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Herr der Schwarzen Löcher

von Redaktion am 1. August 2010

Der Relativitätstheoretiker John Wheeler prägte 1967 auf einer Konferenz am NASA Goddard Institute of Space Studies ihren Namen: black holes. Als mathematische Singularitäten in den Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie von Karl Schwarzschild und Roy Patrick Kerr beschrieben, gewannen die kosmischen Gravitationsfallen mit ihrer Benennung Gestalt. Physikalische Realität erlangten die Schwerkraftmonster bereits durch die bahnbrechenden theoretischen Arbeiten von Julius Robert Oppenheimer und Hartland Snyder. Dennoch dauerte es, bis Maarten Schmidt, Donald Lynden-Bell und Martin Rees mit den Quasaren (quasi-stellar objects) astronomische Objekte beschrieben, in denen Schwarze Löcher als Motor ungekannter Helligkeitsausbrüche verantwortlich zeichnen. Andreas Müller, promovierter Physiker und wissenschaftlicher Koordinator im Exzellenzcluster „Origin and Structure of the Universe“ der Technischen Universität München hat in seiner bislang ersten Buchveröffentlichung die Geschichte und Physik dieser bizzaren und den gesunden Menschenverstand herausfordernden Entitäten unseres Universums nachgezeichnet.

Andreas Müller, Schwarze Löcher

Andreas Müller, Schwarze Löcher

Der Astrophysiker Müller promovierte 2004 an der Universität Heidelberg zu seinem Thema der Schwarzen Löcher, genauer Black Hole Astrophysics: Magnetohydrodynamics on the Kerr geometry. Als Postdoc angestellt am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, vertiefte er seine Arbeit in der Gruppe für Röntgenastronomie von Prof. Dr. Günther Hasinger. Seit 2007 verschränkt Andreas Müller seine Tätigkeit als Scientific Manager am Exzellenzcluster der TUM mit seiner Aktivität als kompetentem Wissenschaftskommunikator, die auf eine breitere ausserakademische Öffentlichkeit zielt. In der astronomisch und physikalisch interessierten Internetgemeinde zieht sein Lexikon der Astrophysik locker an der Wikipedia vorbei. Seine Präsentationen, Essays und weiterführenden Artikel bei astrowissen.de sind geschätzte und absolut verlässliche Adressen für weiterführendes Datamining in diesem Wissensfeld. Auf diesem erarbeiteten Fundus baut Müllers Buch, das in der Reihe Astrophysik aktuell im Spektrum-Verlag herausgegeben wurde, konsequent auf.

Trotz mancher Kapitel, die mindestens die Rekapitulation von Schulphysik erfordern, ist Müllers tour de force über die Schwerkraftmonster der Astrophysik im besten Sinne populärwissenschaftlich verfasst. Über Schwarze Löcher zu schreiben, ist Müller mehr als prädestiniert, im deutschsprachigen Raum wird ihm kaum einer das Wasser zu diesem Thema reichen können. Er ist der Herr der Schwarzen Löcher. Und so fesselt der Autor auch jene, die den sonst üblichen wissenschaftlichen Apparat, wie ein Literaturverzeichnis, vermissen. Müllers Schwarze Löcher sind auf alle Fälle ein guter Tipp für den Bücherkorb ins Sommerloch. Und sie lassen sich, auch ohne schlechtes Gewissen, durchaus wie ein Roman lesen. Das ist für ein Buch mit naturwissenschaftlichem Inhalt nicht selbstverständlich. Inhaltsverzeichnis, das Vorwort von Harald Lesch und eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite zum Download.

Am Ende seines Buches bekommen schliesslich auch noch die LHC-Gegner ihr Fett weg. Andreas Müller erklärt auf zehn Seiten, warum technische Hochleistungsanlagen wie der Teilchenbeschleuniger am CERN in Genf keine Gefahr für die Menschheit darstellen. Die kompakte und prägnante Darstellung der Sicherheitsargumente wird zwar keinen Katastrophisten überzeugen. Sie zeigt aber, dass Andreas Müller, der seine Wissenschaftskommunikation auch als Blogger bei SciLogs aktiv gestaltet, seine persönlichen Erfahrungen mit der Chaostruppe um Otto E. Rössler durchaus ernst genommen hat. Den Münchner Astrophysiker muss man auf der Liste haben, wenn es auf weitere Aufklärung in diesem Bereich ankommt.

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