RT-Diskussion aus dem Zoo-Sequel
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Jack



Anmeldedatum: 02.06.2006
Beiträge: 421
Wohnort: Luzern, Schweiz

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 16:50    Titel: Antworten mit Zitat

Erik hat Folgendes geschrieben:

P.S: Übrigens schön, daß du hier mal wieder mitdiskutierst.


dem möchte ich mich gerne anschliessen. Wink
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garfield335



Anmeldedatum: 09.05.2007
Beiträge: 455

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 17:00    Titel: Antworten mit Zitat

Jack hat Folgendes geschrieben:
Erik hat Folgendes geschrieben:

P.S: Übrigens schön, daß du hier mal wieder mitdiskutierst.


dem möchte ich mich gerne anschliessen. Wink


Ich mich auch

Welcome back @Alpha Centauri
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garfield335 is offline Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Erik



Anmeldedatum: 28.03.2006
Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 17:06    Titel: Antworten mit Zitat

ralfkannenberg hat Folgendes geschrieben:
Erik hat Folgendes geschrieben:
Ich fürchte nicht, schon allein, da die SRT nicht auf konstante Beschleunigungen=0 festgelegt ist, wohl aber auf
verschwindende Krümmung.


Hallo Erik,

ok, vergessen wir erst mal die konstante Beschleunigung ...

Kann man - anschaulich - sagen, dass sich der Grenzübergang von der ART zur SRT an einer zu 0 konvergierenden Gravitation vollzieht ? Mit anderen Worten formuliert sich also die ART in grossem Abstand von Massen beliebig der SRT annähert ?



So würd ich's sofort unterschreiben. Wink Das ist genau, wann man die SRT verwendet: Wenn man
gravitative WW vernachlässigen kann.
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Ich



Anmeldedatum: 29.06.2006
Beiträge: 624

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt dazu zwei Konventionen:
Die erste, nach wie vor (vor allem im Einsteigerbereich) übliche bezieht sich auf Koordinatensystem: SRT wird definiert durch den Gebrauch von Inertialsystemen, in denen die Koordinaten mittels Standardprozedur ziemlich direkt physikalischen Größen zugeordnet werden. (Metrik -1,1,1,1 konstant). Beschleunigte Bewegungen können natürlich auch beschrieben werden, beschleunigte Koordinatensysteme gehören aber nicht dazu.
Davon spricht Ralf, und auch die meisten, die auf einen Unterschied SRT/ART hinweisen, z.B. im Zwillingsparadox.
In der Wissenschaft selbst setzt sich aber mehr die zweite Definition durch, die natürlich auch Erik als alter Weißblattmaler verwendet, dass die SRT flache Raumzeiten behandelt, allerdings in beliebigen KS oder auch ganz ohne solche. Der mathematische Formalismus, der für die ART entwickelt wurde (z.B. beliebige Koordinaten ohne direkt einsichtige physikalische Bedeutung), wird hier durchaus in der SRT verwendet.
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Erik



Anmeldedatum: 28.03.2006
Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 17:33    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:
Es gibt dazu zwei Konventionen:
Die erste, nach wie vor (vor allem im Einsteigerbereich) übliche bezieht sich auf Koordinatensystem: SRT wird definiert durch den Gebrauch von Inertialsystemen, in denen die Koordinaten mittels Standardprozedur ziemlich direkt physikalischen Größen zugeordnet werden. (Metrik -1,1,1,1 konstant). Beschleunigte Bewegungen können natürlich auch beschrieben werden, beschleunigte Koordinatensysteme gehören aber nicht dazu.


Ohne jetzt die Diskussion hier ausufern lassen zu wollen, aber eins würde mich in diesem
Zusammenhang schon interessieren: Gehören für dich krummlinige, womöglich noch
nichtorthonormale, Koordinaten $ x_i $ mit zur euklidischen Geometrie? Für mich schon und
ich sehe eine vollkommene Analogie zwischen euklidischen und riemannschen Räumen einerseits
und SRT, ART andererseits. Wo genau siehst du das anders?

Zitat:

Davon spricht Ralf, und auch die meisten, die auf einen Unterschied SRT/ART hinweisen, z.B. im Zwillingsparadox.
In der Wissenschaft selbst setzt sich aber mehr die zweite Definition durch, die natürlich auch Erik als alter Weißblattmaler verwendet,


Das hast du schön gesagt. Wink
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Ich



Anmeldedatum: 29.06.2006
Beiträge: 624

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 20:14    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wo genau siehst du das anders?

Ich seh gar nix anders. Derjenige, dem der ART-Formalismus geläufig ist, mag natürlicherweise nach der Sache eine Grenze ziehen und sieht die Feldgleichungen als die eigentliche ART.
Derjenige, der gerade mit der LT kämpft, wird die SRT vielleicht eher am Formalismus festmachen und all die grusligen Dinge wie beschleunigte KS (bei deren Behandlung man kaum Wörtern wie "gravitativer Zeitdilatation" ausweichen kann) zur ART hinschieben. Du vergisst m.E. gerne, wie die Sache aus dem Blickwinkel des Lernenden aussieht. Da sind die IS willkommener Haltepunkt in einer umgestürzten Welt, und die auch noch wegzunehmen ist eine entscheidender Schritt. Der erste hin zur ART.
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Erik



Anmeldedatum: 28.03.2006
Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 18.03.2008, 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Wo genau siehst du das anders?

Ich seh gar nix anders. Derjenige, dem der ART-Formalismus geläufig ist, mag natürlicherweise nach der Sache eine Grenze ziehen und sieht die Feldgleichungen als die eigentliche ART.


Ich ziehe eine Grenze zwischen solchen (semi-) riemannschen Räumen, die auch noch affine
Räume sind und solchen, die es nicht sind. Das hat erstmal mit den Feldgleichungen gar nichts
zu tun, sondern nur mit mathematischen Strukturen.

Ich würde es, wie gesagt, bei gewöhnlicher Geometrie der Ebenen und Flächen genauso machen. Du nicht?

Zitat:

Derjenige, der gerade mit der LT kämpft, wird die SRT vielleicht eher am Formalismus festmachen und all die grusligen Dinge wie beschleunigte KS (bei deren Behandlung man kaum Wörtern wie "gravitativer Zeitdilatation" ausweichen kann) zur ART hinschieben.


Das muß er gar nicht. Natürlich soll er die einfachsten Koordinaten wählen, die er finden
kann (in der SRT eigentlich immer Inertialsysteme), aber deswegen braucht man ihm nicht zu
erzählen, es ginge gar nicht anders. Ich verwende in euklidischer Geometrie auch meist
kartesische Koordinaten. Deswegen muß ich aber nicht glauben, krumme Linien gäbe es nur auf
gekrümmten Flächen. Und es gibt Situationen, in denen kartesische Koordinaten nicht die beste
Wahl sind.

(Im übrigen würde ich das Wort "gravitative ZD" in der SRT auch nicht in den Mund nehmen.
Ich denke, man sollte dies auch vermeiden und bei der Formel Gravitation=Krümmung der
Raumzeit bleiben. Was spräche dagegen?)

Zitat:

Du vergisst m.E. gerne, wie die Sache aus dem Blickwinkel des Lernenden aussieht. Da sind die IS willkommener Haltepunkt in einer umgestürzten Welt, und die auch noch wegzunehmen ist eine entscheidender Schritt. Der erste hin zur ART.


Ich vergesse dies keineswegs. Im Gegenteil, da ich ja selbst irgendwann begonnen habe, ART
zu lernen (und noch lange nicht damit fertig bin) weiß ich, was mir beim Verstehen
der Grundlagen geholfen und was eher verwirrt hat. Ralfs ursprüngliche Aussage, in der SRT ginge es um konstante
Geschwindigkeiten und in der ART um konstante Beschleunigung zähle ich klar zu den verwirrenden. Den Unterschied
zwischen flachen und gekrümmten Räumen finde ich aber klar verständlich.
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zeitgenosse



Anmeldedatum: 21.06.2006
Beiträge: 1811

BeitragVerfasst am: 19.03.2008, 20:39    Titel: Antworten mit Zitat

Koordinaten kann man im Prinzip beliebige verwenden. Ob es im konkreten Anwendungsfall nützlich ist, ist eine andere Frage. Hier soll man zweckdienliche Koordinaten einführen.

In der Euklidischen Geometrie sind geradlinige bzw. affine Koordinaten in der Regel von Vorteil. In vielen Fällen eignen sich sogar einfachste Kartesische Koordinaten. Aber es gibt bekanntlich Ausnahmen, wenn z.B. Zylinderkoordinaten oder Polarkoordinaten sich in der Elektrotechnik zur Beschreibung eines Sachverhaltes empfehlen. Und auf einer Kugeloberfläche benutzt man lieber Kugelkoordinaten oder dann - äuserst pragmatisch - Gradnetze.

Die eigentlichen "krummlinigen Koordinaten" der ART sind Gaußsche Koordinaten. Es ist dazu anzumerken, dass diese ihrer Natur nach zur Flächentheorie gehören. Diese befasst sich mit Flächen, deren Krümmung nicht vom umgebenden Raum abhängig ist (siehe das "theorema egregium" von Gauß):

http://mathworld.wolfram.com/GausssTheoremaEgregium.html

In der modernen Fassung der Differentialgeometrie sagt man dem aber vermutlich anders. Im Riemannschen Kontinuum, wo die kovariante Ableitung bestimmend ist, sind krummlinige Koordinaten ihrer Natur nach jedenfalls heimisch. Dass auch in der ART krummlinige Koordinaten Verwendung finden, ist lediglich eine Folge der Erweiterung der Gaußschen Flächentheorie auf beliebige Riemannsche Mannigfaltigkeiten. Historisch gesehen ist es jedenfalls so und aus pragmatischer Hinsicht ist es bestimmt von Vorteil.

Literatur zur elementaren Differentialgeometrie, die ich im Kontext als nützlich betrachte:

- 'Differentialgeometrie von Kurven und Flächen' von do Carmo
- 'Vektoren, Tensoren, Spinoren' von Kästner

Um den Faden nicht zu verlieren, könnte man sagen, dass sich die ART einer pseudo-riemannschen Geometrie mit Riemannscher Metrik bedient, wo Krümmung insbesondere durch Massen bestimmt wird.

Einstein selbst äusserte sich zur vollendeten Theorie der Gravitation wie folgt:

Dem Zauber dieser Theorie wird sich niemand entziehen können, der sie wirklich erfasst hat; sie bedeutet einen wahren Triumph der durch Gauss, Riemann, Ricci und Levi-Civita begründeten Methode des allgemeinen Differentialkalküls.

Solches geht natürlich weit über Minkowski hinaus. Und es ist erstaunlich, dass Einstein, der einer der weniger guten Schüler von Minkowski war, die Feldgleichungen der Gravitation unabhängig von Hilbert fand. Man könnte deshalb auch sagen, dass in der SRT der Vierervektor-Formalismus (Minkowski) dominiert, in der ART hingegen der Tensorkalkül (Ricci). Einsteins Gravitationstheorie bildet somit einen Endpunkt in der Entwicklung einer empirischen Wissenschaft (Geometrie), die von Euklid über Galilei, Newton, Gauß und Riemann zu Ricci, Levi-Civita und Hilbert führte.

Im Grenzfalle verschwindender Massen geht diese Geometrie in eine pseudo-euklidische über, die auch als Minkowski-Geometrie bekannt ist. Weil der Energie-Impuls-Tensor dort verschwindet, gibt es in der Minkowski-Welt der SRT keine Krümmung, sie ist völlig flach. Das bedeutet nicht a priori, dass es in der SRT keine Beschleunigung gäbe. Eine solche steht aber nicht im Zentrum der Kernthesen der SRT.

Gr. zg
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pauli



Anmeldedatum: 13.06.2007
Beiträge: 1551

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 03:28    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Das bedeutet nicht a priori, dass es in der SRT keine Beschleunigung gäbe. Eine solche steht aber nicht im Zentrum der Kernthesen der SRT.

In wie fern beinhaltet/beschreibt SRT Beschleunigung, hast du dafür ein Beispiel?
z.B. in den (populärwissenschftlichen) Büchern dazu, die ich kenne, wird in allen aufgeführten Beispielen Beschleunigung ausgeblendet bzw. "vernachlässigt".
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El Cattivo



Anmeldedatum: 22.04.2007
Beiträge: 1556

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 11:02    Titel: Antworten mit Zitat

pauli hat Folgendes geschrieben:

In wie fern beinhaltet/beschreibt SRT Beschleunigung, hast du dafür ein Beispiel?
z.B. in den (populärwissenschftlichen) Büchern dazu, die ich kenne, wird in allen aufgeführten Beispielen Beschleunigung ausgeblendet bzw. "vernachlässigt".

Zwillingsparadox zum Beispiel.
Aber die SRT kan jede beliebige Bewegung beschreiben. Nur das beschreibende System muss unbeschleunigt sein. Also der Ursprung, deines Koordinatensystems, um genau zu sein.

Gruß
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Erik



Anmeldedatum: 28.03.2006
Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 12:14    Titel: Antworten mit Zitat

zeitgenosse hat Folgendes geschrieben:

Man könnte deshalb auch sagen, dass in der SRT der Vierervektor-Formalismus (Minkowski) dominiert, in der ART hingegen der Tensorkalkül (Ricci).


Vierervektoren sind ein Teil des Tensorkalküls, von dem es die Vollversion auch in der SRT gibt. Ist
also auch keine gute Abgrenzung.

Zitat:

Im Grenzfalle verschwindender Massen


Verschwindender Energie und Impuls. Der unterschied ist nicht ganz unwichtig, da auch
masselose Strahlung gravitativ wirkt.

Zitat:

Das bedeutet nicht a priori, dass es in der SRT keine Beschleunigung gäbe. Eine solche steht aber nicht im Zentrum der Kernthesen der SRT.


Doch. Genau dem widerspreche ich ja. Das Kernthema der SRT ist eine mit dem
Relativitätsprinzip genügende Dynamik von Feldern und Massepunkten unter dem Einfluß
von Kräften, z.B. der Lorentzkraft

\[
m\frac{d u^\mu}{d\tau} = q F^{\mu\nu} u_\nu
\]

oder in 1+3-dimensionaler Schreibweise

\[
m \frac{d (\gamma \vec{v})}{ dt} = q(\vec{E} + \vec{v}\times\vec{B})
\]
\[
\frac{dE}{dt} = q\vec{E}\cdot\vec{v}
\]

Dies ist genau, was die Newtonsche Mechanik nicht im Einklang mit dem Relativitätsprinzip leistet.
Zu diesem Zweck wurde die SRT entwickelt und genau das leistet sie auch. Beschleunigte Bewegungen
sind kein kurioses Randthema, sondern der zentrale Teil. So tolle Effekte wie Zeitdilatation beim transformieren
von Inertialsystemen eigenen sich zwar als Aufhänger für populärwissenschaftliche Bücher, sie sind
aber nur ein Nebeneffekt im Vergleich zur Dynamik.


Zuletzt bearbeitet von Erik am 20.03.2008, 13:17, insgesamt einmal bearbeitet
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Erik



Anmeldedatum: 28.03.2006
Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

pauli hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Das bedeutet nicht a priori, dass es in der SRT keine Beschleunigung gäbe. Eine solche steht aber nicht im Zentrum der Kernthesen der SRT.

In wie fern beinhaltet/beschreibt SRT Beschleunigung, hast du dafür ein Beispiel?
z.B. in den (populärwissenschftlichen) Büchern dazu, die ich kenne, wird in allen aufgeführten Beispielen Beschleunigung ausgeblendet bzw. "vernachlässigt".


Jede Masse unter dem Einfluß von Kräften ist beschleunigt und wird im Prinzip von
der SRT beschrieben. (Praktisch gibt es aber nur die E-Dynamik als ausgearbeitete
klassische und relativistische Theorie mit Massepunkten etc.)

Die Beschreibung der Bewegung ist das eine. Eine andere Frage ist, welches Bezugssystem
man dazu wählt. Es stimmt nicht, daß in der SRT Bezugssysteme unbeschleunigt
sein müssen. Es stimmt nur, daß beschleunigte BS meist unangenehme
Eigenschaften haben. In weiter Entfernung vom Beobachter können sie, z.B. mehrdeutig
werden.

Ansonsten führt aber ein beschleunigter Beobachter mit Weltlinie $ \gamma(\tau) $ auf
natürliche Weise eine Basis des Minkowski-Raums mit sich, die er in seiner Umgebung zu einem
Koordinatensystem erweitern kann.

Die Konstruktion geht so ähnlich, wie in der elementaren Kurventheorie (Stichwort
Frenetsche-Formeln). Als erstes Basiselement wählt man den Tangentialvektor,
als zweites Element den Beschleunigungsvektor (wenn er nicht null ist) und als dritten
Basisvektor die normale auf den beiden ersten. Im 4-dim. muß man eben zwei normalen
finden, was natürlich prinzipiell kein Problem ist (man kann ja jede belibige Menge
von linear unabhängigen Vektoren zu einer Basis ergänzen.) Man fordert aber zusätzlich
noch, daß

1) Der Beobachter in den von ihm definierten Koordinaten ruht, der Ursprung also zu jeder
Zeit $ \tau $ mit $ \gamma(\tau) $ übereinstimmt und

2) die konstruierten räumlichen Basisvektoren keine räumliche Drehung ausführen,
sondern ausschließlich die raumzeitliche Drehung im Minkowski-Raum, die
durch die die Wechsel der momentanen Inertialsysteme des beschleunigten Beobachters
ja auch unausweichlich ist.

Auf diese Weise kriegt man also eine Basis $ ({\bf e}_\mu(\tau))_{\mu = 0,1,2,3} $ aus mitgeführten
Vektoren (die so konstruierte Mitführung nennt man auch Fermi-Walker-Transport).

Man kann dann jedem Ereignis $ x $, welches sich in der Form

\[ x = x^1 {\bf e}_1(\tau) + x^2{\bf e}_2(\tau) + x^3{\bf e}_3(\tau) + \gamma(\tau) \qquad (1) \]

schreiben läßt, die Zeit-Koordinate

\[ x^0 = \tau = \text{Eigenzeit des beschleunigten Beobachters.}
\]

und die räumlichen Koordinaten $ x^i $ (wie gewöhnlich) über das Minkowskiprodukt $ g $

\[ x^i = g(x - \gamma(\tau)}, {\bf e}(\tau)_i ). \]

zuordnen. Ein Problem ist, z.B., daß die Zerlegung (1) i.a. für verschiedene Zeiten $ \tau_1$, $\tau_2 $
möglich ist. Die Koordinaten sind dann nicht eindeutig.

Hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich. Um die obige Bedingung 2) der Drehungsfreiheit präzise einzuarbeiten
muß man leider etwas mehr Formalismus bemühen.
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zeitgenosse



Anmeldedatum: 21.06.2006
Beiträge: 1811

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

Erik hat Folgendes geschrieben:
Beschleunigte Bewegungen sind kein kurioses Randthema, sondern der zentrale Teil.


Das Problem in meinen Augen ist aber, dass beschleunigte Massen auch Gravitationswellen generieren müssten. Diese können im Rahmen der SRT nicht umfassend behandelt werden. Ein weiteres Problem ist, dass wegen der Aequivalenz von Beschleunigung und Gravitation (Aequivalenzprinzip) die beschleunigte Bewegung mit der Anwesenheit eines lokalen Gravitationsfeldes interpretiert werden kann. Das gehört ebenfalls zur ART und hat erst die grosse Kontroverse von Bad Nauheim (1920) zwischen Lenard und Einstein ausgelöst. Das 'Ehrenfest Paradoxon' zeigt zudem, dass die Kreisbeschleunigung zu einer veränderten Metrik führt, die nur durch Einführung einer nichteuklidischen Geometrie vollumfänglich befriedigt wird.

Kurzum, Beschleunigungen im Rahmen der SRT sind manchmal problematisch, wenn dazu das Inertialsystem verlassen werden muss. Ansonsten gibt es in der SRT natürlichweise nebst der gleichförmigen Translation auch Beschleunigung (wie das bereits auch in der Newtonschen Mechanik des Massenpunktes der Fall ist). Die SRT wäre ohne Dynamik in der Tat ein armseliges Gebilde. Zur Dynamik zählen bekanntlich Impuls- und Energiesatz, was in der SRT mittels besagter Vierervektoren gelöst wird.

Für die SRT lautet die Bewegungsgleichung somit: F^m = gamma (dp^m/t)

Ferner muss beachtet werden, dass Beschleunigung der Form a = dv/dt in der SRT nicht invariant ist. Die Impulserhaltung muss dabei ergänzt werden durch die Forderung p = m(u)*u. Man sollte sich aber davor hüten, daraus eine geschwindigkeitsabhängige Masse abzuleiten. Mit den Worten von Petry: "Denn in Wirklichkeit ändert sich die Masse des Körpers nicht; sie ist eine dem Körper immanente Eigenschaft, die vom Bezugssystem unabhängig ist - genau so wie die elektrische Ladung eines Elektrons."

Dass Vierervektoren selbstverständlich auch Tensoren sind (Tensoren 1. Stufe, um genau zu sein), wusste ich bereits. Der Unterschied zur ART ist aber der, dass in der Minkowski-Welt die Differentialgeometrie entbehrlich ist, währenddem sie im Ricci-Kalkül geradezu zu elementarer Notwendigkeit wird. Mit Ausnahme des Ricci-Skalars sind denn die Tensoren der ART (als mehrfach indizierte Grössen) in der Regel von höherem Rang als Vektoren.

Man müsste folglich in der SRT die Beschleunigung einschränken in dem Sinne, dass nur translatorische Bewegungen zugelassen sind und der Trägheitssatz gilt, währenddem die ART alle nur erdenklichen Bewegungen erlaubt; sowohl kräftefreie (nur unter dem Einfluss der Gravitation) als auch andere.

Gr. zg
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Erik



Anmeldedatum: 28.03.2006
Beiträge: 565

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 14:18    Titel: Antworten mit Zitat

zeitgenosse hat Folgendes geschrieben:
Erik hat Folgendes geschrieben:
Beschleunigte Bewegungen sind kein kurioses Randthema, sondern der zentrale Teil.


Das Problem in meinen Augen ist aber, dass beschleunigte Massen auch Gravitationswellen generieren müssten.


Damit diese nicht ins Gewicht fallen, beschränkt man sich auf Testteilchen, deren
Gravitationswirkung man vernachlässigen kann. Ansonsten bereitet jede Masse in der SRT
schwierigkeiten, denn auch unbeschleunigte Massen erzeugen Gravitationsfelder, die man mit der
SRT nicht beschreiben kann.

Zitat:

Diese können im Rahmen der SRT nicht umfassend behandelt werden. Ein weiteres Problem ist, dass wegen der Aequivalenz von Beschleunigung und Gravitation (Aequivalenzprinzip) die beschleunigte Bewegung mit der Anwesenheit eines lokalen Gravitationsfeldes interpretiert werden kann. Das gehört ebenfalls zur ART


Nein, wenn du unbedingt Beschleunigung als ein Gravitationsfeld interpretieren willst
(man muß es nicht und tut es typischerweise auch nicht, sondern spricht erst von Garvitation,
wenn die RZ gekrümmt ist), brauchst du trotzdem erst die ART, bei solchen Gravitationsfeldern
$ g_{\mu\nu} $, die sich nicht global auf $ diag(1,-1,-1,-1) $ transformieren lassen.

Zitat:

Das 'Ehrenfest Paradoxon' zeigt zudem, dass die Kreisbeschleunigung zu einer veränderten Metrik führt,


Nicht der Raumzeitmetrik, sondern der räumlichen Metrik eines sich mitdrehenden Beobachters. Ein solcher
hat schon Schwierigkeiten zu definieren, was überhaupt sein "Raum"ist, geschweige eine Metrik darauf zu finden.

Zitat:

Kurzum, Beschleunigungen im Rahmen der SRT sind manchmal problematisch, wenn dazu das Inertialsystem verlassen werden muss.


Da man das nie muß, sind sie auch nie problematisch. Wo die Probleme anfangen, habe ich ja oben erläutert.
Es ist aber auch keine Katastrophe, daß die Fermi-Walker-Koordinaten, nicht den ganzen
Minkowski-Raum überdecken. Man wählt dann halt in den entsprechenden Gebieten andere
Koordinaten und gut ist.

Zitat:

Dass Vierervektoren selbstverständlich auch Tensoren sind (Tensoren 1. Stufe, um genau zu sein), wusste ich bereits. Der Unterschied zur ART ist aber der, dass in der Minkowski-Welt die Differentialgeometrie entbehrlich ist, währenddem sie im Ricci-Kalkül geradezu zu elementarer Notwendigkeit wird. Mit Ausnahme des Ricci-Skalars sind denn die Tensoren der ART (als mehrfach indizierte Grössen) in der Regel von höherem Rang als Vektoren.


In der SRT gibt es auch genug Tensoren mit Rang größer 1:
Energie-Impulstensor, Feldstärketensor, Minkowski-Metrik (alle Rang 2), Flächenelemente
raumartiger Hyperflächen (Rang 3), Volumenform des Minkowskiraums (Rang 4).

Zitat:

Man müsste folglich in der SRT die Beschleunigung einschränken in dem Sinne, dass nur translatorische Bewegungen zugelassen sind


Folglich? Wo willst du das gefolgert haben? Man muß in der SRT Beschleunigungen in keiner Weise
einschränken. Einschränken muß man nur die Benutzung der Wortfolge "Bezugssystem eines
Beschleunigten Beobachters". Ein solches existiert im allgemeinen nur lokal. Eine drehende
Scheibe kannst du aber bequem aus einem IS heraus beschreiben.
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Erik is offline Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
pauli



Anmeldedatum: 13.06.2007
Beiträge: 1551

BeitragVerfasst am: 20.03.2008, 18:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Erik
Zitat:
Hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich.

Das war es bestimmt, einige Grundkenntnisse der RT vorausgesetzt ... o ha, muss leider feststellen, dass sich die meinen maximal auf mittelmäßigen und ZD- und LK-lastigen Laien-keindurchblickniveau halten, danke für die Infos
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pauli is offline Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
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