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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 26.02.2007, 22:46 Titel: Relativgeschwindigkeit |
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Hallo,
bevor ich dazu eine FAQ schreibe möchte ich es mal hier zur Diskussion stellen:
Mir ist aufgefallen, dass es in der Vermittlung der SRT gewisse Schwierigkeiten bei der Vermittlung des Begriffes "Relativgeschwindigkeit" kommt. Während wir "Eingeweihten" gehen ganz unbefangen davon aus, dass die Relativgeschwindigkeit zweier Körper die Geschwindigkeit ist, die die beiden Körper jeweils messen. So ist es ja auch definiert. Dennoch würde man vielleicht intuitiv die Relativgeschwindigkeit als Entfernungsänderung pro Zeit definieren.
Haben zwei Körper in einem Koordinatensystem die Geschwindigkeiten v1 und v2, so wissen wir, dass sie jeweils in ihrem Ruhesystem die Geschwindigkeit des anderen mit (v1+v2)/(1+v1v2(c^2) messen wird. In dem Berechnet man dagegen in diesem Koordinatensystem die Abstandsänderung pro Zeit, so erhält man die Größe v1+v2. Diese Grösse hat offensichtlich auch die Dimension einer Geschwindigkeit. Sie ist aber nicht Weg pro Zeit, sondern Abstandsänderung pro Zeit.
Was würdet ihr intuitiv als relative Geschwindigkeit sehen?
Hier sieht man meines Erachtens auch einen Fallstrick der SRT, der selten so deutlich genannt wird. Bei Galileo sind nämlich Abstandsänderung pro Zeit und Relativgeschwindigkeit identisch und vom Koordinatensystem unabhängig. Bei der SRT ist das nicht der Fall.
@Siggi: Vielleicht beantwortet das deine Frage aus dem anderen Thread zum Teil?
Gruß,
Joachim
_________________ Relativitaetsprinzip.Info
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FrankSpecht
Anmeldedatum: 22.02.2006 Beiträge: 439 Wohnort: Oldenburg
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Verfasst am: 27.02.2007, 02:40 Titel: |
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Hallo und Moin Joachim,
Zitat: |
Joachim schrieb am 26.02.2007 22:46 Uhr:
...
Was würdet ihr intuitiv als relative Geschwindigkeit sehen?
...
Gruß,
Joachim
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intuitiv sehe ich Geschwindigkeit immer relativ zu Beobachtern eines Koordinatensystems.
Hier auf Erden haben wir ein Koordinatensystem, dessen Ursprung im Zentrum der Erde liegt - zur einfachen Berechnung für alle Erdenbürger. Eigentlich ist der Ursprung jedes Koordinatensystems der Beobachter selbst!
Relative Geschwindgkeit ist demnach die Geschwindigkeit, die sich im Bezug zu diesem (irdenen) Koordinatensystem berechnend verhält.
Berechnend verhalten heißt, zwischen Koordinatensystemen zu transformieren. So, wie es bei zB. Raumsonden (fast) tagtäglich angewandt wird.
Selbst unser Spiegelbild müssen wir (rein theoretisch) transformieren, sehen wir es doch eine 16tel ns jünger als wir sind. _________________ CS, Frank
http://www.rainbow-serpent.de/ |
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UMa
Anmeldedatum: 12.12.2006 Beiträge: 13
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Verfasst am: 28.02.2007, 14:07 Titel: |
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Hallo Joachim,
genau zu diesem Thema wollte ich schon immer mal einen Thread aufmachen.
Vor Jahren gab es bei A.de mal einen Anti-SRTler der hat auf einen Text verlinkt, mit dem die SRT mit den Römerschen Jupitermondbeobachtungen "widerlegt" wurde. Dieser Teil des Textes war zwar etwas konfus aber letztendlich fehlerfrei. Er ging letztendlich von Abstandsänderung pro Zeit als Relativgeschwindigkeit aus und konnte damit zeigen, das die Relativgeschwindigkeit des Lichtes zu einem Körper ist immer c, im Widerspruch zu den Beobachtungen Römers steht. Also effektiv dass es dann keinen Dopplereffekt gäbe.
Zitat:"Was würdet ihr intuitiv als relative Geschwindigkeit sehen?"
Ich denke die meisten werden Abstandsänderung pro Zeit (oder gar die Differenz zweier Geschwindigkeiten) als relative Geschwindigkeit sehen.
Was ich intuitiv als relative Geschwindigkeit sehen würde, kann ich nicht mehr sagen, da ich mich nicht mehr an meine ursprünglichen Vorstellungen von relativer Geschwindigkeit (z.B. als Schüler) erinnern kann.
Statt dessen meine Überlegungen dazu:
1. Idee:
Ich würde als Grundlage jeder Messung immer ein Koordinatensystem verwenden, ohne diese machen Angaben wie Ort, Abstand, Geschwindigkeit keinen Sinn. In diesem Fall verwenden wir nur Inertialsysteme. Auf "Beobachter" und "Messung" würde ich in der Theorie lieber verzichten.
a) Alle Angaben wie Ort, Zeit, Dauer, Geschwindigkeit, Abstand, Relativgeschwindigkeit, Bahnkurve usw. müssen immer in Bezug auf ein konkretes Koordinatensystem (also hier Inertialsystem) gemacht werden.
b) Alle Angaben wie Ort, Zeit, Dauer, Geschwindigkeit, Abstand, Relativgeschwindigkeit, Bahnkurve usw. können in verschiedenen Koordinatensystemen verschiedenen Werte annehmen.
c) Es gibt eine, vom Raum und der Theorie abhängige, Koordinatentransformation zwischen verschiedenen Inertialsystemen, mit dem sich Punkte der Raumzeit (also "Ereignisse"(*)) bzw. Bahnkurven von einem Inertialsystem in ein anderes transformieren lassen. Dies ist die Gallilei-Trafo in der Newtonschen T. sowie die Lorenz-Trafo in der SRT.
d) Jegliche Operationen (Addition, ... ) zwischen Angaben in verschiedenen Koordinatensystemen sind verboten. Erst müssen allen Angaben in das gleiche Koordinatensystem mit obiger Transformation transformiert werden.
e) Es gibt Orte, das sind Punkte im Raum bzw. parallele Geraden in der Raumzeit.
f) Eine Bahnkurve ist eine Funktion des Ortes von der Zeit.
g) Operationen wie Addition von Orten oder Bahnkurven ist verboten.
h) Es gibt einen Abstand als Funktion zweier Orte, bzw einen zeitabhängigen Abstand als Funktion zweier Bahnkurven. In karthesischen Koordinaten ist das die Differenz der Ortsvektoren.
i) Abstände können wie Vektoren/Strecken miteinander zu Abständen addiert werden.
j) Abstände können zu Orten/Bahnkurven addiert werden zu neuen Orten Bahnkurven addiert werden.
k) Die Geschwindigkeit ist die Zeitableitung der Bahnkurve.
l) Operationen wie Addition von Geschwindigkeiten ist verboten.
m) Die Relativgeschwindigkeit ist die Zeitableitung des Abstandes.
n) Man beachte bei den Punkten e)-m) unbedingt die Punkte a),b) und d)! (und auch p).
Folgerungen:
o) i) und j) gilt sinngemäß für Relativgeschwindigkeiten (beachte b,d)!!) (ist zu zeigen!)
Sonstiges:
p) In der SRT ist die Abstände und Relativgeschwindigkeit in verschiedenen Inertialsystemen verschieden, im Unterschied zur Newtonschen-Theorie wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist.
q) In der SRT wird oft die Relativgeschwindigkeit in dem Inertialsystem in dem der (2.?!) Körper (momentan) ruht, als kurz als die Relativgeschwindigkeit bezeichnet.
2. Vorteile dies Ansatzes:
a) Es bereitet immer wieder Schwierigkeiten in verschiedenen Koordinatensystem zu rechnen oder "dauernd" das Koordinatensystem zu wechseln. Bei diesem Ansatz kann alles in einem Koordinatensystem ausgedrückt werden.
b) 3.
3. Fragen zu "deiner" Relativgeschwindigkeits"definition":
Zitat: "dass die Relativgeschwindigkeit zweier Körper die Geschwindigkeit ist, die die beiden Körper jeweils messen. So ist es ja auch definiert. "
a) Was ist die Relativgeschwindigkeit zwischen zwei Photonen?
b) Was ist die Relativgeschwindigkeit zwischen zwei (ungleichförmig) beschleunigten Körpern? (siehe q !!)
Grüße UMa
(*) Die Bezeichnung "Ereignis" für einen Raumzeitpunkt in der RT finde ich unglücklich, da das immer wieder zu Missverständnissen führt, da vom Begriff Ereignis in anderen Zusammenhängen ausgegangen wird und dort eine völlig andere Bedeutung hat.
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Ich
Anmeldedatum: 29.06.2006 Beiträge: 624
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Verfasst am: 28.02.2007, 17:13 Titel: |
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Mir gefällt das gar nicht.
Zum Beispiel gibt 2h als Antwort auf 3a ein sattes "2c".
Da ict mir ein anständiges "nicht definiert, aber im Limes c" wesentlich lieber.
Und wenn man tiefer einsteigt, muss man sowieso den Gesichtspunkt akzeptieren, dass Koordinaten nichts als Zahlen sind, und Koordinatensysteme beliebig. Erst wenn man diese Zahlen über eine operationale Vorschrift mit Messergebnissen, also Invarianten, verknüpft, wird ein Schuh draus. Ich würd Koordinatensysteme also nie als Basis nehmen und immer soviel mit Invarianten rechnen wie möglich. |
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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 01.03.2007, 09:09 Titel: |
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Hallo Uma,
vielen Dank für deine Ausführungen. Ich denke auch, dass die meisten Nicht-Physiker intuitiv erstmal die Abstandsänderung pro Zeit als Relativgeschwindigkeit anerkennen würden. Und sicher auch so mancher Physiker. Dann wäre die Aussage der SRT: Geschwindigkeiten von Körpern können c nicht erreichen, Relativgeschwindigkeiten können für Photonen bis zu 2c betragen.
Zu einer anderen Definition müsste man die Leute wohl erst überzeugen. Das Problem ist: Wenn man Abstandsänderung pro Zeit Relativgeschwindigkeit nennt, dann stimmt die Aussage "Der Energieübertrag hängt nur von der reduzierten Masse und der Relativgeschwindigkeit ab" nicht mehr. Die reduzierte Masse zweier Körper ist eine Invariante, die Relativgeschwindigkeit (nach dieser Definition) nicht. Nach "meiner" Definition ist die Relativgeschwindigkeit dagegen schon invariant.
Zitat: |
UMa schrieb am 28.02.2007 14:07 Uhr:
3. Fragen zu "deiner" Relativgeschwindigkeits"definition":
Zitat: "dass die Relativgeschwindigkeit zweier Körper die Geschwindigkeit ist, die die beiden Körper jeweils messen. So ist es ja auch definiert. "
a) Was ist die Relativgeschwindigkeit zwischen zwei Photonen?
b) Was ist die Relativgeschwindigkeit zwischen zwei (ungleichförmig) beschleunigten Körpern? (siehe q !!)
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a) Wie Ich schon schrieb: Photonen haben kein Ruhesystem, deshalb hat zu ihnen nichts eine Relativgeschwindigkeit. Asymptotisch kann man auf c kommen.
b) Hier kann man natürlich auf jedem infinitesimal kleinen Wegstück eine Relativgeschwindigkeit definieren. Die dann aber nicht mehr wechselseitig gleich ist. Man müsste wohl eh sowas wie eine retardierte Relativgeschwindigkeit nehmen, in der der Ort des anderen Partikels zur Zeit t-d/c (wobel d der Abstand ist) eingeht.
Die Physik in beschleunigten Koordinatensystemen war schon immer kompliziert. Nicht erst seit 1905.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
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JANm
Anmeldedatum: 08.10.2008 Beiträge: 322 Wohnort: Haarlem, Nederland
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Verfasst am: 05.04.2009, 00:22 Titel: intersting |
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Hello Joachim
I've read many interesting things in this thread. As your relative velocity being change of distance in time. But there is always a but in relative thinking. What about things that are absolute? Ok what I miss in Lorentz Eistein talkings is the moments they talk about threedimensional distance and the moment they go over to fourdimensional. One fortune about this time is that every layman in these days knows what the time difference is: the distance to some point is ten lightseconds means that you see things that happened ten seconds ago. Also very familiar in soundexperiments as looking at when they jackhammer the pre-fundamental poles in the ground. So my question to you is do you mean fourdimensional distance covered by light-variation or some very difficult to calculate same time distance= r_observer(t-d/c)-r_source(t-d/c)?
So the calculated place of the observer taken back to the same time as the source emitted the information of its whereabout.
greetings Janm _________________ Weiss nicht viel aber was ich weiss benutze ich. |
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Waverider
Anmeldedatum: 17.01.2007 Beiträge: 179 Wohnort: Radeberg
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Verfasst am: 14.04.2009, 16:57 Titel: Re: Relativgeschwindigkeit |
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Joachim hat Folgendes geschrieben: | Mir ist aufgefallen, dass es in der Vermittlung der SRT gewisse Schwierigkeiten bei der Vermittlung des Begriffes "Relativgeschwindigkeit" kommt. |
Ist mir auch schon aufgefallen, wenn ich nachfolgendes lese:
Joachim hat Folgendes geschrieben: | Während wir "Eingeweihten" gehen ganz unbefangen davon aus, dass die Relativgeschwindigkeit zweier Körper die Geschwindigkeit ist, die die beiden Körper jeweils messen. So ist es ja auch definiert. Dennoch würde man vielleicht intuitiv die Relativgeschwindigkeit als Entfernungsänderung pro Zeit definieren.
Haben zwei Körper in einem Koordinatensystem die Geschwindigkeiten v1 und v2, so wissen wir, dass sie jeweils in ihrem Ruhesystem die Geschwindigkeit des anderen mit (v1+v2)/(1+v1*v2(c^2) messen wird. |
Falsch, seit wann ist die (vektorielle) Addition von v1+v2 dessen Relativgeschw. respektive Entfernungsänderung pro Zeit.
Deine Formel
(v1+v2)/(1+v1v2(c^2)
ist komplett falsch:
Die relativistische Geschw.-Addition ergibt sich aus
v2=(v1+v')/(1+v1*v'/c^2)
wobei v1 die im eigenem KS(0) gemessene Geschw. des KS(1) ist, v' hingegen die in KS(1) gemessene Geschw. gegenüber KS(2), also die definierte Relativgeschwindigkeit zw. KS(1) und KS(2).
v2 ist die aus KS(0) gemessene Geschw. des KS(2).
Joachim hat Folgendes geschrieben: | In dem Berechnet man dagegen in diesem Koordinatensystem die Abstandsänderung pro Zeit, so erhält man die Größe v1+v2. |
Nein, die Abstandsänderung pro Zeit berechnet sich aus v2-v1
Joachim hat Folgendes geschrieben: | Diese Grösse hat offensichtlich auch die Dimension einer Geschwindigkeit. Sie ist aber nicht Weg pro Zeit, sondern Abstandsänderung pro Zeit. |
Was du nicht alles so sagst.
Joachim hat Folgendes geschrieben: | Was würdet ihr intuitiv als relative Geschwindigkeit sehen?
Hier sieht man meines Erachtens auch einen Fallstrick der SRT, der selten so deutlich genannt wird. Bei Galileo sind nämlich Abstandsänderung pro Zeit und Relativgeschwindigkeit identisch und vom Koordinatensystem unabhängig. Bei der SRT ist das nicht der Fall. |
Wenn du intuitiv die Relativgeschw. erklären willst, wirst du nicht weit kommen. Ich mach es mal mathematisch, indem ich obige Formel für die relativ. Addition
v2=(v1+v')/(1+v1*v'/c^2)
nach v' umstelle:
v'=(v2-v1)/(1-v1*v2/c^2)
Selbstredend haben dabei gleiche Vektorrichtungen auch gleiche Vorzeichen.
Nur damit wir mal drüber geredet haben.
Gruß Waverider |
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as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
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Verfasst am: 14.04.2009, 18:43 Titel: |
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Hallo Waverider!
OK, Joachim hat offensichtlich bei der Formel statt einem Bruchstrich eine Klammer-auf geschrieben. Ansonsten entspricht seine Formel ja der Geschwindigkeitsaddition (wie Du sie auch geschrieben hast). Das ist offensichtlich ja wohl ein einfacher Tippfehler.
Nicht ganz sauber ist in der Tat, dass er unterschiedliche Richtungen der Geschwindigkeiten mit dem selben Vorzeichen geschrieben hat. Das ist natürlich so nicht richtig. Aber, naja...
Was ich aber nicht verstehe ist Dein unfreundlicher Unterton in Deinem Post. Oder habe ich das etwa falsch aufgefasst? Ich finde auch, dass der Begriff "Relativgeschwindigkeit" offensichtlich häufig zu Missverständnissen führt. Und da muss ich Joachim also voll recht geben. Siehst Du das etwa anders? Wenn ja, wie genau?
Gruß
Marco |
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Waverider
Anmeldedatum: 17.01.2007 Beiträge: 179 Wohnort: Radeberg
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Verfasst am: 14.04.2009, 19:46 Titel: |
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as_string hat Folgendes geschrieben: | Hallo Waverider!
OK, Joachim hat offensichtlich bei der Formel statt einem Bruchstrich eine Klammer-auf geschrieben. Ansonsten entspricht seine Formel ja der Geschwindigkeitsaddition (wie Du sie auch geschrieben hast). Das ist offensichtlich ja wohl ein einfacher Tippfehler. |
Hallo Marco
Es geht hier nicht um die vergessene Klammer, es liegt hier ein grundsätzliches Verständnisproblem vor.....
as_string hat Folgendes geschrieben: | Nicht ganz sauber ist in der Tat, dass er unterschiedliche Richtungen der Geschwindigkeiten mit dem selben Vorzeichen geschrieben hat. Das ist natürlich so nicht richtig. Aber, naja... |
Du machst mir ja Spaß, "nicht ganz sauber, so nicht richtig, aber naja", es ist einfach falsch:
In der Einstein'schen Formel der Geschw.-add. sind v1 und v2 aus IS(0) heraus gemessen Größen, während v'(1/2) aus Sicht von IS(1) gemessen wird. Beispiel:
Stehe ich am Bahndamm und messe die Geschw. v(Zug) und im Zug läuft ein Reisender in Richtung des fahrenden Zuges mit v'(Reisender), gemessen aus Sicht eines im Zug Mitreisenden, so ergibt sich nach Einstein die Geschw. v(Reisender) aus Sicht des Bahndammes mit
v(Reisender)=(v(Zug)+v'(Reisender))/(1+v(Zug)*v'(Reisender)/c^2)
Erst wenn ich die Formel nach v'(Reisender) umstelle, erhalte ich jene Formel, mit der man aus einem dritten IS(Bahndamm) heraus die (wahre) Relativgeschw. zw. Zug und Reisenden berechnen kann, nämlich
v'(Reisender)=(v(Reisender-v(Zug))/(1-v(Zug)*v(Reisender)/c^2)
und diese Formel unterscheidet sich nunmal erheblich von der Joachims...
Insbesondere ergibt sich dabei folgende Gesetzmäßigkeit:
Haben v1 und v2 entgegengesetzte Richtungen, ergibt sich im Nenner:
1-(v1*-v2/c^2)
sind v1 und v2 dagegen gleichgerichtet, ergibt sich im Nenner:
1-(v1*v2/c^2)
as_string hat Folgendes geschrieben: | Was ich aber nicht verstehe ist Dein unfreundlicher Unterton in Deinem Post. Oder habe ich das etwa falsch aufgefasst? Ich finde auch, dass der Begriff "Relativgeschwindigkeit" offensichtlich häufig zu Missverständnissen führt. Und da muss ich Joachim also voll recht geben. Siehst Du das etwa anders? Wenn ja, wie genau? |
Der Grund für die Missverständnisse ist ganz einfach der, dass Joachim und auch du offentsichtlich nicht verstehen, dass man mit der relativist. Geschw.-Additionsformel keine Relativgeschw. (Differenzen) berechnen kann, sondern diese erst (s.o.) umstellen muss. Darauf beruht euer ganzes Missverständnis.
Eigentlich hat sich ja alpha centauri auf die Fahnen geschrieben, der "Welt" die RT zu erklären. Im Moment ist es aber umgekehrt, und nicht nur in dieser Problematik...
Gruß Waverider |
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as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
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Verfasst am: 14.04.2009, 23:38 Titel: |
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Waverider hat Folgendes geschrieben: | und diese Formel unterscheidet sich nunmal erheblich von der Joachims... |
Ja, und zwar genau im Vorzeichen von v2.
Das Problem ist, dass Joachim für v1 und v2 einfach die Beträge der Geschwindigkeiten genommen hat und zusätzlich die Annahme gemacht hat, dass beide in unterschiedliche Richtungen gehen sollen. Das hätte er so schon dazu schreiben sollen, aber eigentlich geht das doch offensichtlich aus dem Zusammenhang hervor.
Waverider hat Folgendes geschrieben: | Der Grund für die Missverständnisse ist ganz einfach der, dass Joachim und auch du offentsichtlich nicht verstehen, dass man mit der relativist. Geschw.-Additionsformel keine Relativgeschw. (Differenzen) berechnen kann, sondern diese erst (s.o.) umstellen muss. |
Das "Umstellen" führt aber einfach zu dem Vorzeichenwechsel. Das liegt ganz einfach daran, dass die Inverse zu einer Lorentz-Transformation mit der Geschwindigkeit v eben eine ist, mit Geschwindigkeit -v. Deshalb bekommst Du die Form auch durch das Umstellen. Im Grunde ist es also einfach die Formel für die "Geschwindigkeitsaddition", nur eben mit der einen Geschwindigkeit negativ. Ich verstehe nicht ganz, warum Du deshalb so eine riesige Welle machst. Ach so, Dein Nick ist ja auch "Waverider". (was ein Brüller! )
Also, nochmal zusammen fassend, damit nicht wieder kommt, wir hätte nichts verstanden:
Du hast zwei Objekte, die sich in einem Inertialsystem gleichförmig entlang der x-Achse bewegen, das eine mit Geschwindigkeit v1 und das andere mit Geschwindigkeit v2. Du willst jetzt die Relativgeschwindigkeit zwischen beiden Objekten ausrechnen. Nach Wikipedia (hab jetzt nicht nachgeschaut, aber meine, dass das da so etwa steht) ist eine Relativgeschwindigkeit zwischen zwei Objekten der Betrag der Geschwindigkeite des einen Objektes im Ruhesystem des anderen Objektes. Das führt bei einer Galilei-Transformation auf die bekannte Differenzbildung. Wenn man genau sein will, ist es aber nicht nur die Differenz, sondern der Betrag der Differenz.
Wenn ich das mit der Lorentz-Transformation machen will, dann kann ich zur Herleitung die Formel für die Geschwindigkeitsaddition verwenden. Das kann ich tun, weil diese Formel einfach nur ausdrückt, wie sich eine Geschwindigkeit bei Bezugssystem-Wechsel verändert. Aufpassen muss ich dann aber, in welche Richtung ich die Transformation mache, wie Du richtig bemerkt hast. Normalerweise nimmt man ja die Formel, um eine Geschwindigkeitsangabe aus einem anderen Bezugssystem (nenne wir es "bewegtes" BS) in das eigene ("ruhende") zu transformieren, und wir brauchen jetzt aber gerade die umgekehrte Transformation vom "ruhenden" in das "bewegte". Das "bewegte" Bezugssystem muss das Bezugssystem eines der Objekte sein, also muss sein Ursprung eine Geschwindigkeit haben, wie eines der beiden Objekte, z. B. also v1. Wenn man jetzt einfach (v1+v2)/(1+v1·v2/c²) schreiben würde, würde man ja die Transformation gerade verkehrt herum machen. Man kann sich jetzt die Mühe machen und die Formel umstellen, so wie Du es gemacht hast, oder einfach sagen: Die Formel würde eine Geschwindigkeit vom bewegten System ins ruhende umrechnen, wir wollen aber die Inverse haben. Bei der Lorentz-Transformation führt das einfach zu einem Vorzeichenwechsel der Geschwindigkeit, mit der sich das bewegte Bezugssystem bewegt (hier z. B. von v2, weil wir in dieses Bezugssystem wechsel wollen, spielt aber keine Rolle nachher), so dass wir uns das Umstellen der Formel auch sparen können und einfach v2 durch -v2 austauschen können, so dass dann (v1-v2)/(1-v1·v2/c²) bekommen. Das ist aber immer noch eine Formel für eine "Geschwindigkeitsaddition", Du kannst Dir von mir aus aber auch einen anderen Namen ausdenken, vielleicht "Geschwindigkeitssubtraktion", wenn Dir das besser gefällt... Wenn man korrekt sein will, muss man davon noch den Betrag nehmen, so dass die endgültige Formel dann |v1-v2|/(1-v1·v2/c²) wäre.
Wie schon gesagt, ist Joachim aber offensichtlich von einem speziellen Fall ausgegangen, bei dem sich die zwei Objekte mit den Geschwindigkeitsbeträgen v1 und v2 in entgegen gesetzte Richtung bewegen. Er schreibt ja dann auch, dass sich der Abstand mit der Rate v1+v2 ändert. Auch diese Aussage macht nur unter dieser Annahme einen Sinn. Unter dieser, leider nicht erwähnten Annahme, ist aber seine Formel (bis auf den Tippfehler mit der Klammer statt dem Bruchstrich) richtig. Er spricht am Ende seinen Posts auch noch einen anderen Thread an, bei dem vielleicht dieser Spezialfall auch betrachtet wurde, keine Ahnung. Ich bin jetzt zu faul, diesen zu suchen.
Auf jeden Fall finde ich es erstaunlich, wie Dich diese "Ungenauigkeit" von Joachim zu solchen Aussagen bringt, wie Zitat: | Eigentlich hat sich ja alpha centauri auf die Fahnen geschrieben, der "Welt" die RT zu erklären. Im Moment ist es aber umgekehrt, und nicht nur in dieser Problematik... | Im Gegenteil habe ich den Eindruck, dass Du einfach nicht erkannt hast, dass man die Formel nicht tatsächlich umstellen muss, sondern sie durchaus mit entsprechenden Geschwindigkeitsrichtungen so verwenden kann, oder, wenn man die Vorzeichen richtig haben wollte, eben nur die eine Geschwindigkeit zu ihrem Negativen verändern muss. Außerdem ist natürlich dann auch der Betrag davon nur richtig.
Lass Dir das mal erst durch den Kopf gehen!
Gruß
Marco |
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Marco
Anmeldedatum: 11.04.2006 Beiträge: 105
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Verfasst am: 15.04.2009, 08:19 Titel: |
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Ich als Laie hätte auch gedacht, daß die Relativgeschwindigkeit folgendes ist:
Zwei Autos fahren auf einer Geraden hintereinander her. Das vordere Auto A mit 70 km/h, das hintere Auto B mit 50 km/h. Als Laie würde ich jetzt sagen, die Relativgeschwindigkeit zwischen beiden ist 20 km/h. Dies ist nach der physikalischen Definition aber nicht so? |
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Karl Site Admin
Anmeldedatum: 14.02.2006 Beiträge: 1457 Wohnort: Zürich, Schweiz
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Verfasst am: 15.04.2009, 09:31 Titel: |
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Marco hat Folgendes geschrieben: | Ich als Laie hätte auch gedacht, daß die Relativgeschwindigkeit folgendes ist:
Zwei Autos fahren auf einer Geraden hintereinander her. Das vordere Auto A mit 70 km/h, das hintere Auto B mit 50 km/h. Als Laie würde ich jetzt sagen, die Relativgeschwindigkeit zwischen beiden ist 20 km/h. Dies ist nach der physikalischen Definition aber nicht so? |
Doch, bis auf das Vorzeichen.
Aus der Sicht von B entfernt sich A von ihm mit der Geschwindigkeit $ v_A=20\rm{km/h} $ (Betrag der Geschwindigkeit).
Aus der Sicht von A entfernt sich B ebenfalls mit der Geschwindigkeit \($v_B=20\rm{km/h$}\), aber in entgegengesetzter Richtung.
D.h., dass gilt:
\[ \vec v_A = -\vec v_B \] mit \[ v_A=|\vec v_A| = |\vec v_B| = v_B \]
Die deutsche Sprache unterscheidet nicht zwischen Geschwindigkeit als Vektor (als gerichtete physikalische Grösse) und deren Betrag, der ebenfalls als Geschwindigkeit bezeichnet wird.
Im Englischen ist das besser. Dort wird die vektorielle Geschwindigkeit als "velocity" und deren Betrag als "speed" bezeichnet.
Im Deutschen wir es vollends verwirrend bzw. einfach falsch wenn es sich um eindimensional Vektoren handelt und deshalb die Formelbezeichnung der Geschwindigkeit als Vektor (z.B. den Pfeil über dem Symbol) unter den Tisch fallen gelassen wird (gerade im Internet, speziell in Foren). Denn dann findet sich z.B.,
\[ v_A=-v_B \] mit \[ v_A=v_B \]
was bestenfalls im Kontext richtig zu verstehen ist.
(Richtig muss es heissen: \[ \vec v_A=-\vec v_B \] mit \[ v_A=v_B \])
LG,
Karl
PS.: Auch diese Darstellung ist stark vereinfacht. Eine präzise Beschreibung inkludiert zumindest das jeweilige System der Basisvektoren. _________________ „Wo ist meine kleine gelbe Chinalackdose?“ Der ganz normale Wahnsinn |
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as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
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Verfasst am: 15.04.2009, 09:40 Titel: |
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Hallo!
Ja, das was Karl sagt, ist das Problem mit den Beträgen und Vorzeichen bei Geschwindigkeiten.
Marco hat Folgendes geschrieben: | Ich als Laie hätte auch gedacht, daß die Relativgeschwindigkeit folgendes ist:
Zwei Autos fahren auf einer Geraden hintereinander her. Das vordere Auto A mit 70 km/h, das hintere Auto B mit 50 km/h. Als Laie würde ich jetzt sagen, die Relativgeschwindigkeit zwischen beiden ist 20 km/h. Dies ist nach der physikalischen Definition aber nicht so? |
Ich würde aber noch zusätzlich sagen: Zumindest nach der Definition von "Relativgeschwindigkeit", die ich kenne, wäre das nur mit der Galilei-Transformation so, aber nicht mehr in der SRT. Allerdings habe ich auch schon in einigen Texten gesehen, die eigentlich um die SRT gehen, bei denen der Begriff "Relativgeschwindigkeit" eben gerade für die direkte Differenz verwendet wurde. Was manchmal natürlich komplett irreführend sein kann.
Gruß
Marco |
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Karl Site Admin
Anmeldedatum: 14.02.2006 Beiträge: 1457 Wohnort: Zürich, Schweiz
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Verfasst am: 15.04.2009, 10:54 Titel: |
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as_string hat Folgendes geschrieben: | Ich würde aber noch zusätzlich sagen: Zumindest nach der Definition von "Relativgeschwindigkeit", die ich kenne, wäre das nur mit der Galilei-Transformation so, aber nicht mehr in der SRT. Allerdings habe ich auch schon in einigen Texten gesehen, die eigentlich um die SRT gehen, bei denen der Begriff "Relativgeschwindigkeit" eben gerade für die direkte Differenz verwendet wurde. Was manchmal natürlich komplett irreführend sein kann.
Gruß
Marco |
Ach so, darauf zielte die Frage von Marco ab. Das stimmt natürlich. Nur bei Anwendung der klassischen Galilei-Transformation ist die Differenzgeschwindigkeit "genau" 20km/h. Nach der SRT nicht. Allerdings ist der Unterschied bei diesen Geschwindigkeiten eher gering. Aus der Sicht des Beobachters, der neben der Strasse steht, fährt A mit 70km/h und B mit 50km/h. Aus der Sicht des Autofahrers im Fahrzeug B hat das Fahrzeug A die Relativgeschwindigkeit:
Nach Galilei: 20km/h
Nach SRT: 20 + 6e-14km/h
Differenz: 16,78 10^-15 m/sec. das sind 16,78 Femtometer/sec.
LG,
Karl _________________ „Wo ist meine kleine gelbe Chinalackdose?“ Der ganz normale Wahnsinn |
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Waverider
Anmeldedatum: 17.01.2007 Beiträge: 179 Wohnort: Radeberg
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Verfasst am: 15.04.2009, 13:25 Titel: |
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# Posting v. 15.04.2009 00:38 Uhr
Hallo, Marco
Ist ja völlig richtig was du sagst, nur hätte Joachim die entsprechende Legende mitliefern müssen, vor allem, dass man bei der relat. Geschwindigkeits-Addition gleiche Vektor-Richtungen mit gleichen Vorzeichen und entgegengesetzte mit entgegengesetzten Vorzeichen berücksichtigt.
Man hätte in diese Legende weiterhin hineinschreiben müssen, dass man die gleiche Formel der Addition auch für die Berechnung der (definierten) Relativgeschw. verwenden kann, allerdings nur, wenn man es jetzt mit den Vorzeichen entgegengesetzt handhabt, also gleiche Vektorrichtungen mit entgegengesetztem Vorzeichen und umgekehrt.
Mathematisch korrekt ist für mich jedoch die Beziehung
v2=(v1+v')/(1+v1*v'/c^2)
wobei man dann je nach Aufgabenstellung umformt, so dass für die Berechnung der Relativbewegung gilt:
v'=(v2-v1)/(1-v1*v2/c^2)
Für alle diese Formel gilt: Gleiche Vektorrichtungen sind mit gleichen Vorzeichen einzusetzen.
Macht man bei der zweiten Formel zusätzlich die Forderung: v2>v1 erhält man sogar das richtige Vorzeichen und nicht nur den Betrag.
Wenn die Sache für manchen Protagonisten schon so verwirrend ist, sollte man sie nicht noch komplizierter machen.
Gruß Waverider |
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