Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 29.12.2006, 20:00 Titel: Ronald R. Hatch: Clocks and the Equivalence Principle |
|
|
Hallo Freunde,
wir haben kürzlich über den Autor R. R. Hatch gesprochen, den Harald Maurer als Kronzeugen gegen die Relevanz des GPSystems zur Stützung der Relativitätstheorie genannt hat.
Ich habe nun die Arbeit "Clocks and the Equivalence Principle" von R. R. Hatch gelesen, die in der Zeitschrift Foundations pf Physics, Vol. 34, Seiten 1725-1738 (2004) erschienen ist.
In dieser Arbeit behauptet Hatch, die Frequenzkorrekturen in den GPS-Satelliten könnten zwischen Lorentzschen Äthertheorien und der Relativitätstheorie unterscheiden. Im Gegensatz zu Harald Maurer behauptet Hatch jedoch nicht, die Korrekturen seien Sinnlos und die Genauigkeit der Zeitmessung reiche nicht aus. Er erklärt eindeutig, dass die Frequenzkorrektur durchgeführt wird und dass die Uhren im Orbit um diese Korrektur schneller gehen:
Zitat: |
The primary clock rate in GPS satellites is set lower than desired before launch of the satellites into orbit. When on orbit they will run faster due to the increased gravitational potential, but that faster clock rate will be partially offset by the orbital velocity. (Seite 1729)
|
Hatchs Kritik setzt also nicht an der Ungenauigkeit der Satellitenuhren an, denn als Profi kennt Hatch die Genauigkeit von Atomuhren und weiß um die Wichtigkeit exakter Uhren für die Positionsbestimmung. Seine Kritik setzt etwas weiter an:
Hatch fragt, warum denn das Gravitationspotential der Sonne nicht berücksichtigt werde, und behauptet, das Fehlen eines Effektes durch die Sonne würde die Relativitätstheorie widerlegen und die Äthertheorie von Selleri beweisen. Leider schätzt er nicht ab, in welcher Größenordnung der Einfluss des solaren Gravitationsfeld zu erwarten wäre. Dafür zitiert er aber eine Arbeit von Ashby und Spiker, die berechnet haben, dass der lineare Anteil des Sonnenpotentials gerade durch die unterschiedlichen Bahngeschwindigkeiten relativ zur Sonne ausgeglichen wird und damit nur ein quadratischer Effekt zu erwarten sei. Dieser Anteil sei aber unter der Nachweisgrenze des GPS. Hatch verdreht diese Aussage Ashbys und Spikers in typischer Kritiker-Manier, indem er ihnen unterstellt, sie hätten geschrieben, es gäbe keinen Effekt durch das Sonnenpotential.
Im weiteren stellt Hatch kurz die Selleri-Transformation und ein Experiment, das den Gravitationseinfluss der Sonne durch Messung eines Pulsares nachweist, vor.
Interessant ist, dass er auf der letzten Seite tatsächlich zugibt, dass die Uhren in den GPS-Satelliten exakt die relativistischen Effekte bestätigen. Er bezeichnet das aber als lediglich scheinbaren Effekt. Wieder einmal ist es die Relativität der Gleichzeitigkeit, mit der die Kritiker Schwierigkeiten haben. Er wundert sich nämlich darüber, dass durch den "clock bias", wie er diese Relativität nennt, bezüglich jedes Systems (Sonne, Mond oder Erde) eine scheinbar isotrope Lichtgeschwindigkeit herrscht.
Soviel von mir zu diesem Paper. Gerne beantworte ich dazu Fragen oder lasse mich korrigieren.
Viele Grüsse,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv) |
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 06.01.2007, 16:14 Titel: Scandalous Clocks |
|
|
Hallo Zusammen,
Ich habe auf Anraten von Dietmar im MAHAG-Forum noch eine andere Veröffentlichung gelesen, die sogar frei im Netz erhältlich ist:
the scandalous clocks
Allerdings steht dort nichts anderes drin als in der oben erwähnten Veröffentlichung. Auch dort gibt Hatch keine Abschätzung, wie groß der Einfluss der Sonne nach den RTen eigentlich sein sollte.
Die dort verwendete inertial transformation nach Selleri unterscheidet sich offenbar nur durch das Fehlen der Relativität der Gleichzeitigkeit von der Lorentztransformation, so dass für mich nicht erkennbar ist, wie diese Äthertheorie auf andere Voraussagen für Experimente kommen kann.
Der wesentliche Unterschied ist, dass in der Selleri-Trafo die Geschwindigkeit in zum Äther bewegten Systemen um den Faktor 1/gamma^2 kleiner ist als im Ruhesystem, was man aber nicht in diesem System messen kann, weil dort Längen länger gemessen werden und Zeiten langsamer ablaufen. Die Lichtgeschwindigkeit scheint also auch nach Selleri in jedem System gleich zu sein. Deshalb schreibt Hatch, die in der SRT angenommene Isotropie der Lichtausbreitung sei nur scheinbar.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv) |
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 31.01.2007, 16:22 Titel: |
|
|
Hallo Freunde,
da weder Herr Hatch selber, noch seine Fans im MAHAG-Forum die Bringschuld leisten, nachzuweisen, dass der Effekt der Sonne nach ART messbar sein sollte, (auf diese Behauptung stützt sich Hatch) habe ich mir erlaubt, selbst eine Abschätzung zu wagen.
Im Quantenwiki unter Gravitationspotenzial der Sonne (Link defekt) schätze ich ab, welche Effekte zu erwarten sind. Die Fallbeschleunigung am Ort der Erde beträgt offenbar 0,00593 m/s^2 und wird von der Zentripetalkraft gerade aufgehoben (wen wundert's?). Bevor ich nun eine obere Grenze für das Potential und die gravitative Zeitdilatation abschätze, möchte ich euch gerne bitten, mal ein Blick auf die Rechnung zu werfen und die Zahlenwerte ggf. zu berichtigen.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv) |
|
Nach oben |
|
|
as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
|
Verfasst am: 31.01.2007, 19:59 Titel: |
|
|
Hallo Joachim!
Ich verstehe nicht ganz, warum Du auf Gewichtskraft und Fallbeschleunigung eingehst. Die gravitative Zeitdilatation hängt doch nur vom Potential ab, oder?
Rechne doch einfach mal die gravitative Zeitdilatation aufgrund des unterschiedlichen Sonnenpotentials im minimalen und im maximalen Abstand von der Sonne aus (also einmal Erdbahnradius minus Bahnradius der Satellitenbahn und einmal plus diesen Bahnradius im Sonnenpotential). Oder auch: Wenn man nur mal Erde und Sonne als im Raum stehend annimmt und dann gleich das gesamte Potential an den zwei Maxima jeweils ausrechnet. Das dann in die Formel für die gravitative Zeitdilatation und vergleichen. Da hätte man dann wirklich den maximal möglichen Einfluss, denke ich...
Gruß
Marco |
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 31.01.2007, 21:13 Titel: |
|
|
Hallo Marco,
der Punkt ist, dass ich es richtig machen möchte. Nach dem Äquivalenzprinzip ist die Trägheit bei beschleunigter Bewegung zur Graviatationskraft äquivalent. Man muss daher im mit der Erde mitbewegten System die Gravitation der Sonne und die Zentripetalkraft berücksichtigen. Ich berechne also beide Beschleunigungen, die sich natürlich gegenseitig aufheben. Dann berechne ich, wie sich die beiden Beschleunigungen mit dem Radius ändern. Daraus erhalte ich dann die Gezeitenkraft, aus der ich durch Integration das Potential erhalte, das durch Lichtgeschwindigkeit^2 geteilt die Zeitdilatation ergibt.
Die Gezeitenkraft ist nochmal ein paar Größenordnungen kleiner als die 0,00593 m/s^2, da wird dann auch die Integration über 20200 km nicht viel bringen. Aber ich werde es wohl erst morgen vervollständigen. Jetzt ist erstmal Schluss für heute. _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv)
Zuletzt bearbeitet von Joachim am 20.09.2008, 10:29, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
|
as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
|
Verfasst am: 31.01.2007, 21:23 Titel: |
|
|
Aah, ok...
Das klingt gut!
Gruß
Marco |
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 01.02.2007, 09:44 Titel: |
|
|
Hallo Marco,
ich bin jetzt fertig und komme auf eine gravitative Rotverschiebung von nur 4e-16 durch die Sonne. Das ist sicher nicht nachweisbar und damit wäre Hatch widerlegt. Hast du Lust, mal nachzuvollziehen, ob ich einen Fehler gemacht habe?
Andere Korrektoren sind auch herzlich willkommen. Wenn ich eine Bestätigung habe, nehme ich es in die FAQ auf.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv) |
|
Nach oben |
|
|
as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
|
Verfasst am: 01.02.2007, 12:28 Titel: |
|
|
Hallo Joachim!
Ich schaue mir das an, wenn ich wieder zu Hause bin. Mit der ART kenne ich mich zwar nicht aus, aber das ist vielleicht kein Nachteil in diesem Zusammenhang. Es sollten ja auch Leute verstehen können, die da nicht so bewandert sind, denke ich.
Gruß
Marco |
|
Nach oben |
|
|
Lucas
Anmeldedatum: 04.05.2006 Beiträge: 569
|
Verfasst am: 02.02.2007, 14:35 Titel: |
|
|
Hallo Joachim
mir ist unklar, warum in der 7. formelzeile gs = ... = - g0/(1 - dr/r) ein minus im nenner steht, ich bekomme nach ersetzen von f Ms = g0 r0^2 ein plus im nenner ?
Gruss, Lucas
|
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 02.02.2007, 14:50 Titel: |
|
|
Zitat: |
Lucas schrieb am 02.02.2007 14:35 Uhr:
mir ist unklar, warum in der 7. formelzeile gs = ... = - g0/(1 - dr/r) ein minus im nenner steht, ich bekomme nach ersetzen von f Ms = g0 r0^2 ein plus im nenner ?
|
Hallo Lucas,
Stimmt. Der erste Fehler ist gefunden und behoben
Wo sind weitere Fehler?
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv) |
|
Nach oben |
|
|
Lucas
Anmeldedatum: 04.05.2006 Beiträge: 569
|
Verfasst am: 02.02.2007, 15:44 Titel: |
|
|
Ich bins nochmal
Bei gz = ... vor dem titel Gezeitenkraft hast du glaube noch ein hoch 2 vergessen.
Gruss, Lucas |
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
|
Nach oben |
|
|
Lucas
Anmeldedatum: 04.05.2006 Beiträge: 569
|
Verfasst am: 02.02.2007, 17:41 Titel: |
|
|
In Beispiel: Gezeitenkraft auf der Erde
setzt man für das delta_r in g() rE ein ? , falls ja bekomme ich eine gezeitenbeschleunigung von 7.57 10^-7 m/s^2
Gruss, Lucas |
|
Nach oben |
|
|
Trigemina
Anmeldedatum: 10.10.2006 Beiträge: 151
|
Verfasst am: 02.02.2007, 18:07 Titel: Gezeitenkraft der Sonne |
|
|
Hallo Joachim
Die Gezeitenkraft g(r)=g_z+g_s=g0*(1+r/r0-1/(1+r/r0)^2) lässt sich ohne Taylor-Reihenentwicklung summandenweise integrieren zum analytisch genauen Potential
phi(r)=g0*(r+r^2/(2*r0)+r0/(1+r/r0))
P.S. Ich komme aufs gleiche Ergebnis wie Lucas mit g=7.55e-7m/s^2 wenn ich den Erdradius einsetze.
Gruss _________________ Die Gewalt ist genau das Problem, als dessen Lösung sie sich ausgibt. |
|
Nach oben |
|
|
Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
|
Verfasst am: 02.02.2007, 18:31 Titel: |
|
|
Zitat: |
Trigemina schrieb am 02.02.2007 18:07 Uhr:
Ich komme aufs gleiche Ergebnis wie Lucas mit g=7.55e-7m/s^2 wenn ich den Erdradius einsetze.
|
Ja, ich auch. Was ich da wohl wieder in den Taschenrechner getippt habe
Danke für die Korrekturen.
Stimmt das Potential?
Die Reihenentwicklung habe ich gemacht, weil es dann leicher zu sehen ist, wie sich die Felder aufheben.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
(Nicht mehr in diesem Forum aktiv) |
|
Nach oben |
|
|
|
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.
|
|