Skeptiker-Radar – 2/2010
Die zweite Ausgabe des Skeptiker-Radars von RelativKritisch hat einen besonderen Schwerpunkt. Am 17. September 2010 hatte der Film „Am Anfang war das Licht“ von Peter Arthur Straubinger seine Erstaufführung in Österreich. Die Deutschland-Premiere ist für den 26. Oktober 2010 in Essen angesetzt. Gleich mehrere Skeptiker haben sich diesem Thema angenommen, das neben seinem esoterischen Inhalt einen weiteren Skandal der staatlichen österreichischen Kulturpolitik darstellt.
Auch das zweite Skeptiker-Radar gibt über dieses Thema hinaus einen ausgewählten Überblick der besten kritischen Aufklärungen über pseudowissenschaftliche und irrationale Ereignisse in den vergangenen Wochen.
Anfang September begannen mehrere österreichische Skeptiker damit, auf das esoterische Machwerk P. A. Straubingers hinzuweisen. Ulrich Berger berichtete über ein Interview mit der ORF-Sendung „Newton“, die seine Einwände im Nirvana verstümmelten. Der Videoblogger Jörg Wipplinger lieferte eine Rezension des Films und gleich noch ein Interview mit P. A. Straubinger auf Niko Alms Blog thegap. Stefan Niederwieser legte in diesem Format noch eine Schippe nach.
Ulrich Berger berichtete auf seinem Blog Kritisch gedacht schliesslich eingehend über den neuen Film „Am Anfang war das Licht“, seine feine Fernauseinandersetzung mit P. A. Straubinger via der ORF-Sendung „konkret“ und seine letztlich erfolgreich abgeschlossene Aktion gegenüber der Jugendmedienkommission beim Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Unterstützung fand Berger auch beim Portal EsoWatch, das Straubingers Film nicht nur einen Blogbeitrag, sondern auch einen eigenen Wiki-Artikel spendiert hat (mit vielen Verweisen auf die beteiligten Akteure). Straubinger kontert diese massive Kritik mit Stellungnahmen, die ihn nicht gut aussehen lassen. Auf Ulrich Berger oder auch EsoWatch ist der ORF-Angestellte nicht besonders gut zu sprechen. Aber auch auf den Verriss seines Films durch den Wissenschaftsredakteur der Tageszeitung Standard, Dr. Klaus Taschwer, reagierte P. A. Straubinger recht dünnhäutig und in vollständigem Einklang seiner irrationalen Interessen in „Grenzwissenschaften, Yoga und Meditation“. Der österreichische Filmemacher hat auch keine Scheu, dem GWUP-Gegner und Eso-Aktivisten Claus Fritzsche ein Interview zu geben. Dieser Missgriff ist in guter Übereinstimmung mit dem Anspruch Straubingers, ein gutes Jahrzehnt für Recherche und Erstellung seines Esoterik-Streifens verbraucht zu haben. Was eine Verschwendung. Wie viele andere Esoteriker sucht auch der Ö3-Angestellte Straubinger mittels blinder Phantasie in der Quantenphysik nach einem Steinbruch für seine kruden Phantasien. Diesem skurrilen Verlangen hat Florian Aigner auf seinem Blog naklar.at nachdrücklich widersprochen:
Lichtfasten macht dumm. Auch die Science Busters haben unmissverständlich per Podcast auf dem Jugendchannel fm4 des ORF das Wort zu Straubingers Unsinn ergriffen und Einspruch angemeldet: Lichtnahrung. Da bleibt keiner der „Lichtesser“ wirklich trocken! Einen weiteren Vorschlag, den man zur rationalen Bewertung dieses esoterischen Unfugs nicht ablehnen kann, hat zum Abschluss Karl Payer via Ulrich Berger veröffentlicht: Straubingers Kammer
Zehn Jahre lang hat sich Herr Straubinger also mit dem Phänomen Lichtnahrung beschäftigt. Wirklich erstaunlich! Dabei hätte schon ein kleines Gedankenexperiment gereicht, um das Phänomen zu verstehen. …
Ein so ein Lichtesser braucht also weder Nahrung noch Wasser, behauptet Herr Straubinger. … Und in seinem Körper wird natürlich auch kein Kohlendioxid gebildet, das er ausatmen müsste. Somit wird es für einen Lichtesser also auch überhaupt kein Problem darstellen, sich in einem geschlossenen Raum, zu dem zwar Lichtzutritt möglich ist, der aber sonst völlig hermetisch verschlossen ist, ohne Wasser und Nahrung aufhalten zu können. … Ob Herr Straubinger wirklich glaubt, dass er einen Lichtesser dazu überreden könnte, sich einem solchen Test zu unterziehen?
Für den Filmstart in Deutschland gibt es bislang noch keine Empfehlung der FSK. Je nachdem, wie diese noch ausfallen könnte, sollte eine vergleichbare Aktion zur Aufklärung über Straubingers Eso-Machwerk starten.
In der Skeptiker-Szene gab es noch weitere interessante Themen. Für diese Ausgabe des Skeptiker-Radars hat RelativKritisch vier Blogs auf dem Schirm.
Florian Freistetter hatte wie immer in den letzten Wochen einige Artikel zur Hand, die sich mit den bereits üblichen Esoterikern, Irrationalisten im allgemeinen und Pseudowissenschaftlern beschäftigen. Im September hat Florian eine lesenswerte Selbsttäuschung von Kornkreisjüngern ausgegraben. Ein refresh zu Niribu war ebenso dabei, wie ein brandneuer Artikel zum spontanen Polsprung 2012. Zur Mutter aller irrationalen Quellen, der religiösen Missionierung, hat Freistetter gleich vier Steine des Anstoss ausgegraben: Atheisten machen Weihnachten kaputt, über Kreationismus im Allgemeinen und über die Aktivitäten dieser Irrationalisten an den Universitäten von Magdeburg und Jena. Freistetters erschöpftes misantrophes statement: Manchmal wäre ich gerne ein Pseudowissenschaftler nimmt ihm aber keiner seiner Leserinnen und Leser ab. Das wäre auch noch schöner: wenn die Klügeren immer nachgäben, regierten uns die Dummen!
Thilo Kuessner hat auf seinem Mathlog neue Artikel zu den unseriösen Praktiken von Ji-uan He und zu den letzten Schnaufern der GFWP, deren letzte Beirätin Jocelyne Lopez unbedingt das Potsdamer Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik vor Gericht zerren will. Ob Kuessner allerdings damit recht hat, dass der Verein im Ganzen hinter diesem verzweifelten Amoklauf der Ex-Sekretärin steckt, darf bezweifelt werden.
Ulrich Berger hatte neben seinem Lauf zu P. A. Straubinger zwei weitere highlights in der Aufklärung über den zeitgenössischen Irrationalismus: Heilen mit Steinen. Und für die Arbeiterkammer Wien, hat die GWUP, so Berger, Anmerkungen zur Esoterik verfasst. Das sind nachlesenswerte Bausteine, die dem einen oder anderen Skeptiker Hilfestellungen in schwierigen Diskussionen bieten können.
Jan Hattenbach hat die Scilogs mit seinem engagierten Beitrag über die Mondlandungsleugner für dieses Skeptiker-Radar gerettet. Joachim Schulz, der Quantenmechaniker, hat sich mit den seltsamen Thesen des Philosophen Craig A. Callender befasst: Zeit ist keine Illusion und Das Phänomen Zeit. Aber weitere Empfehlungen hat sich das Blogportal von „Spektrum der Wissenschaft“ nicht wirklich verdient.
Der Blog von EsoWatch hat im Falle des Hamer-Opfers Mareike noch einmal nachgefasst. Obwohl der Scharlatan Ryke Geerd Hamer in Norwegen mittlerweile eine Ein-Mann-Universität betreibt, ist sein jüngstes Opfer der tödlichen Falle entkommen. Wir wünschen Mareike alles Gute.
Beiträge der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) hervorheben zu wollen, gliche einer Nacherzählung. Bei der GWUP sollte jeder Skeptiker daher einfach immer selbst nachsehen. Zwei Beiträge wollen wir dennoch hervorheben. Einmal den Geburtstagsglückwunsch an den Skeptiker James Randi und den Clip „Der Schlaf der Vernunft“, der in seiner simplen Aussage hoffentlich viele simple besessene Geister anspricht. Ein wagemutiger Versuch. Viel Glück!
- Diskutiere über das Skeptiker-Radar 2/2010 im Forum Alpha Centauri!
RelativKritisch E-Edition
Als ePub herunterladen 379Die Artikel von RelativKritisch gibt es auch als E-Book im ePub-Format zum kostenlosen Download!
RelativKritisch mit seinem Skeptiker-Radar in der heutigen Ausgabe von „The @gwup Daily“:
Herzlichen Dank an die Kolleginnen und Kollegen der GWUP.
[…] A. Straubingers esoterischer Kinofilm „Am Anfang war das Licht“ hatte am 26. Oktober 2010 seine Deutschlandpremiere im Filmpalast „Lichtburg“ in Essen. […]
[…] Skeptiker-Radar 1/2010 (16.09.2010) Skeptiker-Radar 2/2010 (18.10.2010) […]
[…] letzte Ausgabe des Skeptiker-Radars von RelativKritisch ist bereits zwei Monate alt. Also wird es allerhöchste Zeit für einen neuen Überblick über die besten kritischen […]
[…] (Facility for Antiproton and Ion Research), das in Darmstadt entstehen wird. Außerdem gibt es eine Ausgabe des “Skeptiker-Radars”, das “einen Überblick über die besten skeptischen Beiträge zu […]
[…] Arthur Straubinger ist zu einer festen Grösse der Esoterikszene geworden. Mit seinem Kinofilm „Am Anfang war das Licht“ hat er die Reputation erworben, sich in diesem Umfeld zu bewegen und zum Star aufsteigen zu […]