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JimWilson
Anmeldedatum: 16.03.2008 Beiträge: 11
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Verfasst am: 31.03.2008, 23:58 Titel: |
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Moin ebikonso,
ebikonso hat Folgendes geschrieben: | ..., hier ist generell die Ausrichtung des Weltbildes schnell zugeorndnet. |
Auch wenn das nicht zur aktuellen Diskussion um Galeczki/Marquardt gehört: Diese deine Aussage passt zu vielen Kritikern, die sich die politische Motivation auf die Fahne schreiben, z.B. "Josef Lutz: Ratlos vor der Großen Mauer" als ziemlich stark links-entrücktem Physiker. _________________ CS Frank |
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El Cattivo
Anmeldedatum: 22.04.2007 Beiträge: 1556
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Verfasst am: 01.04.2008, 12:19 Titel: |
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Hallo Alpha Centauri
Ich fange bei den Buch einfach mal im Vorwort „zum Geleit“ an. Von der strengen wissenschaftlichen Vorgehensweise, die die Autoren im Klappentext angekündigt haben ist hier nicht mal im Ansatz zu erkennen. Eigentlich nichts weiter als billige Polemik. Exemplarisch, um den Schreibstil und inhaltliche Qualität zu verdeutlichen, sollen direkt die ersten Sätze (S.9) des Vorwortes dienen:
Zitat: | Das Argument eines Autofahrers, der Alleebaum habe sich bewegt und zum Zusammenstoß geführt, kommt einen absurd vor. Ein Anwalt, der argumentiert, das Opfer eines Mandanten habe im „Ruhesystem“ der Gewehrkugel Selbstmord begannen, dürfte damit kaum auf Verständnis des Gesetzgebers stoßen. Wenn die Relativitätstheorie in mathematischen Gewande ähnliche Behauptungen aufstellt, sehen überraschend viele Leute eine physikalische Wahrheit dahinter. Und das findet nur (noch) eine Minderheit absurd. Wir auch. |
Sehr traurig für promovierte Physiker, die angeblich nicht wissen, das diese Metapher nicht die Relativitätstheorie beschreibt, sondern ganz einfach das Galileische Relativitätsprinzip in der klassischen Physik. Die Autoren beschreiben ihre Motivation und die Zielgruppe für die sie schreiben. Diese seien nicht schon von der Relativitätstheorie „überzeugten“ Physiker, sondern Neueinsteiger, die als „Suchende“ tituliert werden. Diese Motivation könnte diese völlig unangebrachten und physikalisch unsinnigen Metaphern erklären, sofern man den Autoren Absicht unterstellen möchte. Die vermeidliche Opferrolle, wird durch Gleichsetzung zum Fall Galileo Galilei weiter hochstilisiert und die Relativitätstheorie als Religion dargestellt.
Nun wird es aber interessant, es sollen zwei Bobons behandelt werden, um sofort zeigen zu könnten, wie absurd die spezielle Relativitätstheorie sei. Das Bobon der Unipolare Induktion, möchte ich erst mal außen vor lassen, da dies im Kapitel 5 des Buches ausführlicher behandelt wird. Hier wird es nur sehr oberflächlich, polemisch und um vorzugreifen, auch sachlich falsch beschrieben.
Beim zweiten Bonbon handelt es sich um die Behauptung, dass das Postulat der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zu allen Beobachtern völlig absurd sei und den Experimentellen Erfahrungen widersprächen. Als Experiment wird die Beobachtung der Aberration des Sternenlichtes durch James Bradley und die Verfinsterung der Jupitermonde, wie die Folgerung auf eine endliche Lichtgeschwindigkeit durch Ole Rømer genannt. Als Konklusion wird gestellt, das diese Experimente beweisen würden, das sich die Lichtgeschwindigkeit vektoriell addiere.
Die Beobachtungen durch Rømer zeigen schlicht die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit und etwas anderes hat er selbst auch nie nachgewiesen, auch Galeczki & Marquardt unterlassen eine solchen Nachweis. Bei der Sternenlichtaberration wird eine adäquater Nachweis ebenfalls ausgelassen, es wird einfach behauptet. Dies ist aber nicht der Fall, die Abberation zeigt ja gerade, das sich das Licht gerade ausbreitet. Interessant ist, das die Abberation sogar den mitgeführten Äther falsiert, denn dieser müsste die Lichtstrahlen ebenfalls mitführen. Insgesamt kann man sagen, das die Konklusionen von Galeczki & Marquardt auf bloßen Behauptungen beruhen und in keiner Weise qualitativ oder gar quantitativ gezeigt werden.
Danach wird noch eine Lichtuhr dargestellt, allerdings unter der Annahme einer vektoriell addierten Geschwindigkeit zum Äther, was aber uninteressant ist, da sie diese Prämissen in keiner Weise gezeigt haben, sondern nur behauptet. Als Widerlegung der Relativitätstheorie folglich völlig untauglich, geschweige denn denn als Nachweis für die vorher behauptete völlige Absurdität.
Es wird aber tatsächlich ein konkrete Vorhersage getroffen, es heißt bei der Messung der Lichtgeschwindigkeit müsse sich ein um den Faktor 10^-7 höhere Wert ergeben. Auf ein konkret durchgeführtes Experiment wird aber leider nicht verwiesen.
Am Ende des Vorwortes wird noch ein wenig Polemik betrieben, sich beschwert, das auf Konferenzen, in denen es um Folgerungen aus der Relativitätstheorie geht, nicht die Richtigkeit der Relativitätstheorie selbst diskutiert werden soll und der völlig unangebrachte Vergleich, die Relativität sei Religion, weiter ausgeführt.
mfg und nicht vergessen:
(Fortsetzung folgt) |
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El Cattivo
Anmeldedatum: 22.04.2007 Beiträge: 1556
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Verfasst am: 01.04.2008, 18:19 Titel: Kapitel 1 |
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Hallo Alpha Centauri
Weiter geht’s mit dem ersten Kapitel „Overtüre Einsteins Nachlass: Physik im Tempel“ aus „Requien der Speziellen Relativität“. Im ersten Abschnitt (1.1 Streit seid 1905: Gläubige, Kritiker und Ketzer) wird erst mal begonnen, das Schubladendenken einzuführen, mit genau jener Einteilung, die in der genannten Überschrift zu lesen ist. Die „Gläubigen“ sind unter der Rubrik „Die Fundamentalisten“ grob beschrieben und die Bekanntesten namentlich aufgeführt. Das Feindbild muss schließlich ganz am Anfang festgesetzt werden.... Die Kritiker werden unter der netten Überschrift „Kritik und Schizophrenie“ gehandelt und als „Religion in der Religion“ dargestellt. Gemeint sind jene, die die Effekte der Relativitätstheorie einfach anders erklärt haben, aber alles in allem als real ansehen, zum Beispiel mit einem Lorentz-Äther. Galeczki & Marquardt prägen den hübschen Begriff „Neo-Lorentzianer“. Dann kommen die Guten: Die Ketzer. Natürlich kommt man dabei nicht um die „Deutsche Physik“ herum, allerdings geht man eher auf Distanz. Entnommen aus S.30:
Zitat: | Im Fall von Phillip Eduard Lenard* (1862-1947), des Autors der berüchtigten „Deutschen Physik“, ist wegen seiner politisch motivierten Haltung delikat. Es ist historisch belegt, dass er, anfangs sogar ein begeisterter Anhänger Einsteins, dessen wachsenden Ruhm nicht verwinden konnte und daß er sich deswegen und später erst aus politischen Gründen gegen die SRT wandte. Lenard – ebenso wie Johannes Stark* (1874-1957) – gilt im Zusammenhang mit Einstein nicht gerade als der Anwalt einer rein sachlichen Kritik. Namen, die mit unschönen Ressentiments oder gar Antisemitismus in Verbindung gebracht werden, werfen Schatten auf das Lager der SRT-Gegner. |
Ernst Gehrcke wird übrigens, unrichtiger Weise, als seriöser SRT-Kritiker geführt. Paul Dirac wird doppelt geführt, bei den schizophrenen Kritikern und den Fundamentalisten. Dem Zitat, welchem Dirac die Zuordnung zu den Kritikern verdankt, möchte ich Böses ahnend lieber gar nicht erst nachgehen. Mehr möchte ich nicht ins Detail gehen, weil hier wild Namen zitiert, kurze Abrisse gemacht und dann in die geschaffenen Schubladen abgelegt werden. Diese Art und Weise Kritik zu betreiben ist methodisch wertlos.
Weiter geht’s im Abschnitt 1.2. in dem beschrieben wird, dass der Mensch psychologisch einen Hang dazu hat, vieles relativ zu sehen. Da scheint aber einer in der Geschichte der Wissenschaft geschlafen zu haben… Ich sag nur, die Erde ist der absolute Mittelpunkt des Universums, soviel zum im Vorwort eingeführten Vergleich mit Galileo Galilei. Ansonsten weiter sehr viel Polemik, bei der alles Mögliche als Widerlegung genannt wird, aber keine wirklich gezeigt wird.
Im Abschnitt 1.3 "Noch ein Sorgenkind: das Inertialsystem" auf Seite 45. bekommt man folgendes zu lesen:
Zitat: | Die klassische Mechanik liebt die Bedingung, unter denen sich die Mechanik „am einfachsten“ abspielt und nennt die Bühne das „Inertialsystem“. […]
Drehungen, Richtungsänderungen, Bremsen und Beschleunigen usw. sind vom Geschehen ausgeschlossen. |
Hier kann man wirklich nur noch fragen: Was haben die beiden Autoren eigentlich studiert?
Selbstverständlich können alle genannten Phänomene in einem Inertialsystem stattfinden! Nur das Bezugssystem selbst muss ruhen oder genauer, im Bezugssystem muss Newtons erstes Axiom gelten. Damit erledigen sich auch alles, was die Autoren aus der falschen Prämisse folgern.
Der Abschnitt 1.4 bedarf auch keinen großartigen Kommentar, der auf einen ähnlichen physikalischen Unsinn aufbaut, wie die beiden Metaphern im Vorwort. Hier werden schlicht die Endeckung des Relativitätsprinzips von Galilei abgestritten und dann weiter auf die Relativitätstheorie aufgebaut. Als Begründung wird Reibung und Wechselwirkungen genannt, es wird jedoch an keiner Stelle gezeigt, dass diese im Widerspruch zum einen oder zum anderen Relativitätsprinzip stehen. Zum Abschluss möchte ich mal ein Zitat von George de Bothezat nach Requien der Speziellen Relativität S. 49 einbringen, mit denen Galeczcki und Marquard ihre physikalisch unhaltbaren Behauptungen stützen wollen:
Zitat: | Das sogenannte Galileische Relativitätsprinzip gilt daher nie in der Dynamik und der Übergang zwischen zwei Bezugssystemen, die sich gegeneinander mit gleichmäßiger Geschwindigkeit bewegen ist aus Gründen der Energieerhaltung völlig unzulässig |
Lenard wird mit einem ähnlichen Unsinn zitiert. Allein dieses erste Kapitel spricht schon Bände bezüglich der Qualität des Buches.
Ansonsten dürft ihr auf die Fortsetzung gespannt sein, im 2. Kapitel gibt es eine Herleitung der Galilei Transformation, die mich schon ein bisschen zum schmunzeln gebracht hat.
mfg
Zuletzt bearbeitet von El Cattivo am 01.04.2008, 19:51, insgesamt einmal bearbeitet |
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ralfkannenberg
Anmeldedatum: 22.02.2006 Beiträge: 4788
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Verfasst am: 01.04.2008, 18:25 Titel: |
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Hallo El Cattivo,
alle Achtung für die Mühe, die Du Dir da machst !!
Freundliche Grüsse, Ralf |
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rmw
Anmeldedatum: 29.10.2006 Beiträge: 90
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Verfasst am: 01.04.2008, 21:18 Titel: |
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JimWilson hat Folgendes geschrieben: |
...als ziemlich stark links-entrücktem Physiker.
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Diese Kritiker sind aber auch wirklich alle irgendwie schlecht.
rmw |
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galileo2609 Site Admin
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 6115
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Verfasst am: 01.04.2008, 21:41 Titel: |
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rmw hat Folgendes geschrieben: | Diese Kritiker sind aber auch wirklich alle irgendwie schlecht. |
Kritiker? Welche Kritiker? Oder meinst du 'Kritiker'?
Grüsse galileo2609 |
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El Cattivo
Anmeldedatum: 22.04.2007 Beiträge: 1556
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Verfasst am: 02.04.2008, 16:32 Titel: |
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ebikonso hat Folgendes geschrieben: |
Galileo hat schließlich den ganzen relativen 'Kram' erfunden.
Einen Baum muß man an der Wurzel fällen, nicht oben erst bei irgendwelchen unverständlichen Tensoren |
Hallo
Ja prinzipiell hast du Recht, allerdings wird es im Buch leider nicht so direkt ausgesprochen. Genau genommen wird gesagt, dass das Relativitätsprinzip nur für die Kinematik gilt, nicht aber für die Dynamik. Der Text ist insgesamt ziemlich konfus gehalten, wobei er durchaus logisch erscheint, solange man nicht beginnt genauer darüber nachzudenken. Das Buch ist daher meiner Meinung tatsächlich nur dazu da, um Laien zu beeindrucken, auch wenn in den nächsten Kapiteln (endlich) ein bisschen viel Mathematik gehandelt wird.
Aber weiter im Text… Im Kapitel zwei wird erst mal ein bisschen mit den Begriffen Invariant und Kovarianz rumgespielt, kurz erklärt… Wirklich was rüber gebracht wird dabei nicht und auch nicht der Versuch unternommen, die Lorenztransformation darauf zu prüfen oder physikalische Eigenschaften unter diesen Gesichtspunkt zu untersuchen. Es wird nur behauptet.
Aber gleich danach kommt im Kapitel 2.1.2 zeigen, das die Definition der Geschwindigkeit lediglich die Galileitransformation zulässt, aber keine Lorenztrafo, mehr noch, die Galileitrafo ergibt sich zwingend aus der Definition der Geschwindigkeit. Wenn man unter diesen Gesichtspunkt mal an die ersten Worte des Vorwortes denkt…. Naja, ich will natürlich nicht vorenthalten, wie eine soche Folgerung gemacht wurde.
$ v \equiv \frac{\Delta r}{\Delta t} und \Delta r=r-r'$
Na, wer ahnt schon was kommt?
$$ v \equiv \frac{ \Delta r}{\Delta t } \equiv \frac{r-r'}{\Delta t} \Longrightarrow r'=r-v \Delta t$$
Ralf hat schon bemerkt, dass die Notation sehr mangelhaft ist, wenn man das hier sieht, dann weiß man warum. Ohne diese mangelhafte Notation, wären solche Beweise nicht möglich. r’ in der Galileitrafo ist ungleich des r’ in dem Quotienten für die Geschwindigkeit. r ist bei der Geschwindigkeit der Ortsvektor und irgendeine zurückgelegte Strecke ergibt sich aus dem Betrag der Differenz zweier Ortsvektoren. Also |r_1-r_2|, beide Vektoren selbstverständlich aus dem selben Bezugssystem. Bei der Galileitransformation stellen r und r’ jedoch den Ortsvektor dar, der den gleichen Ort aus verschieden Systemen beschreibt. Das Geschwindigkeit seid Newton über den Differenzialquotient definiert ist will ich mal ganz außen vor lassen. Dieser Unsinn wird wie folgt gerechtfertigt:
Zitat: | (Daß die Transformation für den Übergang von einem Inertialsystem zum anderen definiert ist, die Geschwindigkeit aber innerhalb eines Systems , ist für den Spezialfall konstanter Geschwindigkeit belanglos. Wir bleiben bei gleichförmigen Bewegungen – die Galilei-Transformation kennt nur diesen Spezialfall. Und um die SRT mit ihren eigenen Argumenten zu widerlegen, genügt es ebenfalls nur betragsmäßig konstante Geschwindigkeiten zu betrachten) |
Da fehlt nichts, das ist wirklich die vollständige Begründung für diese völlig falsche Vorgehensweise. Wer es nicht glaubt, der kann alles auf der S. 54 nachlesen. Ansonsten glaube ich nicht wirklich, dass ich das noch weiter kommentieren müßte...
Naja heute hab ich nicht ganz so schnell durchgerauscht, der größte Teil von Kapitel 2 liegt noch vor mir. Aber ich dachte dieser kleine Abschnitt hat wirklich mal eine ausführliche Darstellung verdient.
mfg |
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El Cattivo
Anmeldedatum: 22.04.2007 Beiträge: 1556
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Verfasst am: 03.04.2008, 11:40 Titel: |
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rmw hat Folgendes geschrieben: |
Diese Kritiker sind aber auch wirklich alle irgendwie schlecht.
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Dieser hier ist besonderst schlecht für dich, wenn du mal auf S.56 liest:
Zitat: | (Auch im Teilchen-Modell hat die Geschwindigkeit der Lichtquelle keinen Einfluß auf die Photonen; die frühen "balistischen" Theorien des Lichtes, wie z.B. von Walther Ritz vertreten wurden, sind vom Experiment widerlegt worden) |
Frag nicht nach warum usw. Das wäre zu physikalisches denken und entspricht nicht dem Niveau des Buches.
mfg |
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rmw
Anmeldedatum: 29.10.2006 Beiträge: 90
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Verfasst am: 03.04.2008, 19:32 Titel: |
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El Cattivo hat Folgendes geschrieben: |
Dieser hier ist besonderst schlecht für dich, wenn du mal auf S.56 liest:
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Warum schlecht, ich habe mit anderen Auffassungen kein Problem. Dass ich meine Sichtweise vertrete liegt in der Natur der Dinge.
rmw |
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El Cattivo
Anmeldedatum: 22.04.2007 Beiträge: 1556
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Verfasst am: 04.04.2008, 20:02 Titel: |
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Hallo Alpha Centauri
Im der vorherigen Post habe ich die Herleitung der Galilei Transformation nach Marquard und Galeczki geschildert. Darauf aufbauend haben sie noch eine „wahre (Flugzeit-) Geschwindigkeit“ ( w ) definiert, die aber bereits wegen der falschen Herleitung zu verwerfen ist. Ich mache weiter mit dem Kapitel 2.2 ‚Geschwindigkeit – „Ein Buch mit sieben Siegeln“’ und zitiere gleich mal die einleitenden Sätze auf S.55:
Zitat: | Die SRT ist eine lokale Theorie für „punktförmige Ereignisse“ und hat demzufolge Schwierigkeiten mit der Flugzeitbestimmung (für w), die ein ausgedehntes Meßsystem und je einen absoluten Maßstab für Länge und Zeit verlangt. | Dazu hat kann ich mich der Kritik von Wolfgang G. Gasser voll anschließen:
Zitat: | Diese 'absolute' Raum-Zeit gilt sogar in allen Inertialsystemen (mit darin ruhenden Beobachtern)! Natürlich muss in der Relativitätstheorie von einer idealisierten (d.h. absoluten) Zeit und von einem idealisierten Raum ausgegangen werden. Man könnte sagen, dass Einstein mit den Kantischen Anschauungsformen Raum und Zeit eine physikalische Raum-Zeit konstruierte. Somit bleibt auch "das Konzept eines sinnvollen Einheitensystems" (S.157) gewahrt. |
Hinzufügen kann ich noch, das hier eventuell auch absolut im Sinne eines bevorzugten Inertialsystems gemeint sein könnte. Das wäre selbstverständlich Unsinn, aber die Herleitung war ja bereits falsch. Weiter schreiben Galeczki und Marquard:
Zitat: | Sie hat deswegen die Radarmethode für die Geschwindigkeit v eingeführt, die sich aus der Reflektion eines elektromagnetischen Signals ergibt. Nicht zu verwechseln mit der bei Straßenkontrollen gängigen und daher berüchtigten „Radar“-Kontrollen, die auf dem Dopplereffekt beruht und wegen ihrer Messgenauigkeit umstritten ist). Die Radargeschwindigkeit ist die einige in der SRT zugelassene Geschwindigkeit mit der dazugehörigen Meßvorschrift. |
Wie bitte?
1. Der Begriff Radargeschwindigkeit ist mir nur aus diesen Buch bekannt
2. Wie messe ich mit einem Radar eine Geschwindigkeit, wenn ein Signal einmal hin und her läuft, wenn nicht mit dem Dopplereffekt? Das wird nicht klar definiert.
3. v= ds/dt auch in der SRT, wie man in diesem Buch zu solchen Aussagen kommt ist mir völlig Schleierhaft. Jedenfalls stammen sie nicht aus der SRT, damit als Widerlegung völlig hinfällig.
Danach wird sich über einige Geschwindigkeitsdefinitionen ausgelassen: Phasen-, Gruppen, Front, Energieausbreitungsgeschwindigkeiten. Ich fasse mal kurz die gröbsten Fehler zusammen:
Einstein untersucht unmissverständlich die LG im Vakuum. Das heißt nicht, dass die SRT nur im Vakuum gilt, wie es im Buch interpretiert wird. Wenn man über die SRT über die Elektrodynamik herleitet, hat sich das Argument sowieso erledigt. Gekoppelt sind dort nämlich auch die Materialgleichungen von Maxwell. Im Vakuum ist die Gruppengeschwindigkeit gleich der Phasengeschwindigkeit, das bedeutet, dass die Lichtgeschwindigkeit vollkommen klar definiert ist, was im Buch genau gegenläufig dargestellt wird.
Dann wird im Kapitel 2.3 geschildert, das nur die Galilei Transformation Gruppeneigenschaften erfüllten. Dass man zu lesen bekommt, dass Kommuntativität und Transitivität eine Forderung für Gruppeneigenschaften in der Mathematik seien, ruft nur noch ein mildes Lächeln hervor. Das Thema wurde aber bereits erschöpfend behandelt, sogar im WumV. Zu beachten sind die Beiträge von andi und Sammylight.
mfg |
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zeitgenosse
Anmeldedatum: 21.06.2006 Beiträge: 1811
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Verfasst am: 06.04.2008, 16:25 Titel: |
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El Cattivo hat Folgendes geschrieben: | 1. Der Begriff Radargeschwindigkeit ist mir nur aus diesen Buch bekannt
2. Wie messe ich mit einem Radar eine Geschwindigkeit, wenn ein Signal einmal hin und her läuft, wenn nicht mit dem Dopplereffekt? |
Radargeschwindigkeit ist gleich Signal- bzw. Pulsgeschwindigkeit:
v = 2s/t
Weil die Lichtgeschwindigkeit als konstant angenommen wird, folgt daraus:
s = c*t/2
Beim Impulsradar wird die Entfernung eines Objektes über die Signallaufzeit (t) ermittelt.
Beim CW-Radar (continuous wave) wird der Dopplereffekt genutzt, um die Geschwindigkeit des angepeilten Objektes zu bestimmen.
Sollen Geschwindigkeit und Schrägdistanz eines Objektes zugleich bestimmt werden, bedient man sich des FMCW-Radars, welches mit linearer Frequenzänderung (FM) und Dauerstrahl (CW) arbeitet.
Um die topografische Entfernung (Koordinatendistanz) zu erhalten, muss die genaue Flughöhe des Objektes und die Erdkrümmung bekannt sein. Zudem muss berücksichtigt werden, dass der Strahlweg durch atmosphärische Refraktion beeinflussbar ist.
Gr. zg |
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Kondensat
Anmeldedatum: 23.10.2008 Beiträge: 874
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Verfasst am: 20.02.2009, 09:21 Titel: |
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hallo AC
ich krame diesen alten thread mal wieder hervor. grund ist ein thread im mahag, indem jocelyne mal wieder auf dieses machwerk referenziert. NATÜRLICH auf einen part im anhang des buches, das noch NICHT ad absurdum geführt wurde.
da ich davon ausgehe, das sich dieser part nicht wirklich qualitativ vom rest des buches unterscheiden wird, stelle ich den auszug hier mal zur diskussion:
Zitat: | Zur dynamischen Deutung des CERN-Experimentes: Die Voigt-Doppler-Variante
Gemessen wird die Halbwertszeit der Müonen von einem Beobachter im (in guter Näherung stationären) Labor. Die Apparatur, welche die erforderlichen Energien liefert, ist beeindruckender Beweis dafür, daß der Experimentator mit dem Mesonenensemble in starker Wechselwirkung steht. Der Beobachter beeinflußt seine Beobachtung. Das ist prinzipiell anders als bei seiner Rolle in der SRT, wo er willkürlich und ohne Beeinflussung des Geschehens zwischen zwei Koordinatensystemen hin- und herwechseln kann. Für diese aktive Beobachtung erinnern wir uns an den Voigt-Doppler-Effekt und die Invariante ώ2 - (ck)2 = 0 aus Abschnitt (2., die mit (h/2π)2 multipliziert die quantenmechanische Energie-Impuls-Beziehung E2 = (pc)2 darstellt und die in dieser Form nur für das Licht gilt. In ihrer linearisierten Form, die für den Fall des Lichtes trivial ist, stellt sie die Dispersionsgleichung dar: ώ = ck. Diese Betrachtung übertragen wir nun in der allgemein akzeptierten Weise auf massive Teilchen. Hier hat die Invariante E2 - (pc)2 = E'2 - (p'c1)2 = (m0c2)2 einen uns bekannten von Null verschiedenen Wert und erzeugt eine hyperbolische Dispersionsbe¬ziehung. Die gestrichenen Größen beziehen sich auf das Schwerpunktsy¬stem des bewegten Mesonen-Ensembles vom Labor aus gesehen und c = c1 ist die im absoluten Raum festgelegte Lichtgeschwindigkeit. Die Kaufmann-Mechanik enthält die Newton-Mechanik als Grenzfall mit m = const. und unterscheidet sich von dieser durch den asymptotisch linearen Zusammenhang zwischen E und p. Die enormen Energien, welche die CERN-Apparatur in das Mesonenensemble pumpt, rechtfertigen die An¬wendung der linearen Energie-Impuls-Beziehung wie beim Photon: Bei γ = 30 (dies entspricht dem letzten Meßpunkt in Bertozzis Experiment) liegen wir auf dem asymptotisch geraden Teil der Dispersionshyperbel und dürfen m0c2 gegen E bzw. (pc) vernachlässigen. Für extrem hohe Energien haben massive Teilchen die gleiche Dispersionsbeziehung wie Photonen. Im CERN-Experiment ruht der Beobachter im Labor (WB = 0) und die Quelle bewegt sich mit fast Lichtgeschwindigkeit (WQ = 0.9994 c). Damit gehen wir in Formel (2.15), multiplizieren mit dem Planckschen Wirkungsquantum und erhalten für die Energien des ruhenden und des beweg¬ten Mesonenensembles
E’ = E/γQ(1 – wQc/c2)
(D1)
Mit unserer linearen Invariantenbedingung E' = (p’c’) gilt dieselbe Bedingung für p. Da uns hier nur der einfachste Fall interessiert, setzen wir in guter Näherung wQc = wQ2 bzw. (1 - wQc/c2) = 1/γ2 und erhalten
p' = pγQ
(D2)
Damit wird W’ und auch die Zerfallswahrscheinlichkeit um den Faktor 1/γQ kleiner und die Lebensdauer t = γto entsprechend länger. Anders gesehen (und in Übereinstimmung mit dem in Abschnitt (2. Gesagten) liegt hier ein Problem der „Impedanzanpassung" vor: Energie und Impuls von Mutter- und Tochterteilchen müssen sich nach den Verhältnissen im Rest des Universums richten, aus dem sie nun einmal nicht isoliert werden dürfen.
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