Louis Essen – Im Würgegriff der absoluten Zeit
„Time Lord“, mit diesem Titel würdigte der britische Guardian in seinem Nachruf den 1997 im 89sten Lebensjahr verstorbenen Physiker Louis Essen. Als „Herr der Zeit“ prägte er der hochpräzisen Zeitmessung im 20. Jahrhundert seinen Stempel auf. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jack Parry baute Essen am „National Physical Laboratory (NPL)“ 1955 die erste Atomuhr, die eine höhere Genauigkeit aufwies, als alle bis dahin gebauten Uhren. Nahezu beiläufig gelang ihm 1947 eine exaktere Messung der Lichtgeschwindigkeit, die schliesslich dazu beitrug, dass 1983 der Wert von 299.792.458 Meter pro Sekunde als Konstante festgelegt wurde. So genial Louis Essen bei seinen Präzisionsmessungen zu Werke ging, so stümperhaft gestaltete sich seine Kritik an den Einsteinschen Relativitätstheorien, die er ab 1957 mit Beharrlichkeit bis an sein Lebensende übte.
Obwohl sich Essen mit der Messung der Zeit und der Lichtgeschwindigkeit beschäftigte und mit seinen wegweisenden Ergebnissen wesentlich zum Erfolg der Speziellen Relativitätstheorie (SRT) beitrug, interessierte er sich lange Zeit nicht für Einsteins Werk, das die Physik grundlegend verändert hatte. Erst als im April 1956 Herbert Dingles Aufsatz „Relativity and Space Travel“ im angesehenen „Nature“ erschien, wurde Essens Aufmerksamkeit auf die SRT gelenkt. Essen vermerkt dazu in seiner 1996 verfassten kurzen Autobiografie:
An exchange of letters in Nature between Dingle and McCrea showed that they had opposite views about some of the predictions of the theory and the arguments advanced on both sides were in my view illogical and unconvincing. Much of the discussion about the theory was concerned with the readings of clocks when they are moving relatively to each other, and since I had a wide experience of comparing clocks and measuring time it seemed to be almost a duty to take a closer interest in the controversy especially as some of the so-called relativity effects although very small were not becoming significant in the definition of the atomic second and the use of atomic clocks.
Essen sah es demnach als geradezu sein Pflicht an, die von Dingle in seinem Artikel aufgeworfenen angeblichen Widersprüche zur Zeitdilatation und dem Zwillingsparadoxon, näher zu untersuchen. Die Ergebnisse seines Ausfluges in die theoretische Physik veröffentlichte Essen erstmals 1957 ebenfalls in Nature. Ursprünglich wollte Essen seine Beiträge als Artikel veröffentlichen, das wurde jedoch abgelehnt. Sie erschienen dann unter der Rubrik „Letters to Nature“ mit dem Titel „The Units of Time and Length“ im Heft 4577, Vol. 180, S. 137-138, am 20. Juli 1957 und mit dem Titel „The Clock Paradox of Relativity“ im Heft 4594, Vol. 180, S. 1061-1062, am 16. November 1957. An der in ihnen formulierten Kritik an der Speziellen Relativitätstheorie hielt Essen trotz zahlreicher Entgegnungen seiner Kollegen bis zu seinem Tod 1997 unverändert fest.
Für den Experimentalphysiker Essen war die Grundlage der hochpräzisen Messungen der Zeit und der Vakuumlichtgeschwindigkeit die Vorstellung einer absoluten Zeit, wie sie Isaac Newton postuliert hatte: „Die absolute Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer eigenen Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf einen äußeren Gegenstand.“ Eine nicht absolute Zeit war für Louis Essen völlig unvorstellbar. So unvorstellbar, dass sie in seiner Vorstellung keinen Platz hatte. Für ihn folgerichtig analysierte er die Spezielle Relativitätstheorie auf seiner Grundlage einer absoluten Zeit. Da in der Speziellen Relativitätstheorie die Zeit vom Bewegungszustand abhängt, führte seine Analyse zwangsläufig zu Widersprüchen. Widersprüche, die auf tragischer Weise nicht auf Missverständnis beruhten, sondern auf unaufklärbarem nachhaltigem Unverständnis, das Louis Essen wiederum in seiner späten Autobiografie dokumentierte:
There were definite errors about which there can be no argument. One was the assumption that the velocity of light is constant. This is contrary to the foundations of science and the fact that it is repeated in all the textbooks I have seen, shows how little these foundations are understood by theoretical physicists.
Essen war davon überzeugt, dass die Lichtgeschwindigkeit für einen Empfänger, der sich auf eine Lichtquelle zu bewegt unmöglich identisch sein konnte mit der Lichtgeschwindigkeit für einen Empfänger, der sich von der Lichtquelle weg bewegt. Für ihn war die klassische newtonsche Geschwindigkeitsaddition als Folge des Postulats einer absoluten Zeit eine unumstössliche Wahrheit. Eine konstante Lichtgeschwindigkeit, wie sie die SRT postuliert, konnte nur mit einer Änderung der Sekunden- und Meterdefinition möglich sein (tatsächlich ist die konstante Lichtgeschwindigkeit eine physikalische Eigenschaft der Raumzeit). Damit identifizierte Essen zwei wesentliche Fehler in der SRT. Die konstante Lichtgeschwindigkeit und die Zeitdilatation.
Fortan sah Essen seinen Widerstand gegen die Relativitätstheorie als Mission und publizierte die beiden „Fehler“ wiederholt in verschiedenen Magazinen, wobei er mit fortschreitendem Alter seine Kritik immer schärfer formulierte. 1978 schrieb er in „Relativity and time signals“ (Wireless World, 1978, Seite 44):
[I] therefore [make] another attempt to weaken the stranglehold of relativity by explaining the basic mistakes in still greater detail.
Doch nicht der Würgegriff der Relativitätstheorie schnürte der Physik die Luft ab, sondern der Würgegriff der absoluten Zeit lähmte Essens Verständnis für die SRT.
1988 erschien schliesslich sein Artikel „RELATIVITY- joke or swindle?“ (Relativität – Witz oder Schwindel?) in dem er drei Jahrzehnte seiner Kritik zusammenfasste. Mit diesem Artikel wurde Louis Essen zum Star der pseudowissenschaftlichen und esoterischen Relativitätskritik. Für die vielen Amateurphysiker und Egozentriker, die sich der Kritik der Relativitätstheorie verschrieben haben, ist Louis Essen als erfolgreicher Physiker das Vorbild und die Bestätigung für ihre Mission. Mit einer Reputation, wie sie Louis Essen aufweist, gehen sie davon aus, dass seine Kritik nicht falsch sein kann. Jedoch sie kann. Und alle eifrigen Pseudokritiker, die sich auf Essen berufen, erkennen nicht, dass sie sich ein Eigentor schiessen. Sie zeigen damit, dass sie sich genau so wenig von der Vorstellung einer absoluten Zeit lösen können, wie Louis Essen auch. Zu ihnen gehört der Linzer Emeritus Hartwig Thim ebenso, wie G. O. Mueller mit seinem Pamphlet „Über die absolute Größe der Speziellen Relativitätstheorie“ und seine beiden deutschen Interessenvertreter Ekkehard Friebe und Jocelyne Lopez. Die Cranks und Spinner der pseudowissenschaftlichen Kritik der Relativitätstheorie pflegen ihren eigenen Heldenmythos und Louis Essen ist eine seiner tragischen Figuren.
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verleihen ja, nageln nein !
[…] 1952 und 1955 wurden nach anspruchsvollen Vorarbeiten die beiden ersten Atomuhren gebaut (u. a. von Louis Essen), welche eine noch genauere Zeitmessung erlaubten. Daher wurde 1967 die Masseinheit SI-Sekunde neu […]
Liebe Freunde der Wahrheit,
„Für ihn folgerichtig analysierte er die Spezielle Relativitätstheorie auf seiner Grundlage einer absoluten Zeit. Da in der Speziellen Relativitätstheorie die Zeit vom Bewegungszustand abhängt, führte seine Analyse zwangsläufig zu Widersprüchen.“
Das ist Unsinn. In der Speziellen Relativitätstheorie hängt die Zeit nicht vom Bewegungszustand ab. Sie ist genau so absolut definiert, wie es Meter und Sekunde gibt, nach denen sie, die Zeit, gemessen wird.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Termin
Markus Termin,
es wäre ausreichend, wenn sie, auf RelativKritisch bezogen, dort bleiben, wo mit ihnen diskutiert wird. Ihren Unsinn quer durch den Blog zu spammen, betrachte ich als unfreundlichen Akt. Betrachten sie diese Ansage als eine erste ernsthafte Verwarnung.
Es steht ihnen frei, einen Artikel zu Louis Essen auf ihrem eigenen Blog niederzuschreiben. Auch eine Rezension dieses Artikels hier. Wir werden diese dann gerne als Backlink akzeptieren.
Grüsse galileo2609
Hallo galileo,
ich würde Dir empfehlen, hier jeweils zur Sache zu sprechen, dann bleiben wir auf der Ebene von Argumenten.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Termin
Termin,
es erfordert keine besondere Sprach- und Sozialkompetenz, meine klare Ansage zu verstehen. Muss ich vermuten, dass sie in diesen Bereichen völlig defizitär ausgestattet sind?
Ich fordere sie weiters und erneut dazu auf, dieses unerwünschte Duzen zu unterlassen!
Grüsse galileo2609
Hallo galileo,
o.k. – sagen wir „Sie“.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Termin
Es wird Zeit, dass sie zu dieser Norm finden. Schliesslich wissen wir ja, was wir gegenseitig voneinander halten.
Grüsse galileo2609