Zentrifugal-/Zentripetalkraft
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as_string



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Uli!

Ich meine, Du liegst da falsch. Diesen Unterschied zwischen Scheinkraft und Trägheitskraft gibt es mE nicht (zumindest nicht so, ich würde Trägheitskraft etwas anders definieren. Man kann mit Einführen einer Trägheitskraft ein dynamisches Problem in ein quasi statisches überführen mit d'Alembert und so. Das hängt zwar auch damit irgendwie zusammen, aber führt doch etwas zu weit, würde ich sagen...).
Betrachte einfach mal das Karussell im rotierenden System: So lange das Kind durch die Kette festgehalten wird, ändern sich seine Koordinaten nicht. Das liegt daran, dass zwei Kräfte auf das Kind wirken: Zentrifugalkraft und eine Kraft auf die Kette, die es hält (mal nur in horizontaler Richtung, um die lästige Gravitation los zu werden). Nur so ist die resultierende Kraft 0 und Newtons 1. erfüllt. Wenn die Kette reißt, dann ändern sich plötzlich die Koordinaten, das Kind wird beschleunigt. Das liegt daran, dass nur noch die Zentrifugalkraft wirkt, und zwar genau so, wie vorher auch, nur eben fehlt die Zentripetalkraft. Die Kräftesumme ist nicht mehr 0 und es kommt eben zu der Beschleunigung.
Im äußeren Inertialsystem ist einfach die Zentrifugalkraft weg transformiert. Dort ist beim noch hängenden Kind nur eine Zentripetalkraft vorhanden, die zu einer ständigen Beschleunigung führt. Sobald die Kette reißt, ist gar keine Kraft mehr vorhanden, so dass die Geschwindigkeit sich nicht mehr ändert und das Kind tangential weg fliegt.

Das Problem ist mE, dass man die beiden Koordinatensystem besonders auch in der Schule nicht klar auseinander hält. Da spricht man von Zentrifugalkraft, die zu einem tangentialen Flug führt, wenn die Kette reißt. Das macht aber gar keinen Sinn: Entweder gibt es diesen tangentialen Flug (im Ineritalsystem), der aber eben gerade unbeschleunigt ist und deshalb keine Kraft erfordert, oder es gibt eine Beschleunigung nach außen (im mitrotierdenen System), aber keine tangentiale Bewegung sondern nur eine in Richtung größerer x-Koordinaten (oder y-Koordinaten, je nachdem, wie man das Koordinatensystem ausrichtet) und eine entsprechende Beschleunigung durch die Zentrifugalkraft. Wenn man das nicht klar trennt, bekommt man Probleme, die die meisten Schüler dann auch haben, spätestens wenn man sich das mit der Corioliskraft überlegt.

Gruß
Marco
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El Cattivo



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

Sebastian Hauk hat Folgendes geschrieben:
Beim Apfel-Beispiel liegt also nun keine Scheinkraft vor?

Schein oder Real, das ist ja gerade die Frage.

mfg
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Uli



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

as_string hat Folgendes geschrieben:
Hallo Uli!
...
Wenn die Kette reißt, dann ändern sich plötzlich die Koordinaten, das Kind wird beschleunigt. Das liegt daran, dass nur noch die Zentrifugalkraft wirkt, und zwar genau so, wie vorher auch, nur eben fehlt die Zentripetalkraft. Die Kräftesumme ist nicht mehr 0 und es kommt eben zu der Beschleunigung.


Genau ab diesem Moment erfährt das Kind eben keine Trägheitskraft mehr sondern eine Scheinkraft: eine "Kraft", die es nur im rotierenden System gibt. In der Bewegungsgleichung im rotierenden KS ist das genau der Term, der von der Koordinaten-Trafo kommt.

Bis zu diesem Moment aber hatte es doch eine messbare Fliehkraft gegeben; denk mal an zg's Fliehkraftmesser. Ich bilde mir ein, das kann man sauber voneinander trennen.

Vielleicht ist das ja auch nur mein Altersstarrsinn .... Smile

Gruß,
Uli
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as_string



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nochmal!

Ich bin gerade etwas überfordert, sprich ich habe den Überblick verloren, bei der großen Anzahl von Posts. Ich habe nicht alle im Detail gelesen.
Aber etwas zu zeitgenosse:
Habe ich Dich richtig verstanden, dass Du die d'Alembertschen Trägheitskräfte mit den Scheinkräften im Nicht-Inertialsystem gleich setzt und deshalb keine im Inertialsystem hast? Ich meine, das ist auch nicht richtig. Es ist doch einfach so:
Man hat verschiedene Körper, die Kräfte aufeinander ausüben. Im statischen Fall müssen die jetzt für alle Körper zu 0 werden. Es gibt so für alle Kräfte immer auch passende Gegenkräfte (eigentlich ist das actio=reactio). Im dynamischen Fall ist das jetzt nicht unbedingt mehr so, dass sich das alles ausgleicht. Außer man führt die Trägheitskräfte ein, die eine Masse aufgrund ihrer Beschleunigung entgegen ihrer Beschleunigung "ausübt". Dann hat man wieder zu der beschleunigenden Kraft eine Gegenkraft und wenn man diese Kräfte noch mit einrechnet, dann kommt als Summe aller Kräfte wieder 0 raus, wie auch im statischen Fall. Das ist doch d'Alembert, oder etwa nicht?
OK, so genau weiß ich die Zusammenhänge im Detail auch nicht mehr. Da ist viel historisches und man kann es ja letztendlich auch alles nennen, wie man will... Das d'Alembertsche Prinzip kenne ich z. B. so: Zwangskräfte vollbringen in der Summe keine Arbeit. Das hat mit dem oben allerdings so weit ich weiß eigentlich gar nichts zu tun, oder doch? Da müsste ich jetzt nochmal in den Mechanik-Büchern nachlesen, wozu ich ehrlich gesagt irgendwie zu faul bin...

Gruß
Marco
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El Cattivo



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

richy hat Folgendes geschrieben:

Von aussen betrachtet stellt die bewegte Ladung einen Stromfluss dar.
Wie man weiss muesste der Koerper sogar Energie abstrahlen.
Reise ich aber mit der bewegten Ladung mit, erhalte ich einen rein elektrostatischen Fall.

Hi richy

Hm der Gedanke is doof. Ich gehe einfach mal von den klassischen Maxwellgleichungen aus. Diese gelten so nur in Inertialsystemen. Rotation ist nun mal absolut. Deswegen musste sich ja Einstein bei der SRT auf Inertialsysteme beschränken, seine Herleitung geht ja gerade über die Elektrodynamik.

Ehrlich gesagt kenne ich es nur so, das man Beschreibungen auch nur aus Inertialsystemen ansetzt. Aber machen wir mal eine Betrachtung aus einem Bezugsystem, das genauso schnell rotiert, wie deine Probeladung.

Naja dass das Ding so rotiert ist klar. Die Zentrifugalkraft und die Fliehkraft sollten sich gerade aufheben. Wenn du aber das Magnetfeld betrachtest und die abgestrahlte Energie, dann musst du erst mal so transformieren, dass die abgestrahlte Energie und das Magnetfeld erhalten bleiben.

Ich bin mir gerade gerade recht unsicher, studier zwar Elektrotechnik, aber wir haben immer nur Ansätze aus einem Inertialsystem gemacht und uns um die Nicht-inertialen nicht weiter gekümmert. Überhaupt eine klare Unterscheidung ist irgendwie völlig untern Tisch gefallen. Aber meiner Meinung nach, müsste es so sein, wie ich oben geschrieben habe.

Die Frage ist durchaus interessant, man könnte eventuell eine elektrodynamische Transformation entwickeln, die quasi ‚elektrische Trägheitsgrößen’ einführt. Davon gehört hab ich aber noch nicht. Eine Überlegung isses alle mal Wert. Führt aber im Rahmen dieser Diskussion etwas weit. Wäre aber ein interessanter neuer Thread.

mfg
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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:27    Titel: Antworten mit Zitat

Uli hat Folgendes geschrieben:
Genau ab diesem Moment erfährt das Kind eben keine Trägheitskraft mehr sondern eine Scheinkraft: eine "Kraft", die es nur im rotierenden System gibt. In der Bewegungsgleichung im rotierenden KS ist das genau der Term, der von der Koordinaten-Trafo kommt.

Aber im rotierenden System hast Du doch die ganze Zeit eine Zentrifugalkraft. Zuerst existiert noch eine Gegenkraft, weshalb es zu keiner Beschleunigung kommt. Danach existiert diese Kraft nicht mehr, aber das ändert nichts an der Zentrifugalkraft.
Wenn man jetzt nach d'Alembert wieder auf die Kräftesumme = 0 Sache raus will, dann muss man zusätzlich eine Trägheitskraft einführen, die aber dann genau der Zentrifugalkraft entgegen steht, also nicht das selbe ist, wie die Scheinkraft.

Uli hat Folgendes geschrieben:
Bis zu diesem Moment aber hatte es doch eine messbare Fliehkraft gegeben; denk mal an zg's Fliehkraftmesser. Ich bilde mir ein, das kann man sauber voneinander trennen.

Aber die Beschleunigung ist doch eben so gut eine Auswirkung einer Kraft. Du unterscheidest eigentlich nur Trägheitskraft und "echte" Kraft. Die Scheinkraft "Zentrifugalkraft" ist aber immer vorhanden (im rotierenden System).

Genau genommen kommen (d'Alembertsche) Trägheitskräfte dann auch in Inertialsystemen genau so vor. Oder willst Du sagen, dass ein frei fallender Körper im Schwerefeld plötzlich keine Gewichtskraft mehr erfährt, nur weil diese keine Feder dehnt, weil der Körper ja frei fällt? Das macht keinen Sinn, finde ich. (Übrigens: hier Gravitation bitte rein im klassischen Sinn. Wem es besser gefällt kann auch mit Ladungen im elektrischen Feld argumentieren)

Ich muss vielleicht eine Aussage von vorher doch etwas korrigieren: Ich hatte Trägheitskräfte == Scheinkräfte genommen. Das ist aber mE nicht richtig. Eigentlich muss man von d'Alembertschen Scheinkräften sprechen und die sind etwas ganz anderes und haben dann auch mit einer Koordinatentransformation in ein Nicht-Inertialsystem primär nichts zu tun.

Aber das sind alles nur Begriffe...

Gruß
Marco
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Uli



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Marco,

das ist wohl wirklich ein Thema, das elendig lang diskutiert werden kann.. Smile

Elendige_Diskussionen

Ich lasse es erst einmal dabei bewenden, lese und grüble ein wenig.

Gruß,
Uli
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Uli is offline Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
El Cattivo



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Marco

Ich antworte dir mal statt Uli, und ich hoffe mal Uli korregiert mich, sollte ich was falsch verstanden haben.

Ich fahre Auto und beschleunige. Dann muss eine Kraft auf mich wirken, damit ich mitbeschleunigt werde. Aktio=reaktio => es gibt eine Gegenkraft, die mich in den Sitz drückt. Diese Kraft wirkt auch in einem Inertialsystem. Ja muss, es finden ganz klar reale Auwirkungen statt, die Federn des Sitzes werden zusammengedrückt und das in beiden Systemen.

Ich betrachte wieder den hochgeworfenen Apfel. Dieser Apfel scheint auf mich zu zu beschleunigen, wenn ich ihn in die Höhe werfe und im Auto sitze. Das trifft aber nicht nur auf den Apfel zu, sondern auf das gesamte restliche Universum, das sich scheinbar auf mich zu beschleunigt. Diese Beschleunigung führt man auf einen Scheinkraft zurück.

Um einen Körper zu beschleunigen benötige ich Energie, ich muss Arbeit verrichten. Jetzt kommt der klare Unterschied. Ob ich nun nur das Auto beschleunig oder das gesamte Universum ist von der verrichteten Arbeit her gesehen ein himmelweiter Unterschied. Physikalisch benötige ich aber nur die Energie, um das Auto zu beschleunigen und nicht die Energie um das gesamte Universum zu beschleunigen. Ergo können Scheinkräfte physikalisch nicht real sein.

mfg


Zuletzt bearbeitet von El Cattivo am 04.05.2008, 13:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Erik



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Uli hat Folgendes geschrieben:
Erik hat Folgendes geschrieben:

...
Das ist kein gutes Bsp. wegen des Äquivalenzprinzips. Nehmen wir mal ein Kettenkarussell.
Dann beschleunigt mich der Sitz zum Zentrum (=Zentripetalkraft) und die Zentrifugalkraft ist
die genau entgegengestzte Kraft, die mich im Sitz in Ruhe hält, also die "Sitzkraft" aufhebt.
Demzufolge ist sie, nach deiner ersten Def. eine Trägheitskraft. Aber was ist jetzt der Unterschied zur Scheinkraft?


Eine Scheinkraft ist nach meinem Verständnis pure Interpretation.


Hier gleich mal eine Zwischenfrage: Ist eine Geschwindigkeit dann auch nur reine Interpretation?
Immerhin kann man sie messen, sie läßt sich aber durch Galilei-Trafo auf jeden beliebigen Wert
transformieren.

Zitat:

Wenn du Newtons F = m*a betrachtest und diese Gleichung dann in ein beschleunigtes Koordinatensystem transformierst, dann hast du eben nicht mehr F = m*a sondern F = m*a + <irgendwas>
Dieses <irgendwas> sind die Scheinkräfte: keine Folge einer Wechselwirkung sondern zu 100% die Folge einer Koordinatentransformation.

Die Fliehkraft dagegen ist keine Scheinkraft; sie ist vielmehr eine Folge davon, dass ein Körper eine beschleunigte Bewegung ausführt. Wähle ich nun zur Beschreibung das Ruhesystem dieses Körpers, so ist diese Trägheitskraft (Fliehkraft) invers zu der Scheinkraft (dem <irgendwas> von oben).


Ich halte diese Unterscheidung für unhaltbar. Ich betrachte aus einem Inertialsystem einen
Körper, der auf Grund irgendeiner WW beschleunigt wird. Wenn ich in ein Ruhesystem dieses
Körpers transformiere, erhalte ich in der Bewegungsgleichung (irgendeines anderen Körpers)
Terme, die in gewissem Sinne zu 100% die Folge dieser Tranformation sind. Es sind aber
dieselben Terme, die im zweiten Absatz eine Folge der beschleunigten Bewegung des Körpers
sind.

Ich kann der Unterscheidung nur folgenden Sinn geben: Im ersten Fall (Träghietskräfte),
ist das beschleunigte Bezugssystem, in das ich transformiere, das Ruhesystem eines Körpers.
Im zweiten Fall (Scheinkräfte) führe ich zwar eine Koordinatentrafo aus, das resultierende
System ist aber nicht das Ruhesystem irgendeines Körpers. Ist es so gemeint?



Zitat:

Erik hat Folgendes geschrieben:

Die Zentrifugalkraft in diesem Bsp. ist auch diejenige, die bewirkt, daß mir Bewegungen, die
im Inertialsystem geradlinig gleichförmig sind, im Karussell beschleunigt erscheinen.


Nicht wirklich.


Wieso nicht? Die Zentrifugalkraft im Ruhesystem des Karussells beschleunigt Körper, die
den rumstehenden Leuten als geradlinig gleichförmig erscheinen. Erfüllt also alle Voraussetzungen für deine
Definition von Scheinkraft: Die außen rumstehenden Leute transformieren auf mein Ruhesystem
und stellen fest, daß ein für sie ruhender Körper plötzlich beschleunigt ist.

Zitat:

Erik hat Folgendes geschrieben:


Somit also deiner zweiten Definition nach:

Uli hat Folgendes geschrieben:

Scheinkräfte dagegen "beobachtet" man bei unbeschleunigten (geradlinig gleichförmigen)
Bewegungen, wenn der Beobachter selbst nicht inertial ist. Im rotierenden Koordinatensystem
erscheint z.B. die Bahn eines sich geradlinig gleichförmig bewegenden Körpers gekrümmt. Wenn
der Beobachter nun ignoriert, dass er nicht inertial ist und deshalb F = m a anwendet, könnte
er auf den Gedanken kommen, da habe eine Kraft den Körper abgelenkt. Aber da gibt es gar
keine Kraft.


ist es eine Scheinkraft und es gibt sie gar nicht. Was gibt es denn da nich zu unterscheiden?


Jetzt kann ich dir leider nicht folgen, Erik.


Ich versuchte zu zeigen, daß Deine Def. von Scheinkraft auch auf Trägheitskräfte zutrifft,
demnach also alle Trägheitskräfte auch Scheinkräfte sind. Es kann ja trotzdem einen
Unterschied geben (siehe oben), der dann aber eher akademischer Natur ist.

Zitat:

Erik hat Folgendes geschrieben:

Also tatsächlich scheinen nur Kräfte, die in inertialsystemen auftauchen, für dich
real zu sein. Da unterscheiden wir uns wirklich.


Nein keineswegs: es sind für mich auch solche Kräfte in einem nicht-inertialen System real, die nicht Teil von dem <irgendwas> oben sind, die also nicht allein Folge einer Koordinatentransformation sind.


So meinte ich es ja, sorry, war etwas mißverständlich ausgedrückt. Also in
$ m\cdot \ddot{r} = F_{\rm inertial} + F_{\rm schein} $, ist nur der Teil $ F_{\rm inertial} $, der
auch im Inertialsystem vorhanden ist, real. Ich sehe das anders. Schon aus dem Grund, daß
die Bechleunigung, die der Beobachter ausführt ja auch stets eine reale, auf WW beruhende
Ursache hat. $ F_{\rm schein} $ ist nur der Ausdruck dieser Ursache in Bezugssystemen, in denen der
Beobachter ruht.


Zuletzt bearbeitet von Erik am 04.05.2008, 13:44, insgesamt einmal bearbeitet
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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:42    Titel: Antworten mit Zitat

Uli hat Folgendes geschrieben:
Elendige_Diskussionen


Ja, das ist interessant, zumal ich meine, dass das falsch ist. Zentrifugalkraft tritt nur in einem rotierenden Bezugssystem als Scheinkraft auf, genau so wie Corioliskraft. Das mit Trägheitskraft in Inertialsystemen gleich zu setzen, ist mE einfach Quatsch...
Aber wie gesagt: Ich finde das auch nicht wirklich wichtig, oder weiter bringend. Man kann es sicherlich definieren, wie man will. An der Physik ändert sich durch eine Definition nichts, wenn man es trotz unterschiedlicher Definitionen richtig macht natürlich nur. Ich denke eben nur, dass die erwähnten Missverständnisse etc. eben gerade durch eine Definition der Zentrifugalkraft als Trägheitskraft auch in Inertialsystemen zustande kommt. Bei der Corioliskraft würde auch keiner auf die Idee kommen, die in einem Inertialsystem mit irgendeiner Trägheitskraft zu identifizieren.

Gruß
Marco
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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

as_string hat Folgendes geschrieben:
Habe ich Dich richtig verstanden, dass Du die d'Alembertschen Trägheitskräfte mit den Scheinkräften im Nicht-Inertialsystem gleich setzt und deshalb keine im Inertialsystem hast?


Die Ausweitung des Newtonschen Bewegungsgesetzes auf beliebig beschleunigte Bezugssysteme führt zu Zusatztermen, welche aus der Trägheit der Massen folgen. In diesem Sinne sind es Scheinkräfte.

Trägheitskräfte (Scheinkräfte) treten in beschleunigten und rotierenden Bezugssystemen auf.

Zitat:
Außer man führt die Trägheitskräfte ein, die eine Masse aufgrund ihrer Beschleunigung entgegen ihrer Beschleunigung "ausübt". Dann hat man wieder zu der beschleunigenden Kraft eine Gegenkraft und wenn man diese Kräfte noch mit einrechnet, dann kommt als Summe aller Kräfte wieder 0 raus, wie auch im statischen Fall. Das ist doch d'Alembert, oder etwa nicht?


Das ist exakt d'Alembert wegen: F - m*a = 0

F ist die eingeprägte Kraft (Newton)
-m*a ist die Trägheitskraft (d'Alembert)

Die Summe der eingeprägten und zusätzlichen Kräfte ist Null. Mit dem Prinzip von d'Alembert kann ein dynamisches Problem auf ein statisches reduziert werden. Die dabei auftretenden Trägheitskräfte sind deswegen Scheinkräfte, weil sie nicht aus direkten Wechselwirkungen zwischen Körpern hervorgehen wie das sonst bei den echten Kräften der Fall ist. Ich vermeide selbst jedoch das Wort "Scheinkraft" nach Vermögen, weil damit irreführende Assoziationen ausgelöst werden.

Allerdings besagt das d'Alembertsche Prinzip (und das ist nun eine etwas andere Sache) im Kern:

Zwangskräfte leisten bei virtuellen Verrückungen insgesamt keine Arbeit.

Zwangskräfte sind insbesondere für den Maschineningenieur von Bedeutung. Auf diesem Wege fortschreitend gelangt man zu den Lagrange-Gleichungen, welche mit dem d'Alembert'schen Prinzip völlig äquivalent sind.

Gr. zg
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El Cattivo



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

richy hat Folgendes geschrieben:

Von aussen betrachtet stellt die bewegte Ladung einen Stromfluss dar.
Wie man weiss muesste der Koerper sogar Energie abstrahlen.
Reise ich aber mit der bewegten Ladung mit, erhalte ich einen rein elektrostatischen Fall.

Hi richy

Hm der Gedanke is irgendwie doof und doch wieder super interessant. Ich gehe einfach mal von den klassischen Maxwellgleichungen aus. Diese gelten so nur in Inertialsystemen. Rotation ist nun mal absolut. Deswegen musste sich ja Einstein bei der SRT auf Inertialsysteme beschränken, seine Herleitung geht ja gerade über die Elektrodynamik.

Ehrlich gesagt kenne ich es nur so, das man Beschreibungen auch nur aus Inertialsystemen ansetzt. Aber machen wir mal eine Betrachtung aus einem Bezugsystem, das genauso schnell rotiert, wie deine Probeladung.

Naja dass das Ding so rotiert ist klar. Die Zentrifugalkraft und die Fliehkraft sollten sich gerade aufheben. Wenn du aber das Magnetfeld betrachtest und die abgestrahlte Energie, dann musst du erst mal so transformieren, dass die abgestrahlte Energie und das Magnetfeld erhalten bleiben.

Ich bin mir gerade gerade recht unsicher, studier zwar Elektrotechnik, aber wir haben immer nur Ansätze aus einem Inertialsystem gemacht und uns um die Nicht-inertialen nicht weiter gekümmert. Überhaupt eine klare Unterscheidung ist irgendwie völlig untern Tisch gefallen. Aber meiner Meinung nach, müsste es so sein, wie ich oben geschrieben habe.

Die Frage ist durchaus interessant, man könnte eventuell eine elektrodynamische Transformation entwickeln, die quasi ‚elektrische Scheingrößen’ einführt. Davon gehört hab ich aber noch nicht. Eine Überlegung isses alle mal Wert. Führt aber im Rahmen dieser Diskussion etwas weit. Wäre aber ein interessanter neuer Thread.

mfg
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Uli



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 13:59    Titel: Antworten mit Zitat

Erik hat Folgendes geschrieben:
Uli hat Folgendes geschrieben:

...
Eine Scheinkraft ist nach meinem Verständnis pure Interpretation.


Hier gleich mal eine Zwischenfrage: Ist eine Geschwindigkeit dann auch nur reine Interpretation?
Immerhin kann man sie messen, sie läßt sich aber durch Galilei-Trafo auf jeden beliebigen Wert
transformieren.


Nun gut, das ist ein gewisses Argument, auch Scheinkräften eine Art Realität zuzuschreiben ... vielleicht 1:0 für dich ... Smile

Erik hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Wenn du Newtons F = m*a betrachtest und diese Gleichung dann in ein beschleunigtes Koordinatensystem transformierst, dann hast du eben nicht mehr F = m*a sondern F = m*a + <irgendwas>
Dieses <irgendwas> sind die Scheinkräfte: keine Folge einer Wechselwirkung sondern zu 100% die Folge einer Koordinatentransformation.

Die Fliehkraft dagegen ist keine Scheinkraft; sie ist vielmehr eine Folge davon, dass ein Körper eine beschleunigte Bewegung ausführt. Wähle ich nun zur Beschreibung das Ruhesystem dieses Körpers, so ist diese Trägheitskraft (Fliehkraft) invers zu der Scheinkraft (dem <irgendwas> von oben).


Ich halte diese Unterscheidung für unhaltbar. Ich betrachte aus einem Inertialsystem einen
Körper, der auf Grund irgendeiner WW beschleunigt wird. Wenn ich in ein Ruhesystem dieses
Körpers transformiere, erhalte ich in der Bewegungsgleichung (irgendeines anderen Körpers)
Terme, die in gewissem Sinne zu 100% die Folge dieser Tranformation sind. Es sind aber
dieselben Terme, die im zweiten Absatz eine Folge der beschleunigten Bewegung des Körpers
sind.


Ja, es sind im Grunde dieselben Terme

Erik hat Folgendes geschrieben:

Ich kann der Unterscheidung nur folgenden Sinn geben: Im ersten Fall (Träghietskräfte),
ist das beschleunigte Bezugssystem, in das ich transformiere, das Ruhesystem eines Körpers.
Im zweiten Fall (Scheinkräfte) führe ich zwar eine Koordinatentrafo aus, das resultierende
System ist aber nicht das Ruhesystem irgendeines Körpers. Ist es so gemeint?


Mir scheint "ja".



Erik hat Folgendes geschrieben:

...
So meinte ich es ja, sorry, war etwas mißverständlich ausgedrückt. Also in
$ m\cdot \ddot{r} = F_{\rm inertial} + F_{\rm schein} $, ist nur der Teil $ F_{\rm inertial} $, der
auch im Inertialsystem vorhanden ist, real. Ich sehe das anders. Schon aus dem Grund, daß
die Bechleunigung, die der Beobachter ausführt ja auch stets eine reale, auf WW beruhende
Ursache hat. $ F_{\rm schein} $ ist nur der Ausdruck dieser Ursache in Bezugssystemen, in denen der
Beobachter ruht.


Aber ein Beobachter=Koordinatensystem ist ein Gedankenkonstrukt; es ist doch - weissgott - keine Wechselwirkung notwendig, um eine Koordinatentransformation auszuführen.

Genau dieser Punkt, den du hier ansprichst, ist vielleicht derjenige, der mich irritiert: eine reale Kraft muss für mich irgendwie auf eine fundamentale Wechselwirkung zurückzuführen sein. Wo siehst du denn eine Wechselwirkung, wenn du eine geradlinig gleichförmige Bewegung in ein nicht-inertiales System transformierst ?

Ich finde, nun haben wir 1:1, oder ? Smile

Gruß,
Uli
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Erik



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Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

Uli hat Folgendes geschrieben:

Erik hat Folgendes geschrieben:
Ist es so gemeint?


Mir scheint "ja".


Ok, einverstanden. Kann durchaus Sinn machen. Kommt mir aber ein bißchen spitzfindig vor.

Zitat:

Erik hat Folgendes geschrieben:

...
So meinte ich es ja, sorry, war etwas mißverständlich ausgedrückt. Also in
$ m\cdot \ddot{r} = F_{\rm inertial} + F_{\rm schein} $, ist nur der Teil $ F_{\rm inertial} $, der
auch im Inertialsystem vorhanden ist, real. Ich sehe das anders. Schon aus dem Grund, daß
die Bechleunigung, die der Beobachter ausführt ja auch stets eine reale, auf WW beruhende
Ursache hat. $ F_{\rm schein} $ ist nur der Ausdruck dieser Ursache in Bezugssystemen, in denen der
Beobachter ruht.


Aber ein Beobachter=Koordinatensystem ist ein Gedankenkonstrukt; es ist doch - weissgott - keine Wechselwirkung notwendig, um eine Koordinatentransformation auszuführen.


Dazu nicht, aber Beobachter sind für mich reale Körper, die durch Wechselwrikungen beschleunigt
werden, keine Gedankenkonstrukte. Die Frage, welche Koordinatentransformationen auf
Ruhesysteme von Beobachtern transformieren, ist somit eine Frage der wirkenden eingeprägten
Kräfte des Systems. (Die ja übrigens grob die Grundlage für die Hamilton-Jacobi-Theorie ist.)

Zitat:

Genau dieser Punkt, den du hier ansprichst, ist vielleicht derjenige, der mich irritiert: eine reale Kraft muss für mich irgendwie auf eine fundamentale Wechselwirkung zurückzuführen sein. Wo siehst du denn eine Wechselwirkung, wenn du eine geradlinig gleichförmige Bewegung in ein nicht-inertiales System transformierst ?


Ich meinte die Wechselwrikung, die überhaupt bewirkt, daß der Beobachter die Vorgänge von
einem beschleunigten Ruhesystem aus beschreibt. Im Kettenkarussell also die Wechselwirkung
zwischen Sitz und Hintern. Wink

Zitat:

Ich finde, nun haben wir 1:1, oder ? Smile


Von mir aus. Wink
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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 04.05.2008, 14:42    Titel: Antworten mit Zitat

Uli hat Folgendes geschrieben:
Mir scheint, ich stimme mit dir völlig überein - außer in der Definition einer Scheinkraft.


Das könnte zutreffen.

Inzwischen hatte ich etwas Zeit, um mich in weiteren Quellen zu vergewissern. Ohne Polemik zu betreiben möchte ich festhalten, dass auch im Rebhan, Theoretische Physik Bd. 1, folgende Vorstellung vorherrschend ist:

Gegeben sei ein gegenüber einem Inertialsystem K beschleunigtes Bezugssystem K', das mit K durch die Transformation


r' = r + R'(t)

verbunden ist.

Die Bewegungsgleichung im System K' nimmt deshalb folgende Form an:

m*a' = F + m * (d^2/dt^2)R'

Diese hat die Form einer Newtonschen Bewegungsgleichung, wenn der Zusatzterm als Kraft interpretiert wird. Weil diese Kraft jedoch nicht durch die Einwirkung anderer Körper (sondern allein wegen dem Beharrungsvermögen des involvierten Körpers) zustande kommt, bezeichnet man sie als Scheinkraft (Rebhan, Seite 30).

Adäquates trifft für ein rotierendes Bezugssystem zu, wo die Zusatzterme in der Bewegungsgleichung als Kraft interpretierbar sind. Weil es sich wiederum nicht um Kräfte im eigentlichen Sinne - somit solche die in Inertialsystemen vorkommen - handelt, werden sie als Scheinkräfte bezeichnet (Rebhan, Seite 66).

Darunter fallen die zur linearen Beschleunigungskraft entgegengesetzte Trägheitskraft, die Zentrifugalkraft und die Corioliskraft.

(Auf der rotierenden Erde sind die Zentrifugalkräfte von geringer Bedeutung, so dass explizit nur die Corioliskraft manifest ist.)

Im Demtröder, Experimentalphysik Bd. 1, finde ich eine weitere Bestätigung des Gesagten:

...Da nach den Newtonschen Axiomen Beschleunigungen durch Kräfte verursacht werden, muss der Beobachter O', wenn in seinem System die Gleichung F = m*a gelten soll, zusätzliche Kräfte einführen, um die Bewegung des Massenpunktes A in seinem rotierenden Bezugssystem O' zu beschreiben. [Demtröder erwähnt nun Coriolis- und Zentrifugalkraft] Diese Kräfte heissen Scheinkräfte, weil sie im strengen Sinne keine Kräfte sind, die auf Wechselwirkungen zwischen Körpern beruhen...

Echte Kräfte hingegen sind nebst den vier fundamentalen Naturkräften bspw. Reibung, Federkraft, Lorentzkraft usw.

Damit sollte nun eigentlich genügend verdeutlicht worden sein, was mit dem etwas unglücklich gewählten Terminus "Scheinkraft" gemeint ist. Weil die genannten Scheinkräfte letztlich allesamt Trägheitskräfte sind, zeigen sie durchaus reale Auswirkungen (Zentrifuge, Fliehkraftschalter, Piezo-Beschleunigungssensor, Foucaultsches Pendel usw.).

Gr. zg
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