RelativKritisch Redaktion
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Verfasst am: 09.02.2013, 21:16 Titel: Annette Schavan – Rücktritt der deutschen Bildungsministerin |
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Am 5. Februar 2013 wurde der deutschen Bundesministerin für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan durch den Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf der Doktorgrad entzogen. Er bestätigte mit einer Mehrheit von zwölf zu zwei Stimmen bei einer Enthaltung in geheimer Abstimmung die vorgängige Bewertung der schriftlichen Promotionsleistung der prominenten CDU-Politikerin durch den zuständigen Promotionsausschusses als „Tatbestand einer vorsätzlichen Täuschung durch Plagiat“.[1] Annette Schavan ist, vorbehaltlich einer Klage gegen den Bescheid des Fakultätsrats, nicht mehr berechtigt, den akademischen Titel Doktor bei ihrem Namen zu führen.
Aber alle populären Hypes haben eine Grenznutzenkurve. Im Falle der Plagiatsnachweise bei politischen Amtsträgern kann eine deutliche Ermüdung des öffentlichen Interesses festgestellt werden, die mit der Gewöhnung an ein vermeintlich verbreitetes Phänomen korreliert. Selbst Verstösse gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Praxis scheinen so alltäglich zu sein wie Steuerhinterziehung, Korruption, Schnäppchenjagd, Fahrerflucht oder die allgemeine Verweigerung eigener Verantwortung für individuelles Fehlverhalten. Für alle diese Erscheinungsformen steht die zusätzliche Geisterfahrerei des vordergründigen Dementi, der allfälligen Schuldübertragung und, je nach Ausstattung des Geldsacks, die Mobilisierung eines Heers von Anwälten zur Verfügung, um die grobe Verletzung prinzipiell selbstverständlicher Standards bis zur völligen Unkenntlichkeit zu relativieren. Frau Annette Schavan hat heute von ihrem Amt zurücktreten müssen. Aus guten Gründen.
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