Freier Fall einmal etwas anders
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Barney



Anmeldedatum: 19.10.2008
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BeitragVerfasst am: 23.01.2010, 17:52    Titel: Freier Fall einmal etwas anders Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ausgehend von diesem Thema hat sich eine längere Diskussion über den Verschmelzungsvorgang Schwarzer Löcher entwickelt. Um die verlinkten Simulationen besser verstehen zu können, gab es dabei die Idee zuerst die Dynamik zweier Massepunkte zu untersuchen. Erster Anlaufpunkt ist hierfür zweifellos das Zweikörperproblem. Dabei wird gemäß Newtonscher Mechanik untersucht, auf welchen Bahnen sich zwei Massekörper im Weltraum umkreisen. Ein zweites Szenario stellt die Kollision der zwei Massepunkte dar und genau dieses Szenario möchte ich hier etwas genauer vorstellen. Die Rechnungen dazu können mit vergleichsweise geringen Mathematik-Kenntnissen nachvollzogen werden.

Damit die Bewegung des Schwerpunktes dieses Systems nicht berücksichtigt werden muss, betrachte ich zuerst nur ein System aus zwei Massepunkten mit gleicher Masse m. Ausgangspunkt für die Berechnung der Kollision dieser zwei Massepunkte ist natürlich das
Kraftgesetz von I. Newton \(F=m\cdot a\) und das Gravitationsgesetz \(F = G \frac{m^2}{r^2}\), das auch gleich die zu lösende Bewegungsgleichung liefert:
$
(1) \quad \quad m \ddot{r} = -\frac{Gm^2}{r^2}
$
Das Minuszeichen wird dabei benötigt, damit die Bewegung in Richtung kleinerer r verläuft (Kollision). Auf beiden Seiten kann die Masse \(m\) gekürzt werden und die zweite Ableitung wird gemäß \(\ddot{r} = v\frac{dv}{dr}\) umgeschrieben. \(v\) ist die aktuelle Geschwindigkeit eines der zwei Massepunkte. Der andere Massepunkt hat wegen der gleichen Masse dem Betrag nach die gleiche Geschwindigkeit.

Beide Massepunkte werden bei der Distanz \(2r_0\) dem freien Fall überlassen. Zusätzlich haben die zwei Massepunkte an diesem Punkt die Geschwindigkeit \(v_0\). Die Vektoren dieser Geschwindigkeit sind dabei der Einfachheit halber genau entgegengesetzt und haben ebenfalls den gleichen Betrag.

Damit ergibt sich:
$
(2) \quad \quad v dv = - \frac{Gm}{r^2} dr
$
was unmittelbar zu
$
(3) \quad \quad v^2 = \frac{2GM}{r}+2c_1
$
integriert werden kann. Die Integrationskonstante \(c_1\) bestimmt sich über die Startgeschwindigkeit \(v_0\):
$
(4) \quad \quad v_0^2 = \frac{2GM}{r_0}+2c_1
$

Da die zwei Massepunkte Schwarze Löcher darstellen, empfiehlt es sich noch den Schwarzschildradius \(r_S\) als praktische Längenskala einzuführen. Es gilt also \(r_S = \frac{2GM}{c^2}\), mit c für die
Lichtgeschwindigkeit. Die erste Integrationskonstante \(c_1\) berechnet sich damit zu:
$
(5) \quad \quad c_1 = \frac{c^2}{2}\left( \frac{v_0^2}{c^2} -\frac{r_S}{r_0}\right)
$
Aus (3) und (5) läßt sich jetzt der Geschwindigkeitsverlauf berechnen:
$
(6) \quad \quad v(r) = \sqrt{\frac{r_S c^2}{r} + v_0^2 - \frac{r_S c^2}{r_0}}
$
Der zeitliche Verlauf der Ortsvariablen \(r(t)\) erfordert eine weitere Integration und zwar die von Gleichung (3).
$
(7) \quad \quad \frac{dr}{dr} = -\sqrt{\frac{r_S c^2}{r} + 2c_1} = -\sqrt{\frac{r_S c^2 + 2c_1 r}{r}}
$
Die Integration dieser Gleichung hängt nun ganz entscheidend vom Vorzeichen von \(c_1\) ab.

Fortsetzung folgt...
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Barney



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BeitragVerfasst am: 23.01.2010, 22:47    Titel: Antworten mit Zitat

Barney hat Folgendes geschrieben:

Fortsetzung folgt...


Das Vorzeichen von $c_1$ wird beispielsweise über ein konkretes Beispiel festgelegt:

Aufgabe:

Jedes der zwei Schwarzen Löcher habe eine Masse von 10 Sonnenmassen und beide werden bei einer Entfernung von einer astronomischen Einheit dem freien Fall überlassen. Ferner besitze jeder der zwei Massepunkte bei dieser Anfangsbedingung eine Geschwindigkeit von 3333 km/s. Beide Punkte bewegen sich also mit einer Geschwindigkeit von 6666 km/s aufeinander zu.

Als erstes kann jetzt \(c_1\) ausgerechnet werden. Der Schwarzschildradius ist zehnmal so groß, wie der der Sonne, also 30 km. \(r_0\) ist gleich 0.5 * 149e6 km. \(c_1\)
erhält den Wert 5.54e12 \(m^2/s^2\) und ist deswegen größer als 0. Die Integration ergibt folgendes Ergebnis:

$
\begin{array}{rcl}
t & = & \frac{r_S c^2}{(2c_1)^{3/2}}\ln \left( \sqrt{2c_1 r} + \sqrt{2c_1 r+r_S c^2}\right) - \frac{1}{2c_1}\sqrt{2c_1 r^2+rr_S c^2}\\
t_0 & = & \frac{r_S c^2}{(2c_1)^{3/2}}\ln \left( \sqrt{2c_1 r_0} + \sqrt{2c_1 r_0+r_S c^2}\right) - \frac{1}{2c_1}\sqrt{2c_1 r_0^2+r_0r_S c^2}\\
\Delta t & = & t - t_0
\end{array}
$

\(\Delta t\) gibt an, welche Zeit ein Massepunkt für die Bewegung von \(r_0\) nach \(r\) benötigt. Mit den Werten aus obiger Aufgabe ergibt sich demnach eine Zeit von 6h und 9 Minuten.

Im Folgenden kann man sich jetzt noch überlegen, wie die Bewegung unter Berücksichtigung relativistischer Effekte aussieht. Die Auswertung von Formel (6) zeigt, dass bei einer Entfernung von 314 km jeder der zwei Massepunkte bereits eine Geschwindigkeit von 0.44c hätte.
MfG
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FrankSpecht



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BeitragVerfasst am: 24.01.2010, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

Moin, Barney,
Barney hat Folgendes geschrieben:
Im Folgenden kann man sich jetzt noch überlegen, wie die Bewegung unter Berücksichtigung relativistischer Effekte aussieht. Die Auswertung von Formel (6) zeigt, dass bei einer Entfernung von 314 km jeder der zwei Massepunkte bereits eine Geschwindigkeit von 0.44c hätte.
MfG

Vielen Dank dafür!

Soweit habe ich es nicht geschafft mit den nötigen Formeln. Bei mir hört bei den Begriffen "Intergral" oder "Integration" leider jegliche Intuitivität auf.
Ich wusste aber wohl, dass ich ohne Integralrechnung nicht auskommen würde - immerhin Embarassed
_________________
CS, Frank
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Orbit



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BeitragVerfasst am: 24.01.2010, 10:26    Titel: Antworten mit Zitat

Besten Dank Barney.
Doch zur Berechnung der Laufzeit in deinem zweiten Beitrag: Ist to nicht einfach Null und t somit der gesuchte Wert?
Orbit
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Barney



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BeitragVerfasst am: 24.01.2010, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Orbit hat Folgendes geschrieben:
Ist to nicht einfach Null und t somit der gesuchte Wert?


Hallo Orbit,

die Integration funktioniert hier wie folgt:

Flugzeit(r) = t(r) + const.

mit

$
t(r)= \frac{r_S c^2}{(2c_1)^{3/2}}\ln \left( \sqrt{2c_1 r} + \sqrt{2c_1 r+r_S c^2}\right) - \frac{1}{2c_1}\sqrt{2c_1 r^2+rr_S c^2}
$

und

$
\mbox{const.} = t(r_0)
$

Die Uhr kann man sich dabei als Stoppuhr vorstellen, die beim Start des freien Falls auf 0s gestellt werden soll und das Stellen der Uhr auf 0s wird anschaulich gesprochen durch die Integrationskonstante const. bewerkstelligt. Es soll also gelten: Flugzeit(r_0) = 0s und das wird mit Hilfe von t_0 gewährleistet. Ohne t_0 würden übrigens auch die physikalischen Einheiten nicht mehr stimmen. Das sieht man mit Hilfe der Formel:

ln(a/b) = ln(a) - ln(b) mit a,b als reelle Zahlen und ln als natürlichem Logarithmus.
MfG
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Barney



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BeitragVerfasst am: 26.01.2010, 06:06    Titel: Re: Freier Fall einmal etwas anders Antworten mit Zitat

Barney hat Folgendes geschrieben:
...das auch gleich die zu lösende Bewegungsgleichung liefert:
$
(1) \quad \quad m \ddot{r} = -\frac{Gm^2}{r^2}
$


KORREKTUR:

so wie es aussieht, sollte im Nenner nicht der Radius sondern der Abstand stehen.
$
(1) \quad \quad m \ddot{r} = -\frac{Gm^2}{4r^2}
$

somit gilt:

$
(5) \quad \quad c_1 := \frac{c^2}{2}\left( \frac{v_0^2}{c^2} -\frac{r_S}{4r_0}\right)
$

$
(6) \quad \quad v(r) = \sqrt{\frac{r_S c^2}{4r} + v_0^2 - \frac{r_S c^2}{4r_0}}
$

$
(8) \quad \quad t(r) = \frac{r_S c^2}{8c_1\sqrt{2c_1}}\ln \left( \sqrt{8c_1 r} + \sqrt{8c_1 r+r_S c^2}\right) - \frac{1}{4c_1}\sqrt{8c_1 r^2+rr_S c^2}
$

$
\Delta t = t(r) - t(r_0)
$

Die Fallzeit für obiges Beispiel beträgt demnach 6h11'33'' für \(r_S\) = 30km und c=3.0e5 km/s. Ohne die Gravitationsbeschleunigung beträgt die reine Flugzeit nur 59s mehr!!
MfG
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Barney



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BeitragVerfasst am: 30.01.2010, 20:30    Titel: Antworten mit Zitat

Fortsetzung

Um noch zu berücksichtigen, dass bei hohen Fallgeschwindigkeiten auch relativistische Effekte aufgrund der Geschwindigkeit nahe bei c auftreten, soll auch noch ein relativistischer Ansatz untersucht werden:

Die Grundgleichung für das obige Beispiel ist dabei die Verallgemeinerung des newtonschen Kraftgesetzes. Dieses lautet in relativistischer Notation

$
(9) \quad \quad \frac{dp^{\alpha}}{d\tau} = F^{\alpha}
$

mit \(p^{\alpha}\) als Viererimpuls, \(F^{\alpha}\) als Minkowski- oder Viererkraft und \(\tau\) für die Eigenzeit. Die Eigenzeit entspricht dabei einer Uhr, die sich mit dem Massepunkt mitbewegt, was für das obige Beispiel jedoch nicht weiter benötigt wird.

Da die Bewegung auf einer Geraden stattfindet, genügt es die nullte und erste Komponente für die Zeit- und x-Koordinate zu betrachten. Insgesamt sind also zwei Gleichungen zu lösen. Der Viererimpuls berechnet sich zu:

$
\begin{array}{lcl}
p^0 &=& \gamma m c\\
p^1 &=& \gamma m v
\end{array}
$

und die Ableitung nach der Eigenzeit kann mit Hilfe des Gamma-Faktors gemäß

$
\frac{d}{d\tau} = \gamma \frac{d}{dt}
$

übersetzt werden. Es gilt somit

$
\begin{array}{lcl}
\gamma c \dot{\gamma} m&=& F^0\\
\gamma \left(\dot{\gamma}v + \gamma \dot{v}\right)m &=& F^1
\end{array}
$

, wobei der Punkt, wie üblich, für die Ableitung nach t und t selbst für eine ruhende Uhr im Schwerpunktsystem steht.

Damit wäre der linke Teil von Gleichung 9 erst einmal geklärt. Der rechte Teil berechnet sich nun wie folgt. Zuerst begeben wir uns in das bewegte System S' eines der zwei Massepunkte. Ein Beobachter in diesem System sieht, wie der zweite Massepunkt sich auf ihn selbst zubewegt. Zusätzlich gilt in diesem System das newtonsche Gravitationsgesetz, da der Beobachter in diesem System S' ja ruht. Um nun exakt zu bleiben, muss jedoch die relativistische Massenzunahme des bewegten Massepunktes berechnet werden. Um diese Massenzunahme zu berechnen, muss wiederum bekannt sein, mit welcher Geschwindigkeit sich dieser Massepunkt in S' bewegt. Das ist über die relativistische Geschwindigkeitsaddition leicht berechenbar, denn es addiert sich in S' einfach die Geschwindigkeit v von S' relativ zum Schwerpunktsystem mit der gleichen Geschwindigkeit v des zweiten Massepunktes, da beide Massepunkte ja die gleiche Masse haben sollen. Es gilt also

$
v' = \frac{2v}{1+\frac{v^2}{c^2}}
$

Der zweite Massepunkt erscheint in S' also mit der Masse

$
m' = \frac{m}{\sqrt{1-\frac{v'^2}{c^2}}} = m \frac{c^2+v^2}{c^2-v^2}
$

und die newtonsche Kraft in S' berechnet sich zu

$
F_N = -\frac{Gm^2}{4r'^2}\frac{c^2+v^2}{c^2-v^2}
$

Der Abstand r' zwischen den zwei Massepunkten in S' kann nun über die Formel für die Längenkontraktion mit dem Abstand im Schwerpunktsystem verknüpft werden und es gilt

$
F_N = -\frac{Gm^2}{4r^2}\gamma ^2\frac{c^2+v^2}{c^2-v^2}
$

als Ausdruck für die newtonsche Kraft in S'. Da wir uns jedoch für die Beschreibung im Schwerpunktsystem interessieren, muss diese Kraft zuletzt über eine Lorentztransformation zurück in das Schwerpunktsystem S transformiert werden:

$
\begin{array}{lcl}
F^0&=&\gamma \frac{v}{c} F_N\\
F^1&=&\gamma F_N
\end{array}
$

Damit bekommen wir die rechte Seite des verallgemeinerten Kraftgesetzes (9). Die erste Gleichung dieses vektoriellen Gesetzes läßt sich zu

$
\dot{\gamma} = \frac{vF_N}{mc^2}
$

umformen. Wird dieser Ausdruck für \(\dot{\gamma}\) in die zweite Gleichung eingesetzt, erhält man die (bzw. eine, weil ich darauf vorerst keine Garantie auf Fehlerfreiheit geben will) verallgemeinerte Bewegungsgleichung im Schwerpunktsystem:

$
(10) \quad \quad \dot{v} = -\frac{r_S}{8r^2}(c^2+v^2)\gamma
$

wobei \(r_S\) wieder für den Schwarzschildradius eines der zwei Massepunkte steht (30 km).

In einer weiteren Fortsetzung möchte ich noch zeigen, wie diese Differentialgleichung integriert werden kann, um zumindest den relativistischen Geschwindigkeitsverlauf des freien Falles der zwei Massepunkte analytisch zu berechnen.
MfG
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Orbit



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BeitragVerfasst am: 31.01.2010, 16:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Barney
Danke für die Präsentation deiner Rechnung. Zur viertletzten Formel zur Kraft habe ich eine Frage: Warum schreibst du dort nicht einfach gamma^3 und lässt den Term (c^2+v^2)/(c^2-v^2) weg? Käme das nicht auf dasselbe hinaus?

Und zur Gleichung 10: Die rechte Seite ergibt keine Geschwindigkeit, sondern eine Beschleunigung.

Orbit
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FrankSpecht



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BeitragVerfasst am: 31.01.2010, 18:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, Orbit,
Orbit hat Folgendes geschrieben:
Und zur Gleichung 10: Die rechte Seite ergibt keine Geschwindigkeit, sondern eine Beschleunigung.

Ich verstehe deinen Einwand nicht. Barney hat doch Beschleunigung (v Punkt = Ableitung von v(t)) dort stehen.
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Barney



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BeitragVerfasst am: 31.01.2010, 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Orbit hat Folgendes geschrieben:
Hallo Barney
Danke für die Präsentation deiner Rechnung. Zur viertletzten Formel zur Kraft habe ich eine Frage: Warum schreibst du dort nicht einfach gamma^3 und lässt den Term (c^2+v^2)/(c^2-v^2) weg? Käme das nicht auf dasselbe hinaus?


Hi Orbit,

ich tue einfach mal so, als hättest Du recht mit dieser Vermutung:

$
\gamma^3 = \gamma^2 \frac{c^2+v^2}{c^2-v^2} \Rightarrow \gamma = \frac{c^2+v^2}{c^2-v^2}
$

bzw.

$
\frac{c}{\sqrt{c^2-v^2}} = \frac{c^2+v^2}{c^2-v^2}
$

und das ist offensichtlich falsch. Man könnte eventuell den Nenner des Bruches gegen ein gamma^2/c^2 eintauschen. aber das würde meiner Meinung nach die Formel nicht wirklich übersichtlicher machen.

Zitat:

Und zur Gleichung 10: Die rechte Seite ergibt keine Geschwindigkeit, sondern eine Beschleunigung.


Links steht die Zeitableitung der Geschwindigkeit und das ergibt eine Beschleunigung, also muss rechts von den Einheiten her ebenfalls eine Beschleunigung stehen (s.a. Franks Erklärung). Der zitierte Beitrag erläutert eben nur, wie man das Newtonsche F=m*a in die Sprache der SRT übersetzt. Die eigentliche Berechnung kommt noch.
MfG
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Orbit



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BeitragVerfasst am: 31.01.2010, 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Frank
Habe verstanden. Ich habe den Punkt über v übersehen. Embarassed

Barney
Zitat:
und das ist offensichtlich falsch.

Ja, so stimmt es nicht. Ich dachte halt, in Gamma stecke hier v'.

Orbit
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Barney



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BeitragVerfasst am: 01.02.2010, 10:12    Titel: Antworten mit Zitat

Orbit hat Folgendes geschrieben:
Ich habe den Punkt über v übersehen. Embarassed


OFF TOPIC
die Formeln erscheinen im Browser leider sehr klein. Man kann z.B. im Firefox über "Ansicht/Zoom" die Schriftgröße stark vergrößern.
/OFF TOPIC
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Barney



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BeitragVerfasst am: 06.02.2010, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

Barney hat Folgendes geschrieben:

In einer weiteren Fortsetzung möchte ich noch zeigen, wie diese Differentialgleichung integriert werden kann, um zumindest den relativistischen Geschwindigkeitsverlauf des freien Falles der zwei Massepunkte analytisch zu berechnen.


Fortsetzung

Gleichung (10) läßt sich, wie oben gezeigt, zu

$
v/c\frac{\sqrt{c^2-v^2}}{c^2+v^2}dv = -\frac{r_S}{8r^2}dr
$

umformen und es gilt damit:

$
(11)\quad\quad \frac{1}{c}\int v\frac{\sqrt{c^2-v^2}}{c^2+v^2}dv = \frac{r_S}{8r}+\mbox{const.}
$

Das Integral links kann zunächst mit Hilfe der neuen Variablen \(v_1\) und der Substitution \(v=c\sin v_1\) mit \(dv=c\cos v_1 dv_1\) umgeformt werden:

$
\frac{1}{c}\int v\frac{\sqrt{c^2-v^2}}{c^2+v^2}dv = \int \frac{\sin v_1 \cos^2 v_1 dv_1}{1+\sin ^2v_1}
$

Der Integrand rechts wird nun mit Hilfe der Substitution

$
u = \tan \frac{v_1}{2}, \quad \sin v_1 = \frac{2u}{1+u^2}, \quad \cos v_1 = \frac{1-u^2}{1+u^2},\quad dv_1 = \frac{2du}{1+u^2}
$

in

$
4\int \left( \frac{1-u^2}{1+u^2}\right)^2 \frac{udu}{1+6u^2+u^4}
$

umgeformt. Die Partialbruchzerlegung des Integranden ergibt

$
\left( \frac{1-u^2}{1+u^2}\right)^2 \frac{4u}{1+6u^2+u^4} =
\frac{4u}{\sqrt{8}(u^2+3-\sqrt{8})}-\frac{4u}{\sqrt{8}(u^2+3+\sqrt{8})}-\frac{4u}{(1+u^2)^2}
$

und Gleichung (11) wird damit zu

$
\frac{2}{\sqrt{8}}\ln \left( \frac{u^2+3-\sqrt{8}}{u^2+3+\sqrt{8}} \right) + \frac{2}{1+u^2}= \frac{r_S}{8r}+\mbox{const.}
$

mit

$
u=\frac{v}{c+\sqrt{c^2-v^2}}
$

Der Geschwindigkeitsverlauf gemäß (10) ist damit berechnet. Allerdings zeigt die numerische Auswertung anhand des obigen Zahlenbeispiels, dass damit der freie Fall nur bis zu einer Mindestdistanz von rund 16km berechnet werden kann. Jedes der zwei SLs besäße dann bei einer Entfernung von insgesamt 32km die Geschwindigkeit c und das erscheint mir noch irgendwie eigenartig.

Eventuell befindet sich also noch ein Fehler in der Herleitung von (10).
MfG
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Orbit



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BeitragVerfasst am: 06.02.2010, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Jedes der zwei SLs besäße dann bei einer Entfernung von insgesamt 32km die Geschwindigkeit c und das erscheint mir noch irgendwie eigenartig.

Bei welcher Distanz sollte denn nach deiner Meinung c erreicht werden?
Könnte es nicht auch so sein:
Die Fluchtgeschwindigkeit am EH ist c. Die Einfallsgeschwindigkeit könnte dort doch kleiner sein, z.B. so gross wie die Umlaufgeschwindigkeit eines Teilchens am EH. Da genügt doch c/Wurzel2, wenn die Bedingung erfüllt sein soll, dass es nicht mehr entkommen kann; denn Fluchtgeschwindigkeit = Umlaufgeschwindigkeit*Wurzel2. Question

Und bei den hier verwendeten Werten (2 mal 10 Sonnenmassen) spielt sich ein Szenario in einer Distanz von 32 km sowieso hinter dem neuen Ereignishorizont ab, der sich nicht erst bildet, wenn die beiden SL r=0 erreicht haben. Berechnungen hinter dem EH machen physikalisch aber keinen Sinn.

Orbit
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Barney



Anmeldedatum: 19.10.2008
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BeitragVerfasst am: 06.02.2010, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

Orbit hat Folgendes geschrieben:

Bei welcher Distanz sollte denn nach deiner Meinung c erreicht werden?


Hallo Orbit,

z.B. bei d=0. Ein vereinfachter Ansatz hatte ja genau das unter Vernachlässigung einiger relativistischer Effekte produziert. Dass die erweiterten Formeln (s.o.) ab einer endlichen Distanz plötzlich komplexe Zahlen produzieren, finde ich einfach überraschend. Natürlich kann man dieses Verhalten sehr leicht mit einem Hinweis auf das Äquivalenzprinzip begründen (Dein Vorschlag), womit man dann letztendlich wieder allgemein relativistische, numerische Simulationen bemühen muss.

Interessant ist auch, dass die Fallgeschwindigkeiten nach dem hier vorgestellten Ansatz und innerhalb des Definitionsbereiches immer etwas höher sind als bei Newton.
MfG
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