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Aragorn
Anmeldedatum: 23.06.2006 Beiträge: 1120
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Verfasst am: 11.05.2008, 11:31 Titel: |
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Hallo,
das ist aber eine komische Aufgabe. Normalerweise würde ich da die Lösung, ohne zu rechnen, aus dem Stegreif nennen.
Da muß ich entweder was falsch verstanden haben, oder du hast die Aufgabe gar zu stark vereinfacht?
Gruß Helmut |
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criptically
Anmeldedatum: 04.12.2007 Beiträge: 500
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Verfasst am: 11.05.2008, 13:01 Titel: |
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zeitgenosse hat Folgendes geschrieben: |
Dann sollte es für dich kein Problem sein, die folgende Aufgabe zu lösen (sämtliche in praxi vorkommenden Randbedingungen auf das absolut Notwendige reduziert):
Gegeben sei ein Körper (Temperatur 700° C). Wie lange dauert es, bis sich dieser auf die Umgebungstemperatur von 20° C abgekühlt hat.
Die Zeitkonstante sei 20 Minuten.
Dank im Voraus für die richtige Lösung der Dgl.
Gr. zg |
Wozu brauche ich hier Sommerfeld?
In Analogie zum Entladen eines Kondensators über einen Widerstand, kann man schreiben:
\($\frac {d \Delta T} {dt} + \frac {\Delta T} {20 min} = 0 \) ,
mit der Lösung
\( ln \Delta T = - \frac {t} {20min} + C \) , oder
\( \Delta T(t) = \Delta T(t=0) e^{- \frac {t} {20 min}} \) .
Theoretisch gesehen, würde es ewig dauern bis der Körper auf genau 20°C abgekühlt ist.
mfg _________________ Electromagnetic mass-energy equivalence
E = mc²/2 + hf/2 - A formula reestablishes the old world! |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 11.05.2008, 19:53 Titel: |
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criptically hat Folgendes geschrieben: | Wozu brauche ich hier Sommerfeld? |
Den Sommerfeld brauchst du für diese noch ziemlich einfache Aufgabe natürlich nicht. Ich wollte ersteinmal sehen, ob du dieser Sache mächtig bist, bevor wir zum Schwierigeren weitergehen.
Zitat: | Theoretisch gesehen, würde es ewig dauern bis der Körper auf genau 20°C abgekühlt ist. |
Theoretisch ja und praktisch?
Wie lautet das konkrete Ergebnis?
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 11.05.2008, 21:30 Titel: |
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Aragorn hat Folgendes geschrieben: | das ist aber eine komische Aufgabe. Normalerweise würde ich da die Lösung, ohne zu rechnen, aus dem Stegreif nennen. |
Ja, ich weiss, dass dem El.-Ing. nichts zu schwer ist.
Der Aufgabe liegt das 'Newtonsche Abkühlungsgesetz' zugrunde. Der wärmere Körper soll sich dabei vorwiegend durch gleichmässige Konvektion abkühlen:
dT/dt = -k(T - T_u)
Die Abkühlungsgeschwindigkeit dT/dt ist aller Erfahrung nach proportional der Temperaturdifferenz und folgt somit einer abklingenden Funktion.
Für dich lautet die Frage deshalb:
Welche Temperatur besitzt der Körper nach 3 Stunden?
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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Aragorn
Anmeldedatum: 23.06.2006 Beiträge: 1120
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Verfasst am: 12.05.2008, 09:51 Titel: |
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Ok,
Welche Temperatur hat der Körper nach 3 Stunden?
Ich nehme mal an das k der Kehrwert der Zeitkonstanten sein soll (k=1/20 min)
dT/dt = -k*(T-Tu)
dt = -dT/(k*(T-Tu))
t = -1/k*Integral(1/(T-Tu) dT)
(1) t = -1/k*ln(T-Tu) + C
Eine Lösung der obigen Gleichung (1) ist bekannt: Zum Zeitpunkt t=0 ist T=Ta (Anfangstemperatur)
Damit kann die Intergrationskonstante C ermittelt werden: C = ln(Ta-Tu)/k
Die wieder in (1) eingesetzt:
t = 1/k*(-ln(T-Tu)+ln(Ta-Tu))
k*t = ln((Ta-Tu)/(T-Tu))
e^k*t = (Ta-Tu)/(T-Tu)
T = T_u + (Ta - Tu)*e^-k*t
Der Proportionalitätsfaktor k muß die Einheit 1/t haben.
Ich nehme an k sei 1/20 min
Mit k = 1/20 min ergäbe sich für t = 180 min:
T = 20°C + (700°C - 20°C)*e^-180min/20min
T = 20,84°C
Nach 3 Stunden hat der Körper eine Temperatur von 20,84°C
Wann ist der Körper praktisch auf Umgebungstemperatur abgekühlt?
Legt man bsw. fest das dies der Fall ist, wenn delta_T/T = (T-Tu)/Tu kleiner gleich 1E-6 sein soll, wird:
delta_T/T*e^-k*t = 1E-6
t = -1/k*ln(delta_T/T*Tu/(Ta-Tu)
daraus folgt ein t = 293,15 min
Nach 293,15 min wäre der Körper bis auf ein Millionstel genau (entsprechend 0,000293 K) auf seine Umgebungstemperatur (293 K) abgekühlt.
Gruß Helmut |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 12.05.2008, 16:19 Titel: |
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Zitat: | Aragorn:
Ich nehme mal an das k der Kehrwert der Zeitkonstanten sein soll (k=1/20 min) |
Das ist richtig. Anstelle von "k" hat sich in der technischen Thermodynamik der Buchstabe "a" etabliert (ist aber nur eine Formsache).
Das Newtonsche Abkühlungsgesetz hat folgende Lösung:
T(t) - T_u = (T_o - T_20)exp(-at)
T(t): zur Zeit t sich einstellende Körpertemperatur
T_o: Körpertemperatur zur Zeit t = 0
T_u: Umgebungstemperatur
a: Abkühlungskonstante, a = 1/τ
τ: Zeitkonstante
e: Eulersche Zahl
Weil a der Kehrwert von τ (tau) ist, lautet die modifizierte e-Funktion nun: e^(-t/τ).
Dieser Term erinnert den Elektrotechniker unweigerlich an die Entladekurve eines Kondensators, ist aber für alle physikalischen Vorgänge von Bedeutung, die einen negativen Exponenten in der obigen Kurvengleichung haben. Die Abklingzeit τ (Zeitkonstante) ist dabei die Zeit, in der die zu behandelnde Grösse auf den Wert 1/e abgesunken ist (auf ca. 37 %). Bei der Entladung eines Kondensators rechnet der Praktiker meist mit 5τ.
Zitat: | Aragorn:
Nach 3 Stunden hat der Körper eine Temperatur von 20,84°C |
Besten Dank. Im Unterschied zum "Grossmaul" hast du die Aufgabe gemeistert (nur das Zitieren von Formeln reicht nicht). Von dir habe ich indessen auch nichts anderes erwartet.
Nach meinem Ermessen hat sich der Körper nach ca. 3 Stunden genügend an die Umgebungstemperatur angeglichen (ein halbes Grad tut nichts zur Sache; rein theoretisch würde es unendlich lange dauern).
Das einzige Problem bei Aufgaben dieser Art ist eigentlich nur die exakte Bestimmung der Abkühlungskonstante, die von der Oberfläche des Körpers, seiner Wärmeleitfähigkeit und seiner Wärmekapazität abhängt (dazu benutze nach Möglichkeit Tabellenwerke).
Es wäre immerhin möglich, diese Konstante auf empirischem Wege zu ermitteln:
a = (1/t) ln[(T_o - T_u)/(T - T_u)]
Weil dieses Vorgehen einige Messungen voraussetzt, habe ich stattdessen einen angenommenen Wert für die Zeitkonstante angegeben, um allen Beteilgten eine Lösungsversuch zu ermöglichen.
p.s.
An den Moderator: Bitte diese letzten Beiträge in eine dazu geeignete Rubrik auslagern (Titelvorschlag: e-Funktionen in Physik und Technik). Danke.
Gr. zg _________________ Make everything as simple as possible, but not simpler! |
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