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Otto E. Rössler – Blödeleien vor der DGEIM

von Redaktion am 23. Juli 2010

Am 17. Oktober 2009 hielt Otto E. Rössler einen Vortrag auf dem 11. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin e.V. (DGEIM). Der Tübinger Exzentriker, verschworener Gegner des Large Hadron Collider (LHC) in Genf, stolperte entlang seines Themas „Chaos, Rationalität und Medizin am Abgrund“ in die perfekte Unordnung. Wesentlicher ist aber die Frage, wie Rössler dazu kam, vor der DGEIM sprechen zu wollen. Kein seriöser Wissenschaftler würde sich von diesem esoterischen Verein einladen lassen.
Die Deutsche Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin e.V. (DGEIM) wurde 1999 als privater Verein zur Erkundung und Verbreitung der „Energetischen Medizin“ gegründet. In ihrer „Standortbestimmung“ beschreibt sich die DGEIM wie folgt.

„Die Bedeutung des Zusammenhangs von Energie und Medizin wurde bisher in der konventionellen Medizin kaum wahrgenommen. Energetische und Informationsmedizin (energy medicine) tritt jedoch jetzt als neue eigene Medizinsparte mit hohem Entwicklungspotenzial weltweit in die Öffentlichkeit. Sie ist entstanden aus der Verbindung von altem Heilwissen, neuen Wissenschaftstheorien und High-tech-Verfahren.“

Hinter diesen Hochglanzbotschaften stellt sich der Verein jedoch als esoterische Vereinigung heraus, die sich mit pseudo- oder parawissenschaftlichen Irrlehren und Anwendungen beschäftigt. In den Worten eines Kritikers: „Hogwarts ist überall.“
Im Oktober 2009 wollte der Verein sein zehnjähriges Bestehen feiern und lud seine Mitglieder und eine Reihe von „international weithin bekannten Forschern“ zu seinem alljährlichen Symposium in Heidelberg. Darunter auch Otto E. Rössler.


Otto E. Rössler: „Chaos, Rationalität und Medizin am Abgrund“. Vortrag vom 11. Symposium der DGEIM, 17.Oktober 2009, Heidelberg, Stadthalle.

Der Auftritt von Otto E. Rössler an diesem Herbsttag in Heidelberg geriet vollkommen zur Farce. In seinem ca. 40-minütigen Vortrag kam Rössler nach knapp der Hälfte seiner Redezeit endlich zum Punkt. Man habe ihm gestattet, vor der versammelten DGEIM-Mitgliedschaft über seine eingebildeten Gefahren durch den LHC zu reden. Wie bereits die Zeit davor, verlor sich Rössler in Anekdoten und Geschichten, die weder etwas mit seinem Vortragsthema zu tun hatten, noch das an wesentlich irrationalere Kost gewöhnte Auditorium von den Stühlen rissen. Nach zwei Dritteln seiner Redezeit kam dann der erste Ordnungsruf. Der Referent musste reagieren: „Bitte? … LHC, danke. Also, ich komme jetzt auf den LHC zurück.“ Nach ein paar Schnaufern versuchte sich der Tübinger dann doch noch an der Darstellung seiner crackpot-These zur Allgemeinen Relativitätstheorie. Um sein Desinteresse an seinem Publikum zu demonstrieren, stellte er jedoch umgehend fest: „… sie werden vielleicht nicht wissen, was ein Schwarzes Loch ist …“.

Otto E. Rössler bei der DGEIM, Oktober 2009

Otto E. Rössler bei der DGEIM, Oktober 2009

Nach einem eher unlustigen Versuch des Prof. emeritus, seine abwegige junk science darzustellen, wechselte er flugs wieder in die Blödelarien, die bereits den grössten Teil seines Vortrags ausgemacht hatten. Zum Schluss seiner Darbietung, die zu keinen weiteren Höhenflügen mehr ansetzte, kokettierte Rössler noch etwas mit seinem Totalversagen und bat das Publikum durch Fragen um weitere Redezeit. Dieses wurde ihm aber durch den Tagungsleiter und DGEIM-Vorsitzenden Hendrik Treugut durch einen schnellen Eingriff energisch ausgeredet. Und Rössler nahm seinen Abgang.
Der Tübinger hatte in der Stadthalle Heidelberg nur ein paar lichte Momente. Gleich zu Anfang korrigierte er die einführende Vorstellung seiner Person:

„ich habe keine Professur für Physik“ (time stamp: 03:35).

Weiter fand Rössler zu der für ihn ungewöhnlichen Einsicht, dass er die Allgemeine Relativitätstheorie

„nie verstanden habe“ (time stamp: 19:45)

Über seinen Erstkontakt mit dem crackpot-Medium „Journal of New Energy“ schilderte Rössler in einer nahezu euphemistischen Kaskade seinen Abstieg in die crank-Szene. Wie „riesige Mengen von Menschen, die ihr Leben Einstein geweiht haben, und die … die meinen, dass sie da etwas Neues noch finden konnten“ glaubte Rössler, in Einsteins Werken etwas erblickt zu haben, das tausende Physiker bisher übersehen hätten. Verbindungen zur Pseudowissenschaft sind für Rössler allerdings nicht neu. Aber in diesem Journal sollten auch seine ersten Aktivitäten in dieser Szene dokumentiert werden.

Bereits um 2000 herum hatte er Berührung mit Georg Galeczki, der unter anderem im deutschsprachigen Raum die „Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Physik e.V“ gründete. Der Tübinger war nicht nur Teilnehmer der von Galeczki und Peter Marquardt organisierten alternativphysikalischen Veranstaltung „Physics as a Science III“, 2002 in Arrecife de Lanzarote.
Ihre Zusammenarbeit war noch wesentlich tiefer. Zusammen mit Heinrich Kuypers veröffentlichten Rössler und Galeczki 2004 in dem von Mohamed El Naschie herausgegebenen Skandaljournal Chaos, Solitons & Fractals den Aufsatz „Longitudinal corollary to the transverse mass–energy relation of special relativity“ (Vol. 22, Issue 4, November 2004, pp. 753-756). Georg Galeczki verdankte Rössler auch Inspiration bei der Abfassung seines 2005er Artikel „The scale change of Einstein’s equivalence principle“, ebenfalls in Chaos, Solitons & Fractals, Vol. 25, pp. 897ff. herausgegeben:

„Acknowledgement – We also thank […] George Galeczki for discussions.“

Auch mit dem nachfolgenden Vorsitzenden der GFwP, Konstantin Meyl, fand sich Rössler gut zusammen: „Ich kenne Herrn Meyl schon sehr lange, … und ich weiss, dass er hier sehr kreative Ideen hat.“ (time stamp: 29:30). Seine Bekanntschaft zu dem Furtwangener crackpot hat Rössler mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Einladung zum Vortrag in Heidelberg verschafft. Meyl kam 2003 zur DGEIM und ist mittlerweile ihr stellvertretender Vorsitzender. Anders als Rössler, hat Konstantin Meyl auch dieses Symposium professionell genutzt, um die Anhänger der DGEIM als nützliche Idioten und Kunden seiner Bücher und Apparate zu manipulieren. Auch wenn die Esoteriker in Heidelberg Rössler durchfallen liessen, in Meyl haben sie ihren waren Hexenmeister gefunden.

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6 Kommentare | Kommentar schreiben
 
  1. #1 | galileo2609 | 23. Juli 2010, 22:40
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  2. #2 | Martin Klicken | 25. Juli 2010, 04:50

    Und ein freundliches Hallo zurück vom ‚El Naschie Watch Blog‘. Ich bin bei der Darbietung immer tiefer im Sessel gerutscht. Unglaublich. Fremdschämen.
    Alles Gute und
    Viele Grüße
    Martin Klicken

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  3. […] könnte das Thema Rössler endgültig erledigt sein, würde er nicht, durch seine tiefe Verankerung in pseudowissenschaftlichen Zirkel gut gerüstet, aalglatt weiter seine junk science in Vorlesungen und Kolloquien an der Universität […]

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  4. […] „Endophysik“ gefangen, präsentiert sich ähnlich desaströs wie im Herbst 2009 mit seinen „Blödeleien vor den Esoterikern der DGEIM“. Die hohle Phrase des Tübinger Chaoten über „die Schnittstelle zwischen der Welt …“ […]

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  5. […] einzuladen. Wir freuen uns bereits jetzt, wie die Jungs sich angesichts der erwartbaren üblichen Rössler-Blödeleien winden werden, warum sie dem Tübinger Chaoten immer noch ein Forum […]

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  6. […] treffend mit Eskapismus beschrieben wird. Dieser äussert sich in den bekannten Verdrehungen, Blödeleien und den surrealen Wünschen von „E. T.“ Rössler, „nach Hause telefonieren zu wollen“, d. […]

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