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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 09.06.2009, 05:30 Titel: |
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galileo2609 hat Folgendes geschrieben: | Maurer und seine Klientel sollten lieber mal Wazecks Buch lesen. Da kann sich der eine oder andere immer noch selbst erkennen. |
Ein guter Literaturtipp, den ich mir bei Gelegenheit vertieft zu Gemüte führe.
Nebst den anti-einsteinschen Reflexen - die ich selbst in dieser Form nie geteilt habe - gibt es aber euch einen Aspekt, der in meinen Augen ein legitimes Gewicht besitzt:
Seit etwa 1920 wandelte sich die Physik - die anfänglich eine exakte Naturwissenschaft war - zunehmends in eine "Geisteswissenschaft" um. Die experimentelle Physik bestand zwar nach wie vor (und kann auch heute noch an einigen Univ. als Studienrichtung gewählt werden), dennoch erhielt die mathematische Physik - gerade auch durch die "zweite Quantisierung" - eine zunehmends grössere Bedeutung. Wohin dies letztlich geführt hat, sehen wir am einschlägigsten bei den Stringtheorien, deren Vertreter eher Mathematiker denn Physiker sind. Suesskind bspw. postuliert die Existenz vieler Universen, wobei wir nie in der Lage sein sollen, aus dem unseren zu entkommen. Das aber hat mit Physik als "Königin der Naturwissenschaften" nichts mehr gemein, sondern gehört vielmehr zur gehobenen Art von Philosophie, untermalt mit schwierigster Mathematik. Dass ein mathematisches System nicht a priori die Natur abbildet, muss von mir nicht extra betont werden.
In diesem Kontext muss man auch einige der von Wazeck behandelten Strömungen sehen. Nebst den offensichtlichen von ihrem ureigenen Weltbild geprägten Querdenkern und Laienphysikern (wie etwa der besagte Patschke oder eben auch der Grazer H. Maurer) gab und gibt es immer wieder auch ernstzunehmende Physiker, die den Tenor ihrer Betrachtungen auf eine anschauliche und experimentell falsifizierbare Naturforschung legen. Zu diesen zähle ich mich selbst.
Dass sich in den 1920er Jahren - insbesondere seit der Tagung in Bad Nauheim - ein tiefer Graben zwischen den "Relativisten" und den Vertretern einer "deutschen Physik" auftat, hängt auch damit zusammen. Diese Kritik besteht zurecht. Am Beispiele des älteren Einsteins erblicken wir exemplarisch diese ins Gebiet der "Geisteswissenschaften" abdriftende wissenschaftliche Entwicklung. Durch seinen dreissigjährigen Versuch, eine vereinheitlichte Feldtheorie zu finden, verwandelte sich der ansonsten bedächtige Denker in einen an manische Verhaltensweisen gemahnenden Halbmathematiker. Anfangs jeweils enthusiastisch beflügelt, befand er sich bereits ein Jahr später in einer tiefen Verzweiflung, weil sich der neue Ansatz eines schiefsymmetrischen Tensor auch nicht bewährte. So ging das immerzu weiter. Eine neue Theorie wurde aufgestellt und kurz darauf wieder verworfen. Pauli sah sich einmal sogar genötigt, den alten Mann in gestrenger Weise darauf aufmerksam zu machen (nachzulesen bei den Biografen Pais oder Fölsing), dass er, Einstein, nicht mehr zwischen Physik und Mathematik zu unterscheiden wisse.
Es besteht somit auch ein berechtigtes Anliegen, zu einer anschaulichen Physik zurückzukehren, die prinzipiell im Experiment verifizierbar ist. Diesen Weg hat der Nobelpreisträger Lenard zweifellos beschritten. Leider sind ihm dabei seine nationalistischen und völkischen Interessen und Empfindungen in die Quere gekommen, so dass sich zu recht auch die deutsche Physikergilde von der "deutschen Physik" wieder abwandte, um nicht den Anschluss an die angelsächsischen Kollegen zu verlieren. Dies gilt insbesondere für die theoretischen Physiker. Die Experimentalphysiker wie z.B. Diebner oder Gerlach waren in dieser Hinsicht meist praktischer veranlagt (aber zugleich auch offener für nicht orthodoxe Pfade, was u.U. in der technischen Physik von Vorteil sein kann, wenn es gilt, etwas grundlegend Neues zu entwerfen).
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 09.06.2009, 10:03 Titel: |
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ebikonso hat Folgendes geschrieben: | Wobei seit 1900 ja die Quantenmechanik auch schon bekannt war. |
Ich sprach von der "zweiten Quantisierung" und folglich von den damit verbundenen Feldtheorien. Diese haben den mathematischen Formalismus rapide gefördert. Wenigstens ist die QED eine durchdachte und vom Experiment gestützte Theorie. Mit Feynman finde ich mich immer, wenn es nur um das rein Physikalische geht.
Zitat: | Und 1928 konnte Dirac die SRT und die QM vereinigen, was bis heute für Elementarteilchen bis Chemie (End punkt Metalle und Nanochemie) sich bewährte. |
Darum geht es nicht. Solches ist i.o., weil experimentell abgestützt.
Zitat: | 'Nanochemie' ist angewandte Mathematik, da paßt kein einziges klassisches Modell als Beschreibung dafür. |
dito
Zitat: | Und die Beschreibung dazu basiert auf mathematischen Grundlagen. |
Ich ärgere mich leicht, wenn man mich andauernd missversteht!
Es geht nicht um die mathematische Beschreibung (diese ist unumgänglich und gehört zur Physik wie die Butter aufs Brot).
Zitat: | Also Streichung von PI aus gesunden Mathebüchern ? |
Blödsinn. Pi wurde von den griechischen Geometern entdeckt. Geometrie ist eine empirische Wissenschaft und gehört somit zu den "anschaulichen Wissenschaften" wie die Physik einst auch. Anschaulich bedeutet im Kontext, dass sich ein physikalisches Modell in der Realität bewähren muss. Ist das der Fall, ist die zugrunde gelegte Physik i.o. Wenn jedoch Mathematik mit Physik verwechselt wird (und das ist bei den fortgeschrittenen Stringtheorien eindeutig der Fall), hat dies mit Naturwissenschaft nichts zu tun. Um diesen Aspekt geht es mir einzig und allein.
Bevor du also antwortest, reflektiere erst in Ruhe durch, was ich überhaupt gesagt habe und lege mir nicht Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe. Übrigens auch ein permanentes Anliegen von Galilei, meinem "Jochgenossen" in Sachen des treffenden Ausdrucks und Verständnisses der deutschen Sprache. Ansonsten können wir ewig weiter diskutieren ohne je auf einen grünen Zweig zu kommen.
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 09.06.2009, 11:32 Titel: |
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ebikonso
Und worum geht es nun genau? Doch nicht etwa um Aufklärung eines in Wissenschaftsgeschichte ausserordentlich bewanderten Zeitgenossen?! |
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Aragorn
Anmeldedatum: 23.06.2006 Beiträge: 1120
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Verfasst am: 09.06.2009, 11:41 Titel: |
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Das sehe ich auch eher so wie "zeitgenosse". Stringtheorien sehen für mich auch nach viel Mathematik mit ganz wenig Physik aus. Es wäre schön gewesen, wenn die Beschreibung von Elementarteilchen aus einem einzigen grundlegenden Konstrukt (String) eine physikalisch schöne Theorie hervorgebracht hätte.
Schön finde ich Theorien die aus sehr wenigen Grundannahmen (wie den Postulaten der SRT) eine neue elegante Sicht entwickeln, die im Experiment überprüfbar ist.
Die SRT hat bsw. in eleganter Weise gezeigt, wie magn. Kräfte auf die elektrostatische Ladungsdichte zurückgeführt werden können.
Was hat die Stringtheorie bisher zustande gebracht?
Gruß Helmut |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 09.06.2009, 12:02 Titel: |
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ebikonso
Im Klartext meinte ich dies:
Du erklärst dem zeitgenossen andauernd Dinge, die der längst weiss, und Du unterschiebst ihm beispielsweise mit diesen Sätzen...
Zitat: | Aber erscheint mir absurd, dass mathematische Aspekte wie die Zahl PI makroskopische Körper offensichtlich bestimmen aber dann Schluß sein soll mit Mathematik im physikalischen Universum.
Das ist pures 19. Jahrhundert, wobei man damals ja noch noch per RT und QM ins Grübeln darüber kommen konnte. |
...zu Unrecht eine einfältige konservative Haltung.
Orbit |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 09.06.2009, 12:05 Titel: |
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ebikonso hat Folgendes geschrieben: | Die alte Physik ist unvollständig und selbst die SRT /ART hat früh erkannt Mängel vs. QM. |
Ich habe mich nie auf die "alte Physik" berufen. Wenn du meine Einmischung so interpretierst, befindest du dich in einem grundsätzlichen Verständnisirrtum.
Ich sprach von einer Physik, die sich nicht selbst ad absurdum führt und zudem von einer, die sich nicht jeglicher Anschaulichkeit entkleidet. Die relativistische Chemie gehört bestimmt nicht zu diesen angetippten "Geisteswissenschaften". Die Nanotechnologie auch nicht. Das sind durchaus handfeste wissenschaftliche Disziplinen.
Was hingegen das Multiversum (Susskind, The Cosmic Landscape) anbelangt: Das ist reinste Spekulation. Nach dem Ansetzen von Ockhams Rasiermesser bleibt davon kein Haar übrig!
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Aragorn
Anmeldedatum: 23.06.2006 Beiträge: 1120
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Verfasst am: 09.06.2009, 12:25 Titel: |
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zeitgenosse hat Folgendes geschrieben: | Was hingegen das Multiversum (Susskind, The Cosmic Landscape) anbelangt: Das ist reinste Spekulation. Nach dem Ansetzen von Ockhams Rasiermesser bleibt davon kein Haar übrig!
Gr. zg |
Ja genau, die etablierte Wissenschaft kann nicht so tun, als ob der unsichtbare Äther nur ein Überbleibsel sei, welches nur noch von Cranks aus der Schublade geholt wird, und uns gleichzeitig mit Multiversen neue unsichtbare Äther präsentieren, die dann angeblich doch nicht den Regeln der Wissenschaftstheorie zuwiderlaufen. Entweder gilt das für beides oder für keines.
Gruß Helmut |
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pauli
Anmeldedatum: 13.06.2007 Beiträge: 1551
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Verfasst am: 09.06.2009, 13:25 Titel: |
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Auch wenn das alles hier weniger zum "braunen Sumpf" sondern in einen eigenen thread gehört:
In irgendeiner Bild-der-Wissenschaft-Ausgabe wurde von mehreren Experten darüber spekuliert, wie eine GUT bzw. Folgetheorien aus RT/QM aussehen könnte. Man war letzendlich einstimmig der Meinung, dass zumindest die "Endstufe" einer solchen Theorie (wenn sie denn je gefunden wird) praktisch nur noch aus Mathematik bestehen würde.
tja, wie auch immer, das wäre schade, den Allermeisten bliebe diese Welt verschlossen.
k.A. was von Stringtheorien zu halten ist, soweit ich weiß wurden die bildlichen "vibrierende Fäden" als "Objekte" nur erfunden um es auch Unbedarften halbwegs anschaulich erklären zu können . Auch wenn diese Theorie vlt. eine Sackgasse ist, deutet es an, dass die o.g. Prophezeiung zutreffen könnte. |
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Aragorn
Anmeldedatum: 23.06.2006 Beiträge: 1120
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Verfasst am: 09.06.2009, 13:36 Titel: |
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pauli hat Folgendes geschrieben: | k.A. was von Stringtheorien zu halten ist, soweit ich weiß wurden die bildlichen "vibrierende Fäden" als "Objekte" nur erfunden um es auch Unbedarften halbwegs anschaulich erklären zu können . Auch wenn diese Theorie vlt. eine Sackgasse ist, deutet es an, dass die o.g. Prophezeiung zutreffen könnte. |
Warum sollte ich diese Vorstellung annehmen, dagegen gleichzeitig die "Archen" als "Objekte der Anschauung" eines gewissen "Bussenius" ablehnen?
Für mich stellt sich das inetwa so dar:
* Bisher haben Physiker die Natur beobachtet, Experimente durchgeführt und wenn die Datenlage gut aussah versucht ein Modell zu entwickeln, welches alle Ergebnisse unter einen Hut bringt.
* Die Stringtheoretiker bauen zuerst ein Modell und versucht dann herauszufinden ob ihr Modell etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat (das erinnert mich an die Vorgehensweise der Philosophen vergangener Epochen).
-> die Stringtheoretiker wollten uns bsw. als großen Erfolg ihrer Theorie verkaufen, daß sie es geschafft hätten die Gravitation vorherzusagen. Ja und? Das ist ja nun wahrlich nichts neues.
Ich frage mich dann auch immer:
Mit welcher Begründung kann ich die Stringtheorie akzeptieren, die Hypothesen von Crackpots wie bsw. von "Bussenius" aber gleichzeitig ablehnen? Seine Hypothese das alles aus sogenannten "Archen" aufgebaut ist, und die sowas wie "in einem endlichen Volumen eingesperrte Feldenergie" seien, müßte ich dann ja auch ernstnehmen? Rechnerisch kommt er schließlich auch auf einigen Gebieten auf korrekte Ergebnisse. Nur fallen dabei halt ständig neue Konstanten vom Himmel.
Soviel anders wirkt die Vorgehensweise der Stringtheoretiker auf mich auch nicht.
Vielleicht bringt die Zukunft ja noch eine Verbesserung der Situation?
Vielleicht sollte man auch offener für neue Ideen sein?
Gruß Helmut |
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pauli
Anmeldedatum: 13.06.2007 Beiträge: 1551
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Verfasst am: 09.06.2009, 13:52 Titel: |
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Aragorn hat Folgendes geschrieben: |
-> die Stringtheoretiker wollten uns bsw. als großen Erfolg ihrer Theorie verkaufen, daß sie es geschafft hätten die Gravitation vorherzusagen. Ja und? Das ist ja nun wahrlich nichts neues. |
naja, dann haben sie halt bewiesen, dass die Gravitation existiert jetzt ist es vlt. "hochoffiziell"
Zitat: |
Seine Hypothese das alles aus sogenannten "Archen" aufgebaut ist, und die sowas wie "in einem endlichen Volumen eingesperrte Feldenergie" seien, müßte ich dann ja auch ernstnehmen? Rechnerisch kommt er schließlich auch auf einigen Gebieten auf korrekte Ergebnisse. Nur fallen dabei halt ständig neue Konstanten vom Himmel. |
und das scheint mir auch nicht viel schlechter als im Dutzenderpack vom Himmel fallende Dimensionen.
Zitat: | Vielleicht bringt die Zukunft ja noch eine Verbesserung der Situation? Vielleicht sollte man auch offener für neue Ideen sein?
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tja, weiß ich auch nicht |
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El Cattivo
Anmeldedatum: 22.04.2007 Beiträge: 1556
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Verfasst am: 09.06.2009, 17:27 Titel: |
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ebikonso hat Folgendes geschrieben: | Theorien sollten eigentlich vor dem Experiment stehen ... denn hinterher ist man immer schlauer. |
Es war bisher eher genau anders herum - Experiment stand vor der Theorien: Maxwell, Relativitätstheorie, Quantentheorie.
Zitat: | Zudem hat die Strintheorie Wurzeln bis runter zu Direac und von dortaus gibts auf einen anderen Theoriepfad erfolgreich rein bis zu aktuellen physikalischen Chemie. |
Hervorhebung von mir
'Die Stringtheorie' gibt es nicht. Es gibt 10^500 Stringtheorien (Wenn ich mich da recht entsinne). Jede dieser Theorien weist diesen Theoriepfad auf. All jene Theorien werden in der M-Theorie, sozusagen in einem Theorieraum zusammengefasst. Und nun?
Aragorn hat Folgendes geschrieben: | Mit welcher Begründung kann ich die Stringtheorie akzeptieren, die Hypothesen von Crackpots wie bsw. von "Bussenius" aber gleichzeitig ablehnen? |
Als gültig aktzeptieren kann man sie sicher nicht. Mir fiele kein rationaler Grund ein - schon allein wegen der puren Masse an Theorien. Allerdings grenzen sich Stringtheortiker deutlich ab von Crankpots, in dem sie bisher gesichertes Wissen nicht verwerfen oder ignorieren. Sie versuchen es sauber mit einzuschliesen und widerspruchsfrei formulieren (bzw. versuchen). Deswegen halte ich den Status der Hypothese/n für angemessen.
Aragorn hat Folgendes geschrieben: | Vielleicht bringt die Zukunft ja noch eine Verbesserung der Situation? |
Solange fleißig experimentiert wird - sicher.
mfg |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 10.06.2009, 05:51 Titel: |
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ebikonso hat Folgendes geschrieben: | Maxwell hat rechnerisch eine konstanten Wert für die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit gefunden. Und im MM Experiment sollte jener dann bestätigt werden ... |
Maxwells Theorie gingen die Experimente von Faraday voraus. Auf diese hat sich Maxwell besonders abgestützt. Seine Schrift ""On Faraday's Lines of Force" (1856) und weitere zeugen davon.
Über die in der Wellengleichung auftauchende Konstante c schrieb er:
Zitat: | This velocity is so nearly that of light, that it seems we have strong reason to conclude that light itself (including radiant heat, and other radiations if any) is an electromagnetic disturbance in the form of waves propagated through the electromagnetic field according to electromagnetic laws. |
Nebenbei bemerkt:
Die Michelson-Versuche (1881, 1887 und weitere) sollte nicht die Wellengeschwindigkeit bestätigen, sondern den von Maxwell propagierten Aether (und damit eine mögliche Anisotropie der Lichtausbreitung). Zu dieser Zeit gab es zwei konkurrierende Aethertheorien, diejenige von Fresnel (Aether wird nur innerhalb der Körper mitgeführt) und diejenige von Stokes (Aether wird in der Nähe und innerhalb der Körper mitgeführt). Der Michelson-Versuch sollte darüber Klarheit erbringen. Das negative Resultat erstaunte alle, am meisten Michelson selbst.
Bezüglich der Erzeugung, Ausbreitung, Brechung, Reflexion, Beugung, Interferenz sowie der Detektion der von Maxwell vorausgesagten elektromagnetischen Wellen hat sich in der Tat Hertz mit seinen genial-einfachen Experimenten (1886 f.) verdient gemacht.
Zitat: | Albert Einstein ging in Gedanken einem Lichtstrahl hinterger und wollte dabei Maxwell, Lorentz und Galilei vereinen. Erst spätere Experimente konnten mit hoher Auflösung dies bestätigen. |
Einsteins Theorie von 1905 (Zur Elektrodynamik bewegter Körper) gingen die Experimente von Fizeau (1851) und Michelson (1878) sowie die Experimente von Kaufmann (1901) voraus. Theoretisch hatten bereits Lorentz und Poincaré entscheidende Beiträge geleistet. Einige Jahre später haben Bucherer und Neumann diese Versuche mit grösserer Präzision wiederholt.
Zitat: | Die ART wurde erste 1919 / Sonnenfinsternis bestätigt |
Mit der ART begann tatsächlich eine neue Phase in der Physik. Fortan bestimmte die Theorie, was im Experiment verifiziert werden sollte. Früher war es meist umgekehrt gewesen. Naturphänomene wurden in eine Theorie gekleidet und das Experiment untermauerte diese. Nun aber (insbesondere nach 1925) verstieg sich Einstein zunehmends in die obskure Vorstellung, dass nur eine zuvor im Geist rein algebraisch entwickelte Theorie die Natur richtig beschreiben könne. Die Eleganz und Symmetrie der Gleichungen bestimmte deren Varianz. Je schöner die Gleichungen, um so wahrer war die Theorie. Das 'Experimentum crucis' folgte erst ganz am Schluss dieses Denkgebäudes.
Fazit:
Ich spiele nicht das eine gegen das andere aus, sondern versuche stets, einen ausgewogenen Weg zu gehen. Das bedeutet "Theorie kombiniert mit Praxis" oder wie Leibniz dazu sagen würde: Theoria cum praxi. Nur Theorie wie in den Stringtheorien scheint mir der falsche Weg zur Erkenntnis der Natur zu sein. Nur Praxis allein wäre völlig ungenügend und Anlass ausufernder Spekulation. Es braucht beides - eine sinnvolle Schnittmenge also. Dass die Mathematik - als Sprache des Naturwissenschaftlers - untrennbar zur Physik gehört sollte ferner für jeden vernunftbegabten Mitleser evident sein. Durch deren Rezeption und Anwendung unterscheidet sich der Mensch ja gravierend von den Tieren, denen diese Fähigkeit zur Abstraktion nicht gegeben ist . Trotzdem darf die Mathematik in meinen Augen nicht zur Beherrscherin des Naturforschers werden, sondern aufgrund der zu beschreibenden Phänomene und ihrer ureigentümlichen Gesetzmässigkeiten soll eine dazu adäquate und mathematisch konsistente physikalische Theorie entwickelt werden, die dem Experiment prinzipiell zugänglich ist. Nur so kann verhindert werden, dass die Physik zu einer eigentlichen Geisteswissenschaft ohne Bezüge zur Realität mutiert.
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Aragorn
Anmeldedatum: 23.06.2006 Beiträge: 1120
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Verfasst am: 10.06.2009, 09:32 Titel: |
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Hallo,
in den populärwissenschaftl. Büchern steht so inetwa
* die SRT entstand, nachdem Maxwell eine Absolutgeschw. von elektromagn. Wellen c aus seiner Theorie abgeleitet hatte.
* die QT entstand aufgrund der Ultraviolettkatastrope (Elektronen die den Atomkern umkreisen bewegen sich im Feld des Atomkerns und sollten elektrmagn. Strahlung emittieren und in Sekundenbruchteilen in den Kern stürzen)
Bei der Aufstellung beider Theorien haben sich ihre Erschaffer anhand "heuristischer Prinzipien" leiten lassen:
* Einstein anhand seiner Relativitätsprinzipien (SRT: "alle IS sind gleichberechtigt", ART: Äquivalenzprinzip - Beschleunigung und Gravitation ununterscheidbar).
* ich vermute auch die Erschaffer der QT haben sich so von der Natur leiten lassen (Unschärferelation).
Meines Wissens haben die Erschaffern der Stringtheorie erst sehr spät ein leitendes Prinzip gefunden.
Das erste und einzige von dem ich gehört habe ist das holografisches Prinzip:
Die Entropie eines Schwarzen Lochs SL \(S = Akc^3 / 4hG\) ist proportional zur Fläche des Ereignishorizontes A.
Die Entropie S ist ein Maß für das Verhältnis der möglichen mikroskopischen Zustände, welche den selben Makrozustand ergibt \(S = k ln \omega\) mit \(\omega\) = Anzahl der Mikrozustände.
Die Anzahl der möglichen Mikrozustände ist proportional zur Teilchenanzahl und dessen Freiheitsgraden. Also direkt proportional zur Masse und somit auch zum Volumen des SL.
Die Entropie eines SL ist also proportional
* zur Fläche des Ereignishorizontes des SL
* zum Volumen des SL
Daraus wird dann von den Stringtheoretikern abgeleitet: Alle Information die im Volumen des SL enthalten ist sei auch im Ereignishorizont codiert.
Ich denke dies ist ein schönes Beispiel für den Nonsens den "mathem. Physiker" produzieren.
1) aus den Zusammenhängen die an SL gelten (Extremzuständen bei denen alle bisherigen Theorien versagen) wird ein allgemeingültiges Prinzip abgeleitet, das nun überall gelten soll.
2) Es wird eine Analogie hergestellt und behauptet: Wir sind 3D-Wesen, die sich ständig, ohne dies nachweisen zu können, durch einen 4D-Raum bewegen. Wir seien sowas wie die Flachmänner in "Flächenland" von Edwin A. Abbott. Wenn deren Flachland eine Kugel durchfliegt, sehen diese stattdessen einen plötzlich auftauchenden einen Kreis mit veränderlichem Durchmesser.
Und das soll nun auch für uns zutreffen. Wir sollen nicht die wahre Natur des Welt erfassen, sondern nur den winzigen Ausschnitt den wir gerade durchstreifen. Es könnte bsw. so sein, daß die 4D-Welt ein völlig unveränderlicher Kosmos ist, und alles was wir als Veränderung wahrnehmen hängt nur von unserer Reisegeschw. entlang der (von uns nicht wahrnehmbaren) vierten Raumachse des 4D-Kosmos ab.
Was soll man davon halten?
Zunächst erinnert das stark an den 4D-Raum der SRT. Nur das wir uns dort nicht entlang einer Raumachse bewegen, sondern aus unserer Sicht entlang der Zeitachse. Die Beobachter die sich relativ zu uns bewegen sehen unseren Zeitbewegungsvektor dagegen verdreht und sehen stattdessen wie wir uns durch Zeit und Raum bewegen.
Die Beschreibung der SRT klingt verrückt. Um die absurd erscheinende SRT zu akzeptieren bedarf es imho entweder:
a) überprüfbarer Vorhersagen der SRT die falsifiziert werden können, oder mindestens
b) überzeugender theoretischer Indizien, welche die Beschreibung stützen (bsw. wenn sich vieles vereinfacht wie es der Fall wäre, wenn mehrere der bisherigen Theorien durch die neue ersetzt werden können).
Beide Punkte wurden von der SRT sofort erfüllt. Da die Theorien immer komplizierter und deren Überprüfung immer schwieriger wird, können m.E. an neuere Theorien nicht mehr die gleichen Anforderungen gestellt werden.
Trotzdem würde ich meinen, daß nach einer angemessenen Zeit zumindest b) erreicht werden muß. Und nachdem was ich bisher dazu vernommen habe, hat sich die Euphorie der früheren Jahre nicht bestätigt. Die Stringtheorie wird immer komplexer ohne das die anfangs gesteckten Ziele erreicht wurden.
M.E. ist der Einfluß der Stringtheorie bereits viel zu groß geworden. Wenn Publikationen von den Stringtheoretikern verhindert werden, welche mehrere der konkurrierenden Theorien vergleichen, und dabei zu Ergebnissen kommen die jenen nicht gefallen, dann ist deren Einfluß zu groß und behindert die Theoretische Physik. So wie bsw. bei der Publikation von Peter Woit - not even wrong geschehen, die erst nachdem sich Roger Penrose dafür eingesetzt hatte, veröffentlich wurde.
http://www.pro-physik.de/Phy/bookReviewDetail/3/26404
Zitat: | Das Buch wurde erfolglos zur Veröffentlichung bei Universitätsverlagen eingereicht. Trotz positiver Mehrheitsmeinung unter den Gutachtern lehnte Cambridge University Press das Buch wegen des negativen Urteils eines Stringtheoretikers ab. Sir Roger Penrose erwirkte schließlich die Veröffentlichung bei Jonathan Cape. |
Jedenfalls bin ich gespannt, wie die Reaktion aussieht wenn sich keine der theoretischen Vorhersagen am LHC zeigen sollte. Kommt dann als Antwort: Macht nichts, wir haben noch Millionen andere Stringtheorien?
Gruß Helmut |
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ralfkannenberg
Anmeldedatum: 22.02.2006 Beiträge: 4788
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Verfasst am: 10.06.2009, 10:49 Titel: |
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Hallo zusammen,
ich persoenlich liebe es eigentlich nicht sehr, herumzuphilosophieren, auch wenn es sicherlich gerechtfertigt ist, zurueckzublicken und zu untersuchen, welche Vorgehensweisen oder Reihenfolgen zu wissenschaftlicher Erkenntnis gefuehrt haben und die Frage aufzuwerfen, ob man das dazu verwenden kann, den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu "optimieren".
zeitgenosse hat Folgendes geschrieben: | Ich spiele nicht das eine gegen das andere aus, sondern versuche stets, einen ausgewogenen Weg zu gehen. |
Ich persoenlich moechte hier noch viel radikaler sein und bin der Ansicht, jeder ethisch gangbare Weg sollte auch gegangen sein. Erkenntnisgewinn sollte nicht davon abhaengig sein, wo man die Grenze zwischen Mathematik und Physik oder auch Chemie zieht: wenn es da "Grenzen" gibt, so ist eben eine interdisziplinare Loesung anstrebenswert.
Gleiches gilt auch fuer die Frage, ob man erst eine Theorie entwickeln und danach experimentieren soll - ich denke, beides ist gerechtfertigt. Oft genug hat man Resultate erhalten, die man mit laengst vorhandenen mathematischen Theorien erklaeren konnte. Ich sehe also keinen Grund, dieses "Herumzutheoretisieren" mit einer geringeren Wertung zu versehen.
Selbstverstaendlich darf Erkenntnisgewinn nicht auf verbrecherische Weise erfolgen !
Und noch eine kleine Ergaenzung: Hier wird oft auf der Zahl pi herumgeritten; ich denke, es ist die Zahl e (Euler'sche Zahl), die dem zugrundeliegt und diese Euler'sche Zahl tritt ja wirklich an allen Ecken und Enden auf. Auch der Lindemann'sche Beweis der Transzendenz der Kreiszahl pi baut auf dem Hermiteschen Beweis der Transzendez der Euler'schen Zahl auf.
Freundliche Gruesse, Ralf |
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ralfkannenberg
Anmeldedatum: 22.02.2006 Beiträge: 4788
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Verfasst am: 10.06.2009, 10:53 Titel: |
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Aragorn hat Folgendes geschrieben: | Jedenfalls bin ich gespannt, wie die Reaktion aussieht wenn sich keine der theoretischen Vorhersagen am LHC zeigen sollte. Kommt dann als Antwort: Macht nichts, wir haben noch Millionen andere Stringtheorien? |
Hallo Helmut,
auch das wuerde ich viel "neutraler" sehen: Je nachdem was als Ergebnis am LHC herauskommt kann man zahlreiche Theorien erhaerten und andere Theorien verwerfen. Nicht mehr und nicht weniger.
Freundliche Gruesse, Ralf |
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