Neuerdings wird RelativKritisch ganz ohne eigenes Zutun topaktuell über die Aktivitäten von András Bálint als Einsteinwiderleger per E-Mail informiert. So fand sich, nolens volens, die Bálintsche Empörung über die Forschungsergebnisse zum Doppelsternsystem PSR J0348+0432 in unserem Postfach ein. Sein Ärger über die allgemeinverständliche Erklärung von Paulo Freire vom Bonner Max Planck Institut, dass sich „Einsteins Vorhersagen ziemlich gut behauptet haben“, war so gross, dass Herr Bálint ihn getrübten Blickes zum Paolo Freie umtaufte und sich sein letztes Hemd als „ziemlich gute Hose“ verkehrt herum anzog. Ein amüsantes Beispiel dafür, was passiert, wenn die Relativitätstheorien Einsteins einem Schafhirten aus der ungarischen Tiefebene in die Hände fallen, den es als autodidaktischen Künstler und Philosophen nach Wien verschlagen hat.
Engelhardt-Unsinn, Folge 1: Ende April 2013 wandte sich Wolfgang Engelhardt mit der Anfrage an RelativKritisch, ob seine Widerlegung der Speziellen Relativitätstheorie (SRT) durch das „Global Positioning System“ (GPS) für unseren Blog von Interesse sei. Getreu unserem Leitbild, mit dem wir uns der vertrauenswürdigen Aufklärung verpflichten, haben wir Wolfgang Engelhardt angeboten, seine angebliche Widerlegung als Gastbeitrag zu veröffentlichen. Sein Artikel „GPS und SRT“ ist am 26. Mai erschienen. Bei genauerer Betrachtung seiner Widerlegung offenbart sich aber rasch, dass sie nichts taugt und völlig aus der Luft gegriffen ist.
Albert Einstein ist aufgrund seiner wissenschaftlichen Ausnahmestellung und seiner kulturellen Bedeutung als moderne Pop-Ikone ein bevorzugtes Ziel seiner Gegner. In der bewegten Geschichte von Einsteins Theoriefindung schlichen sich auch recht weltliche Fehler in die öffentlich rezipierbaren Quellen ein, die der geniale Physiker Einstein in die zeitgenössische Diskussion einbrachte und die bis heute im Original verfügbar sind. Im Umfeld von Einsteins Verlegern passierte handwerkliche oder editorische Fehler sind für den Wissenschaftshistoriker in der Regel marginal. Für den ideologisch aufgeladenen Einstein-Gegner können dagegen selbst banale, technisch bedingte Druckfehler Anlass eines emotional sehr ausgeprägten Erlebnisses darstellen, das ihn in seiner individuellen Prädisposition verfestigt.
Im Herbst fallen die Blätter. Und die Einstein-Gegner. Im September verstarb der Ingenieur und Patentanwalt Dr. Georg Alexander von Breunig, der sich Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts unter seinem martialischen Kampfnamen „Georges Bourbaki“ aufmachte, um gegen den wissenschaftlichen Mainstream zu „rebellieren“. Der Scharlatan, Esoteriker und Pseudophysiker von Breunig wurde am 1. Oktober 2012 im Alter von 78 Jahren zu seiner letzten Ruhe geleitet und nach einer Feuerbestattung im Familiengrab der von Breunigs auf dem Alten Teil des Münchner Waldfriedhof beigesetzt.
Ekkehard Friebe ist das Urgestein der pseudowissenschaftlichen Kritik der Speziellen Relativitätstheorie im deutschen Sprachraum. In den letzten Jahren reduzierten sich seine Aktivitäten auf die Interessenvertretung der anonymen Forschungsgruppe G.O. Mueller und die stoische Veröffentlichung pseudowissenschaftlichen und esoterischen Unsinns unterschiedlichster Herkunft in seinem Blog. Damit ist Friebe mit seinen immerhin bereits 85 Jahren bestenfalls noch für besonders verbohrte Relativitätskritiker interessant. Dabei hat er schon bessere Zeiten gesehen. Heute wenig bekannt ist, dass der ehemalige Patenamtsangestellte Friebe gemeinsam mit Walter Theimer und Gotthard Barth 1988 im Österreichischen Rundfunk als Aussenseiter der Naturwissenschaft den Zenit seiner Kritikerkarriere erreichte.