Frage zu "Miller-Effekt"

 
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 29.06.2009, 14:01    Titel: Frage zu "Miller-Effekt" Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich bin auf folgenden Link der Universität Kiel gestossen:

http://www.theo-physik.uni-kiel.de/~bonitz/public/einstein05/piel.pdf

Dort steht unter anderem:

Folie 41:
Zitat:
Ätherwind < 9 km/s
also keine Zunahme desa Miller-Effekts mit der Höhe


Ich hatte bislang gedacht, aus Georg Joos, "Neues Material für und wider die Relativitätstheorie", Physikalische Zeitschrift", Nr. 1, 1926 Gegenteiliges gelesen zu haben; das wiederholte MM-Experiment ergab eine Höhenabhängigkeit, der wiederholte Trouton-Noble'sche Kondensator-Versuch in grosser Höhe nicht.

Zitat aus G.Joos:
Zitat:
Auch hier lag der Effekt, der bei Drehung des Apparates eintrat, innerhalb der Beobachtungsfehler und weit unter dem Wert der Verschiebung, so daß das Ergebnis als negativ bezeichnet wurde. Mit derselben Apparatur hat D.C.Miller den Versuch auf dem 1800 hohen Mt.Wilson wiederholt und zur größten Überraschung eine Streifenverschiebung im Betrag von 1/3 des erwarteten Effektes gefunden. (…) Dann wurde der Apparat wieder in die Ebene von Cleveland gebracht, wo in den Jahren 1922 und 1923 zahlreiche Beobachtungen gemacht wurden, die allesamt negativ ausfielen.




Folie 44:
Zitat:
Die von Miller gefundene Richtung der Relativbewegung zum Äther stimmt nicht mit der Bewegung und Geschwindigkeit des Sonnensystems in Bezug auf die lokale Gruppe von Sternen überein.

Hier vermisse ich die Angabe, dass die von Miller gefundene Richtung der Relativbewegung zum Äther zwar nicht mit der Bewegung und Geschwindigkeit des Sonnensystems in Bezug auf die lokale Gruppe von Sternen übereinstimmt, wohl aber mit der Bewegung und Geschwindigkeit der lokale Gruppe von Sternen in Bezug auf den nächsten Galaxienhaufen.

Zitat aus G.Joos:
Zitat:
Wenn aber, wie sogleich näher erläutert wird, mit einer vollen Geschwindigkeit von mehreren hundert km/sec zu rechnen ist, so ist diese Zunahme nicht mehr so unwahrscheinlich groß wie bei einem Wert von 30 km/sec. (...) Was die Bewegung der Sonne unter den Fixsternen betrifft, so ist ihre Geschwindigkeit mit 20 km/sec ziemlich gut gesichert, diese Geschwindigkeit kann also keineswegs ausreichen, den Miller'schen Befund zu erklären. Nun nimmt die Astronomie aber heute an, daß die Spiralarme fernste, unserem Milchstraßensystem koordinierte Weltsysteme seien und nach dem bei diesen Objekten festgestellten Dopplereffekt ist mit einer Bewegung unseres Milchstraßensystems gegen die andern Milchstraßensysteme zu rechnen, deren Geschwindigkeit etwa 200 km/sec beträgt.



Kann mir hier jemand weiterhelfen ?


Freundliche Grüsse, Ralf


P.S. Sei der Vollständigkeit halber noch aus G.Joos über die Wiederholung des Trouton-Nobel'schen Kondensator-Versuches zitiert:
Zitat:
Das Millersche Ergebnis bedarf wegen seiner fundamentalen Bedeutung dringend einer Nachprüfung. Eine abermalige Wiederholung des Michelsonversuches erfordert große Mittel und viel Zeit. Andererseits ist durch die Millerschen Versuche ein neuer Gesichtspunkt hereingekommen, der es wünschenswert erscheinen lässt, daß auch andere auf die Relativitätstheorie bezügliche Versuche, die bisher nur in Meereshöhe gemacht wurden, in größerer Höhe wiederholt werden. Am nächsten liegt der Kondensatorversuch von Trouton und Noble, (...) Der Versuch (…) ist (…) bereits diesen Herbst auf dem Jungfraujoch ausgeführt worden. (…) Da das negative Ergebnis dieses Versuchs eine Folge des Satzes von der Trägheit jeglicher Energie ist, erscheint dieser Satz auch bei Bestätigung des Millerschen Befundes auf alle Fälle gerettet.

Diese Versuchsanordnung wies zwar noch einen systematischen Fehler auf, der von C.Chase bereinigt wurde:

Carl T.Chase, A Repetition of the Trouton-Noble Ether Drift Experiment, Physical Review, Volume 28, August 1926
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Karl
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BeitragVerfasst am: 29.06.2009, 17:31    Titel: Re: Frage zu "Miller-Effekt" Antworten mit Zitat

ralfkannenberg hat Folgendes geschrieben:
Ich hatte bislang gedacht, aus Georg Joos, "Neues Material für und wider die Relativitätstheorie", Physikalische Zeitschrift", Nr. 1, 1926 Gegenteiliges gelesen zu haben; das wiederholte MM-Experiment ergab eine Höhenabhängigkeit, der wiederholte Trouton-Noble'sche Kondensator-Versuch in grosser Höhe nicht.


Die "Höhenabhängigkeit" von Millers Experimenten gab es vlt. noch 1926, 1955 zumindest für Shankland et. al. nicht mehr:

http://prola.aps.org/abstract/RMP/v27/i2/p167_1

LG,

Karl

PS.: Danke an Miriam für den Hinweis zu Shankland et. al. 1955, "New Analysis of the Interferometer Observations of Dayton C. Miller"
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„Wo ist meine kleine gelbe Chinalackdose?“ Der ganz normale Wahnsinn
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 29.06.2009, 19:36    Titel: Re: Frage zu "Miller-Effekt" Antworten mit Zitat

Karl hat Folgendes geschrieben:
Die "Höhenabhängigkeit" von Millers Experimenten gab es vlt. noch 1926, 1955 zumindest für Shankland et. al. nicht mehr:

http://prola.aps.org/abstract/RMP/v27/i2/p167_1

Hallo Karl, hallo Miriam,

vielen Dank ! - Dennoch bin ich verwirrt, denn die Bewegung der Lokalen Gruppe ist ja eine Tatsache.

Dieses Review wird also u.a. auch danach zu lesen sein, ob

(1) die aufgrund der Galaxienbewegungen verursachte Höhenabhängigkeit als systematischer Fehler bereits berücksichtigt wurde oder ob
(2) die Galaxienbewegungen gar keine Höhenabhängigkeit verursachen


Freundliche Grüsse, Ralf
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 30.06.2009, 17:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich habe das Review nun mal durchgelesen, allerdings ohne alle Details genauer anzuschauen. Eigentlich schade, dass die Galaxienbewegung mit keinem Wort erwähnt wird; dieses Paper untersucht ja einige mögliche Ursachen und kann dann recht überzeugend darlegen, dass Temperaturunterschiede die Hauptursache sind; insbesondere die bei Nacht getätigten Messungen haben diesbezüglich den kleinsten Fehler.


Ich habe hier auch noch eine Antwort von Albert Einstein auf diese Analyse gefunden:

Albert Einstein hat Folgendes geschrieben:
August 31, 1954
Dear Dr. Shankland,

I thank you very much for sending me your careful study about the
Miller experiments. Those experiments, conducted with so much care,
merit, of course, a very careful statistical investigation. This is more so as
the existence of a not trivial positive effect would affect very deeply the
fundament of theoretical physics as it is presently accepted.
You have shown convincingly that the observed effect is outside the
range of accidental deviations and must, therefore, have a systematic
cause. You made it quite probable that this systematic cause has nothing
to do with 'ether-wind", but has to do with differences of temperature of
the air traversed by the two light bundles which produced the bands of in-
terference. Such an effect is indeed practically inevitable if the walls of
the laboratory room have a not negligible difference in temperature.
It is one of the cases where the systematic errors are increasing
quickly with the dimension of the apparatus.
Congratulating you and your colleagues on your valuable contri-
bution to our knowledge, I am

With kind regards,

A.Einstein (signed)


Freundliche Grüsse, Ralf
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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 30.06.2009, 21:07    Titel: Re: Frage zu "Miller-Effekt" Antworten mit Zitat

Karl hat Folgendes geschrieben:
Die "Höhenabhängigkeit" von Millers Experimenten gab es vlt. noch 1926, 1955 zumindest für Shankland et. al. nicht mehr


Leider kann ich nicht mit einem gelehrten Papier kontern, ausser:

Dayton C. Miller, "The Ether-Drift Experiment and the Determination of the Absolute Motion of the Earth" (Reviews of Modern Physics, 1933)

Es ist offensichtlich, dass Shankland eine post-mortem Abwertung der Millerschen Experimente bezweckte. Bereits in den ersten Sätzen seines Papiers von 1955 finden sich Ungereimtheiten, wenn er betont, dass alle Experimente dieser Art (ausser demjenigen von Miller) ein Nullresultat aufgezeigt hätten. Richtig dagegen ist, dass die erwartete Drift von 30 Km/s nicht bestätigt wurde. Im Grunde müssen in einem lorentzinvarianten Äther sogar sämtliche Interferometrie-Experimente zu einem Nullresultat führen! Letztlich ging es Shankland darum, eine jegliche Ether-Drift zu negieren, indem er die Anomalien auf Temperaturartefakte zurückführte.

Auf dem Mt. Wilson (1921-26) betrieb Miller sein Interferometer in einem soliden mit Kork isolierten Holzhaus, das gegen Sonneneinstrahlung zusätzlich mit Zelttuch geschützt wurde. Millers Untersuchungen zählen zu den präzisesten ihrer Zeit. Es wirkt nicht überzeugend, dass ein gewissenhafter Experimentator wie Miller die möglichen Temperatureinflüsse ausser Acht liess, wie dies Shankland dem Leser glaubhaft machen will. Für die registrierten Anomalien muss es andere Gründe geben.

Gr. zg
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sheela



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BeitragVerfasst am: 02.07.2009, 05:07    Titel: An Explanation of Dayton Miller's Anomalous "Ether Drif Antworten mit Zitat

Ich glaube dieses Abstract sollte in dem Zusammenhang auch Erwähnung finden:

An Explanation of Dayton Miller’s
Anomalous “Ether Drift” Result
Thomas J. Roberts

http://arxiv.org/pdf/physics/0608238

Bisher habe ich mehrere Hinweise auf dieses Abstract im Forum gefunden.
(Dort wird Shankland jedenfalls mit Quellennachweis erwähnt).
Jedenfalls kommt Roberts zum Ergebnis, daß Shankland's Einlassungungen zum Millerschen Experiment aus heutiger Sicht nicht standhalten.

Gruß Christian
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 02.07.2009, 08:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich habe mir mal die Publikation "Wiederholungen des Michelson-Versuches" von Georg Joos (1931) gekauft, die mir bei Betrachtung eine wesentliche Rolle zu spielen scheint und in der sowohl Höhenabhängigkeit als auch Temperatureffekte thematisiert werden. Ich habe das aber noch nicht fertig lesen können.

Bemerkung: Um Verwechslungen zu vermeiden - es handelt sich bei dieser Publikation Joos' nicht um seine Publikation "Neues Material für und wider die Relativitätstheorie" aus dem Jahre 1926, in der diese Thematiken auch schon angesprochen werden.


Freundliche Grüsse, Ralf
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 18.08.2009, 11:52    Titel: Re: Frage zu "Miller-Effekt" Antworten mit Zitat

Karl hat Folgendes geschrieben:
Die "Höhenabhängigkeit" von Millers Experimenten gab es vlt. noch 1926, 1955 zumindest für Shankland et. al. nicht mehr:

http://prola.aps.org/abstract/RMP/v27/i2/p167_1


Hallo Karl, hallo zusammen,

schon 1931 gab es diesen Zusammenhang nicht mehr, wie man der Publikation "Wiederholungen des Michelson-Versuches" von Georg Joos (1931) entnehmen kann.

Ich erlaube mir, einige Passagen dieser Arbeit hier vorzustellen:

Zitat:
Das Resultat der mit diesem Apparat im Jahre 1904 ausgeführten Versuche wird von MORLEY und MILLER in ihrem damaligen Bericht als negativ bezeichnet. Später hat jedoch MILLER, z. B. auf einer Konferenz auf dem Mt Wilson im Jahre 1928 [S.786 links, Fußnote 2], unter Desavouierung seines früheren Mitarbeiters, den negativen Ausfall widerrufen und das Resultat als durch eine unzulässige Mittelung über verschiedene Tageszeiten vorgetäuscht bezeichnet. Die Versuche wurden von MORLEY und MILLER und von 1906 an von MILLER allein in den folgenden Jahren auch noch in der Nähe von Cleveland in einem besonders leicht gebauten Raum ausgeführt.


Nun wird es interessant:
Zitat:
Mit dieser Forderung, den Versuch in einem nur von dünnen Wänden umgebenen Raum auszuführen, bereitet MILLER seinen Gegnern eine große Schwierigkeit. Die Temperaturempfindlichkeit eines solchen Interferometers ist so groß, daß man eine Konstanz von etwa 1/100 Grad verlangen muß. Diese kann man aber nicht in einer leichten Hütte erreichen, zumal wenn sie noch Fenster besitzt (vgl. unten). Nun liegt ja aber gerade der Kern der alten Äthervorstellungen darin, daß er alle Körper durchdringt. Läßt man sich aber auf Grund des Ergebnisses der bisherigen Versuche auf Gedankengänge ein, die an einen viskosen, partiell mitgeschleppten Äther anknüpfen, so wird man vernünftigerweise als Maß des Mitführungsvermögens die Masse ansehen, und nachdem nach MILLER eine Atmosphäre von 1800 m Höhe keinen Einfluß hat, darf man eine ordentliche Steinmauer schon zulassen.



Ganz verkneifen kann sich Georg Joos folgende Bemerkung nicht:
Zitat:
Ans Mystische grenzt aber die Bemerkung, daß das Gebäude an der Stelle, aus der der Ätherwind voraussichtlich kommen sollte, ein großes Glasfenster hatte. Es ist nichts darüber angegeben, ob zur Erzielung eines guten Durchzuges auch die Gegenseite ein Fenster erhalten hat!


Ein guter Durchzug des Ätherwindes wäre ja wirklich eine ganz nette Angelegenheit Wink


Was ist nun aber aus der Höhenabhängigkeit und dem 1925 getätigten Erklärungsversuch, dass dies aufgrund der Bewegung der lokalen Gruppe zum nächsten Galaxienhaufen erfolge, geworden ?

Zitat:
Am größten wäre der Gesamteffekt mit 45 km/sec Anfang April. Dieser Einfluß der Jahreszeit wird aber wieder aufgehoben durch die heute wohl als sicher anzusehende, mit einer sehr hohen Geschwindigkeit erfolgende Bewegung des gesamten Milchstraßensystems gegenüber den augergalaktischen Welten. Da diese Geschwindigkeit auf mindestens 300 km/sec geschätzt wird, ist ihr gegenüber die Geschwindigkeit des Sonnensystems belanglos, so daß der Effekt zu gleicher Sternzeit das ganze Jahr über konstant sein muß. Was man aber von einem beobachteten positiven Effekt unter allen Umständen erwarten muß, ist ein vernünftiger Tagesgang.


Dabei ist zu beachten, dass Miller auf sein Resultat von 1924 zurückkommt, d.h. dieses widerruft:
Zitat:
In den Jahren 1921-1926 wurden mit diesem Apparat, der einige technische Verbesserungen erhalten hatte, teils auf dem Mt Wilson, teils in Cleveland jene Versuche ausgeführt, deren Ergebnis in der ganzen Welt das größte Aufsehen erregte, wurden sie doch als ein positiver Ätherwindeffekt von 10 km/sec gedeutet. Entgegen ursprünglichen Andeutungen betont MILLER in seinem zusammenfassenden Bericht [S.786 rechts, Fußnote 1], daß der Effekt in Cleveland ebenso groß ist wie auf dem 1800 m hohen Mt Wilson. Die Ergebnisse entsprechen aber ganz und gar nicht der anfangs aufgestellten Forderung eines vernünftigen Ganges mit der Tageszeit. Das Azimut des Ätherwinds nimmt nämlich durchaus nicht im Lauf von 24 Stunden gleiche Extremlagen östlich und westlich an und der Betrag zeigt, wie z. B. aus einer von J. WEBER [S.786 rechts, Fußnote 2] gezeichneten Kurve ersichtlich ist, Abweichungen vom theoretischen Gang, die von derselben Größe sind wie der ganze Effekt.



Des weiteren legt Georg Joos Wert auf folgende Feststellung, was bei den Messungen Millers in dieser Rigorosizität offenbar nicht gegeben war:
Zitat:
Das Ziel war ein Apparat, mit dem man bei hoher Empfindlichkeit, d. h. großem Lichtweg, Registrierungen der Interferenzstreifen erhalten kann, die als objektive Dokumente von jedermann nachgemessen werden können.




Fussnoten:
S.786 links, Fußnote 2: Astrophys. J. 68, 341-402 (1928)
S.786 rechts, Fußnote 1: Astrophys. J. 68, 341-402 (1928) (also gleich wie vorige)
S.786 rechts, Fußnote 2: J.Weber, Physik. Z. 27, 5 (1926)




Insbesondere muss ich hiermit feststellen, dass meine Argumentation der vergangenen 3 Jahre (vor allem im politikforum) gegen die von Einstein-Kritikern oftmals vorgebrachte Interpretation der Ergebnisse der Nachmessungen des Michelson-Morley-Experimentes durch D.C.Miller unzutreffend ist, d.h. konkret nur den Kenntnissstand von 1926 wiedergibt, nicht aber jenen von 1931 bis heute.

Da die Einstein-Kritik meine Fragen jedoch nie beantwortet hat, sondern ihre Aussagen ausgesessen und einige Zeit später wortwörtlich gleich erneut platziert hat, liegt es also an mir selber, diesen Fehler festzustellen. Herzlichen Dank in diesem Zusammenhang an meine Vorredner, die mir wichtige Quellen genannt und mich auf den Kenntnisstand von 1926 hingewiesen haben.


Freundliche Grüsse, Ralf
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 18.08.2009, 17:43    Titel: Re: An Explanation of Dayton Miller's Anomalous "Ether Antworten mit Zitat

sheela hat Folgendes geschrieben:
An Explanation of Dayton Miller’s
Anomalous “Ether Drift” Result
Thomas J. Roberts

http://arxiv.org/pdf/physics/0608238

(...)

Jedenfalls kommt Roberts zum Ergebnis, daß Shankland's Einlassungungen zum Millerschen Experiment aus heutiger Sicht nicht standhalten.


Hallo Christian,

also das habe ich in der von Dir genannten Quelle aber nicht ganz so verstanden.

Lass mich aus der Conclusion zitieren:

Zitat:
Dayton Miller was a prisoner of his time. In the 1920s and 30s digital signal processing was unknown, and the serious flaws of the data reduction algorithm used by all such experiments went unnoticed. Also, the use of errorbars and quantitative error analyses were in their infancy. These aspects of the state of scientific knowledge combined to permit him to be fooled into thinking his interferometer measurements did indeed determine the “absolute motion of the earth”. Even in 1955, Shankland et al did not have knowledge of these aspects of Miller's analysis.

Today, of course, digital signal processing is well known, digital computers are ubiquitous, and quantitative error analyses are presented in essentially all scientific publications. The above discussions of Miller's analysis and data are simply applications of now-standard techniques to his rather ancient data. This paper does not break any new ground, it merely explains a longstanding puzzle: how could someone as competent as Dayton Miller obtain results so inconsistent with other experiments? – As discussed above, he was a victim of every experimenter’s nightmare, and was unknowingly looking at statistically insignificant patterns in his systematic drift that mimicked the appearance of a real signal. So it's not surprising that his results were anomalous.

This paper has not only explained how Miller was fooled, it has also presented a re-analysis of his data. This new analysis obtains a value of zero, and puts an upper bound on the “absolute motion of the earth” of 6 km/s (90% confidence level). This is fully consistent with similar measurements, and with the null result predicted by Special Relativity.

We are all prisoners of our time. While this paper gives solid and credible reasons to reject Miller’s result, it is unfair to attempt to judge him by the standards of today. Indeed, recognizing that he could not possibly have known about these flaws in his results permits us to admire him all the more for his dedication and perseverance in pursuing these measurements. His instinct that more data is better was correct, and permitted the quantitative modeling of his systematic drift.


Mir fallen darin vor allem die beiden von mir fett hervorgehobenen Statements auf.


Freundliche Grüsse, Ralf
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 19.08.2009, 13:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

in diesem Zusammenhang seien noch 2 weitere Arbeiten zu nennen, auf die seitens Georg Joos, "Wiederholungen des Michelson-Versuches" (1931) referenziert wird:

Ether-Drift-Experiments at Mount Wilson (J.Weber), Jan.1926

Realization of the experiment of Michelson in Balloon and on dry land (A.Piccard and E.Stahel), Feb.1928



Erstere Arbeit kostet zwar 34$, doch ist die erste Seite, in der alles wesentliche drinsteht, im Preview kostenfei einsehbar.

Aus lizenzrechtlichen Gründen möchte ich die zweite Seite, die nur wenige Zeilen enthält, nicht öffentlich stellen; allerdings enthält sie auch einen lohnenden Artikel über Marsaufnahmen in verschiedenfarbigem Lichte von Kruse (verwandt mit Mike ?), der den käuflichen Erwerb dieser Publikation durchaus empfehlenswert macht.


Somit fasse ich die ausstehenden Teile zusammen:
An den Text der Vorseite anschliessend weist der Autor darauf hin, dass wie ihm von Geheimrat Des Coudres mitgeteilt wurde, diese Harvardsternwarte in Peru bequem mit einer Bahn zu erreichen ist.

Zusammenfassend weist der Autor nachfolgend darauf hin, dass die Ergebnisse von Miller in der mitgeteilten Form keineswegs das Vorhandensein eines Ätherwindes beweisen.

Folgenden Satz erlaube ich mir wörtlich zu zitieren:

Zitat:
ganz abgesehen davon, dass MILLER im Juli 1924 in Cleveland mit demselben Interferometer keine Streifenverschiebung beobachten konnte.


Des weiteren drückt der Autor sein Interesse auf eine ausführliche Abhandlung über die Versuche auf dem Mt. Wilson aus und verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass solche Experimente, falls eine Klärung notwendig erscheinen sollte, auch bei uns in Angriff genommen werden können.


Freundliche Grüsse, Ralf
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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 20.08.2009, 03:54    Titel: Antworten mit Zitat

ralfkannenberg hat Folgendes geschrieben:
Zusammenfassend weist der Autor nachfolgend darauf hin, dass die Ergebnisse von Miller in der mitgeteilten Form keineswegs das Vorhandensein eines Ätherwindes beweisen.

Folgenden Satz erlaube ich mir wörtlich zu zitieren:

Zitat:
ganz abgesehen davon, dass MILLER im Juli 1924 in Cleveland mit demselben Interferometer keine Streifenverschiebung beobachten konnte.


Der Vergleich zwischen den Versuchen in Cleveland und denjenigen auf dem Mt. Wilson ist insofern fraglich, weil Miller gerade wegen der zur Debatte stehenden partiellen Mitführung des Aethers auf "einen hohen Berg" ging, um etwelche Abweichungen zu den früheren Versuchen im Kellerlabor von Cleveland zu finden. Signifikante Abweichungen gab es zweifellos. Es stellt sich anschliessend nur noch die Frage, auf welche Ursache die Unterschiede zurückzuführen sind.

Gr. zg
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 20.08.2009, 08:40    Titel: Antworten mit Zitat

zeitgenosse hat Folgendes geschrieben:
Der Vergleich zwischen den Versuchen in Cleveland und denjenigen auf dem Mt. Wilson ist insofern fraglich, weil Miller gerade wegen der zur Debatte stehenden partiellen Mitführung des Aethers auf "einen hohen Berg" ging, um etwelche Abweichungen zu den früheren Versuchen im Kellerlabor von Cleveland zu finden. Signifikante Abweichungen gab es zweifellos. Es stellt sich anschliessend nur noch die Frage, auf welche Ursache die Unterschiede zurückzuführen sind.


Hallo zeitgenosse,

sei hierzu nochmals aus Joos 1931 zitiert:

Zitat:
Ebenfalls Registrierungen gab der Apparat von
PICCARD und STAHEL. Da er in erster Linie für
den Gebrauch im Ballon bestimmt war, mußten
seine Dimensionen notgedrungen klein gehalten
werden. Der wahre Lichtweg betrug nur 1,4 m.
Daffir wurde eine Häufung von Messungen vor-
genommen. Bei den Ballonaufnahmen wurde der
ganze Ballon mit Hilfe kleiner Propeller gedreht,
die mit Elektromotoren angetrieben waren. Die
Umdrehungsgeschwindigkeiten waren ganz erheb-
lich (his zu 2 Drehungen pro Minute). Das Er-
gebnis der Ballonversuche, bei denen Temperatur-
schwankungen erheblich störten, war, daß in
25oo m Höhe jedenfalls der MILLERsche Effekt
von 10 km/sec nicht vorhanden sein kann, doch war
die Fehlergrenze nicht weit davon. Viel größere
Genauigkeit lieferten Erdversuche, die auf dem
Rigi, also in Mt. Wilson-Höhe und in Brüssel mit
derselben Anordnung ausgeführt wurden. Als
obere Grenze wird auf Grund einer großen Anzahl
von Versuchen ebenfalls der Wert von 1,5 km/sec
angegeben. Da abet die Registrierstreifen nicht
photometriert wurden, sondern nur unter dem
Meßmikroskop der Abstand von den Marken okular
gemessen wurde, dürfte die Genauigkeit wohl
etwas überschätzt sein.



Freundliche Grüsse, Ralf
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