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Harald Maurer – Das Jupiterexperiment

von Redaktion am 23. Januar 2009

Anfang Januar 2009 hat Harald Maurer, Vorstandsmitglied der Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Physik e.V., eine Präsentation der Ergebnisse seines Jupiterexperiments auf seiner Webseite Edition MAHAG veröffentlicht. Mit dem Experiment sollte mit Hilfe externer Synchronisationssignale des Jupiters eine Einwegmessung der Lichtgeschwindigkeit durchgeführt werden, um einen möglicherweise vorhandenen absoluten Äther nachzuweisen. Damit zeigt sich Maurer, im Gegensatz zu den meisten anderen Kritikern, als Mann der Tat, der klar erkannt hat, dass eine Kritik der Speziellen Relativitätstheorie nur auf der Basis experimenteller Ergebnisse erfolgen kann. Wollen ist allerdings nur ein schwacher Ersatz für Können und so endet ein vielleicht ernst gemeinter Versuch in purem Aktionismus. In den folgenden Diskussionen in unserem Forum Alpha Centauri und im Forum der Edition MAHAG wurden Widersprüche in den Aussagen, Daten und Fakten der Präsentation festgestellt.

Jupiter als Radioquelle zur Synchronisation der Messung der Einweglichtgeschwindigkeit

Jupiter als Radioquelle zur Synchronisation der Messung der Einweglichtgeschwindigkeit

Vor allem die genauen Standorte der Messpunkte warfen Fragen auf. Maurer hatte in seiner Präsentation Fotos von den beiden Messpunkten Hütt und Kogelberg im Raum Leibnitz (Steiermark, Österreich) gezeigt, aber keine genauen Koordinaten (Längen- und Breitengrade) angegeben. Jedoch ist die genau Ost-/Westausrichtung der Messpunkte – sie müssen exakt auf dem gleichen Breitengrad liegen – eine essentielle Voraussetzung für die Durchführung des Experiments. Angegeben wurden von Maurer nur die Distanz zwischen den Messpunkten von 14,355 km und der Längen- und Breitengrad des Mittelpunktes zwischen den Messpunkten. Dieser Mittelpunkt liegt auf der Verbindungsgeraden zwischen den Messpunkten und ist von beiden gleich weit entfernt. Der Längengrad dieses Punktes wird für die genaue Bestimmung des Transitzeitpunktes des Planeten Jupiter benötigt. In den Sekunden um den Transitzeitpunkt erfolgen die Messungen.

Anhand der Fotos in der Präsentation konnten die beiden Standorte Hütt und Kogelberg jedoch von RelativKritisch genau identifiziert und vermessen werden (siehe dazu den Beitrag „Die Messpunkte“ im Forum Alpha Centauri). Daraus geht klar hervor, dass die Angaben von Maurer in seiner Präsentation nicht zusammenpassen. Entweder stimmt der Mittelpunkt und die Distanz zwischen den Messpunkten (welche das dann auch immer sein mögen), dann können Hütt und Kogelberg unmöglich die Messpunkte gewesen sein, oder die Messpunkte Hütt und Kogelberg stimmen, dann ist der angegebene Mittelpunkt und die Distanz falsch.

Standorte der Messpunkte für das Jupiterexperiment bei Leibnitz

Das Verwirrspiel um die Standorte der Messpunkte bei Leibnitz für das Jupiterexperiment

Maurer behauptet nun, dass der Messpunkt Hütt zur Messung verwendet worden ist, der Messpunkt Kogelberg jedoch nur ein Probemesspunkt war und für die eigentliche Messung ein Punkt weiter westlich, 14,355 km von Hütt entfernt, benutzt wurde. Jedoch, wie oben beschrieben, kommt auch der Standpunkt Hütt nicht in Frage und ein Messpunkt westlich des Kogelbergs würde auch keine direkte Sichtverbindung mehr erlauben, da der Kogelberg im Weg steht. Derzeit verweigert Maurer jede weitere Auskunft zu Fragen bezüglich des Experiments. Er hat nicht nur seine Präsentation wieder vom Netz genommen, sondern zieht sich sphinxhaft darauf zurück, die Widersprüche in seiner Darstellung seien beabsichtigte „falsche Fährten“, um die allfällige Kritik in die Irre zu führen. Eine solche Selbstexkulpierung ist mit den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis nicht vereinbar und diskreditiert den Experimentator noch vor seinem Experiment.

Doch Kritik kommt überraschend auch aus Maurers Team. Der an der Konzeption des Experiments entscheidend beteiligte Physiker und von Maurer noch in der Präsentation als Koautor genannte Dr. Wolfgang Engelhardt hat RelativKritisch per e-mail darüber informiert, dass er seine Mitarbeit am Jupiterexperiment aufgekündigt hat:

Sehr geehrter Herr Karl,

anlässlich der Diskussion des Jupiter-Experiments ist auch mein Name in Ihrem Forum aufgetaucht. Ich war an der Konzeption, Planung, Diskussion dieses Experiments maßgeblich beteiligt, wie Sie aus beiliegender Dokumentation (Beiträge_Engelhardt.pdf) entnehmen können. Mit der technischen Durchführung war ich zu keinem Zeitpunkt befasst.

Nach Durchführung des Experiments habe ich zusammen mit Dr. Wanek, Salzburg, Herrn Maurer am 13. September in Graz besucht. Er hat uns zu den Plätzen Kogelberg und Hütt gefahren, wo jeweils noch Jupiter-Empfangsantennen aufgebaut waren. Diese wurden in unserer Gegenwart abgebaut und im Kofferraum von Herrn Maurers Wagen verstaut. Anschließend haben wir in Herrn Maurers Diskothek Einblick in einige Laptop Aufzeichnungen von Signalen, die vom Jupiter stammen sollten, genommen. Eine genauere Auswertung war auf diese Weise nicht möglich. Diese wurde für die Tagung der GFWP Anfang Oktober in Salzburg versprochen.

In einer Präsentation hat Herr Maurer dann ein punktuelles Ergebnis mitgeteilt, welches im Einklang mit unseren Erwartungen stand. Eine systematische Auswertung des gesamten Datenmaterials mit cross checks, Diskussion der Fehlerbalken etc. lag nicht vor und ist mir auch später nicht mehr zu Gesicht gekommen. Lediglich der Vorentwurf eines Papiers in deutscher Sprache, welcher etwas ausführlicher das Salzburger Resultat darstellte, wurde mir mit der Bitte um Übersetzung ins Englische vorgelegt. Die Anfertigung eines veröffentlichungsreifen Artikels hätte nach meiner Meinung noch erheblichen Arbeitsaufwand bedeutet, wobei ich erst einmal genauen Einblick in Maurers Daten hätte nehmen müssen.

Inzwischen erklärt Herr Maurer, gar nicht in Kogelberg gemessen zu haben, sondern an einem Platz westlich davon, so dass die Basislänge sich auf die behaupteten 14,355 km belief. Das bedeutet, dass er uns bei unserem Besuch ein „Potemkinsches Dorf“ vorgeführt, und auch in seiner Präsentation falsche Angaben gemacht hat. Damit ist die Vertrauensbasis nachhaltig zerstört. Ich bin daher nicht bereit, seine „Ergebnisse“ auch nur zu diskutieren, denn ich habe keine Möglichkeit mehr zu beurteilen, wann und worüber Herr Maurer die Wahrheit sagt.

In welcher Form Sie von diesen Informationen Gebrauch machen möchten, überlasse ich Ihnen. Wichtig ist mir aber die Klarstellung gegenüber den Forumsmitgliedern, dass mein Beitrag zu diesem Experiment nicht auf Seiten der technischen Durchführung lag, sondern sich im Wesentlichen auf die Überlegungen in beiliegender Dokumentation beschränkte. Herrn Maurer habe ich inzwischen untersagt, mich als Koautor zu benennen, falls er auf eigene Faust noch veröffentlichen will.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Engelhardt

Auch Herr Norbert Feist will in Maurers Danksagung nicht mehr genannt werden. Die Verdachtsmomente, dass Maurer die Ergebnisse seines Experiments den gewünschten und erwarteten Resultaten entsprechend angepasst hat, sind nicht mehr von der Hand zu weisen. Die endgültige Aufklärung über die Widersprüche des Jupiterexperiments wird sich nicht aufhalten lassen. Ob Maurer dazu selbst noch einen Beitrag leisten will und kann, steht in den Sternen. Jenseits von Graz. Aber nicht weiter als Alpha Centauri!

RelativKritisch wird sich nach Publikation weiterer Ergebnisse des Experiments diesen mit einer ausführlichen Rezension widmen.

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8 Kommentare | Kommentar schreiben
 
  1. #1 | J. Meijer | 28. April 2010, 22:40

    Es gibt differenz zwischen nicht sagen wollen und luegnen. Kritik zum relativismus ist schwierig:
    1 zum aufbauen fuer dichselbst,
    2 zu veroffentlichen.
    Wan her maurer sein messplatze nicht exact erzahlen woll ist das sein sache. Er hat ein experiment der relativitaet bestreitet. Man kan preziser data brauchen um etwas besser nachzurechnen aber auch um messgerate zu finden. Das erste ist wissenschaftlich das zweite Paperazi. Das zweite wird ich auch forkommen!
    grusse Janm

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  2. #2 | Redaktion | 1. Mai 2010, 13:08

    Wie man der ausführlichen Darstellung zum Jupiterexperiment bei esowatch.com entnehmen kann, hat Harald Maurer alle arglistig getäuscht. Und nicht nur das, auf seiner Homepage (siehe Banner: „Lesen sie meine Antwort auf den Esowatch-Artikel“) behauptet er Angriffe und Straftaten, die angeblich auf ihn und seine Mitarbeiter ausgeübt wurden, die es aber nie gab. Eine phantasievolle Räubergeschichte nur um seinen Misserfolg und seinen Dilettantismus zu vertuschen. Harald Maurer hätte bei seinen Leisten bleiben sollen. Seit 1961, als er mit dem Jugendroman „Bello in der Fälscherburg“ sein Debüt als Schriftsteller gab, glaubt Harald Maurer, dass das Leben und die Physik so sind, wie er es sich in seinen Märchen zurechtschustert.

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  3. #3 | Dr. Erich Wanek verstorben | RelativKritisch | 13. Dezember 2010, 00:51

    […] war. Bei einem weiteren gescheiterten Experiment zum Nachweis der Anisotropie des Lichts, beim Jupiterexperiment von Harald Maurer 2008, war Erich Wanek gemeinsam mit Norbert Feist als wissenschaftlicher Berater tätig. Er hat sich […]

    Pingback
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  4. #4 | haereticus | 19. Februar 2011, 10:19

    Da zeigt sich wieder einmal, wie riskant es ist, mit einer gewissen Provenienz von Aussenseitern zu kooperieren, die nicht einmal in der Lage oder Willens sind, wissenschaftlich exakt zu arbeiten.
    Dazu kommt dann noch eine Attitüde der allzu bekannten Art vom absichtlichen Hereinlegen des Publikums. Ich kann mich an einen Lehrer erinnern, der sich gerne selbst inszenierte. Er pflegte, wenn es an der Tafel wieder einmal chaotisch wurde, Ankündigungen wie diese einzustreuen: „Seien sie versichert, dass ich eventuelle Fehler in meiner Darstellung absichtlich eingestreut habe, um ihre Aufmerksamkeit zu testen!“
    Dann brauchte er sich am nächsten Tag nicht einmal entschuldigen, wenn einer der Schüler einen logischen Widerspruch meldete, den er bei genauerem Durcharbeiten der Lektion entdeckt hatte. So etwas kann einem aber schnell leid werden!
    Aber man hat auch von Lehrern erfahren, die mit ihren Schülern auf ganz andere Weise umgingen. Ein Beispiel dafür ist der Nobelpreisträger Richard Feynman, dessen Vorlesungen z.T. als Video im Internet zu finden sind.
    Da geht einem nicht nur der Verstand, sondern auch das Herz auf.
    Darum: SEMPER ALIQUID HAERET

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  5. […] ehemaligen Arnold Schwarzenegger Trainingspartners und gescheiterten Experimentalphysikers („Das Jupiterexperiment“) Harald […]

    Pingback
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  6. #6 | Solkar | 11. September 2012, 12:41

    Zutreffende Anmerkung (bold markiert) von
    Benutzer Ernst im MAHAG
    http://mahag.com/neufor/viewtopic.php?p=47238#p47238

    Es ist stets so, daß an einem einzigen Ort in unterschiedlichen IS unterschiedliche Zeiten herrschen.
    Daß das aus klassischer Sicht ein inakzeptabler Widerspruch ist, steht ja außer Zweifel. Wegen solcher Widersprüche ist die SRT meines Erachtens auch nicht akzeptabel.
    Aber ihr mittels ihrer eigenen Aussagen einen inneren Widerspruch anzuheften, wird die „Relativisten“ eher belustigen, wie man das hier sieht.

    Die SRT widerlegen kann man damit jedenfalls nicht.
    Wenn das möglich wäre, hättest du [@Harald Maurer] dir deinen experimentellen Anlauf ja auch sparen können.

    (emphasis and „[]“ mine)

    Mit Ernst hatte zwar auch schon mal so meine Differenzen, aber man muss anerkennen, dass er sich stets der wissenschaftlichen Methode verpflichtet.

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  7. #7 | Karl | 10. November 2012, 13:09

    Hallo Hilmar Langlet (Hilmar dem Ernsten),

    du benötigst eine gültige E-Mail Adresse um hier einen Kommentar zu veröffentlichen. Bitte versuche es noch einmal mit einer gültigen E-Mail Adresse. Danke.

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  8. […] im Herbst 2008 als wissenschaftlicher Berater zur Seite stand. Er hoffte, dass sich mit dem Jupiter-Experiment der Sagnac-Effekt auch für die gleichförmige Bewegung der Erde in Richtung des Sternbildes Löwe […]

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