Historische Quellenarbeit à la Jocelyne Lopez

 
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 20:04    Titel: Historische Quellenarbeit à la Jocelyne Lopez Antworten mit Zitat

In verschiedenen Foren ist ein Fragment eines Briefes von Albert Einstein aus dem Jahre 1949 Thema der Diskussion:


Zitat:

... Sie stellen es sich so vor, dass ich mit stiller Befriedigung auf ein Lebenswerk zurückschaue. Aber es ist ganz anders von der Nähe gesehen. Da ist kein einziger Begriff, von dem ich überzeugt wäre, dass er standhalten wird, und ich fühle mich unsicher, ob ich überhaupt auf dem rechten Wege bin....



Einige User haben dann nachgefragt, ob sich diese Textstelle denn wirklich auf die Relativitätstheorie und nicht vielleicht auf Einsteins vergebliche Arbeit an einer allgemeinen Feldtheorie beziehe.

Heute hat Frau Lopez im Forum "Wissenschaft und moralische Verantwortung" im Thread "Ist die Mathematik eine Wissenschaft, oder nur eine Sprache?" geantwortet:


Zitat:

Jocelyne Lopez schrieb am 29.12.2006 18:11 Uhr:
Das weiß ich nicht, worauf sich Einstein in diesem Brief an einen Freund bezogen hat, das ist nun mal ein privater Brief gewesen und keine wissenschaftliche Abhandlung (den Brief hat er übrigens 1949 geschrieben und nicht 1956 wie ich es aus Versehen weiter oben angegeben habe). Ich kenne nur dieses Zitat aus diesem Brief,



Ich denke, bis hierhin kann man ja zustimmen.


Zitat:

Jocelyne Lopez schrieb am 29.12.2006 18:11 Uhr:
aber es ist lange genug um einen Sinn in diesem Kontext zu machen. Wenn Einstein hier 1949 von seinem „Lebenswerk“ spricht, kann man durchhaus annehmen, dass er dabei die Relativitätstheorie meint.



Ganz erstaunlich, wie sie zu diesem Ergebnis gelangt, da ja die beiden Alternativen in dem Textfragment gar nicht genannt werden. Unter "Lebenswerk" könnte man als dritte Alternative ja auch den Photoeffekt verstehen, für den er immerhin den Nobelpreis bekommen hat !


Zitat:

Jocelyne Lopez schrieb am 29.12.2006 18:11 Uhr:
Und wenn er von „stiller Befriedigung“ spricht, die alle Andere sich bei ihm beim Zurückschauen auf sein Lebenwerk "vorstellen", kann man auch durchaus annehmen, dass er dabei seine erfolgreiche Relativitätstheorie meint, und nicht gerade seine gescheiterte Feldtheorie, oder?



Kann man, kann man aber auch nicht. Ich würde ja versuchen, ob ich den gesamten Brief erhalten kann, denn möglicherweise beschreibt Albert Einstein in diesem Brief an anderer Stelle genauer, was er unter seinem Lebenswerk versteht. Man könnte auch andere Publikationen Einstein's heranziehen und untersuchen, ob Einstein das Wort "Lebenswerk" mit einem bestimmten Inhalt füllt.

Aber Jocelyne Lopez weiss es auch ohne weitere Recherchen "besser":


Zitat:

Jocelyne Lopez schrieb am 29.12.2006 18:11 Uhr:
Das würde im Kontext dieser Aussagen nämlich überhaupt nicht passen.



Zwar wird der "Kontext" dieser "Aussagen" nicht näher beschrieben, aber immerhin würden sie überhaupt nicht passen.


Freundliche Grüsse, Ralf
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M_Hammer_Kruse



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BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

bei solch spekulativer Ausdeutung von Informationen, die ihr gar nicht vollständig bekannt waren, scheint die liebe Jocelyne ja eine freundliche Anleihe bei den Methoden des Wahrheitshinbiegers Peter Rösch genommen zu haben.

Gruß, mike
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Miriam



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BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Das das von Ihr dann mal wieder gebrachte Zitat mit den Mathematikern von Einstein durchaus nicht ganz ernst gemeint sein könnte, auf die Idee kommt sie erst gar nicht.

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galileo2609
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BeitragVerfasst am: 29.12.2006, 23:39    Titel: Brief an Solovine Antworten mit Zitat

Hallo Ralf,

ihre 'Erläuterung' im 'WumV' ist insbesondere insofern ungenügend, da ich ihr letzte Nacht im Forum 'WELT.de' noch auf die Sprünge geholfen habe:

Zitat:

galileo2609
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Einstein, Solovine und die Geschichtsfälschung der 'Kritiker'

Hallo Frau Lopez,

gewöhnen sie es sich einfach an, kleinere Brötchen zu backen!
Und die testen wir jetzt gleich mal an. Das nachfolgende Zitat haben sie von ihrem 'Mentor' Friebe abgeschrieben, der es wiederum von einem weiteren sog. 'Kritiker', dem Ex-Juristen Brinkmann abgeschrieben hat. Nun schleppen sie diese Geschichtsfälschung weiter durch die Foren:

Zitat:

Jocelyne Lopez
Vielleicht sollte man diese Aussagen Einsteins auch im Zusammenhang mit seinem privaten Eingeständnis in einem Brief an einem Freund 1956 bringen:

Zitat:

„ ... Sie stellen es sich so vor, dass ich mit stiller Befriedigung auf ein Lebenswerk zurückschaue. Aber es ist ganz anders von der Nähe gesehen. Da ist kein einziger Begriff, von dem ich überzeugt wäre, dass er standhalten wird, und ich fühle mich unsicher, ob ich überhaupt auf dem rechten Wege bin....“


Sie haben von diesem Brief, den Einstein am 28. März 1949 an Maurice Solovine geschrieben hat, nicht den Hauch einer Ahnung. Sie haben nicht im Entferntesten Kenntnis davon, über welche (vergeblichen) Anstrengungen Einstein hier Zeugnis ablegt. Und sie wissen auch nicht, was Einstein am 25. November 1948 und am 25. Januar 1950 an Solovine berichtet. Sie werden auch keine Antwort darauf haben, welche Arbeiten Einstein im zeitgenössischen Umfeld dieser Briefe veröffentlicht hat.

Da ihre 'Kritiker-Kumpel' hier ausfallen, verrate ich ihnen die Titel:

  • Einstein 1948: A Generalized Theory of Gravitation, in: Rev. Mod. Phys. 20, pp. 35 - 39
  • Einstein/Kaufman 1954: Algebraic Properties of the Field in the Relativistic Theory of the Asymmetric Field, in: The Annals of Mathematics, 2nd Ser., Vol. 59, No. 2 (Mar., 1954), pp. 230-244


Machen sie sich kundig! Und bis dahin sollten sie auf diese allfällige Geschichtsfälschung ihrer 'Kritiker-Kumpane' verzichten.
Mit Zitaten punkten zu wollen, die sie nicht beherrschen, ist hochgradig peinlich. Aber auf einen Restanstand legen sie wahrscheinlich auch keinen Wert mehr! [...]





Nun, ausser dass ihr Post im 'WumV' nachhaltig bestätigt, dass sie die zitierte Briefstelle nur über Friebe von Brinkmann abgeschrieben hat, ist nichts Neues zu erkennen. Diese schamlose Ausbeutung unverstandener Quellen bestätigt nur erneut das Bild einer verantwortungslosen 'Kritiker-Gemeinschaft', der der Wahrheitsgehalt ihrer Beiträge nicht gerade viel bedeutet.

Grüsse galileo2609
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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 30.12.2006, 01:06    Titel: Antworten mit Zitat

Über die SRT wird sich Einstein rückblickend im Jahre 1949 kaum derartig selbstkritisch geäussert haben, verdankt er doch erst seinem Annalenbeitrag von 1905 (genau genommen sind es deren vier) seine Bekanntheit im akademischen Umfeld. Die ART - an welcher zwischen 1907 bis 1915 (wenn man auch die allerersten Ansätze miteinbezieht) er arbeitete, wird Einstein wohl auch nicht im engeren Blickfelde haben, verdankt er dieser doch gerade seinen Weltruhm infolge der erfolgreichen Sonnenfinsternis-Expedition von 1919.

Was bleibt sind nur die Quantentheorie und die Einheitliche Feldtheorie. An die letzte hat er über dreissig Jahre seines Lebens investiert; zwar nicht vergeblich, aber ohne seinem letzten Ziele wesentlich näher gekommen zu sein (wenn das nichts ist, über das sich vor dem herannahenden Abendrot des Lebens zu reden lohnte, dann weiss ich auch nicht weiter).

Bestärkt in obiger Auffassung werde ich auch durch Einsteins abschliessende Worte in der Vorlesungssammlung "Grundzüge der Relativitätstheorie" (Springer Verlag), wo er schreibt:


Zitat:

C. Ist es denkbar, dass eine Feldtheorie die atomistische und Quantenstruktur der Realität zu verstehen gestattet? Diese Frage wird von fast allen mit "Nein" beantwortet. Ich glaube aber, dass gegenwärtig niemand etwas Zuverlässiges darüber weiss. Dies ist deshalb der Fall, weil wir nicht beurteilen können, in welcher Weise und wie stark die Bedingung der Singularitätsfreiheit die Mannigfaltigkeit der Lösungen reduziert [...] Aus diesem Grunde können wir gegenwärtig den Gehalt einer nichtlinearen Feldtheorie nicht mit der Erfahrung vergleichen. Nur ein bedeutender Fortschritt in den mathematischen Methoden kann hier helfen...

D. Man kann gute Argumente dafür anführen, dass die Realität überhaupt nicht durch ein kontinuierliches Feld dargestellt werden könne. Aus den Quantenphänomenen scheint nämlich mit Sicherheit hervorzugehen, dass ein endliches System von endlicher Energie durch eine endliche Zahl von Zahlen (Quanten-Zahlen) vollständig beschrieben werden kann. Dies scheint zu einer Kontinuumstheorie nicht zu passen und muss zu einem Versuch führen, die Realität durch eine rein algebraische Theorie zu beschreiben. Niemand sieht aber, wie die Basis einer solchen Theorie gewonnen werden könnte.



Für den überarbeiteten Zusatzteil des besagten Buches (welches erstmals 1922 erschien), in welchem sich obige Worte finden, kann aus dem Vorwort das Jahr 1954 entnommen werden (also ein Jahr vor Einsteins Tod). Ganz klar kreist Einsteins zentrale Frage um die Berechtigung einer kontinuierlichen Feldtheorie. Heute wissen wir, dass zur vollständigen Beschreibung der Naturphänomene nur eine Quantenfeldtheorie einer zudem diskontinuierlichen Raumzeit herangezogen werden kann (siehe auch die Heimsche Strukturtheorie, welche diese Bedingungen geradezu in luzider Klarheit erfüllt, oder die alternative Loop-Quantum-Gravity).

Im Kontext von Einsteins Brief ab Solovine geht es somit auch um die Quanten(feld)theorie bzw. deren Ausbau zum Standardmodell der Elementarteilchen (von der Elektroschwachen Vereinigung wusst man 1954 noch nichts, vom Quarkmodell der Hadronen und der QCD auch nicht). Gerade dazu aber wurde Einstein von enormen Selbstzweifeln geplagt - wie ich übrigens auch! - (obwohl gerade Einstein - wie bereits von einem Teilnehmer gesagt wurde - für die Lichtquanten-Hypothese der Nobelpreis zugesprochen wurde), ergo, wie man also einem anderen Briefe aus dem Jahre 1951 an Besso entnehmen kann:


Zitat:

Die ganzen 50 Jahre bewusster Grübelei haben mich der Antwort der Frage "Was sind Lichtquanten" nicht näher gebracht. Heute glaubt zwar jeder Lump, er wisse es, doch er täuscht sich...



Der Fokus von Einsteins etwas pessimistischer Selbstkritik bezieht sich also ganz eindeutig auf eine Einheitliche Feldtheorie, welche aber auch die Quantisierung der Felder miteinzubeziehen hat. Ein Unterfangen, an welchem Einstein tatsächlich gescheitert ist ohne ihn deswegen in irgendeiner Weise herabzuwürdigen.

In diesem umfangreichen Kontext kann man sowohl die SRT wie auch die ART als bereits erfolgreich abgeschlossene Teilbereiche auf dem langwierigen Wege zu einer Einheitlichen Feldtheorie der Gravitation, des Elektromagnetismus und der Materie bezeichnen. Was der Einheitlichen Feldtheorie letzlich noch fehlte, ist die Integration der indeterministischen Quantentheorie und deren feldalgebraischen Erweiterungen. Dass dann aber mehrere Partialstrukturen einzuführen sind und nicht nur deren eine wie in der ART ohne Cartan-Erweiterung, was mit einem nur symmetrischen Fundamentaltensor und ohne Erweiterung der Dimensionen auf so viele, wie unbedingt nötig und auch möglich, nicht zu erreichen ist, spürte Einstein haargenau; aber offensichtlich lief ihm die verbleibende Zeit davon. Heim hat dann ab etwa 1952 - und genau von diesem Punkte ausgehend - eine Strukturtheorie entwickelt, die sowohl die makroskopischen wie auch die mikroskopischen Felder berücksichtigt. Das nur noch nebenbei.

Gr. zg
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galileo2609
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BeitragVerfasst am: 30.12.2006, 02:00    Titel: Albert Einstein an Maurice Solovine Antworten mit Zitat

Hallo Alpha Centauri!

Um das mal ein für alle mal aufzuklären. In der Regel postet Lopez, die Langversion des Briefzitats, die Friebe vom 'Kritiker' Karl Brinkmann abgeschrieben hat und auch auf ihrer Homepage zu finden ist:

Zitat:

Das rührende Eingeständnis von Albert Einstein selbst am Ende seines Lebens weist auch auf solche Unsicherheiten bei der Vieldeutigkeit der Begriffe hin (auch von Ekkehard Friebe zitiert, aus dem Buch von Karl Brinkmann „Zu Zeit und Raum“ - Johannes Berchmanns Verlag, Augsburg):

"In einem Brief an seinen Freund Solovine aus dem Jahre 1949 (veröffentlicht unter „Lettres à Maurice Solovine“, Paris 1956, S. 94) hat er ein bemerkenswertes Eingeständnis gemacht, indem er schrieb: „ ... Sie stellen es sich so vor, dass ich mit stiller Befriedigung auf ein Lebenswerk zurückschaue. Aber es ist ganz anders von der Nähe gesehen. Da ist kein einziger Begriff, von dem ich überzeugt wäre, dass er standhalten wird, und ich fühle mich unsicher, ob ich überhaupt auf dem rechten Wege bin....“ - Diese Äußerung Einsteins ist sicher nicht allein als bloße Bescheidenheit zu beurteilen, sondern mehr als ein kritisches wie ehrliches Bekenntnis zur Möglichkeit der Unrichtigkeit seiner Lehre. "


Ich habe hier absichtlich auf die 'Kopie von maerchenhaftes' verlinkt, da in der Top-Version der Bezug auf Friebe fehlt. Der ehemalige Patentprüfer hat aber jüngst das verstümmelte Brief-Zitat in seinem Patchworkartikel 'Einsteins Irrtümer - Die wahren Hintergründe' erneut verarbeitet.

Das Brinkmann-Buch von 1984 liegt mir nicht vor. Der habilitierte Jurist (Jahrgang 1918), Mitverfasser und Herausgeber des "Grundrechts-Kommentars zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949' hat aber noch eine weitere 'Einstein-Kritik' veröffentlicht. Im Jahr 1988 erschien sein Machwerk 'Grundfehler der Relativitätstheorie' im Hohenrain-Verlag (sic!). In diesem verwendet Brinkmann das verstümmelte Brief-Zitat als eine Art von Einleitungsweisheit (p. 8 ).

Dass auch andere 'Kritiker' (z. B. Hille, Neundorf) dieses Zitat sinnenstellend verwenden, dürfte nicht verwundern. So aus dem Zusammenhang gerissen ist es Balsam für die geschundenen Seelen der 'Kritiker', letztendlich aber ein Indiz, bis zu welch totaler Entblödung sich diese Gestalten hinreissen lassen. Dazu sind die bereits bekannten Mittel der Geschichtsverfälschung und Geschichtsfälschung durchaus gang und gäbe.

Ich befinde mich im Besitz der englischsprachigen Ausgabe der 'Lettres à Maurice Solovine, 1906-1955', erschienen als Citadel Press Book, N.Y. 1993. Die Briefe sind jeweils als Faksimile und als englischsprachige Transkription abgedruckt.

Nachfolgend meine eigene Transkription des faksimilierten Briefes vom 28.03.1949 (pp. 110f):

Zitat:

Lieber Solovine!
Ich bin ganz gerührt über Ihren herzlichen Brief, der so sehr absticht von den anderen unzähligen Briefen, die bei dieser unseligen Gelegenheit (1) auf mich niedergeprasselt sind. Sie stellen es sich so vor, dass ich mit stiller Befriedigung auf ein Lebenswerk zurückschaue. Aber es ist ganz anders von der Nähe gesehen. Da ist kein einziger Begriff, von dem ich überzeugt wäre, dass er standhalten wird, und ich fühle mich unsicher, ob ich überhaupt auf dem rechten Wege bin. Die Zeitgenossen sehen in mir zugleich einen Ketzer und Reaktionär, der sich selber sozusagen überlebt hat. Das hat allerdings mit Mode und Kurzsichtigkeit zu schaffen, aber das Gefühl der Unzulänglichkeit kommt von innen. Nun - es kann wohl nicht anders sein, wenn man kritisch und ehrlich ist, und Humor und Bescheidung halten einem im Gleichgewicht, den äusseren Einwirkungen zum Trotz.
Sie haben weiss Gott recht mit dem, was Sie über die Erfahrungen mit den Menschen sagen. Aber keiner kann ja anders, als er eben thut. Das Schmerzlichste ist das Soziale, das sich im grossen Rahmen abspielt. Dies Dominieren des blind Triebhaften. Amerika, England, Russland und die Kleineren - hol die der Teufel, und er wird es auch thun.
Das Beste, was bleibt, sind ein paar aufrechte Freunde, die Kopf und Herz am rechten Flecke haben und einander verstehen, so wie es bei uns beiden ist.
Ich bin neugierig, was Sie über den Heraklit zusammengebracht haben. Ich denke mir, dass er ein trotziger (2) und finsterer Geselle gewesen ist. Es ist zu schade, dass diese Riesenkerle nur durch einen dicken Nebel gesehen werden können.
Alles Herzliche, auch Ihrer Frau
------------------
(1) Offenbar der 70. Geburtstag von Einstein, Anm. galileo2609
(2) unleserlich, in der englischen Transkription: 'stubborn', Anm. galileo2609




Ich bezweifle, dass Friebe, Hille, Neundorf & Co. den Originalbrief von Einstein an Solovine vom 28.03.1949 wirklich gelesen haben, bei Brinkmann mag ich das als Quelle der 'citations' nicht ausschliessen. Und Lopez hat ja nun zugegeben, dass sie nur das "Zitat aus diesem Brief" kennt. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die genannten 'Kritiker' (und ihre gläubigen Gefolgsleute), dass sie diesen Brief an Solovine aus dem zeitgenössischen Zusammenhang reissen und als 'Zeugen' gegen die Relativitätstheorien benennen.

Ich hatte in meinem Post im Forum 'WELT.de' die massgeblichen Arbeiten Einsteins genannt, die um diesen Brief an Solovine veröffentlicht wurden. Ich hatte auch zwei weitere entscheidende Briefe genannt, die den Kontext der Kommunikation zwischen Einstein und Solovine um den betrachteten Brief vom 28.03.1949 erhellen.

Ich füge nun hier die entscheidenden Stellen dieser Briefe in meiner Transkription hier an, um dieses Thema endgültig abschliessen zu können.
Zunächst der faksimilierte Brief vom 25.11.1948 (pp. 104ff.):

Zitat:

Lieber Solo!
[...]
Wissenschaftlich bin ich immer noch gehemmt durch dieselben mathematischen Schwierigkeiten, die mir die Bestätigung oder Widerlegung meiner allgemeinen relativistischen Feldtheorie unmöglich machen, trotzdem ich einen sehr tüchtigen jungen Mathematiker zum Mitarbeiter habe. Ich werde es nicht mehr fertig bringen; es wird vergessen werden und muss wohl später wieder entdeckt werden. So ist es ja schon mit so vielen Problemen gegangen. [...]
Herzliche Grüsse und Wünsche von Ihrem
A. E.


Weiter aus dem faksimilierten Brief vom 25.01.1950 (pp. 112f):

Zitat:

Lieber Solovine!
Ich habe Ihnen einen dicken Bund zugesandt, weil einiges darin Sie vermutlich interessieren wird, auch meine kleinen Kontroversen mit den Fachkollegen. [...]
Herzliche Grüsse von Ihrem
A. Einstein



Es genügt bereits ein wenig an wissenschaftshistorischer Kenntnis, dass sich die benannten Sätze aus dem Brief vom 28.03.1948 auf das Spätwerk Einsteins beziehen. Es ist kein Geheimnis, dass sich Einstein mit seinen vergeblichen Versuchen hinsichtlich einer 'Einheitlichen Feldtheorie' zunehmend von der Physikergemeinde isolierte. So wie er zunehmend deren Entwicklungen ignorierte, widerfuhr es ihm im Gegenzug. Diese Situation beschreiben die transkribierten Briefe.

Wie zeitgenosse richtig schreibt litt Einstein zu dieser Zeit einen einsamen Kampf, da wichtige Meilensteine in der theoretischen Physik erst noch ihrer Erreichung harrten. Seine Beharrlichkeit, sich mit dem 'mathematischen Quälgeist' der Einheitlichen Feldtheorie auseinanderzusetzen, wurde von den anderen 'Großen der physikalischen Moderne' eher skeptisch gesehen. So witzelte Wolfgang Pauli (das "Gewissen der Physik"):

Zitat:

So könnte man ... beim Erscheinen einer neuen Arbeit über diesen Gegenstand versucht sein, auszurufen: "Die Feldtheorie Einsteins ist tot. Es lebe die [neue] Feldtheorie Einsteins."
(Wolfgang Pauli, Collected Scientific Papers, Bd. 2, N.Y., 1964, p. 1399, zit. n. Armin Herrmann, Einstein - Der Weltweise und sein Jahrhundert, München ³2005, p. 426)


Pauli war sich auch bewusst, dass dieses Unterfangen keinem seiner zeitgenössischen Kollegen gelingen werde. In einem Brief an Erwin Schrödinger vom 09.08.1957 findet er zwei Jahre nach Einsteins Tod die Worte:

Zitat:

Man wird uns zur Physikergeneration zählen, der eine Synthese der Allgemeinen Relativitätstheorie mit der Quantentheorie nicht gelungen ist.


Wir sehen, dass sich die 'Interpretation' der 'Kritiker' auch in diesem kontroversen Umfeld der 'Einheitlichen Feldtheorie' in keinster Weise erfüllt. Ihre Verstand reicht eben nicht einmal dazu, sich intellektuell auf den Nachvollzug dieses wissenschaftlichen Arbeitens einzulasssen.

Grüsse galileo2609
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galileo2609
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Beiträge: 6115

BeitragVerfasst am: 30.12.2006, 05:46    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Miriam schrieb am 29.12.2006 22:24 Uhr:
Das das von Ihr dann mal wieder gebrachte Zitat mit den Mathematikern von Einstein durchaus nicht ganz ernst gemeint sein könnte, auf die Idee kommt sie erst gar nicht.



Hallo Alpha Centauri!

Wie wir alle wissen, ist den 'Kritikern' nicht mehr zu trauen, sobald sie irgendwelche 'historische Tatsachen' behaupten. Zuviel Geschichtsverfälschung und Geschichtsfälschung ist zutage getreten, welche sie einsetzen, um ihrer Mission zu dienen.

Das von Miriam angesprochene und von Lopez mehrfach benutzte Zitat Einsteins:

Zitat:

Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr.


ist Frau Lopez möglicherweise zum erstenmal im 'politikforum' zu Beginn des 'GOM-Mobilmachungsthreads' durch einen Post des Users 'eifelbauer' zugeflogen. Dass dieses Zitat auch in seinem weiteren 'kritischen' Lebenslauf ohne Quellenangabe bleibt, ist nicht verwunderlich, da es lt. Wikiquote als zugeschriebenes Zitat gilt!

Das Zitat bezieht sich diesmal in der Tat auf die Etablierung der Speziellen Relativitätstheorie. Lt. Fölsing (1), ist dieser 'Seufzer' durchaus 'glaubhaft' und bei Seelig verewigt (2). Er wird gleichrangig gehandelt mit Einsteins ursprünglicher Ansicht, dass die von Hermann Minkowski entwickelte 'formale Vereinfachung' der SRT und Umschreibung eine "überflüssige Gelehrsamkeit" bedeute (3)!

Worum geht es? Ganz einfach um Einsteins Kenntnisnahme des Minkowski-Vortrags 'Raum und Zeit', mit dem dieser vor der 'mathematisch-physikalischen Sektion' des '80. Kongresses der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte' am 21.09.1908 in Köln wesentlich zur Akzeptanz der SRT beitrug! Einstein nahm an diesem Kongress nicht teil, er nahm den Minkowski-Vortrag erst Monate später zur Kenntnis, als er in der 'Physikalischen Zeitschrift' publiziert wurde.

Dass auch dieses Einstein-Zitat nicht für 'Kritiker-Propaganda' taugt, zeigt der Fortgang der Wissenschaftsgeschichte. Die Instrumentalisierung dieses 'Seufzers' mag jeder kontern, der um die spätere Anerkennung des Minkowski'schen Formalismus durch Einstein Kenntnis hat. In seiner popularisierenden Darstellung 'Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie' von 1917 kommentierte Einstein den Nutzen der Vorarbeit durch Minkowski wie folgt (4):

Zitat:

Diese dürftigen Andeutungen geben dem Leser nur eine vage Idee von dem wichtigen Gedanken MINKOWSKIS, ohne den die im folgenden in ihren Grundgedanken entwickelte allgemeine Relativitätstheorie vielleicht in den Windeln stecken geblieben wäre.


Wir stellen summa sumarum fest, dass die 'Kritiker' auch hier über seeleschmeichelnde Zitate ihren Irrglauben festigen wollen. Ein wenig mehr an verstehendem Lesen wäre allerdings nötig, damit sie nicht weiter in den Abgrund der Unglaubwürdigkeit fallen.

Ich empfehle daher, bei weiteren ähnlichen Äußerungen erstmal das Säurebad der gnadenlosen Prüfung anzusetzen. Die meisten 'Kritiker'-Luftblasen werden sich darin auflösen!

Grüsse galileo2609
___________
(1) Albrecht Fölsing, 1995: Albert Einstein - Eine Biographie, Suhrkamp, p. 283
(2) Carl Seelig, 1952: Albert Einstein und die Schweiz, Zürich, p. 46
(3) Abraham Pais, 2000: Raffiniert ist der Herrgott ... Albert Einstein - Eine wissenschaftliche Biographie, Heidelberg/Berlin, p. 151
(4) Albert Einstein, ²³1988: Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie, Berlin/Heidelberg, p. 38
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