Am 20. Mai ist der Weltuntergang
Vor hundert Jahren fand die vorletzte Wiederkehr des Halleyschen Kometen in Sonnennähe statt. Im Herbst 1909 erfolgten die ersten Sichtungen des wohl berühmtesten periodischen Kometen und ab März 1910 konnte er mit blossem Auge beobachtet werden. Der Heidelberger Astronom Max Wolf hatte den Kometen mit dem Waltz-Reflektor der neuen Bergsternwarte am 11. September 1909 wiederentdeckt. Nach umfangreichen Beobachtungen und Berechnungen kam Wolf zu einem Ergebnis, das Folgen haben sollte:
Um 4 Uhr 24 am 20. Mai 1910 wird die Erde den Schweif des Kometen durchqueren. Er ist durch die Störungsaktionen von Jupiter und Saturn von seiner Bahn abgelenkt worden.
Damit nicht genug!
Für das Erscheinen des Kometen 1910 hatten sich die Astronomen vorbereitet, es sollte als astronomisches Grossereignis ein Triumph ihrer jüngsten Methoden und Instrumente werden. Damit begann das Debakel, das man als Versagen früher Wissenschaftskommunikation werten kann. Neben den ausschliesslich darstellenden Beobachtungen analysierten die Wissenschaftler den Halleyschen Kometen auch mit Hilfe der Spektroskopie. Es war der französische Theosoph und Astronom Nicolas Camille Flammarion, der die gefundenen Kohlenstoffverbindungen, darunter Cyanide, als katastrophische Bedrohung ins Spiel brachte. Wenn die Erde, wie Wolf es berechnet hatte, den Schweif des Kometen durchquerte, würde sich die Atmosphäre mit Blausäure sättigen und das Aussterben der Menschheit verursachen. Es gab noch weitere Weltuntergangsszenarien, die den Zusammenstoss der Erde mit dem Kometen oder einen tödlichen Sternschnuppenschauer vorhersagten.
Diese kollektiv verstärkten Ängste sind nach 1910 schnell abgeflaut, nachdem Halleys Komet wieder in den Weiten des Sonnensystems entschwunden war. Die Hysterien, aber auch die satirische Auseinandersetzung mit diesem historischen Ereignis hat SPIEGEL Online mit einer exemplarischen Auswahl zeitgenössischer Postkarten aus der Sammlung von Peter Weiss illustriert. Ein visuelles Mehrgängemenü, das nicht nur ein Bild der Gesellschaft der vorletzten Jahrhundertwende, sondern auch der prekären kommunikativen Potentiale der seinerzeitigen Wissenschaftler zeichnet. Was uns heute ein Augenzwinkern entlockt, war vor hundert Jahren als gefühlter Weltuntergang gleichwohl präsent. Eine Stimmung, die auch heute noch von Mittlern katastrophischer Prophezeiungen allgegenwärtig erzeugt werden kann. Erdfressende Schwarze Löcher aus den Katakomben des Large Hadron Colliders in Genf im Jahr 2010? Endzeitvisionen für Dezember 2012? Der 20. Mai 1910 sollte für so einige abgehobene Katastrophisten doch ein Déjà-vu bedeuten, das sie beim Blick in den „Spiegel“ ereilt.
- Diskutiere über den Weltuntergang am 20. Mai 1910 im Forum Alpha Centauri!
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Ich bin schon mal gespannt. Hab mir für morgen abend mal zur Sicherheit keine Termine gelegt, wär ja vielleicht eh umsonst. Hab dazu auch einen Artikel geschrieben, vielleicht schaust du mal rein: http://www.ck-news.com/2011/05/geht-morgen-die-welt-unter/