Periheldrehung der Planeten
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Uli



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BeitragVerfasst am: 29.05.2007, 22:15    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

galileo2609 schrieb am 29.05.2007 22:47 Uhr:

Zitat:

ralfkannenberg schrieb am 29.05.2007 21:56 Uhr:
Insbesondere steht also die von den Kritikern immer wieder zitierte negative Periheldrehung der Venus in keinem Zusammenhang mit der Gültigkeit oder Ungültigkeit der ART.



Hallo Ralf,

entscheidend ist, dass 'G.O. Mueller' auf diese 'negative Periheldrehung' der Venus' hereingefallen ist, obwohl diese mit präziseren Messungen längstens korrigiert wurde. In seinem Pamphlet beschwert er sich ja auch noch darüber, dass Dell’Oro den negativen Wert nicht erwähnt (p. 1950).

Dieses Beispiel zeigt in anschaulicher Weise, dass 'G.O. Mueller' wirklich null wissenschaftlichen background hat. Eine solche Schlamperei geht nicht nicht mal in einem Proseminar durch.

Grüsse galileo2609



Galileo, ich weiss gar nicht mal, ob es unbedingt am fehlenden wissenschaftlichen Background liegen muss. Ich vermute, es ist auch und vielleicht noch mehr die fehlende wissenschaftliche Redlichkeit: Ergebnisse, die nicht in den Kram passen, werden ignoriert.

Deren Agenda ist eben propagandistisch und nicht naturwissenschaftlich.

Gruss, Uli
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galileo2609
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BeitragVerfasst am: 29.05.2007, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Uli,

das ist schon klar. Nur wird ja die These kolportiert, 'GOM' stamme aus der Werkstatt von Wissenschaftlern, die anonym bleiben müssen, da sie sonst um Reputation und Einkommen fürchten müssten.

Wenn man sie die 'kindliche Freude' ("Ich weiss was!") von 'G.O. Mueller' betrachtet, wie er die angebliche 'negative Periheldrehung der Venus' in seiner 'Dokumentation' mehrfach erwähnt, wird aber dieses Trugbild von 'GOM' wirklich auch dem blutigsten Laien ersichtlich. Ich halte dieses Beispiel daher als extrem geeignet, wie man auch so manchem 'Kritiker' noch einmal zeigen kann, dass 'GOM' für ihre Reihen nichts taugt.

Grüsse galileo2609
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 29.05.2007, 22:52    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

galileo2609 schrieb am 29.05.2007 23:36 Uhr:
wie er die angebliche 'negative Periheldrehung der Venus' in seiner 'Dokumentation' mehrfach erwähnt, wird aber dieses Trugbild von 'GOM' wirklich auch dem blutigsten Laien ersichtlich. Ich halte dieses Beispiel daher als extrem geeignet, wie man auch so manchem 'Kritiker' noch einmal zeigen kann, dass 'GOM' für ihre Reihen nichts taugt.



Hallo galileo,

das alles ist ja nicht zuletzt auch deswegen der Grund, warum ich mich entschlossen habe, dieses 23.Gutachten über M7 / P.Gerber und dell'Oro und damit ja auch die Venus-Periheldrehung zu erstellen, ehe ich das 21.Gutachten über die GOM-Methodik weiter erarbeite.

Allen drei neuen Gutachten

- Nr.21: GOM-Methodik
- Nr.22: Arnold Sommerfeld
- Nr.23: M7 / P.Gerber+dell'Oro

ist gemeinsam, dass ich mich nicht auf einen lokalen Punkt in der GOM-Dokumentation, also im buch.pdf, beschränke, sondern diese Sachverhalte quer durch das buch.pdf zusammensuche.

Das wird dann übrigens auch noch im Falle von Charles St.John, von Michelson und ggf. D.C.Miller der Fall sein; hier werde ich aber keine neuen Gutachten erstellen, sondern die entsprechenden bestehenden erweitern.

Es gibt also noch einiges zu tun und deswegen ist es auch wichtig, sich nicht zu verzetteln, d.h. ich will mich momentan nicht in zuviele neue Gebiete einarbeiten, sondern meine Zeit konzentrieren und das sind momentan das 22. und das 23.Gutachten und dann anschliessend das 21.Gutachten; eine Folge davon ist leider auch die, dass H2 in der jetzigen Form vorerst eingefroren bleibt; der GOM-Fehler ist widerlegt, aber Erik's Variante über die Bilinearformen ist natürlich eleganter.


Freundliche Grüsse, Ralf
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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 29.05.2007, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

ralfkannenberg schrieb am 29.05.2007 09:20 Uhr:
wenn ich mich richtig entsinne hattest Du einmal einen Autoren zitiert, der die Periheldrehung des Merkur nicht-relativitsisch zu erklären vermochte.



Du denkst wohl an Paul Gerber?

"Über die räumliche und zeitliche Ausbreitung der Gravitation", Zeitschr. f. Math. u. Phys. (1898):

- http://bourabai.narod.ru/articles/gerber/gerber.htm
- http://www.mathpages.com/home/kmath527/kmath527.htm

Gerber hat das Merkurperihel unter der Voraussetzung berechnet, dass die Wirkgeschwindigkeit der Gravitation endlich ist (dies im Gegensatz zur Meinung von Newtons Zeitgenossen) und mit derjenigen des Lichtes übereinstimmt. Bereits Laplace zog eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit in Betracht. Allerdings ist Gerbers Arbeit vom physikalischen Standpunkt unbefriedigend. Insbesondere seine Behandlung des Gravitationspotentials wirft neue Fragen auf.

Ein Potential der Form U(r) = - alpha/r + beta/r^2

führt zu einer Bahnkurve p/r = 1 + e cos(k*phi)

Siehe dazu:
Landau/Lifschitz: Lehrbuch der theoretischen Physik, Bd. 2

Newcomb begründete den durch die Newtonsche Theorie nicht erklärbaren Rest des Perihels durch die nicht exakte Gültigkeit des Gravitationsgesetzes. Mit dieser "post-Newtonschen Näherung" hatte er ja nicht einmal unrecht, wenn auch die Begründung so gut wie nichts erklärte. Es sollte dabei gelten:

F = G [M * m/(r^2 + δ)]

Damit kommt man auch auf die fraglichen 43".

Was mich bei Einsteins Herleitung nicht völlig befriedigt ist, dass er die Rotation der Sonne - und damit das durch die Abplattung hervorgerufene Quadrupolmoment - unberücksichtigt lässt.

Gr. zg
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 30.05.2007, 10:23    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

zeitgenosse schrieb am 30.05.2007 00:50 Uhr:
Du denkst wohl an Paul Gerber?
(...)
Gerber hat das Merkurperihel unter der Voraussetzung berechnet, dass die Wirkgeschwindigkeit der Gravitation endlich ist (dies im Gegensatz zur Meinung von Newtons Zeitgenossen) und mit derjenigen des Lichtes übereinstimmt. Bereits Laplace zog eine endliche Ausbreitungsgeschwindigkeit in Betracht. Allerdings ist Gerbers Arbeit vom physikalischen Standpunkt unbefriedigend. Insbesondere seine Behandlung des Gravitationspotentials wirft neue Fragen auf.
(...)
Damit kommt man auch auf die fraglichen 43".
(...)



Hallo zeitgenosse,

besten Dank für Deinen Beitrag. Gerber erhält übrigens auch für die anderen inneren Planeten Werte, die mit den tatsächlichen Werten übereinstimmen.

Leider ist die Einstein-Biographie von Albrecht Fölsing völlig unbrauchbar (sorry für diese Wortwahl, aber ich bin so verärgert über dieses "Werk", dass ich mir überlege, ein Gutachten dagegen zu schreiben), so dass ich für meine Gutachten andere Quellen heranziehen muss und da sind solche Beiträge wie Dein Beitrag eine wertvolle Hilfe. Wenigstens sind in der o.g. Biographie zahlreiche Quellenangaben genannt, so dass man die Möglichkeit hat, Originalarbeiten zu suchen und diese einzusehen.

Freundliche Grüsse, Ralf
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galileo2609
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BeitragVerfasst am: 30.05.2007, 19:58    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

ralfkannenberg schrieb am 30.05.2007 11:23 Uhr:
Gerber erhält übrigens auch für die anderen inneren Planeten Werte, die mit den tatsächlichen Werten übereinstimmen.



Hallo Ralf,

bereits Seeliger, Oppenheim und von Laue haben 1917 gezeigt, dass Gerbers Ableitungen nichts wert sind. Dass er dennoch den richtigen Wert für die Periheldrehung des Merkur 'gefunden' hat, liegt einfach daran, dass er ihn durch die Anpassung seiner Gleichung "erzwungen" (v. Laue) hat.

Der Fölsing ist als zeithistorisches Werk schon ganz gut, aber für diese Spezialfragen ist eine Biographie nicht unbedingt ausgelegt. Da muss man zu den Quellen pilgern.

Grüsse galileo2609
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 30.05.2007, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

Um ehrlich zu sein, habe ich mich über dieses Thema nicht ausführlich informiert. Aber so weit ich das verstanden habe basiert diese Erklärung der Periheldrehung darauf, dass nicht nur der Planet, sondern auch die Sonne um den gemeinsamen Schwerpunkt rotiert. Und da sich die Gravitation nur mit c ausbreitet, ist die Beschleunigung des Planeten nicht genau zur Sonne gerichtet, sondern weicht ein wenig ab und daher ist auch dessen Bahn keine genaue Ellipse. Stimmt das so? Wenn ja, dann würde die Periheldrehung von der Masse des Planeten abhängen (bei hoher Masse, ist der Schwerpunkt Erde-Planet ja mehr zum Planeten hin verschoben). Und wäre der Planet "masselos" müsste seine Bahn genau einer Ellipse wie bei Newton sein. Der Wert für die Periheldrehung ist in der ART jedoch von der Masse des Planeten völlig unabhängig. Ich kann es mir daher nicht vorstellen, dass beide Theorien richtige Werte für alle Planeten liefern.
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 30.05.2007, 21:07    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

galileo2609 schrieb am 30.05.2007 20:58 Uhr:
bereits Seeliger, Oppenheim und von Laue haben 1917 gezeigt, dass Gerbers Ableitungen nichts wert sind. Dass er dennoch den richtigen Wert für die Periheldrehung des Merkur 'gefunden' hat, liegt einfach daran, dass er ihn durch die Anpassung seiner Gleichung "erzwungen" (v. Laue) hat.
(...)
Der Fölsing ist als zeithistorisches Werk schon ganz gut, aber für diese Spezialfragen ist eine Biographie nicht unbedingt ausgelegt. Da muss man zu den Quellen pilgern.



Hallo galileo,

ich weiss nicht genau, was "nichts wert" heisst; mein "Eindruck" - der aber falsch sein kann - ist der, dass Gerber nota bene vor (!) der RT willkürlich erscheinende Zusatzannahmen getätigt hat, während die ART das Phänomen ohne Zusatzanahmen und somit natürlich viel eleganter und in einem viel allgemeineren Rahmen zu lösen imstande ist.

Für Details muss ich leider weit mehr Zeit investieren als ich gehofft hatte, da der Fölsing hier als Referenz für ein Gutachten einfach nicht brauchbar ist und man - wie Du richtig geschrieben hast, zu den Quellen pilgern muss. Ob das indes lohnend ist, weiss ich momentan nicht; an sich kann ich auf das 23.Gutachten auch verzichten; ich hatte ursprünglich ohnehin geplant, die quer durch das buch.pdf verlaufenden Gutachten über die GOM-Methodik und über Sommerfeld ohne die Periheldrehung des Merkurs zu erstellen.

Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist übrigens, dass auch Paul Gerber keine negative Periheldrehung für die Venus erhalten hat, ich weiss also nicht, wo GOM das her hat; auch von Gehrcke scheint das nicht zu stammen. Das muss man sich aber alles in Ruhe noch näher anschauen.

Freundliche Grüsse, Ralf
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FrankSpecht



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BeitragVerfasst am: 30.05.2007, 21:33    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Wolfi schrieb am 30.05.2007 21:12 Uhr:
...
Der Wert für die Periheldrehung ist in der ART jedoch von der Masse des Planeten völlig unabhängig.
...




Hallo Wolfi,
bist du dir da sicher?

M.E. entspricht der Energiesatz der ART für die Radialbewegung eines Teilchens mit Masse m dem Energiesatz im Newtonschen Gravitationspotential einer Zentralmasse M, bis auf den klitzekleinen Unterschied, dass in der ART noch ein zusätzlicher Term 1/r³ hinzukommt.

Bei großer Entfernung von der Zentralmasse wird dieser Term vernachlässigbar und der Energiesatz der ART geht über in den Newton'schen.

Zumindest ergibt sich dies aus den Bewegungen in der Schwarzschildmetrik, Torsten Fließbach, Allgemeine Relativitätstheorie, Spektrum Lehrbuch, ISBN 3-86025-685-8, Seite 172
oder auch dieser Seite:
http://theory.gsi.de/~vanhees/faq/relativity/node71.html
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 30.05.2007, 23:05    Titel: Antworten mit Zitat

Genau, man kann sowohl die Bewegung bei Newton als auch in der ART durch ein effektives Potenzial beschreiben. Der einzige Unterschied bei der ART ist der, dass dort ein Term vorkommt der mit r^3 abfällt. Aber da alle Terme die Masse enthalten, kürzt diese sich raus.
Das einzige, das von der Masse abhängt, ist die Abstrahlung von Gravitationswellen und die daraus resultierende Verringerung des Abstands zwischen den beiden Körpern. Aber das spielt erst bei wirklich hohen Massen eine Rolle und ist bei den Planeten vernachlässigbar. Unsere Erde strahlt zb Gravitationswellen mit einer Leistung in der Größenordnung von nur einigen Hundert Watt Wink .

LG Wolfi
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FrankSpecht



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BeitragVerfasst am: 31.05.2007, 00:10    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Wolfi schrieb am 31.05.2007 00:05 Uhr:...
Das einzige, das von der Masse abhängt, ist die Abstrahlung von Gravitationswellen und die daraus resultierende Verringerung des Abstands zwischen den beiden Körpern. Aber das spielt erst bei wirklich hohen Massen eine Rolle und ist bei den Planeten vernachlässigbar. Unsere Erde strahlt zb Gravitationswellen mit einer Leistung in der Größenordnung von nur einigen Hundert Watt Wink .

LG Wolfi



Hmmm,
ich denke nach...

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zeitgenosse



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BeitragVerfasst am: 31.05.2007, 01:09    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

galileo2609 schrieb am 30.05.2007 20:58 Uhr:
bereits Seeliger, Oppenheim und von Laue haben 1917 gezeigt, dass Gerbers Ableitungen nichts wert sind.



Le Verrier stellte bereits fest, dass bei Anwendung der Newtonschen Gravitationstheorie ein anomales Moment beim Fortschreiten des Merkurperihels zurückbleibt. Der Restbetrag geht auf Störeffekte der anderen Planeten - insbesondere der Venus - zurück. Le Verrier sah für den merkwürdigen Überschuss von 43" pro Saeculum einen noch unbekannten Planeten namens "Vulkan" verantwortlich; doch dieser wurde nie eindeutig gefunden.

Helioseismologische Messungen haben inzwischen gezeigt, dass das Quadrupolmoment der Sonne an sich viel zu gering ist, um merklich zum Merkurperihel beizutragen. Letztlich bleibt also nur noch die ART übrig, um die 43" zu begründen. Einstein brauchte etliche Jahre, um "dem Geheimnis des Alten" auf die Spur zu kommen. Zuvor war er an der "Entwurftheorie" gescheitert (wie einem Schreiben an Sommerfeld zu entnehmen ist). Als er das richtige Ergebnis im Spätherbst des Jahres 1915 endlich herleiten konnte (wobei er erneut auf frühere Berechnungen zurückgriff, bei denen ihm Besso assistiert hatte), war er für einige Tage ausser sich "vor freudiger Erregung".

Gewiss sind die Feldgleichungen der Gravitation als Einsteins Meisterwerk zu bezeichnen! Darüber muss nicht diskutiert werden.

Trotzdem ist Gerbers Beitrag nach meinem Dafürhalten deswegen zu würdigen, weil er als einer der ersten - nebst Lévine - eine Wirkgeschwindigkeit der Gravitation in der Höhe der Lichtgeschwindigkeit ernsthaft in Betracht gezogen hat. Nur darum geht es mir. Ganz gleich, was v. Laue dazu zum Besten gibt. Möglicherweise gerade deswegen wurde sein Beitrag so wenig beachtet, ging doch die Mehrheit der damaligen Naturforscher noch von einer instantanen Wirkung des Gravitationspotentials aus, obwohl bereits Neumann auf gewisse Schwierigkeiten bei der Anwendung des Newtonschen Gesetzes aufmerksam gemacht hatte.

Gerbers Annahme nun beinhaltet zwei Voraussetzungen (wie Zenneck in seinem historisch aufschlussreichen Artikel "Gravitation" in der 'Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften', 5. Band Physik, Verlag B.G. Teubner, mitteilt):

1) Das von einer Masse M nach einer zweiten m ausgesandte Potential pflanzt sich mit endlicher Geschwindigkeit c fort.

2) Zudem erfordert es eine gewisse Dauer, bis das bei m angreifende Potential sich dieser Masse mitteilt.

Als Folge resultiert eine komplizierte Wirksamkeit, nach Gerber:

"Das Potential bewegt sich ausser mit seiner Geschwindigkeit c noch mit der Geschwindigkeit der anziehenden Masse..."

Mittels Hilfe des binomischen Satzes gelangt Gerber schliesslich zu einer Gleichung, deren Anwendung auf die Merkurbewegung den anomalen Wert der Periheldrehung richtig wiedergibt, wenn als Wirkgeschwindigkeit des Potentials die Lichtgeschwindigkeit eingesetzt wird. Auch bei den übrigen Planeten - mit Ausnahme der Venus (wo der Gerbersche Ansatz eine etwas zu grosse säkulare Perihelbewegung von 8" ergibt) - zeigen sich auf diesem Wege akzeptable Resultate.

Ungeachtet dessen ist Gerbers Ansatz nach Erscheinen der Einsteinschen Feldgleichungen als antiquiert zu betrachten (auch das ist mit bewusst). Man sollte aber nicht den Fehler begehen, Gerbers Verdienste mit der unangebrachten Kritik der Relativitätsgegner gleichzusetzen, instrumentalisieren diese bekanntlich jede in ihr enges Korsett passende Person ohne jegliche Rücksicht auf den historischen Kontext.

Gr. zg
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galileo2609
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BeitragVerfasst am: 31.05.2007, 01:50    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

ralfkannenberg schrieb am 30.05.2007 22:07 Uhr:
ich weiss nicht genau, was "nichts wert" heisst; mein "Eindruck" - der aber falsch sein kann - ist der, dass Gerber nota bene vor (!) der RT willkürlich erscheinende Zusatzannahmen getätigt hat, während die ART das Phänomen ohne Zusatzanahmen und somit natürlich viel eleganter und in einem viel allgemeineren Rahmen zu lösen imstande ist.



Hallo Ralf,

Gerbers Ableitungen waren nichts wert, und seine Arbeiten wurden zu recht nicht beachtet, da sie nie den theoretischen Zusammenhang herstellten, den seine ungenügende Hypothese versprach. Hätten Gehrcke, Lenard und Weyland den Oberlehrer nicht für ihre Anti-Einstein-Attacken ans Licht gezerrt, würden wir diesen Namen heute nicht einmal kennen. Wie vermutlich viele andere, die ähnliche Versuche unternahmen, die Fessel der Instantanität zu überwinden.

Das Gerber sich überhaupt mit der Merkur-Periheldrehung beschäftigt hatte, ist im übrigen aus zeitgenössischer Sicht nicht ungewöhnlich. Schliesslich war es ein begehrtes Thema, nachdem sich Urbain Le Verrier dem angenommen hatte. Le Verrier war Mitte des 19. Jahrhunderts im Wettstreit mit John Couch Adams als 'Sieger' bei der Vorausberechnung des achten Planeten hervorgegangen. Auf der Basis seiner Vorarbeiten konnte Johann Gottfried Galle am 23. September 1846 den neuen Planeten Neptun schließlich im Teleskop fixieren.

Ab 1859 versuchte sich Le Verrier darin, die Perihelbewegung des Merkur mit einem unentdeckten sonnennahen Planeten zu erklären, den er 'Vulkan' taufte. Bis zu seinem Tode 1877 hielt Le Verrier an dieser These fest und 'Vulkan' überlebte ihn in immer weiteren 'Entdeckungsversuchen' und damit einhergehenden Fehlalarmen. Es gab unzählige weitere Erklärungsversuche im ausgehenden 19. Jahrhundert - und auch der Oberlehrer Gerber versuchte sich daran. Das alles ist Geschichte, durchaus eine hochinteressante.

Gerber ist im Prinzip eine tragische Gestalt! Das insofern, da durch die Atmosphäre, die von den Physik-Renegaten aufgeheizt wurde, der Stargarder in die Mühlen der Antipoden und Verteider Einsteins geriet. Gerber wurde posthum damit eine Aufmerksamkeit zuteil, die er sich mit seinem wissenschaftlichen Versuch' eigentlich gar nicht verdient hatte. Während Seeliger, nicht gerade ein Freund der Relativitätstheorie, aber motiviert durch seine eigene Periheldrehungs-Hypothese, die entscheidende mathematische Kritik von Gerbers Arbeit ausführte, gipfelte die Zerlegung in der methodischen Kritik durch von Laue:

Zitat:

Und der Versuch mit der Übertragung des Weberschen Gesetzes hatte ja den Sinn, daß man die Schwere in Zusammenhang mit der Elektrodynamik bringen wollte. Aber dieser Forderung genügt Gerbers Aufsatz auch nicht im bescheidensten Maße. Da´die Ausbreitung der Schwerewirkungen mit endlicher Geschwindigkeit nicht, wie er meint, aus seinen Gleichungen folgt, daß diese im Gegenteil - wie das Webersche Gesetz - durchaus auf dem Boden der Fernwirkung stehen, glaubt der Verfasser 1917 in den Ann. d. Phys. (53, S. 214) nachgewiesen zu haben. Und was Gerber sonst an physikalischen vorbringt, scheint uns unverständlich. Auf die mathematischen Ungenauigkeiten aber hat H. v. Seeliger (Ann. d. Phys. 53, 31, 1817) hingewiesen. Als physikalische Erklärung können wir Gerbers Arbeit daher nicht anerkennen.
[...]
Wir fassen zusammen: Die Übereinstimmung der Einsteinschen und Gerberschen Formel beruht, wenn man von einem Zahlenfaktor absieht, auf wenigen einfachen und einleuchtenden Zügen, welche sich bei Einstein aus der allgemeinen Relativitätstheorie notwendig ergeben, während sie in die Gerbersche Arbeit infolge ihrer Verwandtschaft mit der Scheibnerschen und Tisserandschen hineingekommen sind. Die Gleichheit des Zahlenfaktors aber erklärt sich ganz einfach so, daß Gerber den richtigen Faktor erzwungen hat, indem er ohne jede physikalische Begründung den mathematischen Ansatz seiner beiden Vorgänger entsprechend abänderte.
(Max von Laue, Historisch-Kritisches über die Periheldrehung des Merkur, in: Die Naturwissenschaften, 8, Heft 37, 1920, pp. 98f)


Der von Gehrcke und Lenard initialisierte Plagiatsvorwurf mit dem instrumentalisierten Gerber strebte um 1920 einem weiteren Höhepunkt zu, als der durch die Renegaten unterstützte Antisemit und 'Einstein-Töter' Paul Weyland 1920 zur ersten Agitationsveranstaltung der 'Arbeitsgemeinschaft deutscher Naturforscher zur Erhaltung reiner Wissenschaft e. V.' in der Berliner Philharmonie das 'Gerber-Plagiat' weiter köchelte.
In Reaktion auf diese Veranstaltung schrieb Einstein bekanntlich seine Antwort 'Über die antirelativistische G. m. b. H.' in der Morgenausgabe des Berliner Tageblatt vom 27.08.1920, darin äussert er sich auch zu Gerber:

Zitat:

Herr Gehrcke will glauben machen, daß die Perihelbewegung des Merkur auch ohne Relativitätstheorie zu erklären sei. Es gibt da zwei Möglichkeiten. Entweder man erfindet besondere planetare Massen, die so groß und so verteilt sind, daß sie eine Perihelbewegung von dem wahrgenommenen Betrage ergeben [...] Oder man beruft sich auf eine Arbeit von Gerber, der die richtige Formel für die Perihelbewegung des Merkur bereits vor mir angegeben hat. Aber die Fachleute sind nicht nur darüber einig, daß Gerbers Ableitung durch und durch unrichtig ist, sondern die Formel ist als Konsequenz der von Gerber an die Spitze gestellten Annahmen überhaupt nicht zu gewinnen. Herrn Gerbers Arbeit ist daher völlig wertlos, ein mißglückter und irreparabler theooretischer Versuch. Ich konstatiere, daß die allgemeine Relativitätstheorie die erste wirkliche Erklärung für die Perihelbewegung des Merkur geliefert hat. Ich habe die Gerbersche Arbeit schon ursprünglich deshalb nicht erwähnt, weil ich sie nicht kannte, als ich meine Arbeit über die Perihelbewegung des Merkur schrieb; ich hätte aber auch keinen Anlaß gehabt, sie zu erwähnen, wenn ich von ihr Kenntnis gehabt hätte. Der diesbezügliche persönliche Angriff, welchen die Herren Gehrcke und Lenard auf Grund diesen Umstandes gegen mich gerichtet haben, ist von den wirklichen Fachleuten allgemein als unfair betrachtet worden; ich hielt es bisher für unter meiner Würde, darüber ein Wort zu verlieren.


Diese offensive Entgegnung Einsteins auf seine Gegner wurde 1920 (und teilweise auch in der Retrospektive) immer wieder als 'kontraproduktiv' gewertet. Dabei hatte er wieder einmal den richtigen Riecher! Deutlich wird das anhand der jüngeren wissenschafthistorischen Forschung. Ein pikantes Detail will ich hier noch nennen.

Lange wurde Ernst Gehrcke als alternder und überforderter Experimentalphysiker dargestellt, dessen Aktivitäten gegen Einstein mehr oder weniger unpolitisch gewesen seien. Dem ist nicht so. Milena Wazeck ist die Erkenntnis zu verdanken, dass Gehrcke in das antisemitische Umfeld der Einstein-Gegner weit tiefer verstrickt war. Insbesondere seine Ambitionen auf Unterstützung und Zusammenarbeit mit Arvid Reuterdahls 'Academy of Nations (AoN)' sind beträchtlich. Und Reuterdahl selbst war darauf bedacht, die 'Gerber-Story' weiter auszuschlachten. Zu diesem Zwecke wandte er sich an die überforderte Witwe Gerbers mit der Aufforderung, ihm Photographien des Oberlehrers aus Stargard zur Verfügung zu stellen. Die vom 'Professor' geschmeichelte Marta Gerber kam diesem Wunsch gerne nach:

Zitat:

Stargard Pm. 7.9.21

Sehr geehrter Herr Professor!

Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen deutsch schreibe, aber ich kann nicht englisch. Zu gleicher Zeit mit diesem Brief gehen die zwei Bilder, meines Mannes, an Sie Herr Professor, als Drucksache ab.
Recht von Herzen, danke ich Ihnen, daß Sie für meinen Mann das Wort ergreifen wollen, so ist seine viele Arbeit doch nicht ganz umsonst gewesen. Sehr gerne möchte ich das Heft oder Buch sehen, wohinein das Bild kommt, wenn ich auch wohl nichts davon verstehe. [...]
An Herrn Professor Gehrcke will ich schreiben und ihn bitten, mir doch zu erklären wie sich eigentlich die Einsteinsche Sache verhält, ich weiß davon so wenig.
(aus dem Nachlass von Arvid Reuterdahl, University of St. Thomas, Minnesota)



Dieser plumpe und intellektuell abgereicherte Versuch, die Integrität Einsteins zu beschädigen (im Geleit mit den Instrumentalisierungen von Soldner, Hasenöhrl usw.), wäre bereits 1917/20 erledigt gewesen, hätten die historischen Entwicklungen mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten den Verlierern des Paradigmawechsels in der theoretischen Physik nicht ein fachfremd induziertes Überlebensszenario verschafft. Die Plagiatsphantasien der Einstein-Gegner erlebten aber in den Zeiten des Terrorregimes unter der Selbstorganisation der 'Deutschen Physiker' einen zweiten Frühling. Und nicht genug damit! Auch wenn Carl Friedrich von Weizsäcker noch 1977 konstatierten konnte, dass die 'Deutschen Physiker' ohne bleibende Auswirkung auf die Entwicklung der Physik blieben und als "eines der absurden Nebentheater des Regimes" bezeichnet werden könnten, so bleibt ein schaler Beigeschmack!

So mancher 'Kritiker' führt den Gerber auch heute noch an, um die ART anzugreifen, ob er sich 'G.O. Mueller', Christopher Jon Bjerknes, criptically, H.H. oder Alex nennt, oder wie Harald Maurer den Gerber auf seiner Website protegiert. Diese Aktivitäten zeugen von Motivationen, die wie seinerzeit fachfremd induziert sind. Sie tradieren eine intellektuell reduzierte und ideologisch aufgeladene Gesinnung, die im 'Kritiker'-Lager Tradition und Vorbild hat.


Zitat:

ralfkannenberg
Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist übrigens, dass auch Paul Gerber keine negative Periheldrehung für die Venus erhalten hat, ich weiss also nicht, wo GOM das her hat; auch von Gehrcke scheint das nicht zu stammen. Das muss man sich aber alles in Ruhe noch näher anschauen.



Gerber hat sich wie seine zeitgenössischen Mitstreiter ausschliesslich auf den Merkur konzentriert. Der zweite Planet hat die geringste Exzentrizität in unserem Sonnensystem und seine Periheldrehung war daher immer prekär zu bestimmen. Die Periheldrehung der Venus kam erst in den Fokus der historischen 'Kritiker', als die Auseinandersetzung um dieses 'klassische Experiment' der ART seinen Höhepunkt fand. Hier stürzten sich Leute wie Charles Lane Poor oder Alfred Heinrich Bucherer auf die vermeintlich empirisch die ART widerlegenden Daten. Den altvorderen Einstein-Gegnern mag man das noch nachsehen. Die Daten, die im 19. Jahrhundert zu den Perihelbewegungen der Planeten gemessen wurden, liessen diese Deutung durchaus zu. Das ist eine eigene und hochspannende Geschichte. Dass 'G.O. Mueller' seinen sog. M7-Fehler auf diesen Uralt-Daten aufbauen will, zeugt von tiefstem Versagen. Das ist unterste Schublade und ein Armutszeugnis, wie es sich nur überzeugte Sektierer selbst ausstellen können.

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BeitragVerfasst am: 31.05.2007, 02:01    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

zeitgenosse schrieb am 31.05.2007 02:09 Uhr:
Man sollte aber nicht den Fehler begehen, Gerbers Verdienste mit der unangebrachten Kritik der Relativitätsgegner gleichzusetzen, instrumentalisieren diese bekanntlich jede in ihr enges Korsett passende Person ohne jegliche Rücksicht auf den historischen Kontext.



Hallo zeitgenosse,

du warst mal wieder etwas schneller! Wink
Und ich würde gerne den zitierten Satz als gemeinsame Schlussfolgerung hervorheben!

Grüsse galileo2609
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ralfkannenberg



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BeitragVerfasst am: 31.05.2007, 08:06    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

galileo2609 schrieb am 31.05.2007 03:01 Uhr:

Zitat:

zeitgenosse schrieb am 31.05.2007 02:09 Uhr:
Man sollte aber nicht den Fehler begehen, Gerbers Verdienste mit der unangebrachten Kritik der Relativitätsgegner gleichzusetzen, instrumentalisieren diese bekanntlich jede in ihr enges Korsett passende Person ohne jegliche Rücksicht auf den historischen Kontext.



Hallo zeitgenosse,

du warst mal wieder etwas schneller! Wink
Und ich würde gerne den zitierten Satz als gemeinsame Schlussfolgerung hervorheben!

Grüsse galileo2609



Hallo galileo,

super Smile
Besten Dank für Deine Zusammenstellungen, den von Dir genannten physikalischen Background und ihr Hineinstellen in den historischen Kontext !

Freundliche Grüsse, Ralf
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