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Miriam
Anmeldedatum: 26.07.2006 Beiträge: 3072
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Verfasst am: 29.06.2007, 21:58 Titel: Deutsche Politik und Kreationismus / ID |
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Wenn ich so etwas lesen muss:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,491434,00.html
...dann frage ich mich langsam, wie es um die Bildung einiger Politiker denn so bestellt sein muss.
Das ist jetzt nach der Sache mit Althaus in Thüringen, welcher ein evolutionskritisches Lehrbuch aus dem Dunstkreis um "Wort und Wissen" als "sehr gutes Beispiel für werteorientierte Bildung" sah, der zweite mir bekannte Fall, in dem die kreationistische Propaganda bei einer Politikerin gewirkt haben muss.
Für mich ist das ein weiteres Beispiel dafür, wie religiöse Überzeugungen zu einer Gefahr für eine moderne, aufgeklärte Gesellschaft werden können.
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galileo2609 Site Admin
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 6115
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Verfasst am: 07.07.2007, 00:14 Titel: |
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Hallo Alpha Centauri!
Ich gebe jetzt mal den Provokateur und euch eine polarisierende These zur Diskussion!
Warum können es sich die 'Gutmenschen' erlauben, in puncto 'Kreationismus/Intelligent Design' auf die USA abschätzig herabzublicken, sich über bekennende 'Kreationisten' in der deutschen Politik zu erregen - und warum liegen sie dennoch völlig daneben?
Meine Antwort: Die 'deutschen Kreationisten' sind deshalb so erfolglos, weil sie von einem Potential aus handeln wollen, dass die amerikanischen Glaubensbrüder sich erst mühsam erkämpfen müssen - und keiner merkt es!
Zur Unterfütterung meiner These möchte ich die folgende (holzschnittartige) Beschreibung in die Diskussion einspeisen: Die amerikanischen Glaubensbrüder haben vor allem im ID-Konzept ein Vehikel gefunden, Religiösität in den staatlichen Raum zu tragen, der ihnen bislang durch die strikte verfassungsrechtliche Trennung von Kirche und Staat, auch im Schulwesen verwehrt gewesen ist.
Auf diese Not treffen die deutschen Glaubenskrieger nicht. Sie lamentieren auf sattem Niveau. Der Zugriff der Glaubensgemeinschaften auf die Heranwachsenden in den staatlichen Schulen ist vom Grundgesetz garantiert. Diese Verschmelzung von Staat und Kirche hat eine ungebrochene Tradition in Deutschland, die lediglich kurzzeitig in der Weimarer Republik gefährdet schien. Die Steigbügelhalter Hitlers haben aber im Zuge der Machtergreifung über den Abschluss des 'Reichskonkordats' (1933) dafür gesorgt, dass insb. die katholische Kirche und ihre Verbände einen weitgehenden Schutz vor der Gleichschaltung genossen und der Religionsunterricht weiterhin ein 'ordentliches Schulfach' blieb.
Über Art 7 GG hat die Bundesrepublik dieses Verhältnis zur katholischen Kirche (und den anderen anerkannten Glaubensgemeinschaften) übernommen (völkerrechtliche Bindung). Unter diese Kontinuität fällt - trotz den Erfahrungen mit den 'rat lines' - auch das Recht der Kirchen, Steuern zu erheben, weitgehende Privilegien für die körperschaftlichen Bediensteten und natürlich auch die staatliche Besoldung der hauptamtlichen Würdenträger! Ja, selbst die 'Leistungen' für den konfessionellen Unterricht in den Schulen berappt der Steuerzahler!
Und im Subsidiaritätsurteil von 1967 hat sich der Staat seinen Rückzug vor und seine Verpflichtungen für die religiösen Verbände noch einmal bestätigen lassen.
Ein Paradies, von dem die Kreationisten in den USA nur träumen können!
Und jetzt kommt ihr!
Grüsse galileo2609 |
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Jogi
Anmeldedatum: 02.07.2007 Beiträge: 65
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Verfasst am: 07.07.2007, 21:38 Titel: |
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Hallo Forum!
Zitat: |
galileo2609 schrieb am 07.07.2007 01:14 Uhr:
Warum können es sich die 'Gutmenschen' erlauben, in puncto 'Kreationismus/Intelligent Design' auf die USA abschätzig herabzublicken, sich über bekennende 'Kreationisten' in der deutschen Politik zu erregen - und warum liegen sie dennoch völlig daneben?
Meine Antwort: Die 'deutschen Kreationisten' sind deshalb so erfolglos, weil sie von einem Potential aus handeln wollen, dass die amerikanischen Glaubensbrüder sich erst mühsam erkämpfen müssen - und keiner merkt es!
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Na ja, zumindest einer hat's ja gemerkt.
Wenn sich dieses Potential weiterhin so erfolgsverhindernd zeigt, soll's uns recht sein.
Ich will das deutsche System keineswegs verteidigen, aber bisher scheint es jedenfalls das kleinere Übel zu sein.
Zitat: |
Die amerikanischen Glaubensbrüder haben vor allem im ID-Konzept ein Vehikel gefunden, Religiösität in den staatlichen Raum zu tragen, der ihnen bislang durch die strikte verfassungsrechtliche Trennung von Kirche und Staat, auch im Schulwesen verwehrt gewesen ist.
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Diese Trennung hat die ganze Thematik den "Privaten" überlassen, die mit sehr viel mehr Motivation an die Sache herangehen und somit weitaus größeren Schaden anrichten können, als das ineffiziente, staatlich unterstützte System bei uns.
Zitat: |
Auf diese Not treffen die deutschen Glaubenskrieger nicht. Sie lamentieren auf sattem Niveau. Der Zugriff der Glaubensgemeinschaften auf die Heranwachsenden in den staatlichen Schulen ist vom Grundgesetz garantiert.
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Ja, das ist in der Tat fragwürdig.
Aber, wie gesagt, der Schaden hält sich bisher in Grenzen.
Zitat: |
Über Art 7 GG hat die Bundesrepublik dieses Verhältnis zur katholischen Kirche (und den anderen anerkannten Glaubensgemeinschaften) übernommen (völkerrechtliche Bindung). Unter diese Kontinuität fällt - trotz den Erfahrungen mit den 'rat lines' - auch das Recht der Kirchen, Steuern zu erheben, weitgehende Privilegien für die körperschaftlichen Bediensteten und natürlich auch die staatliche Besoldung der hauptamtlichen Würdenträger! Ja, selbst die 'Leistungen' für den konfessionellen Unterricht in den Schulen berappt der Steuerzahler!
Und im Subsidiaritätsurteil von 1967 hat sich der Staat seinen Rückzug vor und seine Verpflichtungen für die religiösen Verbände noch einmal bestätigen lassen.
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Hierin liegt aber auch die Chance, den "Religionsschaffenden" auf die Finger zu schauen, und im Bedarfsfall auch zu klopfen.
Und das sollte man in Fällen wie Althaus und Wolff aber auch tun!
Da bin ich ganz klar für eine "wehrhafte Demokratie".
Wenn diese funktioniert, braucht es hierzu nicht zu kommen:
Zitat: |
Ein Paradies, von dem die Kreationisten in den USA nur träumen können!
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Gruß Jogi |
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Miriam
Anmeldedatum: 26.07.2006 Beiträge: 3072
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galileo2609 Site Admin
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 6115
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Verfasst am: 12.07.2007, 23:49 Titel: |
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Miriam schrieb am 13.07.2007 00:15 Uhr:
Und hier gehts weiter:
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Was willst du von Mixa auch anderes erwarten: Wenn es aus deutschen Bischöfen spricht
Grüsse galileo2609 |
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Miriam
Anmeldedatum: 26.07.2006 Beiträge: 3072
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Verfasst am: 12.07.2007, 23:51 Titel: |
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galileo2609 schrieb am 13.07.2007 00:49 Uhr:
Zitat: |
Miriam schrieb am 13.07.2007 00:15 Uhr:
Und hier gehts weiter:
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Was willst du von Mixa auch anderes erwarten: Wenn es aus deutschen Bischöfen spricht
Grüsse galileo2609
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Will der mit solch kruden Ansichten noch ernst genommen werden?
Eigentlich unglaublich, dass solche Leute heute in öffentlichen Debatten immer noch so eine Art Sonderstatus beanspruchen. |
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galileo2609 Site Admin
Anmeldedatum: 20.02.2006 Beiträge: 6115
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Verfasst am: 13.07.2007, 00:08 Titel: |
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Und vom Steuerzahler besoldet werden!
Grüsse galileo2609 |
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Miriam
Anmeldedatum: 26.07.2006 Beiträge: 3072
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Verfasst am: 13.07.2007, 08:23 Titel: |
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galileo2609 schrieb am 13.07.2007 01:08 Uhr:
Und vom Steuerzahler besoldet werden!
Grüsse galileo2609
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Das ist eigentlich die größte Unverschämtheit.
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Jogi
Anmeldedatum: 02.07.2007 Beiträge: 65
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Verfasst am: 13.07.2007, 14:01 Titel: |
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Miriam schrieb am 13.07.2007 09:23 Uhr:
Zitat: |
galileo2609 schrieb am 13.07.2007 01:08 Uhr:
Und vom Steuerzahler besoldet werden!
Grüsse galileo2609
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Das ist eigentlich die größte Unverschämtheit.
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Die Konsequenz muß heissen: Austritt!
Wie man sieht, hat ja Glaube und/oder Vernunft nichts mit der Mitgliedschaft in einer der Staatskirchen zu tun, da geht es doch vorrangig um Geld und Einfluß.
Aber da erzähle ich ja nichts Neues, das war schon immer so.
Gruß Jogi |
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Miriam
Anmeldedatum: 26.07.2006 Beiträge: 3072
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Verfasst am: 19.07.2007, 23:36 Titel: |
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Ebenfalls sehr lesenswert:
http://hpd-online.de/node/2486
Galileo hat schon recht - gegenüber den USA ist bei uns die Trennung von Staat und Kirche eine Farce! |
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AT
Anmeldedatum: 15.11.2007 Beiträge: 16
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Verfasst am: 26.11.2007, 07:26 Titel: |
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Miriam schrieb am 20.07.2007 00:36 Uhr:
Ebenfalls sehr lesenswert:
http://hpd-online.de/node/2486
Galileo hat schon recht - gegenüber den USA ist bei uns die Trennung von Staat und Kirche eine Farce!
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In den USA tragen praktisch alle Kirchen sektische Zuege, dort sticht Scientology nicht wirklich heraus. Als ich meinen Sohn bei der Lutheran Church taufen lassen wollte, war eine der ersten Frage ob wir ein eigenes Haus haetten...
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