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Marco
Anmeldedatum: 11.04.2006 Beiträge: 105
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Verfasst am: 16.02.2007, 11:56 Titel: Frage zur Längenkontraktion: Was passiert auf atomarer Ebene |
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Mir kam da neulich so eine Frage (Bitte nicht lachen)
Bei der Längenkontraktion, also wenn ein Beobachter einen Objekt verkürzt sieht, ist das ja nicht nur ein optischer Effekt. Was passiert also aus Sicht dieses Beobachters auf atomarer Ebene des Objektes? Verdichtet sich das Material oder Verzerrt es? Also mal blöd gefragt, werden die Atome oval statt rund? Ich weiß, die Atome werden ja nur als Modell dargestellt. Aber hätte es nicht Auswirkungen auf die Kräfte im Atom, wenn die "Form" asymetrisch durch die Verzerrung wäre?
Vielleicht habe ich auch einfach nur ein verkürztes Brett vorm Kopf... |
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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 16.02.2007, 12:11 Titel: |
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Hallo Marco,
ja, die Atome werden oval statt rund. Das macht ja auch Sinn: Die Trägheit wird ja bei Beschleunigung in Bewegungsrichtig nach gamma*m*a zunehmen, so dass die Atome in dieser Dimension kompakter werden.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
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as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
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Verfasst am: 16.02.2007, 12:32 Titel: |
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Hallo!
Ich glaube, dass die Frage meines Namensvetters eher noch etwas "komplizierter" ist und ich finde sie alles andere als "zum lachen"! Das ist eine Sache, die (in ähnlicher Form) sicher auch von Kritikern oft nicht so richtig verstanden wird.
In einem Atom sind ja erstmal nur elektrodynamische Kräfte von Interesse. Wir wissen aber, dass diese lorentz-invariant sind. Wenn man also z. B. das Feld eines Wasserstoff-Kerns betrachtet, dann ist dieses bei einem ruhenden Kern zwar radialsymmetrisch, aber sicher nicht mehr, wenn man den selben Kern von einem dazu bewegten Koordinatensystem aus betrachtet, wenn man also einen schnell bewegten Kern beschreiben möchte. Das ganze Feld muss dann entsprechend flach gedrückt sein, wenn die Maxwell-Gleichungen tatsächlich stimmen und lorentz-invariant sind.
Was passiert jetzt aber mit der Wellenfunktion des einen Elektrons in diesem Potential? Nicht-relativistisch gesehen, würde das nicht mehr ganz passen. Sie hätte dann plötzlich bei einem flachen Potential ja eine ganz andere Form, als bei einem radial-symmetrischen. Erst dann, wenn man hier relativistisch rechnen würde (also mit QED dann), käme man auf eine Aufenthaltswahrscheinlichkeits-Verteilung, die der lorentz-transformierten des ruhenden Atoms entspräche.
Im Prinzip ist das also gerade wieder so ein Fall: Wenn die ED lorentzinvariant ist, dann muss auch die Mechanik und auch die Quantenmechanik lorentzinvariant sein. Sonst passt es nicht mehr zusammen und ein schnell bewegtes Atom würde sich ganz anders verhalten, als ein ruhendes.
Genau so ist es auch bei einem Festkörper-Gitter. Dort sind die Atome ja jeweils an einem Potential-Minimum. Wenn der Festkörper schnell bewegt ist, müssen sich auch diese Minima der LK entsprechend kürzer sein und so die Gitterabstände in Flugrichtung auch kleiner sein, als bei dem selben Gitter in Ruhe betrachtet.
Gruß
Marco |
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Uranor
Anmeldedatum: 12.01.2007 Beiträge: 66
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Verfasst am: 16.02.2007, 15:01 Titel: |
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Hallo as_string,
die Natur zeigt, dass es so sein muss. Die starke WW erweist sich im Gravitationsfeld keineswegs als (beliebig) überlegen. Man erwartet ja durchaus, dass sich die WW bei wirklich genügend Energie annähern. Was wir derzeit in dem Bereich "kennen", ist das Quark-Gluonen-Plasma = Zusammenbruch der Strukturen unter extremer Massesituation. Wenn man bedenkt, dass unter den ultra Energiebedingungen (Fluktuationen bzw.) Gravitonen gewaltigen Energiezuwachs verzeichnen, werden die Zusammenhänge verständlich.
Sich die Lorentzinvarianz im Gravitationsfeld anschaulich klar zu machen, dürften auch durchaus triviale Alltagsbilder sehr gut geeignet sein. Der schwierige Part mag für viele nur sein, sich Teilchen bzw. ein Atom von energetischer Natur vorzustellen. Doch nur solcherart werden sie dem Dualitätsprinzip gerecht werden können. Also da wird der "Hardcoreklassiker" durch müssen, die QM ist durchaus auf robuste Gemüter zugeschnitten. :p .
Dann kann man sich vergegenwärtigen, dass die Strukturen über die Jahrmilliarden hinweg stabil bleiben. Die Aktionen in den Atomen und Verbänden laufen offenbar kräftefrei, sonst wäre die extreme Stabilität nicht gewährleiste.
Tief draußen in den unendlichen Weiten wird die Elektronenbahn kreisrund erscheinen (jetzt natürlich vereinfachend klassisch, nur zwecks Bild gesprochen). In der Nähe solider Massen bzw. bei hoher Geschwindigkeit besteht ein anderes Energieniveau. Der lokalen Situation wird rechnung getragen. Was für unsere nicht lokal schauenden Augen oval erscheinen mag, bedeutet für das lokale Elektron unverändert... geradeaus! Der Unterschied zwischen oval und kreisförmig hat also lokal bis kurz vor den Strukturzusammenbruch keine besondere Bedeutung. Die Abläufe und das Zusammenspiel erfolgen harmonisch.
Gruß
Uranor |
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as_string
Anmeldedatum: 17.05.2006 Beiträge: 912 Wohnort: Heidelberg
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Verfasst am: 16.02.2007, 15:36 Titel: |
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Hallo Uranor!
Nicht böse sein, aber ich verstehe nicht so ganz, auf was genau Du hinaus willst.
Mein Punkt war ja: Jeder wird erstmal ein einfaches Wasserstoffatom so berechnen, dass er annimmt, dass der Kern im gewählten Bezugssystem ortsfest ist und damit das Potential, in dem sich das Elektron bewegt, auch statisch ist. Allerdings muss es ja auch genau so funktionieren, wenn man das Atom aus einem beliebigen anderen Inertialsystem heraus betrachtet (die ART und die Gravitation wollte ich da erstmal noch ganz außen vor lassen). Dabei wird man dann eben feststellen, dass das Potential einer positiven Ladung, die sich schnell bewegt, nicht mehr radialsymmetrisch ist. Damit stimmt dann aber die quantenmechanische Beschreibung des Elektrons in diesem Potential nur noch, wenn man auch hier die Quantenmechanik einbringt, also z. B. die QED verwendet. Man wird dann feststellen, dass beide Rechnungen durch Lorentz-Transformation ineinander übergehende Ergebnisse liefern, egal in welchem IS sie durchgeführt wurden. Aber eben nur dann, wenn man die SRT nicht nur auf das elektrodynamische Potential anwendet, sondern auch auf die (Quanten-)Mechanik. Wenn man nur das elektrische und magnetische Feld der bewegten Ladung nimmt und dann versucht die Bewegung des Elektrons in diesen Feldern nicht-relativistisch zu berechnen, dann kommt man auf ein Ergebnis, dass weder nach Galilei-Transformation noch mit Lorentz-Transformation dem des ruhenden Atoms entspricht.
Also auch hier: Wenn man voraussetzt, dass die Elektrodynamik lorentzinvariant ist und man jedes beliebige IS für die Beschreibung eines physikalischen Vorgangs verwenden darf, dann muss auch die (Quanten-)Mechanik lorentzinvariant formuliert werden. Das ist ja genau der Ausgangspunkt, den Einstein für die SRT benutzt hat. Damit ist aber ein bewegtes Atom, dass dann in diesem IS flach ist, genau so stabil, wie es in seinem Ruhesystem eben "kugelrund" stabil ist. Es ist ja auch das selbe Atom. Egal bei welcher Geschwindigkeit v (<c) passt immer noch alles zusammen.
Gruß
Marco |
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Uranor
Anmeldedatum: 12.01.2007 Beiträge: 66
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Verfasst am: 16.02.2007, 15:53 Titel: |
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hallo as_string,
Zitat: |
(die ART und die Gravitation wollte ich da erstmal noch ganz außen vor lassen).
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sorry, dein Anliegen hab ich somit missverstanden. Vor allem der Hinweis auf das Kritikerverständnis hatte mich offenbar geleitet. QM? QED? Die meisten hören nix, so lange man nicht das magische Wort "RT" benutzt. Daher der Versuch eines möglichst anschaulichen Angebotes.
Jetzt erkenne ich auch deine Argumentationsrichtung. Bin gespannt, was sich weiter ergibt. Hier sind Spezialisten gefragt.
Gruß
Uranor |
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Uli
Anmeldedatum: 09.06.2006 Beiträge: 472
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Verfasst am: 16.02.2007, 17:14 Titel: |
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Zitat: |
Joachim schrieb am 16.02.2007 12:11 Uhr:
Hallo Marco,
ja, die Atome werden oval statt rund. Das macht ja auch Sinn: Die Trägheit wird ja bei Beschleunigung in Bewegungsrichtig nach gamma*m*a zunehmen, so dass die Atome in dieser Dimension kompakter werden.
Gruß,
Joachim
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Hi Joachim,
deiner Aussage (ovale Atome) stimme ich ja zu. Nur die Begründung verstehe ich nicht: warum sollten kompakter gepackte Atome eine größere Trägheit aufweisen ?
Ich habe bislang nicht wirklich einen Zusammenhang zwischen Lorentz-Kontraktion und relativistischer Trägheitszunahme gesehen.
Gruss, Uli |
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Uli
Anmeldedatum: 09.06.2006 Beiträge: 472
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Verfasst am: 16.02.2007, 17:32 Titel: |
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Zitat: |
Marco schrieb am 16.02.2007 11:56 Uhr:
Mir kam da neulich so eine Frage (Bitte nicht lachen)
Bei der Längenkontraktion, also wenn ein Beobachter einen Objekt verkürzt sieht, ist das ja nicht nur ein optischer Effekt. Was passiert also aus Sicht dieses Beobachters auf atomarer Ebene des Objektes? Verdichtet sich das Material oder Verzerrt es? Also mal blöd gefragt, werden die Atome oval statt rund? Ich weiß, die Atome werden ja nur als Modell dargestellt. Aber hätte es nicht Auswirkungen auf die Kräfte im Atom, wenn die "Form" asymetrisch durch die Verzerrung wäre?
Vielleicht habe ich auch einfach nur ein verkürztes Brett vorm Kopf...
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Eine naheliegende und berechtigte Frage, finde ich.
Die Berechnung der Orbitale des Wasserstoffatoms in einem Koordinatensystem, das sich relativistisch schnell relativ zum Atom bewegt, ist aber sicher eine Herausforderung, die sich niemand freiwillig antut.
Das würde - glaube ich - sehr, sehr hässlich werden, da
1.) die Kugelsymmetrie des Problems verloren geht (allein Kugelkoordinaten werden nicht mehr so viel helfen);
2.) man relativistisch rechnen muss (zumindest Dirac- statt Schrödingergleichung);
3.) statt des simplen Coulomb-Potentials muss das 4-Potential des elm. Feldes betrachtet werden.
Ich schätze, das ist kaum exakt lösbar und wäre sicher eine undankbare Aufgabe, da man bestenfalls ein bekanntes Ergebnis, das viel einfacher erhalten werden kann, reproduziert.
Uli |
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Emm
Anmeldedatum: 23.08.2006 Beiträge: 142
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Verfasst am: 16.02.2007, 18:47 Titel: |
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Ist aber auch nicht nötig, so zu lösen. Da die Diracgleichung lorentzinvariant ist (kovariante Formulierung!) transformiert die Lösung jeder Komponente des Diracvektors wie ein Skalar. Das heisst: Psi'(x') = Psi(x(x')), x der Vierervektor und x'(x) die Lorentztransformation, und folglich muss man nur die Koordinaten x transformieren und in Psi(x) einsetzen und schon hat man die Geboostete Wellenfunktion Psi'(x') |
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Uli
Anmeldedatum: 09.06.2006 Beiträge: 472
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Verfasst am: 17.02.2007, 18:54 Titel: |
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Emm schrieb am 16.02.2007 18:47 Uhr:
Ist aber auch nicht nötig, so zu lösen. Da die Diracgleichung lorentzinvariant ist (kovariante Formulierung!) transformiert die Lösung jeder Komponente des Diracvektors wie ein Skalar. Das heisst: Psi'(x') = Psi(x(x')), x der Vierervektor und x'(x) die Lorentztransformation, und folglich muss man nur die Koordinaten x transformieren und in Psi(x) einsetzen und schon hat man die Geboostete Wellenfunktion Psi'(x')
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Klar: in der Praxis würde man die Lösung im Schwerpunktsystem des Atoms durchführen und dann die Lösung Lorent-transformieren.
Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob deine Aussage oben, dass jede Komponente des Dirac-Spinors wie ein Skalar Lorent-transformiert korrekt ist ?
Wenn ich mich recht entsinne, ist erst das Skalarprodukt
Psi -dagger * gamma-0 * Psi
eine Skalar unter Lorentz-Trafos.
gamma-0 = 0-te Dirac-Matrix (kovariante Notation)
dagger fuer hermitische Konjugation.
Aus den Groessen Psi-quer = Psi-dagger * gamma-0
und Psi kann man dann die üblichen bilinearen Kovarianten unter Lorentz-Transformationen aufbauen:
Psi-quer * gamma-mu * Psi
ist ein Vektor,
Psi-quer * gamma-mu * gamma-5 * Psi
ein Axial-Vektor etc. .
Der V-A Strom der schwachen WW ist mir auch nach 20 Jahren noch nicht ganz unter die Vergessensschwelle gesackt.
Oder ?
Gruss, Uli |
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Emm
Anmeldedatum: 23.08.2006 Beiträge: 142
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Verfasst am: 17.02.2007, 19:00 Titel: |
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So gut wie ich mich erinnere schon Jede Komponente des Diracspinors ist doch eine Lösung der Klein-Gordon-Gleichung, welche lorentzinvariant ist.
Aber dein Skalar Psi -dagger * gamma-0 * Psi, die "Diracdichte", wenn man so will, ist natürlich auch invariant. |
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Uli
Anmeldedatum: 09.06.2006 Beiträge: 472
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Verfasst am: 17.02.2007, 19:24 Titel: |
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Emm schrieb am 17.02.2007 19:00 Uhr:
So gut wie ich mich erinnere schon Jede Komponente des Diracspinors ist doch eine Lösung der Klein-Gordon-Gleichung, welche lorentzinvariant ist.
Aber dein Skalar Psi -dagger * gamma-0 * Psi, die "Diracdichte", wenn man so will, ist natürlich auch invariant.
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Stimmt zwar: jede Komponente einer Lösung der Dirac-Gleichung erfüllt auch die Klein-Gordon Gleichung. Allerdings ist ihr Transformationsverhalten unter Lorentz-Trafos anders als das von Spin-0-Teilchen. Spin 1/2 -Wellenfunktionen realisieren eben eine andere Darstellung der Lorentz-Gruppe als die Spin-0 Wellenfunktionen der Klein-Gordon-Gleichung.
Deshalb ist ihre Transformationsvorschrift anders (LTs werden für Dirac-Spinoren durch irgendwelche 4x4 - Matrizen im Raum der 4-Spinoren dargestellt).
Alles nur so aus dem Alzheimer-geschädigten Gedächtnis heraus ...
Ist leider schon 20 Jahre her; deshalb mit Vorsicht zu geniessen.
Gruss, Uli
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