Papst rehabilitiert holocaust-leugnenden Bischof

[ralfkannenberg]

Mit wirklich sehr grosser Enttäuschung habe ich von der Entscheidung des Papstes Kenntnis nehmen müssen, dass er einen holocaust-leugnenden Bischof aus katholischer Sicht rehabilitiert hat, d.h. die Exkommunikation aufgehoben hat.

Zwar mag man einwänden, dass die katholische Kirche als überstaatliche Konfession auch "umfassendere" Sichtweisen als solche der politischen Staaten einzunehmen hat und mag auch Verständnis aufbringen, dass man die gar nicht so ungeliebten Lefebvrianer, deren Gedankengut die schon seit Jahrzehnten an der Macht stehenden Kreise in der katholischen Kirche weitgehend teilt, gerne wieder reintegrieren möchte.

Aber eine solche Re-Integration, die letztlich "nur" kircheninterne - auch wenn diese staatenübergreifend sein mag - Angelegenheiten betrifft, darf nicht dazu führen, dass irgendeine Leugnung von Verbrechen an der Menschheit billigend in Kauf genommen wird.

Es kommt hierbei noch erschwerend dazu, dass die Anhänger von Bischof Lefebvre dem holocaust-leugnenden Gedankengut durchaus wohlgesonnen waren und da ist es aufgrund der Bedeutung der katholischen Kirche, die eben auch eine entsprechende Verantwortung mit sich bringt, ein Affront, wenn ein Papst ausgerechnet deutscher Natonalität eine solche Rehabilitation vornimmt.

Der richtige Weg wäre gewesen, dass sich Lefebvrianer, die gerne wieder an der katholischen Kommunion teilhaben wollen, vorgängig vom Holocaust distanzieren und wenn sie dann genügend konzil-konform sind - letzteres hat der Papst zu entscheiden - dann zu rehabilitieren.

Es verbleibt die Hoffnung, dass "katholische Kirche" mehr ist als nur der Papst und die einflussreichen Kreise aus dem Umfeld z.B. des Opus Dei.


Freundliche Grüsse, Ralf

[pauli]

ist schon ziemlich traurig das Ganze, was soll man nun davon wieder halten ...

[Orbit]

Habt Ihr von Ratzinger was anderes erwartet?
Übrigens wurde sozusagen im, gleichen Atemzug, wie die Holocaust-Leugner rehabilitiert wurden, Obama verurteilt, weil er wieder Gelder in Projekte fliessen lassen will, in deren Rahmen unter Umständen auch Abtreibungen unterstützt werden.
Hab den Ratzinger zeitweise auch recht sympathisch gefunden; aber inzwischen ist doch klar: Das ist ein Wolf im Schafspelz.
Orbit

[Miriam]

[galileo2609]

Die Rechtsextremisten tanzen schon zu diesem innerkirchlich so bedeutsamen Schritt. Interessant ist dazu eine Aussage von Heinz-Wilhelm Brockmann, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, die heute im Interwiew der Frankfurter Rundschau das Licht der Welt erblickte:

[pauli]

[ralfkannenberg]

Nun, es hat den Anschein, dass in dieser Angelegenheit nicht einmal die Basis zu Wort kommen muss - die deutsche und die schweizer Bischofskonferenz haben diesen Schritt kritisiert:

http://www.nzz.ch/nachrichten/international/papst_erntet_lob_von_der_falschen_seite_1.1797661.html

http://www.kath.ch/sbk-ces-cvs/text_detail.php?nemeid=110481&sprache=d


Freundliche Grüsse, Ralf

[Orbit]

[ralfkannenberg]

Hallo Orbit,

ok - ich sollte das Wort "muss" durch "braucht" ersetzen.

Was ich sagen wollte: Die doch eher konservativen Instanzen der katholischen Kirche haben sich bereits zu Wort gemeldet, ehe von der Basis aus ein sinnvoller Protest organissiert werden konnte.

Das ist ja wenigstens schon etwas. Wir werden noch sehen, ob Papst Benedikt XVI. in dieser Angelegenheit doch noch Grösse aufbringt und auf seinen Entscheid in geeigneter Form zurückkommt.


Freundliche Grüsse, Ralf

[galileo2609]

[pauli]

[ralfkannenberg]

Diese halbherzige "Entschuldigung" ist völlig ungenügend ! Wenn der Vatikan ein Zeichen zur Wiedergutmachung setzen will, dann muss neben der Entschuldigung auch eine Reue erfolgen.

Und die Wortwahl dieser Lefebvrianer ist doch die, dass sie nicht wissen, was damals wirklich passiert sei. - Dann sollen sie sich doch bittschön informieren - in der katholischen Kirche gibt es schliesslich einige hochrangige Historiker ! - Sollen die zu rehabiltierenden Lefebvrianer ein paar geschichtliche Nachhilfestunden - meinetwegen zum kircheninternen Vorzugspreis und meinetwegen auch im Geiste der Brüderlichkeit und der Nächstenliebe - beziehen und dann ebenso öffentlich wie zuvor ihr "Unwissen" nun ihr dazugelerntes Wissen kundtun.

Möglichkeiten, wirkungsvolle und überzeugende Zeichen zu setzen, gibt es zur Genüge !


Freundliche Grüsse, Ralf

[pauli]

Hallo Ralf,

als ich mal vor vielen Jahren mehr oder weniger zufällig Aussagen und Stellungnahmen einiger Nazi-Schergen gelesen hatte wurde mir plötzlich klar:
Diese Leute logen und tricksten garnicht um ihren Arsch zu retten, sie sagten meist die "Wahrheit" weil sie sich keiner Schuld bewusst waren, sie fanden einfach nichts schändliches an ihren Taten! Eine Entschuldigung wäre nichts wert weil sie keine Reue beinhalten kann, eben weil das Unrechtsbewusstsein fehlt.

[MontyHall]

[FrankSpecht]

Wenn ich mal kurz stören darf: