ponderabel ?

 
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Uli



Anmeldedatum: 09.06.2006
Beiträge: 472

BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 10:02    Titel: ponderabel ? Antworten mit Zitat

Hallo,

als ich zum ersten Mal in den Originalschriften Einsteins herumgeschnüffelt habe, wunderte ich mich über die Bedeutung des Begriffes "ponderabel", den er gerne verwendet (ponderable Medien etc.). Diesen Begriff scheint man in der modernen Physik überhaupt nicht mehr zu verwenden und er ist mir unklar.

Dieser Begriff scheint sich früher großer Beliebtheit erfreut zu haben; bereits Friedrich Engels hat sich darüber ausgelassen ("Dialektik der Natur" Smile ).

Es muss so etwas wie "empirisch nachweisbar" bedeuten. Weiß jemand genaueres ?

Gruss, Uli

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M_Hammer_Kruse



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Beiträge: 1772

BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

Halo Uli,

ich habe mir den Begriff immer mit "wägbar" übersetzt, also alle Stoffe darunter verstanden, die massebehaftet sind.

Dieses Verständnis wird hier bestätigt.

Gruß, mike
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Max



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Beiträge: 72

BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 14:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

ich kenne diesen Begriff auch nur aus dem Englischen. "Ponderable" ließe sich wie Mike schon meint mit "wägbar" übersetzen.

Gruß
Max
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as_string



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BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!

Heute sagt man zu entsprechenden Größen wohl eher "Observable". Ob sich das aber wirklich entspricht, weiß ich nicht.

Gruß
Marco

PS: @Max: Soll ich Deinen leeren Beitrag löschen? Hattest Du doppelt gepostet? Schicke mir besser eine PN, sonst wird der Thread nur noch unübersichtlicher...
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Uli



Anmeldedatum: 09.06.2006
Beiträge: 472

BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 15:28    Titel: Antworten mit Zitat

Danke für Euer Feedback. Man scheint damit tatsächlich etwas "mit Gewicht behaftetes" audrücken zu wollen.
In diese Richtung weist auch ganz eindeutig Friedrich Engels Diskussion der Elektrodynamik (dass der so was diskutiert hat !).

Aus
Elektrizität
------------
... Wie Wärme und Licht, so wurden bekanntlich auch Elektrizität und Magnetismus anfangs als besondre imponderable Materien aufgefaßt. ...
...
Bei der weitläufigen mathematischen Ausarbeitung dieser Theorie kommt Weber endlich auch dahin, eine hier gleichgültige Funktion mit einer Größe 1/r zu multiplizieren, welches 1/r »das Verhältnis der Elektrizitätseinheit zum Milligramm |Hervorhebung von Engels|« bedeutet (Wiedemann »Lehre vorn Galvanismus etc.«, 2. Aufl., III, S. 569). Das Verhältnis zu einem Gewichtsmaß kann natürlich nur ein Gewichtsverhältnis sein. So sehr hatte die einseitige Empirie also schon über dem Rechnen das Denken verlernt, daß sie die imponderable Elektrizität hier bereits ponderabel werden läßt und ihr Gewicht in die mathematische Rechnung einführt.
--------

Gruss, Uli
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zeitgenosse



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Beiträge: 1811

BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Uli schrieb am 29.12.2006 10:02 Uhr:
als ich zum ersten Mal in den Originalschriften Einsteins herumgeschnüffelt habe, wunderte ich mich über die Bedeutung des Begriffes "ponderabel", den er gerne verwendet (ponderable Medien etc.). Diesen Begriff scheint man in der modernen Physik überhaupt nicht mehr zu verwenden



In der modernen Physik wohl nicht. Wenn du aber meine Beiträge ab und zu (ich hoffe mit Wohlwollen) zur Kenntnis nimmst, kommt der Ausdruck "ponderabel" schon gelegentlich vor. Einstein benutzt wie auch andere Physiker seiner Zeit derartig geläufige Begriffe. So widmet er auch dem Ausdruck "Fluidum" in seinem populärwissenschaftlichen Gemeinschaftswerk mit Infeld (die Evolution der Physik) entsprechende Aufmerksamkeit. Heute spricht auch keiner mehr vom Fluidum, dafür aber vom elektr. Feld oder dem elektr. Fluss.

Einstein hat aber gerne auch eigene Begriffe kreiert, wie das Machsche Prinzip (das sich namentlich meines Wissens bei Mach selbst gar nicht findet) oder den auf den ersten Blick wunderlichen Ausdruck "Molluske" (ein Weichtier übrigens, zu denen auch die Schnecken zählen) in die ART übernommen, wenn er dort von einer "Bezugsmolluske" spricht. Heute würde man eher von einer Karte auf einer Riemannschen Mannigfaltigkeit sprechen (ich bin zwar kein Differentialgeometer), aber in etwa müsste das den skurrilen Übertrag treffen. Denn ebenso wie sich die Weichtiere bezüglich ihrer Formgebung problemlos an ihre Umgebung anpassen (im offensichtlichen Unterschiede zum starren Körper der SRT), ist auch auf Gauß'schen Koordinaten die Krümmung vom lokalen Gravitationspotentiale abhängig. Somit erklärt sich auch der metaphorische Gebrauch der (Bezugs)-Molluske aus dem obigen Analogievergleich.

Mit der Einstein entlehnten Redeweise "absoluter Differentialkalkül auf einer Bezugsmolluske" habe ich übrigens seinerzeit und ohne es zu wollen auf dsp bewirkt, dass mich Prof. Dragon mittels Killfile aus seinem Gesichtsfeld entfernte. Zu Unrecht eigentlich, weil sich solche Termini eben in Einsteins Schriften finden. Da Dragon laut seinem eigenen Bekenntnis aber noch nie eine Originalschrift von Einstein gelesen hat (und solches auch in Zukunft kaum tun wird - wie schade!) verwundert die Abwehrhaltung des Professors mich nicht.

In der Oekonomischen Encyklopädie des Herrn Krünitz (erschienen 1773 bis 1858) kann man zu "ponderabel" lesen:


Zitat:

Ponderabel, was schwer ist und ein Gewicht hat, also auf irgend eine Weise gewogen werden kann; im Gegensatze solcher Körper, deren Schwere uns noch problematisch ist, z. B. des Lichtes, der elektrischen Materie etc., die, wenn sie auch noch so sehr zusammengedrängt sind, doch keine merkbare Schwere annehmen.



In diesem Sinne gebraucht auch Einstein das Wort; also Körper mit schwerer Masse, um es kurz zu sagen.

Giulini, Univ. Freiburg, schreibt in seinem ausgezeichneten Fachartikel "Über die Herkunft der Speziellen Relativitätstheorie" (arxiv.org, 2005):


Zitat:

Da man sich den Äther gewichtslos dachte, bezeichnete man die gewöhnliche Materie auch als ponderabel, also wägbar. Um die Elektrodynamik bewegter Körper zu verstehen, war es also notwendig, die feineren Details der Wechselwirkung zwischen Äther und ponderabler Materie zu verstehen.



Damit dürfte der angesprochene Sachverhalt nun definitiv geklärt sein.

Gr. zg
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