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Jan
Anmeldedatum: 05.12.2007 Beiträge: 155
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Verfasst am: 27.10.2008, 00:49 Titel: Die Fee sichtbar machen - mit roher Gewalt! |
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Was mich noch umtreibt, ist die folgende Situation.
Gegeben sei unser archetypisches Raumschiff; die Länge ist diesmal eigentlich egal. Das Raumschiff verfüge über zwei lineare Teilchenbeschleuniger, die von der Mitte aus geringe Mengen von Materie auf relativistische Geschwindigkeit (sagen wir 200.000 km/s) RIchtung Bug und Heck beschleunigen können. In Bug und Heck befinden sich Meßapparaturen, die die kinetische Aufschlagsenergie der Materie messen können. Sagen wir, sowas wie einen fetten Bleiblock, in den die beschleunigte Materie reinkracht und der dadurch einen kräftigen Ruck erfährt. Dieser Ruck wird gemessen.
Im Folgenden betrachte ich nur die "Heckwärtige" Apparatur, für die "bugwärtige" muss ich noch mal genauer den Zusammenhang von Geschwindigkeit und Masse nachschlagen.
1) Das Raumschiff befinde sich im Ätherkoordinatensystem. Die geringe Menge Materie wird im LTB heckwärts auf 200.000 km/s beschleunigt und kracht mit dieser Geschwindigkeit in die Bleiplatte. Die Materie hat dabei einen g-Faktor von 0.745, dementsprechend beträgt die träge Masse das 1.34-fache der Masse im Ruhezustand. Der Bleiblock hat dagegen bei einem g von 1 genau sein normales Gewicht. Der gemessene Ruck habe eine fiktive Größe von 1.
2) Das Raumschiff bewege sich mit 200.000 km/s relativ zum Ätherkoordinatensystem. Die geringe Menge Materie wird im LTB heckwärts auf relative 200.000 km/s beschleunigt. Damit ruht sie im absoluten Äther, der g-Faktor und die damit einhergehende träge Masse beträgt 1. Der Bleiblock, in den sie jetzt reinsemmelt, bewegt sich dagegen mit 200.000 km/s; seine träge Masse beträgt das 1.34-fache des normalen. Da die geringe Menge Materie jetzt leichter und der Bleiblock schwerer ist, ist der resultierende Ruck bedeutend geringer. Wenn ich's richtig sehe, sollte er ein Ausmaß von ca. 0.555 haben.
Naja, keine besonders gut handhabbare Meßapparatur. Aber, wenn ich das richtig sehe, sollte gelten: Bei gleichbleibender Meßapparatur ist das Ausmaß des Rucks beim Ruhen der Meßapparatur genau im Ätherkoordinatensystem maximal.
Nun, ich bin gespannt auf Rückmeldungen! Viele Grüße allerseits
Jan |
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Ich
Anmeldedatum: 29.06.2006 Beiträge: 624
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Verfasst am: 27.10.2008, 11:45 Titel: |
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Zitat: | Wenn ich's richtig sehe, sollte er ein Ausmaß von ca. 0.555 haben. |
Ja, die Geschwindigeitsänderung dv unterscheidet sich um Faktor 1/gamma² für kleine dv.
Nimm mal die Formel für Geschwindigkeitsaddition und entwickle sie für dv<<u. (Wenn du nicht sicher bist: Zwischenergebnis w=(u+dv)(1-udv).) |
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Jan
Anmeldedatum: 05.12.2007 Beiträge: 155
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Verfasst am: 30.10.2008, 22:44 Titel: Gut, ich sehs ein! |
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Ja, ich seh schon meinen Fehler: hab mal wieder die Koordinatensysteme nicht richtig sortiert. Wenn die kleine Menge Materie eine relative Geschwindigkeit von 200.000 km/s im bewegten Mess-System hat, hat sie dies aus Sicht des Äthers bzw. Ruhesystem. Aus diesem System ist auch das verringerte Ausmaß des zu messenden Rucks zu beobachten (bzw. zu berechnen). Da ein "Ruck" jedoch eine räumliche Bewegung innerhalb einer Zeitspanne ist, muss berücksichtigt werden, das Raum und Zeit im bewegten System beide um den Faktor 1/g verkürzt sind. Diese Effekte multiplizieren sich zu 1/g^2. Mit anderen Worten, im bewegten Mess-System hat der "Ruck" genau die gleiche relative Größe wie im ruhenden.
Und dies, obwohl laut LET die bewegte Materie tatsächlich leichter und der Bleiblock tatsächlich schwerer ist als im Ruhezustand. Wie kommt`s? Klar (mußte ich aber trotzdem erst mal wieder genau nachdenken), die relativen 200.000 km/s im Äther sind im Rahmen des kontrahierten und zeitdilatierten bewegten Systems um den Faktor 1/g^2 größer. Die kleine Menge Materie erreicht eine systemimmanente Geschwindigkeit von ca. 361.000 km/s. Und damit ist die kinetische Aufschlagsenergie um genau den Betrag größer, um den der Bleiblock schwerer ist. Resultat: kein Unterschied in der Messung. Und die erhöhte Geschwindigkeit der Materie kann man aufgrund der Ortszeitfehler nicht feststellen. Schon ne scharfe Sache!
Gut! Auch in diesem Bereich geht alles auf - mir fällt jedenfalls nix mehr ein. Poincaré und Einstein hatten also (soweit ich in der Lage bin, das zu überschauen) recht - es gibt in der LET (und SRT gleichermaßen) keine Möglichkeit, den Äther durch eine Messung einer Veränderung in physikalischen Vorgängen oder Vergleichen dingfest zu machen. Anders gesagt, Einsteins zweiter Prämisse (Relativitätsgesetz), die allerdings Poincaré bereits vorher postuliert hatte, ist nicht am Zeug zu flicken.
Tja. Schade immerhin, dass damit ein empirischer Test zwischen LET und SRT nicht möglich ist. Ein Vergleich der beiden Theorien ist nur auf wissenschaftsphilosophischem Gebiet möglich - aber da ist es eben furchtbar schwer (wie immer in der Philosophie), feste Bewertungskriterien aufzustellen. Ich werd die Tage vielleicht noch mal was zur Diskussion im "Waverider-Thread" beitragen.
Diesen Thread kann ich aus meiner Sicht dagegen abschließen. Ich find keine Möglichkeit, die Fee sichtbar zu machen. War aber, wie gesagt, sehr lehrreich. Na, und ich kann mir vorstellen, dass auch noch der eine oder andere Relativitäts-Zweifler über diesen Thread stolpert und dort interessantes Material zum Beantworten seiner Frage findet. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben. Und insbesondere vielen Dank an Dich, lieber Ich!
Viele Grüße allerseits
Jan |
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Ich
Anmeldedatum: 29.06.2006 Beiträge: 624
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Verfasst am: 01.11.2008, 10:43 Titel: |
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Keine Ursache. |
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