OStR Peter Rösch – Ich war Vorsitzender
Im Gegensatz zu früheren Jahren ist die Tagung der „Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Physik e.V.“ im heurigen Herbst 2009 unangekündigt und unauffällig in München über die Bühne gegangen. Die Ergebnisse der Tagung sind jedoch ganz und gar nicht unspektakulär. Oberstudienrat Peter Rösch hat das Amt des Vorstandsvorsitzenden niedergelegt, Nachfolger ist der Physikmystiker und Tangotänzer Peter Ripota.
Damit hat eine Ära ihr Ende gefunden, die 2005 begann. Damals hatte sich Rösch gegen Konstantin Meyl in einer Kampfabstimmung durchsetzen können. Die „Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Physik e.V.“ (GFWP) war und ist seit ihrer Gründung 1995 durch Georg Galeczki und Peter Marquardt nicht zuletzt ein Instrument ihrer Vorsitzenden zur Durchsetzung eigennütziger Motive. Sollte die GFWP für Galeczki und Marquardt als Basis für ihre physikkritischen Publikationen dienen (Georg Galeczki – Requiem für die Vernunft), um ihnen einen seriösen Anstrich zu verleihen, war es bei Meyl das ökonomische Ziel, seine skurrilen Skalarwellen profitabel zu vermarkten.
Und auch Rösch verfolgte das ganz persönliche eigennützige Motiv, die GFWP in seine weltanschauliche Richtung zu lenken, die er 2005 in seinem Buch „Ich war Einstein“, mit seiner persönlichen Verschwörungstheorie zur Entstehung der Relativitätstheorie Einsteins darstellt. Rösch meint in diesem Buch, dass Einstein nichts weiter als ein willfähriger Handlanger von Ferdinand Lindemann war, dem Bezwinger von Pi und für Rösch der eigentliche Urheber der Relativitätstheorie.
Rösch erwähnte seine Lindemann-These erstmals 1998 und zwar in einem Aufsatz mit dem Titel „Was gegen Einstein spricht“, der, wenig überraschend, in dem pseudowissenschaftlichen Magazin Raum&Zeit erschien (Rösch, P. in: Raum&Zeit 93/98). Für die Uraufführung seines Lindemann-Dramas suchte Rösch jedoch die grosse Bühne: ausgerechnet die Jahrestagung 2001 des „Deutschen Vereins zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts e.V.“ (MNU) in Köln musste dafür herhalten (Rösch, P., Eine Personalgeschichte der Relativitätstheorie, MNU-Tagung 2001). Doch wie so häufig, wenn im Stillen ausgetüftelte Aussenseiteransichten plötzlich auf dem harten Prüfstand eines Fachpublikums bestehen müssen, erntete Röschs Vortrag statt des erhofften Applauses breite Ablehnung. Ein Augenzeuge beschreibt Röschs Auftritt, der laut Tagungsband kurioserweise genau auf einen Vortrag von Einsteinkritiker Peter Marquardt („Requiem für die SRT“) folgte, mit den Worten:
„Der Vortrag wurde – um es vornehm auszudrücken – sehr skeptisch aufgenommen.“
Rösch hatte also das Ziel, seine Lindemann-These in Pädagogenkreisen hoffähig zu machen, gründlich verfehlt. Sein Geheimbundroman wird selbst in Kritikerkreisen fast ausnahmslos ignoriert und fand auch bei den Mitgliedern der GFWP nur dürftige Resonanz.
Warum ist das so? Sicherlich steht die Verschwörungstheorie von Rösch auf schwachen Beinen, beruht sie doch einzig auf seiner eigenwilligen falschen Deutung einer Fussnote von Lindemann zum Werk „Wissenschaft und Hypothese“ von Henri Poincaré:
Dieser umgekehrte Weg (Ableitung der elektrischen Erscheinungen aus den optischen) hat mich seit langem beschäftigt; und ich habe denselben im Sommer 1902 in meinen Vorlesungen so weit durchgeführt, daß sich die wichtigsten Resultate der Elektrodynamik und des Magnetismus für ruhende Körper ergeben; ich hoffe eine Darstellung dieser Untersuchungen bald veröffentlichen zu können.
– Lindemann, F., Anmerkung 103, in: Poincaré, H., Wissenschaft und Hypothese, B. G. Teubner, 3. Auflage 1914, Autorisierte Ausgabe mit erläuternden Anmerkungen von F. und L. Lindemann, Seite 343 mit Bezug auf Seite 215
Doch eine fehlende Begründung hat eine Verschwörungstheorie noch nie an ihrer Verbreitung gehindert, im Gegenteil. Bei genauer Betrachtung stellt man jedoch überraschend fest, dass Rösch kein Einsteinkritiker bzw. Relativitätskritiker im üblichen Sinne ist. OStR Peter Rösch ist ein tiefreligiöser reaktionärer Katholik. Seine Mission ist der stete Kampf gegen die Säkularisierung der Gesellschaft und für den katholischen Glauben, die Kirche und den Papst. Eine Säkularisierung der Gesellschaft, die mit den Umwälzungen und dem Wertewandel Ende des 19., Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang genommen hat. Für Rösch ist diese Zäsur in der Geschichte eine moderne Wiederholung des Verrates der Pharisäer an Jesus Christus. Und Rösch hat seine „Pharisäer“ identifiziert und mit seinem Buch „Ich war Einstein“ ins Fadenkreuz genommen: Der Jude Albert Einstein, der Protestant Max Planck, der Positivist Ernst Mach und der Freigeist Ferdinand Lindemann haben sich 1905 verschworen, um die katholische Kirche in den Untergang zu stürzen. So schreibt Rösch beispielsweise am 22.12.2008 im welt.de-Forum:
„Eine wirklich interessante Frage wurde ausgeklammert: Was hält der jesuitische Astronom (Anm.: Pater José Gabriel Funes) von der Relativitätstheorie und dem durch Einstein propagierten Weltbild? – Wir wissen ja heute, daß die Relativitätstheorie den antiklerikalen Kreisen um Ernst Mach entstammt und in der ursprünglichen Fassung wohl von dem atheistischen Mathematiker Ferdinand Lindemann verfaßt wurde.“
– Quelle (eingesehen am 9.12.2009): Rösch, P., Kommentar zu: Der Vatikan zwischen Astrologie und Astronomie
Eine weitere Spur führt an die Universität Stuttgart: Rösch besuchte dort das Doktorandenseminar von keinem geringeren als Prof. Dr. Armin Hermann, Einstein-Biograf und von 1968 bis zu seiner Emeritierung 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Naturwissenschaften. Offenbar wurde Rösch wegen seiner sturen, unqualifizierten Ablehnung der SRT von Hermann aus dem Seminar verwiesen. Es ist also gut möglich, dass dort der Grundstein für Röschs beinahe schon wahnhafte Abneigung gegen Einstein und die „Relativisten“ gelegt wurde.
Unter den zahlreichen Gründen, welche die Kritiker antreiben und motivieren, ist es vor allem einer, der fast allen Kritikern gemeinsam ist: Der übersteigerte Wunsch nach Anerkennung und Geltung, den Vertretern der etablierten Wissenschaft in Augenhöhe zu begegnen und mit den grossen Persönlichkeiten der modernen Naturwissenschaften, wie eben z.B. Einstein, in einem Atemzug genannt zu werden. Genau das bietet Rösch mit seiner Verschwörungstheorie nicht einmal dem Anschein nach. Bei ihm verkommt das Kräftemessen mit den Grossen der modernen Physik zum religiös-ideologischen, langweiligen Kriminalstück, dem das Motiv zur Tat fehlt und in dem Koryphäen wie Max Planck und Albert Einstein herabgewürdigt und schlecht gemacht werden. Die Kritiker möchten zwar den Grossen der Physik in Augenhöhe begegnen, aber nicht indem diese auf das Niveau der eigenen Bedeutungslosigkeit herabgesetzt werden. Abgesehen von der Diffamierung Einsteins, Lindemanns usw. beschränkt sich die Kritik an der SRT bei Rösch auf die Behauptung, dass sie falsch ist. Ein Teufelswerk sozusagen. Damit ist die Verschwörungstheorie von Rösch ungeeignet um als Kritiker damit Meriten zu verdienen.
Trotzdem und gerade deshalb versucht Rösch sein Buch mit allen Mitteln zu bewerben. Er schreibt Artikel für die pseudowissenschaftlichen Zeitschriften Raum&Zeit und Magazin2000-plus, und er hat keine Skrupel, seine heilige Mission mit dem Bildungsauftrag als Fachlehrer zu verbinden und stellt sein Buch in einer Vitrine seiner Schule aus. Für 20 € kann jeder Schüler das Buch erwerben und sich im Selbststudium von Rösch missionieren lassen. So feiert Röschs Machwerk, von der Fachwelt unbeachtet im Schaukasten seiner Schule vor sich hingilbend, seine kümmerliche Dernière.
Zuletzt hat Rösch seine Missionstätigkeit ausgeweitet. Unter Anderem verteidigt er auf kreuz.net die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaustleugners Robert Williamson durch den Papst. Das Webportal kreuz.net ist höchst umstritten. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Berlin gegen kreuz.net wegen Volksverhetzung wurde im Januar 2008 nur aufgrund der Anonymität des Portals eingestellt (siehe kreuz.net bei Wikipedia). Weiter äussert sich Rösch als bekennender Kreationist und glühender Verehrer des Doyens der faschistischen „Deutschen Physik“ Philipp Lenard (laut Rösch ein „hervorragender Verfechter anschaulicher Physik“). Für seinen Artikel in Raum&Zeit 93/98 liess Rösch sogar eigens ein Portrait anfertigen, welches in Stil und Pose einem Portrait seines grossen Vorbilds detailgetreu nachempfunden ist. Mag man dieses Portrait für sich genommen noch als nostalgische Spielerei eines Ewiggestrigen abtun, zusammen mit den anderen Äusserungen Röschs formiert sich ein Gesamtbild, welches mit seiner Funktion als Lehrer nur schwer vereinbar scheint.
Damit wird deutlich, dass die Kluft zwischen den Interessen von Rösch und den Grundsätzen der GFWP so gross geworden war, dass ein Wechsel des Vorstandsvorsitzenden die zwangsläufige Konsequenz sein musste. Mit dem Wechsel an der Spitze der GFWP haben sich auch einige Änderungen im Vorstand und im Beirat ergeben. Der Vorstand wurde vollständig ausgetauscht und mit Ekkehard Friebe und Hartwig Thim neu besetzt. Thim ist jedoch bereits wieder aus dem Vorstand ausgeschieden. Die völlige Neubesetzung des Vorstandes wurde notwendig, da Helmut Hille, Heribert Lumpe und Horst Schneider für eine neuerliche Wahl in den Vorstand nicht mehr zur Verfügung standen und Harald Maurer nach Differenzen mit den GFWP Mitgliedern, nicht zuletzt wegen seines gescheiterten Jupiter-Experiments, seine Mitgliedschaft gekündigt hat. Anders ist die Situation im Beirat, der nun, wie im Vorjahr, wieder mit Eduard Krausz, Jocelyne Lopez und Martin Müller besetzt ist. Damit ist auch Lopez wieder vertreten, die nach ihrer Wahl in den Beirat 2008 bereits im Dezember desselben Jahres wieder ausgeschieden war. Ob der radikale Umbau des Vorstandes nun ein Signal zum Neuanfang des Vereins darstellt oder das erste Zeichen seines Niederganges ist, kann noch nicht beurteilt werden. Sicher ist, dass die GFWP ihrem Ex-Vorsitzenden Peter Rösch keine Träne nachweint.
„Geh mit Gott, aber geh!“, heisst es. Rösch ist einen ersten Schritt gegangen.
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- Siehe auch: Verschwörungstheorie in der Schule – Scienceblogs.de
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Mittlerweile ist es doch abgeschaltet (seit Dezember 2012). Waren wohl zu viele Haken dran.
Gut so. Ich halte OStR Rösch für einen katholischen Fundamentalisten. Er unterstützt ja auch die Hypothese, dass die CIA Papst Benedikt XVI. zum Rücktritt gezwungen hat. Wegen seines Fundamentalismuses ist er gegen den Protestanten Planck und gegen den Juden Einstein. Pure ideologische Verblendung.
Wo hat der Rösch denn diesen Schmarrn in die Welt geblasen (CIA)?
Der „Kreuz.net-Fahrer“ Peter Rösch verlinkte im Februar 2013 bei Christliches Forum und bei Katholisches.info tagesaktuell einen entsprechenden verschwörungstheoretischen Artikel, der auf dem antisemitischen Blog Politaia veröffentlicht wurde.
Grüsse galileo2609
Hat’s die Kreuznettern nicht Ende 2012 zerrissen?
Hat es. Die Seite wurde Ende 2012 abgeschaltet, wie ich auch schon geschrieben habe. Waren wohl zu viele Haken an der Sache.
Nun ja, wer sich ausgerechnet ausdrücklich auf Philipp Lenard beruft, fühlt sich dort zweifelsfrei zuhause.
[…] auf „Kritische Stimmen zur Relativitätstheorie“. Fleissig kommentiert von Peter Rösch, dem glücklosen Vorgänger Ripotas als […]
Der Rösch plant ja tolles:
http://www.kritik-relativitaetstheorie.de/2014/05/trailer-zur-2nd-rational-physics-conference-salzburg-april-2014/#comments