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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 28.09.2009, 17:42 Titel: |
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Barney
Du bist inzwischen wieder bei der Formel für das Gravitations-Potenzial gelandet, welches im Innern eines homogenen kugelförmigen Körpers gilt.
Das erinnert mich natürlich wieder daran, dass Du seinerzeit meine Vorstellung, aus der Wurzel dieses Potenzials ergebe sich eine physikalisch relevante Geschwindigkeit, in Abrede gestellt hast.
Ich habe mich inzwischen mit dem Virial-Theorem befasst, auf das Du mich damals aufmerksam machtest, und komme zum Schluss, dass dieses Theorem meine Vermutung eher bestätigt:
Wenn der Grundsatz 2T - U = 0 auch hier gilt, dann muss einem Körper am Ort dieses Potenzials eine Geschwindigkeit zugeordnet werden, welche diese Forderung nach der Formel E = mv^2/2 erfüllt, und das kann nur die Geschwindigkeit sein, welche sich aus der Wurzel jener Formel ergibt, welche am Schluss Deines Beitrags steht. Dass es sich nicht um eine Umlaufgeschwindigkeit handeln kann, ist klar. Ich denke, dass es die Höchstgeschwindigkeit eines Testkörpers sei, welcher reibungsfrei radial durch den Körper fallen würde.
Orbit |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 28.09.2009, 20:36 Titel: |
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Hallo Orbit,
Du hast schon Recht, dass man aus dem Potential die Wurzel ziehen kann und daraus eine Geschwindigkeit bekommt. Und damit hat diese Geschwindigkeit auch einen tieferen Sinn, den Du vermutlich schon richtig erkannt hast. Mir hat das damals nicht so recht in´s Konzept gepasst, was natürlich nicht heißen soll, dass die Wurzel keinen Sinn macht und es sieht auch ganz so aus, als wären wir jetzt beide damit ein Stückchen weiter .
Was mir persönlich an dem Ansatz mit den Kugelflächenfunktionen recht gut gefällt, ist die Tatsache, dass man damit ebenfalls die richtigen Konstanten bekommt. Normalerweise wird dabei ja der Gaussche Satz inklusive Kugelsymmetrie ausgewertet. Bei dem Ansatz mit den Kugelflächenfunktionen braucht man nur das Verhalten für \(r \rightarrow \infty\), sowie die Bedingung nach Stetigkeit und Differenzierbarkeit der Radialfunktion und kommt damit auf das gleiche Ergebnis. Gerade, wenn man sich noch ausführlicher mit der Numerik dieses Problems beschäftigen will, sind natürlich alle analytischen Lösungen extrem wertvoll als Tests für die numerischen Algorithmen.
Für \(\Phi(0)\) komme ich momentan auf die folgende Formel:
$\Phi(r=0) = 24 GM \frac{d-4R}{24R^2+d^2}$
(symmetrische Kugelschicht mit Radius R, Dicke d und d < 2R) |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 29.09.2009, 11:29 Titel: |
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Barney
Du berechnest doch hier das Gravitationspotential im Innern einer homogenen Hohlkugel, oder?
Wie kann d > R sein?
Falls R der Innenradius der Hohlkugel wäre, müsste ich Dich aber fragen: "Warum so kompliziert?"
Orbit |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 29.09.2009, 16:51 Titel: |
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Orbit hat Folgendes geschrieben: | Barney
Du berechnest doch hier das Gravitationspotential im Innern einer homogenen Hohlkugel, oder?
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Hallo Orbit,
das Potential für die homogene Hohlkugel kann man hier (Wikipedia) nachlesen. Bei der oben angegebenen Rechnung inklusive Potential \(\Phi(r=0)\) geht es um eine homogene Kugelzone (Kugelschicht). Dieser Körper entsteht, wenn man zwei Ebenen im Abstand d mit einer Kugel mit Radius R schneidet. Der Mittelpunkt der Kugel hat dabei zu beiden Ebenen den gleichen Abstand, d.h. es geht um eine symmetrische Kugelschicht. Zur homogenen Scheibe könnte man mit dem angegebenen Formalismus auch Einiges rechnen, aber das ist mir momentan zu aufwändig. Man hat dabei noch mehr Rechenaufwand als bei der Kugelschicht und mir fehlen momentan, wie gesagt, gute Gründe, die diesen Aufwand rechtfertigen würden. Das ganze "Szenario" ist nicht wirklich trivial, aber warum soll man sich nicht auch mal so etwas ansehen?
MfG |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 30.09.2009, 14:16 Titel: |
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Hallo Barney
Ach so, keine Hohlkugel, sondern eine Kugelzone.
Warum willst nun aber das Gravitationspotential eines solchen geometrischen Körpers berechnen? Einen solchen Himmelskörper gibt es doch gar nicht. Gibt es dort draussen nicht nur Kugeln, Sphäroide und Scheiben, die allerdings auch als sehr flache Sphäroide gedeutet werden könnten?
Orbit |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 30.09.2009, 15:33 Titel: |
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Orbit hat Folgendes geschrieben: | Hallo Barney
Warum willst nun aber das Gravitationspotential eines solchen geometrischen Körpers berechnen?
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Hallo Orbit,
1.) solche Zerlegungen haben in der Physik eine gewisse Tradition und deswegen wollte ich das hier einmal kurz vorstellen. Das Wasserstoffproblem in der Quantenmechanik ist z.B. untrennbar mit einer Zerlegung nach Kugelflächenfunktionen verbunden.
2.) Ich interessiere mich für Programme zur numerischen Berechnung von Gravitationspotentialen von beliebigen, geometrischen Körpern und das beste Programm ist natürlich immer ein selbstgeschriebenes . Aber mal im Ernst: Was es dazu im Netz kostenlos gibt, überzeugt mich nicht wirklich. Einen Ansatz für ein solches Programm habe ich weiter oben angegeben, allerdings muss so ein Programm auch getestet werden und das geht am besten mit analytischen Ergebnissen für verschieden Testkörper (z.B. Kugelzone).
Zitat: |
Einen solchen Himmelskörper gibt es doch gar nicht.
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eine Spiralgalaxie - der Einfachheit halber zuerst mal ohne dunkle Materie - kann in diesem Zusamenhang (Gravitationspotential) schon über eine Kugelzone angenähert werden.
Zitat: |
Gibt es dort draussen nicht nur Kugeln, Sphäroide und Scheiben, die allerdings auch als sehr flache Sphäroide gedeutet werden könnten?
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Es gibt natürlich noch Gasnebel mit ganz bizarren Formen (s. z.B. Orion-Nebel). Gerade die Sternentwicklung in solchen Gebieten finde ich sehr interessant und die Gravitation spielt dabei ja eine ganz entscheidende Rolle.
MfG |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 01.10.2009, 09:21 Titel: |
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Barney
Ich glaube, nun einigermassen verstanden zu haben, was Dich umtreibt.
Deine 'momentane Formel' ergibt mit d =2R für das Gravitationspotential im Zentrum 12GM/7R = 1,7143 GM/R.
Müsste das aber nicht 3GM/2R = 1,5 GM/R sein, weil es sich dann nämlich um eine Kugel handelt?
Orbit |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 01.10.2009, 13:45 Titel: |
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Orbit hat Folgendes geschrieben: |
...weil es sich dann nämlich um eine Kugel handelt?
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Hallo Orbit,
super Idee. Die Formel für \(\Phi(0)\) ist zwar für d=2R genaugenommen nicht gültig, aber es wundert mich schon, dass der Limes in diesem Fall nicht wirklich passt. Ich werde mir das bei Gelegenheit ansehen und etwaige Korrekturen angeben.
MfG
EDIT: Voraussichtlich lassen weitere Korrekturen erst mal auf sich warten. Das aktuelle Ergebnis ist zwischenzeitlich doch gar nicht mal so schlecht? |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 02.10.2009, 19:18 Titel: |
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Barney hat Folgendes geschrieben: | Voraussichtlich lassen weitere Korrekturen erst mal auf sich warten.
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Hallo Orbit,
ich habe bei der Volumenberechnung geschludert. Mit der Formel
$V=\frac{\pi d}{12}(12R^2-d^2)$
für das Volumen der Kugelzone komme ich jetzt auf:
$\Phi(r=0) = 6GM\frac{d-4R}{12R^2-d^2}$
Bei dieser Formel passt jetzt auch der Limes bei d=2R (Kugel).
Vielen Dank für die Kontrolle (Review)
MfG |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 02.10.2009, 19:38 Titel: |
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Hallo Barney
Ein Problem hast Du aber immer noch. Für d = 0 ergibt sich ein Gravitationspotential von 2 GM/R.
Das kann ja nicht sein. Natürlich kannst Du einfach sagen, die Masse sei in diesem Fall Null; aber das muss auch aus der Gleichung hervor gehen.
Also: Es fehlt ein Term, den man mit der Masse multiplizieren muss, aus dem hervor geht, dass die Masse bei d = 2R 1 ist und bei d = 0 Null.
Orbit |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 02.10.2009, 21:53 Titel: |
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Orbit hat Folgendes geschrieben: | Für d = 0 ergibt sich ein Gravitationspotential von 2 GM/R.
Das kann ja nicht sein.
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Hallo Orbit,
als Lösung für das Potential bekomme ich mit l=0 die folgenden Ergebnisse:
\[ \Phi_{l=0}(r,\vartheta)=\left \{ \begin{array}{ll}\frac{G\pi\rho}{6}(4r^2+3d^2-12dR)&\mbox{falls $r\leq$d/2}\\ \frac{G\pi\rho d}{12}(12r-24R+\frac{d^2}{r})&\mbox{falls d/2 kleiner r und r kleiner gleich R}\\ \frac{G\pi\rho d}{12r}(d^2-12R^2)&\mbox{falls r>R}\end{array}\right. \]
In dieser Form sieht man, dass mit d=0 auch \(\Phi_0(r)=0\) gilt. Erst wenn man die Dichte durch die Gesamtmasse M gemäß \(\rho\)=M/V ersetzt kommt man auf obige Formel und diese ist für d=0 ungültig, weil mit d=0 auch das Volumen der Kugelzone verschwindet und damit darf die Dichte nicht mehr gemäß \(\rho\)=M/V ersetzt werden. Insofern kann ich aktuell keinen echten Fehler erkennen.
MfG |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 04.10.2009, 00:09 Titel: |
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Orbit hat Folgendes geschrieben: | Ich denke, dass es die Höchstgeschwindigkeit eines Testkörpers sei, welcher reibungsfrei radial durch den Körper fallen würde.
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Hallo Orbit,
ich muss Dich hier leider doch etwas enttäuschen. Die Höchstgeschwindigkeit beim reibungsfreien Fall durch eine homogene Kugel beträgt:
$v_{max}=\sqrt{\frac{GM}{R}}$
M: Gesamtmasse der Kugel
R: Radius der Kugel
Für die Bedeutung der Wurzel aus dem Potenzial bei r=0 muss man sich etwas Anderes einfallen lassen. Aber lass Dich bitte davon nicht gefangen nehmen. Viele Dinge muss man in der Physik einfach lernen, bzw. akzeptieren und ich sage das nicht, um Dich zu ärgern sondern um Dir unangenehme Erfahrungen zu ersparen.
BTW:
1.)
Eventuell kann man die DGL der Kugelzone auch für l=2 analytisch lösen . Momentan fehlt mir dabei nur noch der Teil für d/2 < r < R und der kann eventuell durch Variation der Konstanten gelöst werden.
2.)
Für die homogene Scheibe kann übrigens auch die Gleichung für l=0 nicht analytisch gelöst werden. Man stößt dabei unter anderem auf das Integral \(\int \ln (\cos x) dx\) und dafür gibt es laut Bronstein nur eine Reihenentwicklung.
3.)
Im Lieblingsbuch von Jens Blume dem Simonyi, "Theoretische Elektrotechnik" werden diese ganzen Scheiben übrigens durch Rotationsellipsoide angenähert.
MfG |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 04.10.2009, 16:58 Titel: |
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Zitat: | Im Lieblingsbuch von Jens Blume dem Simonyi, "Theoretische Elektrotechnik" werden diese ganzen Scheiben übrigens durch Rotationsellipsoide angenähert. |
Das ist das, was ich auch getan hätte, und ich frage mich, ob das nicht der einzige sinnvolle Weg ist.
Spielt eigentlich in Deinen Überlegungen der Gedanke eine Rolle, dass das Gravitationspotential(r=0) bei
d = 2R 1,5 GM/R, bei
d << R aber gegen GM/R gehen muss?
BTW:
Zitat: | Viele Dinge muss man in der Physik einfach lernen, bzw. akzeptieren und ich sage das nicht, um Dich zu ärgern sondern um Dir unangenehme Erfahrungen zu ersparen. |
Besten Dank für Deinen väterlichen Rat, den ich am nächsten Wochenende auch an meine Grosstochter weiter leiten will, die sich inzwischen auch schon mit solchen Fragen befasst.
Orbit |
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Barney
Anmeldedatum: 19.10.2008 Beiträge: 1538
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Verfasst am: 04.10.2009, 18:22 Titel: |
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Orbit hat Folgendes geschrieben: |
Spielt eigentlich in Deinen Überlegungen der Gedanke eine Rolle, dass das Gravitationspotential(r=0) bei ... d << R aber gegen GM/R gehen muss?
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Hallo Orbit,
für \(d \ll R\) ist die Geometrie der felderzeugenden Masse doch ganz wesentlich von der Kugel verschieden und damit sollte bei r=0 ein anderes Potential vorliegen als bei der Kugel. Für \(r \gg R\) sollte dagegen das Potential tatsächlich gegen -GM/r konvergieren und genau das ist auch der Fall.
MfG |
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Orbit
Anmeldedatum: 29.09.2008 Beiträge: 1469
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Verfasst am: 05.10.2009, 16:04 Titel: |
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Zitat: | ür ist die Geometrie der felderzeugenden Masse doch ganz wesentlich von der Kugel verschieden und damit sollte bei r=0 ein anderes Potential vorliegen als bei der Kugel. Für sollte dagegen das Potential tatsächlich gegen -GM/r konvergieren und genau das ist auch der Fall. |
Und wo ist der Term in Deiner Gleichung, der das bewerkstelligt? Hast Du in Deinem vorletzten Beitrag etwa deshalb drei Gleichungen präsentiert, weil dieser Term noch fehlt?
Orbit |
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