ART und Drehimpulserhaltung

 
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 07.05.2007, 14:48    Titel: ART und Drehimpulserhaltung Antworten mit Zitat

Wie sieht es eigentlich mit der Drehimpulserhaltung in der ART aus? Beim geodätischen Effekt, der neulich beim Gravity-Probe gemessen wurde, verändert sich ja die Rotationsachse eines Kreisels (http://en.wikipedia.org/wiki/Geodetic_effect). Gilt nun die Drehimpulserhaltung oder nicht? Das Noether-Theorem der klassischen Mechanik kann man in gekrümmten Räumen offenbar nicht anwenden. Weiß jemand eine Antwort?

LG Wolfi
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Emm



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BeitragVerfasst am: 07.05.2007, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, leider gilt die Drehimpulserhaltung in gekruemmten Raeumen nicht. Wenn ich mich richtig erinnere, hat das damit zu tun, dass der Paralleltransport von Vektoren in gekruemmten Raeumen wegabhaengig ist. D.h. der Drehimpuls zeigt nach einer Verschiebung je nach zurueckgelegtem Weg am Schluss in eine bestimmte Richtung.
Die Energieerhaltung gilt uebrigens auch nicht mehr, weiss aber nicht mehr wieso.
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Joachim



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BeitragVerfasst am: 07.05.2007, 15:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,


Zitat:

Das Noether-Theorem der klassischen Mechanik kann man in gekrümmten Räumen offenbar nicht anwenden.



doch, kann man. Das Noether-Theorem sagt, dass mit jeder Symmetrie eine Erhaltungsgröße einhergeht. Der Drehimpuls ist dann und nur dann erhalten, wenn eine Axialsymmetrie vorliegt. In einem euklidischen Raum ist jede Achse eine Symmetrieachse und der Drehimpuls ist immer erhalten. In einem kugelsymmetrischen gekrümmten Raum ist der Drehimpuls nur bezüglich der Achsen durch das Symmetriezentrum erhalten. Ohne den Frame-Dragging-Effekt wäre die Drehimpulserhaltung also nur für die Gyros gegeben, die parallel zum Umlauf-Drehsinn des Satelliten rotieren. In einem rotierenden Raum ist dazu auch noch eine Achse ausgezeichnet. Nur bezüglich dieser Achse ist das System symmetrisch. Damit wäre aufgrund des Frame-Dragging nur noch dann der Drehimpuls erhalten, wenn der Satellit aquatorial um die Erde läuft und der Gyro parallel zur Erdachse rotiert.

Gravity Probe B läuft über die Pole und die Gyro-Achsen sind im 90 Grad Winkel zur Umlaufachse, so dass beide Symmetriebrüche getestet werden können.

Die Energie ist mit Zeitsymmetrie verbunden, wenn die Metrik explizit Zeitabhängig ist, ist die Energie global nicht erhalten. Explizit ist das aufgrund der Expansion der Fall. Die potenzielle Energie zwischen zwei Entfernten Galaxien nimmt aufgrund der Expansion ständig zu.

Gruß,
Joachim

P.S: Dazu vielleicht das NASA Fact sheet: http://einstein.stanford.edu/content/fact_sheet/GPB_FactSheet-0405.pdf
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 07.05.2007, 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

Das heißt, wenn es keine Symmetrien (Killing-Vektoren) in einer Raumzeit gibt, dann gibts auch keine Erhaltungsgrößen? Das ist irgendwie unbefriedigend. Ich denke nicht, dass die ART ein Perpetum-Mobile erlauben würde.
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 07.05.2007, 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, es muss immer etwas geben, das sich als Energie (oder Drehimpuls) interpretieren lässt und das eine Erhaltungsgröße ist. Wenn man zb eine Lösung der Feldgleichungen betrachten, die zwei einander umkreisende schwarze Löcher beschreibt (ich weiß, dass es da nur numerische Lösungen gibt), dann hätte eine solche Raumzeit überhaupt keine Symmetrien. Insbesondere gäbe es kein zeitartiges Killingvektorfeld. Die beiden Massen würden einander zwar mit der "Zeit" immer näher kommen, aber dabei Gravitationswellen abstrahlen. Und wenn man diesen Wellen eine Energie zuordnet, dann gilt die Energieerhaltung wieder.
Ich denke, dass etwas derartiges immer möglich sein muss. Auch beim Drehimpuls. Oder?

LG, Wolfi
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Joachim



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BeitragVerfasst am: 08.05.2007, 08:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Wolfi,

im Fall der einander umkreisenden Schwarzen Löcher, findet das ganze ja im freien Raum statt. Da folgt aus der Homogenität und Isotropie des Raumes direkt die Impuls- und Drehimpulserhaltung. Man muss sich dabei immer überlegen was passiert, wenn man alle beteiligten Massen um einen beliebigen Winkel um den Drehpunkt rotiert. Ändert sich dann die physikalische Situation oder nicht? Wenn sie sich nicht ändert, liegt Symmetrie vor. Nun sagt das Relativitätsprinzip gerade, dass nur die relativen Lagen und Geschwindigkeiten von Massen in die Rechnung eingehen. Global ist damit immer der Drehimpuls und Impuls erhalten. Bei den Schwarzen Löchern gibt es also keine Verletzung der Drehimpulserhaltung.

Anders ist es aber mit einem Satelliten, der sich im Feld der Schwarzen Löcher bewegt. Für den gibt es überall starke Felder und Impuls, Drehimpuls und Energie sind nicht erhalten. Bei Gravity Probe B haben wir ja auch den Fall, dass sich der Satellit in dem Feld der Erde befindet. Der Gesamtdrehimpuls ist erhalten, nicht aber der der Gyros für sich.

Mit der Energie ist es etwas komplizierter. Hier muss man sich überlegen, was eine Verschiebung des Zeitnullpunkts bewirkt. Läuft der Vorgang identisch ab, wenn man ihn um einen infinitesimalen Zeitschritt früher oder später startet? Lautet die Antwort ja, so ist die Energie erhalten. Sonst nicht unbedingt. In der klassischen Mechanik tritt Verletzung der Energieerhaltung bei Systemen mit zeitabhängigen äußeren Kräften auf. Global ist die Energie immer erhalten, in einem von außen bewegten System aber nicht unbedingt. In der ART wäre die Energieerhaltung verletzt, wenn der Raum sich dehnt. Es ist ein Unterschied, ob die Galaxien im Raum auseinanderdriften oder ob sich der Raum zwischen ihnen ausdehnt. Im ersten Fall bewegen sie sich gegen das Gravitationsfeld und verlieren kinetische Energie -> die Gesamtenergie ist erhalten. Im zweiten Fall merken sie von der Abstandsvergrößerung nichts -> ihre kinetische Energie bleibt gleich und die Gesamtenergie nimmt zu. Ein Perpetuum-Mobile ist das nicht, aber eine Energiequelle des Universums. Lokal merken wir davon eh nichts.

Gruß,
Joachim
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 01:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm also bei zwei Massen/schwarzen Löchern gibts meiner Meinung nach gar keine Symmetrien. Die Metrik ändert sich ja sowohl unter zeitlicher oder räumlicher Translation als auch bei einer Drehung. Strenggenommen dürfte es in diesem Fall überhaupt keine Erhaltungsgrößen geben.
In einem homogenen, isotropen Universum, das sich ausdehnt, nimmt ja die Geschwindigkeit mit der Zeit ab. Bei einem geschlossenen Universum gibts sogar einen Wendepunkt, wo die Ausdehnung un eine Kontraktion umschlägt. Hier könnte also vielleicht von "Energieerhaltung" sprechen. Allerdings nimmt in einem expandierenden Universum die Energiedichte der EM-Strahlung schneller ab, als die Massendichte, die umgekehrt proportional zum Volumen ist. Könnte man das nicht ausnützen um Energie zu "erzeugen"? Vielleicht indem man zu einem geeigneten Zeitpunkt Masse in Strahlung umwandelt?
Also ich finde das nicht ganz befriedigend. Die ART wird wohl kaum ein Perpetuum Mobile erlauben, oder? Also muss es wohl ein Analogon zur Energie (Drehimpuls) geben, dass erhalten bleibt. Wie siehst du das?

LG Wolfi
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Joachim



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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 10:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Wolfi,


Zitat:

Wolfi schrieb am 09.05.2007 01:14 Uhr:
Hmm also bei zwei Massen/schwarzen Löchern gibts meiner Meinung nach gar keine Symmetrien.



Doch. Nehmen wir doch mal ein klassisches Analogen: Zwei ungleiche Massen kreisen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Auch hier gibt es keine Symmetrie wenn man sich einfach eine Momentaufnahme ansieht. Aber das Noether-Theorem handelt von anderen Symmetrien. Nämlich von Symmetrie gegenüber infinitesimalen Verschiebungen aller Massen des betrachteten Systems.

Wenn du nun alle Massen solch eines Zwei-Körper-Problems infinitesimal in eine beliebige Richtung verschiebst, ergeben sich exakt die selben Kräfte und Anfangsbedingung. Das System als ganzes ist also gegenüber räumlicher Verschiebung symmetrisch. (Klar, weil sich die relativen Abstände nicht ändern und der Raum Isotrop ist.) Aus dieser Symmetrie folgt die Erhaltung des Gesamtimpuls. Auch eine infinitesimale Rotation um eine beliebige Achse führt wieder auf ein identisches physikalisches System. Damit ist der Gesamtdrehimpuls erhalten. Zu guter letzt führt auch eine infinitesimale Verschiebung in der Zeit, also wenn man den selben Ablauf ein wenig früher oder später startet, auf die selben Vorgänge. Das ist die Zeitsymmetrie, die zur Energieerhaltung führt.

In der ART ist es nun genau so, nur dass man nicht nur die Massen, sondern auch die mit den Massen verbundene Metrik infinitesimal verschieben muss (so wie ja im klassischen Fall auch das Feld mit verschoben wird.) Gesamtimpuls und -drehimpuls sind also in der ART erhalten.

Nun nehmen wir einen schweren rotationssymmetrischen Körper als gegeben an und betrachten nur noch das System der Körper, die sich um den Zentralkörper herum bewegen. Hier ändert eine infinitesimale Verschiebung aller kleinen Körper die Anfangsbedingungen, denn ihr Abstand vom Zentralkörper ändert sich im allgemeinen, obwohl ihre relativen Abstände zueinander gleich bleiben. Rotiert man dagegen alle kleinen Körper um den Zentralkörper, so bleiben die Anfangsbedingungen gleich und sie bewegen sich unverändert. In einem Zentralfeld ist also der Drehimpuls um den Symmetriepunkt erhalten. Ist das von dem Zentralkörper aufgehende Feld konstant, so ist auch die Energie erhalten. Oszilliert es, so können die kleinen Körper Energie von dem Zentralkörper aufnehmen und ihre Systemenergie ist nicht erhalten.


Zitat:

Also muss es wohl ein Analogon zur Energie (Drehimpuls) geben, dass erhalten bleibt.



Die Erhaltung von Drehimpuls und Impuls ist in der ART streng gegeben. Sie folgt direkt aus dem Relativitätsprinzip, also daraus dass physikalische Gesetze nur von relativen Abständen und Richtungen und nicht von der Lage in einem absoluten Raum abhängen.

Die Energie sollte meines Erachtens erhalten sein, falls das Universum abgeschlossen ist, wenn also die Ursache für die Expansion innerhalb des Universums liegt (z.B. in Form dunkler Materie). Sollte eine der Multiversen-Ideen richtig sein, so könnte ein außerhalb des messbaren Universums liegender Grund für die Expansion vorliegen und Energie in unser Universum hineingeben. Ich persönlich halte also Energieerhaltung für wahrscheinlich, aber wenn das Universum einen Anfang hatte, dann muss es ja nicht mit der vollen Energie entstanden sein. Vielleicht kam in der ersten Expansionsphase noch Energie hinzu und vielleicht dauert der Prozess der Entstehung auch noch an. Aber das sind wilde Spekulationen für mich. Ich bin kein Kosmologe.

Gruß,
Joachim
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Erik



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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 12:58    Titel: Antworten mit Zitat

Aus der ART folgt aber nur die kovariante "Erhaltung"

D_m T^mn = 0

von Energie und Impuls. Dies ist genau genommen kein
Erhaltungssatz, sondern genau das Gegenteil davon.
Es gilt ja

d_m T^mn = Terme proportional zu Gamma T.

Zwischen zwei raumartigen Hyperflächen integriert ergibt das
mit dem Satz von Stokes

P^n(später) - P^n(früher) = irgendwas ungleich null, abhängig von Gamma.

Allerdings kann man in jedem Ereignis ein Bezugssystem (lokales IS)
wählen, so daß für ein hinreichend kleines Volumen die rechte Seite
kleiner als jede vorgegebene Zahl wird. Das ist aber trotzdem nicht ganz das,
was man unter lokaler Erhaltung versteht.

Es ist schon so wie Wolfi sagt: Will man aus D_m T^mn = 0
Erhaltungssätze machen, benötigt man zusätzliche Bedingungen
wie die Existenz von Killing-Feldern, also Erzeugenden von
"Isohalbmetrien" (Terminus (c) by Ralf Wink).

Der Grund, warum E-P-Erhaltung in der ART so heikel ist, ist,
soweit ich es verstanden habe, die Tatsache, daß das Gravitationsfeld
als seine eigene Quelle fungiert (Folge aus Nichtlinearität der Feldgleichungen).
Es läßt sich aber kein kovarianter Ausdruck für
"Energie-Impuls des Gravitationsfeldes" definieren (die Nichtkovarianz der
Zusammenhangskoeffizienten stört). Die Situation ist analog zu nichtabelschen
Eichtheorien, wo die Noether-Ströme auch nicht im gewöhnlichen Sinne,
sondern nur im "eichkovarianten" Sinne erhalten sind. Unbefriedigend
ist das sicher, aber ändern konnte bis jetzt wohl keiner so richtig etwas dran.
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Joachim



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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Erik,

schön, dass man immer jemanden trifft, der sich besser auskennt. Wink

Ist das Problem nicht auch, dass in der ART Zeit und Raum nicht unabhängig betrachtet werden können? Ein Erhaltungssatz ist ja klassisch als Verschwinden der Zeitableitung definiert. Das führt in der ART lokal zu Problemen, weil der Zeitablauf an jedem Punkt unterschiedlich ist. Ich frage mich, ob meine globale Argumentation richtig sein könnte, wenn man als Zeitmaß die Zeit für einen weit entfernten Beobachter definiert. Für diesen ist der Raum euklidisch und die Invarianz der Gesetze bezüglich einer kleinen Verschiebung aller Objekte und Felder ist gegeben.

Übersehe ich da etwas?

Gruß,
Joachim
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Joachim



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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo nochmal,

wenn ich das nochmal bedenke, hat sich eigentlich durch die ART gar nicht so viel geändert. Auch in der Newtonschen Mechanik gilt in einem irgendwie gearteten nicht symmetrischen Kraftfeld lokal weder Energie- noch Impulserhaltung. In einem konservativen Kraftfeld erreicht man Energieerhaltung durch Einführung der potentiellen Energie. Impulserhaltung lässt sich aber nur durch Einbeziehung aller beteiligter Massen erreichen.

Gruß,
Joachim
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Wolfi



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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 17:42    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Wenn du nun alle Massen solch eines Zwei-Körper-Problems infinitesimal in eine beliebige Richtung verschiebst, ergeben sich exakt die selben Kräfte und Anfangsbedingung. Das System als ganzes ist also gegenüber räumlicher Verschiebung symmetrisch.


Nach dieser Argumentation wäre Energie-Impuls-Drehimpuls-erhaltung immer gegeben. Aber man kann doch Massen nicht einfach verschieben, ohne gleichzeitig die Struktur der Raumzeit zu verändern.
So weit ich es bis jetzt verstanden hab, kann man bei Asyptotisch flachen Räumen, oder Räumen deren Metrik nur geringfügig von der flachen Metrik abweicht, Killing-Felder und und somit Erhaltungsgrößen in Bezug auf den flachen "Hintergrund" definieren. Aber das kann man nicht in jeder Situation machen.


Zitat:

wenn ich das nochmal bedenke, hat sich eigentlich durch die ART gar nicht so viel geändert. Auch in der Newtonschen Mechanik gilt in einem irgendwie gearteten nicht symmetrischen Kraftfeld lokal weder Energie- noch Impulserhaltung. In einem konservativen Kraftfeld erreicht man Energieerhaltung durch Einführung der potentiellen Energie. Impulserhaltung lässt sich aber nur durch Einbeziehung aller beteiligter Massen erreichen.

Hmm jetzt hast du mich ein wenig verwirrt. Wink Müsste laut Noether, wenn das Kraftfeld zeitunabhängig ist, nicht IMMER eine Energieerhaltung daraus folgen. Andererseits, wenn das Kraftfeld nicht konservativ ist, kann man bei einer Bewegung entlang von geschlossenen Bahnen Energie "erzeugen". Was ist nun die Lösung? Ich schätze, bei nichtkonservativen Kraftfeldern gibts keine Wirkungsfunktion und somit wird Noether hier nicht anwendbar sein?

LG Wolfi
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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Erik schrieb am 09.05.2007 12:58 Uhr:
Der Grund, warum E-P-Erhaltung in der ART so heikel ist, ist,
soweit ich es verstanden habe, die Tatsache, daß das Gravitationsfeld
als seine eigene Quelle fungiert (Folge aus Nichtlinearität der Feldgleichungen).



Ja und denke ein weiter Grund ist der, dass Energie mit dem Impuls einen Vierervektor bildet. Und in gekrümmten Räumen kann man zwei Vektoren die an zwei verscheidenen Punkten definiert sind, nicht ohne weiteres vergleichen und feststellen, ob sie gleich sind (Stichwort Parallelverschiebung). Daher kann man, wenn sich ein Körper bewegt hat, auch nicht sagen, ob er die gleiche Energie wie vorher hat oder nicht.
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BeitragVerfasst am: 09.05.2007, 18:30    Titel: Antworten mit Zitat


Zitat:

Wolfi schrieb am 09.05.2007 17:42 Uhr:
Nach dieser Argumentation wäre Energie-Impuls-Drehimpuls-erhaltung immer gegeben. Aber man kann doch Massen nicht einfach verschieben, ohne gleichzeitig die Struktur der Raumzeit zu verändern.




Meines Erachtens folgt die Erhaltung des Gesamtimpulses eines Systems direkt aus dem Relativitätsprinzip. Einfach weil es von sehr weitem betrachtet keinen Unterschied macht, ob das ganze System einschließlich der Felder etwas verschoben ist. Es geht hier nicht um die Realisierbarkeit der Verschiebung. Natürlich kann ich ein System aus zwei einander umkreisenden Schwarzen Löchern und ihrer Raumzeitkrümmung nicht wirklich verschieben. Es geht um die Symmetrie der zugrunde liegenden Naturgesetze. Und die sind eben so gestrickt, dass es keine Rolle spielt, ob die Löcher zwei meter weiter links oder rechts rotieren oder ob sie eine Sekunde eher anfingen. Diese Symmetrie (Homogenität in Raum und Zeit) liegt auch der ART zugrunde. Für einen frei fallenden Körper zwischen den Löchern ist die Raumzeit allerdings im allgemeinen nicht homogen. Da macht es einen Unterschied wo er ist und er tauscht mit der Raum-Zeit-Krümmung Energie und Impuls aus.


Zitat:


So weit ich es bis jetzt verstanden hab, kann man bei Asyptotisch flachen Räumen, oder Räumen deren Metrik nur geringfügig von der flachen Metrik abweicht, Killing-Felder und und somit Erhaltungsgrößen in Bezug auf den flachen "Hintergrund" definieren. Aber das kann man nicht in jeder Situation machen.




Genau. Das ist jetzt die Verallgemeinerung der Symmetrien, wie man sie von der Newtonschen Mechanik kennt: In einem kugelsymmetrischen System ist der Drehimpuls bezüglich jeder Achse durch das Zentrum erhalten. In einem zylindersymmetrischen System ist der Drehimpuls um und der Impuls längst der Achse erhalten. Das kann man verallgemeinern, aber nicht in jedem System gibt es geeignete Symmetrien.


Zitat:

Hmm jetzt hast du mich ein wenig verwirrt. Wink Müsste laut Noether, wenn das Kraftfeld zeitunabhängig ist, nicht IMMER eine Energieerhaltung daraus folgen. Andererseits, wenn das Kraftfeld nicht konservativ ist, kann man bei einer Bewegung entlang von geschlossenen Bahnen Energie "erzeugen". Was ist nun die Lösung? Ich schätze, bei nichtkonservativen Kraftfeldern gibts keine Wirkungsfunktion und somit wird Noether hier nicht anwendbar sein?




Ja, in einem zeitunabhängigen Kraftfeld kann man immer die potentielle Energie so wählen, dass die Summe aus potentieller und anderer Energie eine Konstante ist. In nicht konservativen Kraftfeldern kann man entlang geschlossener Bahnen Energie gewinnen. Solche Kraftfelder treten in der Physik eigentlich nur auf, wenn man den Energieverlust eines Reservoirs ignoriert. Wenn man zum Beispiel einen Satelliten durch Vorbeiflug an einem Planeten beschleunigt, kann man das berechnen, indem man das kombinierte Feld aus Sonne und Planeten als nicht konservatives (=explizit zeitabhängiges) Kraftfeld auffasst. Denn der Energieverlust des Planeten fällt nicht wirklich ins Gewicht.

Gruß,
Joachim
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