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M_Hammer_Kruse
Anmeldedatum: 19.02.2006 Beiträge: 1772
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Verfasst am: 27.01.2007, 12:38 Titel: |
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Hallo Joachim,
Harald ist unter den Kritikern jemand, den ich ohne Anführungszeichen schreibe, allerdings nur wegen seiner Ehrlichkeit und wegen des fairen Umgangs.
Ich erwarte jedoch nicht, daß er seine GPS-Aussagen revidiert. Im Gegenteil, er nutzt den Gold-Disput hier bei uns ja taktisch für die Aussage: "Seht mal, die Verfechter der Releativitätstheorie haben ja keine Ahnung, sind sich selber uneinig. Das zeigt ja, daß die Theorie auf tönernen Füßen steht. Genauso ist das beim GPS."
Wir sollten darum deutlich machen, daß es auch beim Gold zwar Diskussionen über die Darstellungsweise gibt, aber keine Meinungsverschiedenheit über die relativistischen Auswirkungen auf die Energieniveaus.
Gruß, mike |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 27.01.2007, 18:22 Titel: |
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Zitat: |
M_Hammer_Kruse schrieb am 27.01.2007 12:38 Uhr:
Wir sollten darum deutlich machen, daß es auch beim Gold zwar Diskussionen über die Darstellungsweise gibt, aber keine Meinungsverschiedenheit über die relativistischen Auswirkungen auf die Energieniveaus.
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Auch hier muss ich notgedrungen insistieren. In meinen Augen gibt es bei Festhalten an der Golfarben-Hypothese unlösbare Diskrepanzen und zwar:
Sollte eine Kontraktion der s-Orbitale tatsächlich stattfinden, müsste sich auch die Energie des Gesamtsystems aus atomphysikalischer Hinsicht vermindern.
Dem steht aber nun dagegen, dass bei einer als real angenommen Massenerhöhung die Energie des Gesamtsystems nicht kleiner, sondern erheblich zunehmen müsste (wegen E = m*c^2).
Mit der Goldfarben-Hypothese handelt man sich also nur zusätzliche Schwierigkeiten ein, so dass ich für meine Person diese Erklärung der Quantenchemiker "den Bach runtergehen" lasse.
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 27.01.2007, 18:42 Titel: |
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Hallo zeitgenosse,
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zeitgenosse schrieb am 27.01.2007 18:22 Uhr:
Sollte eine Kontraktion der s-Orbitale tatsächlich stattfinden, müsste sich auch die Energie des Gesamtsystems aus atomphysikalischer Hinsicht vermindern.
Dem steht aber nun dagegen, dass bei einer als real angenommen Massenerhöhung die Energie des Gesamtsystems nicht kleiner, sondern erheblich zunehmen müsste (wegen E = m*c^2).
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Die relativistische Massenzunahme tritt nicht zusätzlich zur kinetischen Energie auf. Sie ist zur kinetischen Energie identisch. Das ist ja gerade der Grund, warum man kaum noch mit relativistischer Masse argumentiert. Sie ist ein anderes Wort für kinetische Energie. Dass die Kontraktion stattfindet ist durch relativistische Rechnungen sehr gut abgesichert. Was wir hier diskutieren, ist doch nur die Frage, wie man das Laien verstehbar macht ohne dass sie die Rechnung im Detail nachvollziehen müssen.
Die Computercodes zur Berechnung dieser Effekte sind übrigens meist öffentlich zugänglich, so dass es euch Kritikern freisteht, die Rechnungen zu überprüfen.
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 27.01.2007, 20:08 Titel: |
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Zitat: |
Joachim schrieb am 27.01.2007 18:42 Uhr:
Die relativistische Massenzunahme tritt nicht zusätzlich zur kinetischen Energie auf. Sie ist zur kinetischen Energie identisch.
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Wenn das so ist, darf man nicht länger von einem "Massenzuwachs" reden; denn dieser ist einfach - Mumpitz!
Gerade in sog. populärwissenschaftlichen Artikeln muss man desto sorgfältiger damit umgehen, um den Leser nicht auf eine falsche Spur zu führen.
(Wie ein populärwissenschaftliches Thema angegangen werden muss, kann von Feynman gelernt werden in: Zur Natur physikalischer Gesetze.)
Und von einem Physiker, der sich zum Thema äussert, erwarte ich einfach mehr Exaktheit im Ausdruck als von einem Wissenschaftsjournalisten, der Physik nur im Nebenfach hörte. Wenn Prof. Kaupp als Quantenchemiker ('Spektrum der Wissenschaft') noch immer am veralteten Masseverständnis festhält und darüber hinaus den irritierenden Ausdruck "Massen-Geschwindigkeits-Kontraktion" zur Erklärung bemüht, ist das zwar seine Sache; aber die aufgeklärteren unter den Lesern damit langweilen sollte er trotzdem nicht.
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 28.01.2007, 10:55 Titel: |
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Hallo zeitgenosse,
ich gebe dir da unumwunden Recht. Genau deshalb verwende ich den alten Massenbegriff nie unkommentiert. Ich bin ja gerade bemüht, eine bessere Erklärung zu finden. Diese bedient sich vorläufig der Trägheit, die ja eindeutig mit der kinetischen Energie zunimmt. Warum nun führt grössere Trägheit zu einem kompakteren Potential? Dazu werde ich demnächst ausführlicher die relativistische Quantenmechanik mit der nichtrelativistischen Schrödingergleichung vergleichen. Zunächst nur als Motivation:
Vergleicht man die chemischen Eigenschaften von gewöhnlichem mit schwerem Wassenstoff, so kann man unterschiede Feststellen, die auf die höhere reduzierte Masse beim Deuterium zurückzuführen sind. Das gleiche System ist bei gleichen Kräften träger und deshalb kompakter. Noch deutlicher wird das bei myonischen Atomen. Das Myon ist sehr viel träger als das Elektron und nimmt einen viel kompakteren Grundzustand ein. Es ist hier immer die Trägheit, nicht die Schwere verantwortlich.
Ich finde es auch nicht richtig, was Prof. Kaupp geschrieben hat. Zu schreiben, dass Orbital wird kompakter, weil das Elektron schwerer wird, ist Mumpitz. Nur ist es Unsinn daraus zu konstatieren, die SRT sei falsch. Es ist nur die Aussage des Herrn Kaupp, die fehlerhaft ist.
Gruss,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
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M_Hammer_Kruse
Anmeldedatum: 19.02.2006 Beiträge: 1772
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Verfasst am: 28.01.2007, 11:49 Titel: |
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Hallo Joachim,
genau das ist auch mein Problem mit der Kauppschen Aussage. Die scheint mir eher für Hausfrauen und Minister gemacht, welche den Sachverhalt gar nicht tiefer verstehen wollen.
Ich habe gestern im MAHAG-Forum schon ausgeführt, daß man für ein tieferes Verständnis wirklich die vollständige Rechnung durchführen muß, um im Ergebnis dann die geänderten Energieniveuas zu sehen. Es wäre schön, wenn Du das darstellen könntest.
Gruß, mike |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 28.01.2007, 12:56 Titel: |
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Zitat: |
Joachim schrieb am 28.01.2007 10:55 Uhr:
Zu schreiben, dass Orbital wird kompakter, weil das Elektron schwerer wird, ist Mumpitz. Nur ist es Unsinn daraus zu konstatieren, die SRT sei falsch.
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Immerhin haben wir inzwischen einen gewissen Konsens erzielt.
Die Anwendung der SRT auf derartige Probleme wird vermutlich richtig sein.
Es fragt sich aber sofort, in welcher Konsequenz? Denn die Einstein und Minkowski zugeschriebene Auffassung kennt eine Relationssymmetrie (welche durch die Eichhyperbel unmissverständlich gegeben ist) oder wie sich Pauli gediegen ausdrückt:
Zitat: |
Die Lorentz-Kontraktion ist nicht eine Eigenschaft eines Maßstabes allein, sondern eine prinzipiell beobachtbare, reziproke Beziehung zweier relativ zueinander bewegten Maßstäbe.
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Für die Quantenchemie dürfte dieses beobachtermässige Symmetrieprinzip aber keine Bedeutung haben; denn das Gold behält seinen Glanz selbst dann, wenn wir nicht hinsehen.
Solches spricht aber eher für die Auffassung von Lorentz und Poincaré, wonach nur ein effektiv bewegter Maßstab eine Verkürzung erfährt. Dass bei wie auch immer gearteten Bahnen eines Orbitalelektrons eine Bewegung vorliegt, ist evident. Denn ohne Bewegung fiele auch die Kontraktion weg.
Gr. zg
_________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 28.01.2007, 13:12 Titel: |
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Zitat: |
zeitgenosse schrieb am 28.01.2007 12:56 Uhr:
Immerhin haben wir inzwischen einen gewissen Konsens erzielt.
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Ja, man kommt sich langsam näher. Dazu sind Diskussionen schliesslich da.
Zitat: |
Für die Quantenchemie dürfte dieses beobachtermässige Symmetrieprinzip aber keine Bedeutung haben; denn das Gold behält seinen Glanz selbst dann, wenn wir nicht hinsehen.
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Das verstehe ich nun gar nicht. Selbstverständlich ist Gold auch golden, wenn wir nicht hinsehen. Das Relativitätsprinzip hat, wie schon das von Galileo, zur Folge, dass in die Ergebnisse nur Relativgeschwindigkeiten eingehen. Die relativen Geschwindigkeiten zwischen den Elektronen und zwischen Elektronen und Kern sind für quantenchemische Rechnungen entscheidend. Als Observable taugt in der Quantenphysik aber eher der Impuls als die Geschwindigkeit. Daher ziele ich auf die Impuls-Energie-Relation ab. Dort liegt der Hund begraben.
Dass natürlich die Absorptionslinien des Goldes einem bewegten Beobachter gegenüber Dopplerverschoben (inklusive Zeitdilatation) erscheinen werden, ist ein zusätzlicher Effekt der SRT, der sich aus der Relativbewegung zwischen Beobachter und Goldbarren ergibt. Dem Goldbaren erscheint auch das Licht vom Experimentator entsprechend Dopplerverschoben. Da liegt dann die von dir angesprochene Symmetrie. Sie gilt auch in der Quantenchemie.
Aber selbstverständlich hat die Bewegung eines hypothetischen Beobachters keinen Einfluss auf die relativen Impulse der Elektronen im Bezug auf den Schwerpunkt des Goldes.
Gruss,
Joachim
P.S. Aus gegebenen Anlass habe ich im MAHAG-Forum nochmal zur Erklärung im Bohr-Sommerfeld-Modell stellung genommen:
Zitat: |
Streng klassisch sind stabile Umläufe unabhängig von der Masse in jedem beliebigen Abstand möglich. Aber bei gegebenen Abstand ist der Drehimpuls proportional zur Masse. Da nun im Bohr-Sommerfeld-Modell der Drehimpuls gequantelt ist, sagt dieses semiklassische Modell bei relativistischer Trägheitszunahme engere Umlaufbahnen voraus. Bei gegebenen Drehimpuls sind die Bahnen um so enger, je träger das umlaufende Teilchen ist. Das ist gut an myonischen Atomen sichtbar.
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Semiklassisch folgen Energieniveaus und Bahnradien aus der Drehimpuls-Quantisierung. Quantenmechanisch folgt die Form der Orbitale aus der entsprechenden Wellengleichung und die Quantisierung aus den Randbedingungen. Man kann also nicht annehmen, dass relativistisch die gleichen Energieniveaus herauskommen. Die Bindung der S-Elektronen wird be gleichem Drehimpuls stärker.
_________________ Relativitaetsprinzip.Info
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M_Hammer_Kruse
Anmeldedatum: 19.02.2006 Beiträge: 1772
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Verfasst am: 28.01.2007, 16:56 Titel: |
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Hallo Joachim,
das war das Stichwort: Drehimpuls-Quantelung, Bohrsches Atommodell. Damit lassen sich die Effekte auch ohne Schrödinger oder Dirac wenigstens qualitativ zeigen, so daß sie auch ein Abiturient verstehen kann:
Im Bohrschen Atommodell ist der Radius der n. Bahn:
r_n=(n²/Z)*((eps_0*h²)/(Pi*e²*m)).
Die Geschwindigkeit des Elektrons auf der n. Bahn ist
v_n=(Z/n)*(e²/(2*eps_0*h)).
Analog zum Ausdruck ((eps_0*h²)/(Pi*e²*m)), den man üblicherweise als Bohrschen Radius bezeichnet, weil er der Radius für n=1 im H-Atom ist, kann man (e²/(2*eps_0*h)) als Bohrsche Geschwindigkeit bezeichnen. Einsetzen von Zahlenwerten für die Konstanten ergibt v_Bohr=2190 km/s. Das sind 0,73% der Lichtgeschwindigkeit.
Man sieht unmittelbar, daß mit größerer Kernladung die Geschwindigkeit größer wird. Für Quecksilber (Z=80) haben wir dann v=80*0,73%*c=58,4%*c.
Damit vergrößert sich die träge Masse des Elektrons aus Sicht des Kerns um den Faktor 1/Wurzel(1-0,584²)=1,232, also um 23,2 %. Und weil beim Radius die Elektronenmasse im Nenner steht, schrumpft das Orbital um denselben Wert.
Gruß, mike
P.S.: Für Gold mit Z=79 natürlich entsprechend. Bei Silber mit Z=47 ist der Effekt mit 6,5 % deutlich geringer. |
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M_Hammer_Kruse
Anmeldedatum: 19.02.2006 Beiträge: 1772
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Verfasst am: 28.01.2007, 18:28 Titel: Bohrsche Geschwindigkeit durch google errechnet |
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Neulich ging es irgendwo in AC mal um den in google eingebauten Rechner.
Ich bin begeistert: Füttert google mal mit
(electron charge squared)/(2*permittivity of free space*planck's constant)
Gruß, mike |
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Miriam
Anmeldedatum: 26.07.2006 Beiträge: 3072
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Verfasst am: 28.01.2007, 22:43 Titel: |
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Das funktioniert ja....schön! |
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Joachim
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 1714
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Verfasst am: 22.03.2007, 10:43 Titel: Nature Artikel |
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Hallo Zusammen,
ich bin immer noch nicht dazu gekommen, meine einfache Erklärung auszuarbeiten. Asche über mein Haupt Dafür habe ich neue Literatur gefunden. In der heutigen Ausgabe von Nature gibt es den Artikel Relativistic effects in homogeneous gold catalysis. Ein sehr interessanter Überblick. Ich habe mir erlaubt eine kurze Erläuterung dazu zu schreiben: Relativist.de
Gruß,
Joachim _________________ Relativitaetsprinzip.Info
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