Postulat

 
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Tina



Anmeldedatum: 27.02.2006
Beiträge: 558

BeitragVerfasst am: 10.05.2007, 21:02    Titel: Postulat Antworten mit Zitat

Weil in Wikipedia u.a. dies hier steht:

Zitat:

Ein Postulat (von lat. postulatum Forderung) ist eine Behauptung, die unter Anerkennung eines (mitgelieferten) Beweisweges akzeptiert werden soll. Derjenige, der in einer Diskussion etwas postuliert, wagt eine These aufgrund ihm plausibel erscheinender Vorannahmen – die ausgewiesene Ausgangslage „fordert“ die Anerkennung der weiteren These ein; der Beweis bleibt aber, so die Sicht der anderen Diskussionsteilnehmer, im Moment noch zu führen, darum bestehen sie darauf, dass es sich bei der Behauptung nur um ein Postulat handelt.



muss hier offenbar etwas geklärt werden.


In einem Philosophielexikon liest sich das z.b. nämlich so:

Zitat:


Postulat (postulatum, aitêma): Forderung, Denkforderung, Voraussetzung eines Etwas, dessen Gültigkeit nicht zu beweisen ist, bewiesen werden kann, wohl aber notwendig, zur Begreiflichkeit und Möglichkeit von Tatsachen der Erfahrung, gesetzt werden muß (Logische, ethische, religiöse Postulate). Im a priori (s. d.) des Erkennens und Handelns (in den Axiomen) liegen Postulate vor, deren Bestätigung an und in der Erfahrung erwartet wird (z.B. Postulat der Begreiflichkeit der Erfahrung, der Universalität des Kausalgesetzes, der Konstanz des Seins u.s.w.).


Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe

Oder auch: Postulate in diesem Sinne ( damit ist die Definition Kants gemeint) sind nicht beweisbar, sondern sie gehen als Grundprinzipien einer Theorie mit ihren möglichen Ableitungen voran. Duden Philosophie

Genauso im Brockhaus:
Postulat in der Philosophie: unbeweisbare, aber unentbehrliche Annahme


Diese auf Kant zurückgehende Definition des Begriffs Postulat ist die, die dem wissentschaftlichen Sprachgebrauch zugrunde liegt.
Womit wieder einmal gezeigt wäre, dass man Wikipedia besser nicht als alleinige Quelle heranziehen sollte.
Wenn mich meine behelfsmäßige Übersetzung des franz. Wikipediaartikels nicht täuscht, steht dort etwas ähnliches wie im Philosophielexikon.
Im englischen Wiki ist es eindeutig:

Zitat:


The term postulate, or axiom, indicates a starting assumption from which other statements are logically derived. It does not have to be self-evident (say, constancy of speed of light is not self-evident). Some axioms are experimental facts, but some are just assumptions not based on anything.






Dieser spezielle deutsche Wikipedia-Artikel ist übrigens wirklich ziemlich schlecht.
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Zumindest die Richtung ist jetzt klar: gegen. Alles andere wird sich im Laufe der Zeit noch finden. (Frei zitiert nach WDR5 Spielart,1.5.2006)
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Joachim



Anmeldedatum: 20.02.2006
Beiträge: 1714

BeitragVerfasst am: 11.05.2007, 09:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ja eine merkwürdige Definition des Postulates. Postulat="zu beweisende Behauptung"? Merkwürdig auch, dass dieser Artikel tatsächlich von einem ausgebildeten Philosophen ist, aber es gibt wohl auch dort verschiedene Strömungen.

In der Mathematik und mathematischen Physik ist ein Postulat jedenfalls sowas wie eine nicht beweisbare Grundannahme aus der der Rest dann abgeleitet wird. Manchmal ist übrigens die Abgrenzung zur Definition problematisch. So gibt es durchaus ernstzunehmende Wissenschaftstheoretiker, die Newtons erstes Axiom (Trägheitssatz) nur als Definition des Begriffes "Geradlinig" sehen. In der Tat ist es schwer eine gerade Linie unabhängig von der Bewegung eines Objektes im Raum zu definieren.

Eine andere Frage ist natürlich, wie man in der mathematischen Physik auf Postulate kommt. Da gibt es grob gesagt zwei Ansätze: Der eher rationalistische Ansatz postuliert eine logische Idee, wie die Welt sein müsste, und baut darauf eine Theorie auf. Der eher empirische Ansatz basiert eher auf die Verallgemeinerung von Beobachtungen.

Die Relativitätstheorie kann man so auf zwei Arten begründen: Man kann c als invariant annehmen, weil es logisch ist dass ein Wellenphänomen im Vakuum nicht vom Bewegungszustand des Senders oder Empfängers abhängen kann (Relativitätsprinzip und Isotropie des Raumes). Oder man macht diese Annahme, weil Licht nie mit anderer Geschwindigkeit als c gemessen wurde.

In jedem Fall ist das Postulat von der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit zu allgemein als dass man es direkt beweisen könnte. Man könnte es nur widerlegen, wenn es falsch sein sollte.

Gruß,
Joachim
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