Japan – Das nukleare Beben
Das Jahrhundertbeben vom 11. März ist in seinen Ausmassen längst nicht sichtbar. Japan, das sich mit den Bedrohungen der Erdtektonik weltweit am besten arrangiert zu haben schien, erleidet Zerstörungen und menschliches Leid in einer Dimension, die das Land seit dem Erdbeben von Kōbe 1995 nicht mehr kannte. Die technologisch hochgerüstete ökonomische Supermacht sieht sich angesichts der Erschütterungen seines Grunds und der massiven Überschwemmungen zwar nicht hilflos, aber verwundbar. Sind die konventionellen Schäden auch beherrschbar, wankt mit der wackelnden Erde umso mehr ein Mythos, der in Japans Gesellschaft breitem Konsens unterworfen war. Die aus dem Ruder laufenden nuklearen Reaktoren in der Anlage Fukushima werden nicht nur den Glauben an die Unverletzlichkeit der zivilen atomaren Doktrin in Japan erschüttern, sondern auch die globale Renaissance der Kernkraft.
Die drohende Havarie der Reaktorblöcke in der nuklearen Anlage Fukushima, ausgelöst durch das Versagen der redundanten Kühlsysteme der Siedewasserreaktoren, wird die Welt verändern. Nach der Explosion im Reaktorblock Fukushima I ist die Lage weiter unübersichtlich. Während die Bilder Analogien zur Katastrophe von Tschernobyl vor 25 Jahren wachrufen, besteht noch die Chance, dass der Unfall in Japan in die glücklichere Entwicklung von Three Mile Island von 1979 mündet.
Unabhängig davon, ob die japanischen Ingenieure die wahrscheinliche Kernschmelze beherrschen können, haben die Energiewirtschaft und die politischen Akteure ein gravierendes Problem zu bewältigen. Japans Nuklearkraftwerke gelten gerade wegen der Anforderungen an die extreme seismische Belastung zu den sichersten der Welt. Verweigern sich diese Anlagen der technologischen Kontrolle, wird sich die latente Sicherheitsdebatte der letzten Jahre verändern. Standen zuletzt vor allem abstrakte Gefährdungen durch terroristische Attacken zur Debatte, führt das Beben in Japan die Auseinandersetzung auf die grundsätzlichen Risikodiskussionen zurück. Es ist bereits jetzt abzusehen, dass in einigen demokratischen Industriegesellschaften wie Deutschland ein weiterer Zwischenfall in der Qualität von Three Mile Island oder Tschernobyl der definitive Sargnagel für die Ausweitung der Nuklearwirtschaft bedeutet.
Die bereits jetzt dokumentierte Unsicherheit über den Ausgang des japanischen Bebens wird allerdings ausreichen, auch den Widerstand gegen den Betrieb existierender KKW zusätzlich zu mobilisieren. Die weitere Polarisierung in dieser Frage entlastet alle Beteiligten jedoch nicht von den notwendigen Entscheidungen, wie in naher und mittlerer Zukunft unsere Energieversorgung gestaltet und mit dem radioaktiven Erbe des Fissionszeitalters umgegangen werden sollte. Katastrophismus ist dabei ebenso fehl am Platz wie blinde Affirmation. Der Konflikt um das Atom ist in die Mitte unserer Gesellschaften zurückgekehrt.
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Hallo Solkar,
das scheint auf einem Missverständnis zu beruhen; zur Vorbereitung auf einen Nuklearschlag habe ich mich bislang nicht geäussert und ich plane offen gestanden auch nicht, das zu tun.
Das auch nicht; ich habe nur aus Deiner Frage geschlossen, dass Du keinen Wehrdienst geleistet hast. Wobei das alles gar nicht in diesen Thread gehört.
Auch hier irrst Du Dich: ich habe im referenzierten Thread gar keinen Beitrag geleistet. Folglich steht dort nichts von mir, dem Du irgendeine Bedeutung beimessen könntest..
Was ist mit Dir los: bringt die Ukraine-Krise Dich, der so sonst fachlich so brilliant zu argumentieren verstehst, so ins Schleudern ?
Freundliche Grüsse, Ralf
Hmmm… das „Schlussfolgern“ solltest Du vielleicht insgesamt besser lassen.
Hallo Solkar,
nicht ganz, weil Du offenbar keine Kenntnis darüber hast, wie eine Nuklearmacht Krieg führen wird. Tipp: auch die in Deinen Augen eher bösen USA haben im Irak u.s.w. keine Atombomben geworfen.
Damit Du mich nicht missverstehst: ich sage nicht, dass Kriegsführung ein irgendwie wünschenswertes Ziel sei, aber die Aufgebung der eigenen Ideale bis hin zur eigenen Erpressbarkeit sind auch kein wünschenswertes Ziel.
Freundliche Grüsse, Ralf
Doch, besser ganz.