröffentlichte einen nachdenkenswerten Beitrag zu den personellen und ideologischen Hintergründen der Organisation „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“, der den pseudowissenschatlichen und sektoiden Charakter dieses Vereins in den Mittelpunkt kritischer Aufmerksamkeit rückt. Da Tierschutz und die wesentliche radikalere Version der Tierrechte in weiten Teilen der Gesellschaft als vage Projektion eines Grundrechts mehrheitsfähig geworden sind, wird bei solchen Vereinen in der Regel nicht weiter nachgesehen. Sie agieren unter einem moralischen Schutzschild und werden kaum mehr hinterfragt. EsoWatch wird sich mit diesem Artikel nicht unbedingt Freunde gemacht haben.
In einem weiteren Artikel hat sich EsoWatch der subversiven Esoterikkritik des Autors Lorenz Meyer angenommen und bespricht dessen Buch „Sheng Fui: Erfülltes Leben dank fernöstlicher Leere“, das im August bei Carlsen publiziert wurde.
Einen weiteren Schwerpunkt setzte EsoWatch mit der Identifizierung eines neuen Opfers von Ryke Geerd Hamer. Der bis jetzt nicht gestoppte Todbringer hat sich das nächste Opfer seiner lebensvernichtenden Ideologie mit dem Namen „Germanische Neue Medizin“ ausgesucht. Nach dem Ableben der Allgäuerin Susanne blüht jetzt dem 12-jährigen Mädchen Mareike als „Hamers neues Opfer“ dasselbe Schicksal. Dem Aufruf von EsoWatch, die zuständigen Behörden in Marsch zu setzen, schliesst sich RelativKritisch unbedingt an: Leute, tut was!
Da gibt es wenig zu beschönigen: Ich (der Rezensionsredakteur) bin einem Rezensenten aufgesessen, dessen Vorstellungen, insbesondere zur allgemeinen Relativitätstheorie, in der Fachwelt längst als abwegig ad acta gelegt worden sind (und hätte das auch noch vermeiden können, wenn ich mich intensiver in die Theorie vertieft hätte). Sehr ärgerlich.
und auch eine Klärung dieses Fehlgriffs durch seine Leser zugelassen. Eine Klarstellung der Redaktion in einer der nächsten print-Ausgaben ist ein absolutes Muss!
Unter dem Titel „Barbara Burtscher – Eine Physiklehrerin hebt ab“ schrieb RelativKritisch über die verheerende Interaktion einer Selbsttäuscherin an einer Schweizer Kantonsschule mit den Medien des Alpenstaats, die eine junge Frau zur „Fastronautin“ auf den Schild hob. Und wie sie schliesslich im freien Fall landete. Mit dem Beitrag „Otto E. Rössler – Der Wolf im Schafspelz“ setzte der Blog seine kritische Aufarbeitung des Maschinenstürmers aus Tübingen und seinen Feldzug gegen die akademische Gemeinschaft fort. In dieselbe Kategorie fiel die conclusio über den amerikanischen LHC-Gegner Walter L. Wagner, der in einem Interview eines amerikanischen Comedy-Senders nach Strich und Faden vorgeführt wurde.
- Diskutiere über das Skeptiker-Radar 1/2010 im Forum Alpha Centauri!
RelativKritisch E-Edition
Als ePub herunterladen 536Die Artikel von RelativKritisch gibt es auch als E-Book im ePub-Format zum kostenlosen Download!
Danke. Auf den ScienceBlogs schreibt das keiner so klar. Niemand vermisst Arte-Fakten und wer hat sich dieses Andererseits ins Boot geholt.
Danke für den Skeptiker-Radar. Gute Idee.
Das Treffen der religiösen Wissenschaftsleugner um Robert Sungenis hat es bis auf SPIEGEL ONLINE geschafft: Und sie bewegt sich doch nicht!
[…] Blog von EsoWatch hat im Falle des Hamer-Opfers Mareike noch einmal nachgefasst. Obwohl der Scharlatan Ryke Geerd Hamer in Norwegen mittlerweile eine […]
Die Relativitätstheorie wurde schon oft widerlegt. Der erste war Langevin im Jahre 1911, der das Uhrenparadoxon als Widerspruch zur SRT erklärte. Dann kam Ehrenfest, der die Längenkontraktion für absurd hilt, Roemer hat sie mit den Jupitermonden experimentell falsifiziert, usw.
Die RT ist eine Religiobn geworden, die viele glauben. Und Glauben heisst Nichts Wissen!
@Haqrtwig Thim
Die Anzahl jener, die deiner Meinung nach schon die RT widerlegt haben sollen, ist unüberschaubar. Planck, Ives, Smoot, Thim… Diesmal Langevin, Ehrenfest. Aber Roemer? Da du nichts weißt, musst du alles glauben. Dein persönlicher Glaube, der niemanden interessiert. Kein Wunder, dass du von dir auf andere schließt und auch allen anderen „Glauben“ unterstellst.
Solltest du wirklich Hartwig Thim sein, was aufgrund der vielen Rechtschreibfehler nicht gerade sehr überzeugend wirkt, finde ich es immer wieder erschütternd, wie ein Mitglied der wissenschaftlichen Gemeinschaft wie du, so viel Unsinn in die Welt setzen kann und darf.
[…] Linzer Keplersalon“ in seinem Blog kommentiert und wir bei RelativKritisch haben das in unserer „Ausgabe 1/2010 des Skeptiker-Radars“ notiert. Doch das ist nicht der einzige Unsinn, der sich bei Thim so findet. Aus der Vorlesung […]
[…] Relativitätstheorie widerlegt zu haben. Seither tingelt er damit durchs Internet und von Vortrag zu Vortrag und präsentiert sich arrogant und eitel als „Totengräber der Speziellen […]
4 | Redaktion | 23. Oktober 2010, 18:14:
Ja, ich wiederhole: die RT wurde schon so oft widerlegt, jetzt wieder in Genf bei CERN, die superrluminal neutrinos sind die wahren Gottesteilchen, nicht das Giggs-Boson, das gibt es nämlich nicht!
Karl, jetzt wirds langsam Zeit, das Wort Unsinn in den Foren von Relativ Kritisch zu ersetzen mit Wahrheit, sonst blamierst Du Dich noch mehr. Gib Deine Wutschnauberei doch auf, die SRT ist in Genf begraben worden, in der Schweiz hat sie ein Herr mit heraushängender Zunge geschaffen. Die Schweiz hat’s gegeben, die Schweiz hat’s genommen.
Dein Wahrsager Hartwig Thim (kennst Du diesen Tausendsassa?)
Hallo Professor Thim,
stimmt, dein Unsinn ist wahrer Unsinn. Gut, dass du dich jetzt deiner wahren Berufung zuwendest und Astrologie betreibst. Mit Physik bist du ja völlig überfordert. Markus Termin wird sich freuen, dich als Partner zu begrüssen.