DESERTEC - die Wüste im Kopf
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Herrmann Flöns



Anmeldedatum: 08.01.2013
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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 13:25    Titel: DESERTEC - die Wüste im Kopf Antworten mit Zitat

Hallo,

wenn ein Projekt aus der Welt der Physik, das dabei ist, in die wirkliche Welt einzutreten, es verdient, relativ kritisch beurteilt zu werden, dann mit Sicherheit das weltumspannende Projekt Desertec, gegen das der Berliner Hauptstadtflughafen oder Stuttgart 21 Kindergartenkinkerlitzchen sind. Nichts gegen die Photovoltaik - wirklich nicht -, aber alles gegen diesen megalomanen Alptraum der Abhängigkeit von instabilen Gesellschaften im Maghreb, Superstromtrassen von 3.000 km Länge, Energiemonopolen und Anfälligkeit gegen Sabotage und Terrorismus vom Feinsten.
Das alles ohne forscherliche Begleitung und Warnung aus der Politologie, den Sozialwissenschaften, der Technikfolgeabschätzung. Wozu haben wir die ganzen schönen Wissenschaften, wenn wir sie nicht nutzen?
Und das im größten Umbau der Energieversorgung Europas in der gesamten Geschichte - mit all seinen sozialen, finanziellen, politischen Implikationen. Lassen wir das alles einfach auf uns zukommen?
Naiv.
Was dabei herauskommt, zeigt z.B. Marokko, das jetzt schon die ersten Probe-Kraftwerke (CPS, Parabolrinnen-Solarparks) baut, und das dann natürlich sofort in die völkerrechtlich widerrechtlich besetzte West-Sahara. So geht es also schon los!
Desertec sollte mal 50 Milliarden kosten, soll derzeit mit 400 Milliarden Euro zu Buche schlagen, und wenn man diese Summen extrapoliert und dann noch an Stuttgart 21 denkt, weiß man: Unter einer Billion wird Desertec am Ende nicht zu haben sein.
Viel Geld, das sicher besser heute in die Gegenwart investiert würde, als in ein zum Scheitern verurteiltes Mehrgenerationen-Projekt, das nicht nur zum Guten ausschlagen wird. (Wir kennen die furchtbaren Folgen einer verfehlten postkolonialen Energiepolitik aus Nigeria oder aus dem Tschad, wenn die Milliarden aus Europa einer undemokratischen Herrscherclique in die Taschen gespült werden, während der verarmenden Bevölkerung der Lebensraum beschnitten wird.)
Mal zum Einstieg ein Kommentar auf einer eigentlich Pro-Photovoltaik-eingestellten Website: http://www.rechner-photovoltaik.de/photovoltaiklexikon/desertec. Da heißt es: Die Wüste im Kopf.
So muss man es wahrscheinlich sehen. Relativ kritisch - übernehmen Sie! Smile
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pauli



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 16:41    Titel: Antworten mit Zitat

Also mir gefällt Desertec
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waltraudhaas



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

Jeder kann sich einen einzelnen Artikel zu einem Thema raus suchen und sich dann eine Meinung bilden - fundiert ist das nicht. Mein Vater arbeitet selbst am dem Projekt mit und daher kann ich sagen, dass Journalisten viele Probleme machen die nicht da sind oder aufbauschen was eigentlich gering ist, wie es meist der Fall ist.
Ich persönlich finde das Projekt vielversprechend und zukunftsorientiert und was die in Marokko für Probleme haben weiß ich nicht, in anderen Ländern läuft es reibungslos. Aber vermutlich war der Verfasser des Textes wieder ein Solarstromgegner, vielleicht sogar beauftragt durch die großen Stromerzeuger oder die Atomstromlobby. Über Solarstrom werden seit jeher falsche Berichte verfasst, warum auch immer. Mein Vater ist Maschinenbauingeneur mit Schwepunkt Solar- und Windkrafttechnik, da hört man ganz andere Dinge als in der Presse verbreitet werden...
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M_Hammer_Kruse



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

Die Römer haben ihre Provinz Africa entwaldet und Karst und Wüste hinterlassen.

Die Kolonialländer haben dort Sklaven und Rohstoffe geraubt und nicht funktionierende Staatswesen mit Bürgerkreigen und ethnischen Konflikten hinterlassen.

Jetzt schicken sich multinationale Konzerne dort die Sonnenenergie zu stehlen. Hauptsache, mein Elektroauto fährt.

Und unsere Politiker wundern sich über "Wirtschaftsflüchtlinge".

Gruß, mike
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Snusmumriken



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

waltraudhaas hat Folgendes geschrieben:
r, vielleicht sogar beauftragt durch die großen Stromerzeuger oder die Atomstromlobby. Über Solarstrom werden seit jeher falsche Berichte verfasst, warum auch immer.


Hmm, und die falschen Berichte über Atomkraft werden von der Solarstromlobby beauftragt? Verschwörungen so weit das Auge reicht.

Gruß,
Snus
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Barney



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 21:01    Titel: Antworten mit Zitat

M_Hammer_Kruse hat Folgendes geschrieben:
Jetzt schicken sich multinationale Konzerne dort die Sonnenenergie zu stehlen. Hauptsache, mein Elektroauto fährt.

Da bei DesertTec auch die nationale Wirtschaft "vor Ort" vertraglich gefördert, bzw. gestärkt werden soll, würde ich da maximal den Begriff Ausbeutung verwenden. D.h. natürlich wandert nicht der ganze produzierte Strom nach Europa.
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M_Hammer_Kruse



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Beiträge: 1772

BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 21:10    Titel: Antworten mit Zitat

Bei allem, was als "Entwicklungshilfe" verkauft wurde und wird, geht es immer darum, dem Geberland den maximalen Nutzen zu sichern. Dargestellt wird es aber stets als uneigennützige Hilfe für das Empfängerland.

Am Ende sind die Empfänger wirtschaftlich, militärisch oder politisch abhängig. Und bekommen die Brotkrumen, die von der Herren Tische fallen. Ich habe keine Hoffnung, dass das bei Desertec anders sein wird. Ausbeutung kennt viele Namen.

Gruß, mike
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Karl
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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat

Das Ziel muss sein, Energie zu demokratisieren. Jetzt ist Energie monopolisiert. DESERTEC entspricht dem bekannten Monopolisierungkonzept. Angeblich hohe Investitionskosten erlaube es nur den schon bekannten Global Playern das Projekt umzusetzen. So soll und darf es in der Zukunft nicht weiter gehen.
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Barney



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 22:19    Titel: Antworten mit Zitat

M_Hammer_Kruse hat Folgendes geschrieben:
Bei allem, was als "Entwicklungshilfe" verkauft wurde und wird, geht es immer darum, dem Geberland den maximalen Nutzen zu sichern. Dargestellt wird es aber stets als uneigennützige Hilfe für das Empfängerland.

Hallo Mike,

sobald die ausgehandelten Verträge die Gesetze der beteiligten Länder berücksichtigen handelt es sich um völlig legale Geschäfte bei denen beide Seiten auf Vorteile hoffen. An Entwicklungshilfe denkt da so viel ich weiß praktisch niemand mehr. Es geht letztlich, ebenso wie bei der Atomenergie auch, "lediglich" um Arbeitsplätze und einige ökologische Aspekte.
MfG
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Barney



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BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 22:26    Titel: Antworten mit Zitat

Karl hat Folgendes geschrieben:
Das Ziel muss sein, Energie zu demokratisieren.

Hallo Karl,

genau solche Konzepte benötigen in der Realisierung ein hohes privates Engagement und daran scheitern kleine Projekt gerne.

Zitat:
DESERTEC entspricht dem bekannten Monopolisierungkonzept.

DESERTEC ist mit Sicherheit nicht mit ein, zwei kleinen mittelständischen Firmen zu realisieren. Man erinnere sich nur an Solarmillenium. Es wird vielmehr eine Menge Know-How benötigt und eine Demokratisierung kann doch relativ leicht über einen Börsengang erreicht werden.
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Karl
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Beiträge: 1457
Wohnort: Zürich, Schweiz

BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

Barney hat Folgendes geschrieben:
Karl hat Folgendes geschrieben:
Das Ziel muss sein, Energie zu demokratisieren.

Hallo Karl,

genau solche Konzepte benötigen in der Realisierung ein hohes privates Engagement und daran scheitern kleine Projekt gerne.

Das ist eine Frage der Förderungskonzepts.

Barney hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
DESERTEC entspricht dem bekannten Monopolisierungkonzept.

DESERTEC ist mit Sicherheit nicht mit ein, zwei kleinen mittelständischen Firmen zu realisieren. Man erinnere sich nur an Solarmillenium. Es wird vielmehr eine Menge Know-How benötigt und eine Demokratisierung kann doch relativ leicht über einen Börsengang erreicht werden.

Wer soll gefördert werden mit Steuergeld, also der Hilfe aller und damit auch mit der Hilfe der vielen Kleinen? Die Global Player? Oder die Kleinen selbst? Oder beide? Für den Börsegang ist es doch unerheblich, wie das Geld verdient wird. In dem Moment, in dem "Social responsibility" politisch verankert und ökonomisch relevant wird, ist sie auch für Investoren wichtig. Das bestimmen bei uns die Bürger (sagt zumindest das Grundgesetz).

Wieviel an DESERTEC benötigt wird, hängt auch davon ab, wieviel der Endverbraucher konsumiert. Beides kann und muss optimiert werden.

Es ist besser, dass im Maghreb mit lokaler Wertschöpfung Energie produziert und verkauft wird, als mit lokaler Ausbeutung seltene Erden gefördert und zu Gunsten irgendwelcher Despoten verkauft werden (ohne dass ich das jetzt im Detail recherchiert hätte). Die lokale Wertschöpfung ist dabei der Haken. Die muss garantiert sein. Sonst ist das eine wie das andere Mist. Nur: Zweiteres (seltene Erden) ist jetzt schon Mist. Beim Ersteren (Energie) haben wir vielleicht noch eine Chance, mit zu bestimmen.
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Herr Senf



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Beiträge: 249

BeitragVerfasst am: 08.01.2013, 23:11    Titel: technische Probleme Antworten mit Zitat

Hier eine ganz gute Analyse zur Energiewende und zum "Zusammenspiel" Erzeuger/Verbraucher
http://www.science-skeptical.de/energieerzeugung/die-energiewende-scheitert-an-der-physik/009246/ .
Problematisch ist bestimmt auch die Diskussion mit Lobbyvertretern oder denen, die welche kennen "Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing".
Die eigene Überzeugung ist dann automatisch die bessere.
_________________
ich muß auch mal was dazu sagen
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Barney



Anmeldedatum: 19.10.2008
Beiträge: 1538

BeitragVerfasst am: 09.01.2013, 00:00    Titel: Antworten mit Zitat

ScienceScepticalBlog hat Folgendes geschrieben:
Zweitens: Strom kann man nicht speichern.

Genau daran wird doch intensiv gearbeitet. Speicherkraftwerke in Skandinavien bilden dabei eine eher umstrittene Rolle. Mein persönlicher Favorit ist das EE-Gas (Wikipedia). Erdgas-PKWs werden bereits heute erfolgreich produziert und verkauft. Der Umstieg auf Methan, welches elektrolytisch erzeugt wird, erscheint mir deswegen durchaus als Hoffnungsträger für eine der größten Industriezweige, auf die man nicht wirklich verzichten kann.

In der Kombination mit Strom aus regenerativer Energie sehe ich hier eine Alternative mit beachtlichem Potential. Das qualitative Gewicht dieses Potentials wird die Zukunft zeigen.
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waltraudhaas



Anmeldedatum: 03.01.2013
Beiträge: 8

BeitragVerfasst am: 09.01.2013, 01:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

also die Idee ist gut, die gefällt mir echt, wie kommt man nur auf sowas? Also ich meine das jetzt nicht böse, sondern im gegenteil. Wink

Echt genial. Wink
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M_Hammer_Kruse



Anmeldedatum: 19.02.2006
Beiträge: 1772

BeitragVerfasst am: 09.01.2013, 06:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, die Idee ist wirklich gut.

Die Zeiten, in denen Physikprofessoren ihrem Auditorium erklärten, ohne Kernkraft würden die Lichter ausgehen, weil man mit Wind und Sonne gar nicht genug erzeugen könne, und das sei alles nur die Spinnerei von ein paar linken Systemveränderern, sind zum Glück längst vorbei.

Dass die Sonne genug Energie liefert, um die Weltbevolkerung ausreichend mit Strom zu versorgen, ist längst klar. Die subtropischen Wüstengebiete der Erde bieten sich dafür geradezu an. Und dass dies technisch machbar ist, auch.

Die Frage ist lediglich, wie es politisch und ökonomisch umgesetzt wird. Wem es nützt, wer es bezahlt und wer dabei verdient. Und die ökologischen ebenso: Tausende von Quadratkilometern Solarpanels wollen irgendwo produziert werden. Welche Umweltbelastung ist damit verbunden? Wird der Preis ein vergiftetes China sein? Oder gar weltweit verseuchtes Grundwasser und/oder Ozeane? Die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden.

Gruß, mike
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