Am Anfang war das Licht, Claus Fritzsche, Harald Walach, Hartmut Müller, ORF, P. A. Straubinger, Tian Gong-Institut, Tianping, Tianying
P. A. Straubinger mit Bi Gu am Rainbow-Spirit-Festival
Peter Arthur Straubinger ist zu einer festen Grösse der Esoterikszene geworden. Mit seinem Kinofilm „Am Anfang war das Licht“ hat er die Reputation erworben, sich in diesem Umfeld zu bewegen und zum Star aufsteigen zu können. Zuletzt hatte Straubinger im Frühjahr 2012 den Hungertod einer Schweizerin ausgesessen, die durch sein Machwerk zum Lichtfasten motiviert wurde und erbärmlich verhungerte. Nur wenige Wochen später legte der Hallstätter nach und promotete am 27. Mai 2012 im Rahmen des Rainbow-Spirit-Festivals in München gemeinsam mit der Meisterin Tianying unverhohlen die Lichtnahrungsseminare des Berliner Tian Gong-Instituts und die chinesische Variante des Lichtfastens der „Bi Gu-Kosmischen Nahrung“. Der gemeinsame Auftritt hat sich zumindest für das Tian Gong-Institut gelohnt. Seit der Verbindung mit P. A. Straubinger und der Ausstrahlung seiner filmischen Verführung „Am Anfang war das Licht“, sind die Kurse des Tian Gong-Institutes so gut gebucht wie noch nie.
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Geschickt nutzte der österreichische Filmemacher die erste Stunde des angekündigten 90 Minuten-Vortrages über die Bi-Gu-Energieübertragung und die Kosmische Nahrung um Werbung für seinen Film und das Lichtfasten zu betreiben (die Vorführung des unveröffentlichten Filmmaterials mit dem Titel „Das Tabu des Übernatürlichen“ ist im Videomitschnitt auf Youtube leider nicht enthalten). Straubingers „Impulsvortrag“, wie er ihn nennt, zeigt einmal mehr, dass er weiss mit welchen markigen Sprüchen er seine Klientel begeistern kann. Die Kampfrhetorik ist genau auf das Zielpublikum ausgerichtet und seit 2010 nahezu unverändert. Neu ist seine intensive Zusammenarbeit mit dem Tian Gong-Institut und seine Ünterstützung für Bi Gu. Immer wieder beteuerte Straubinger, wenn er mit Kritik zu seinem Film konfrontiert wurde, dass er keinesfalls Werbung für Lichtfasten machen wolle. Das erweist sich nun als Lippenbekenntnis. Ganz offen wirbt das Tiang Gong-Institut mit Straubingers Film für Bi Gu. Scheinbar hält man aber die Kurse für nicht ungefährlich. Bei der Kursanmeldung bestätigt der Teilnehmer:
TeilnehmerInnen an Energieübertragungen, Kursen, Seminaren, Übungen oder Ausbildungsprogrammen, die vom Tian Gong-Institut unterstützt oder durchgeführt werden, nehmen daran in eigener Verantwortung für ihre Teilnahme und deren Folgen teil. Den TeilnehmerInnen an Tian Gong-Veranstaltungen ist bekannt, dass das Tian Gong-Institut keine bestimmten Ergebnisse garantiert.
Versprochen wird viel, garantiert wird nichts, Haftung für mögliche negative Folgen gibt es nicht.
In den letzten zwei Jahren hat sich Straubinger problemlos in das Netzwerk der Esoterikszene integriert. Er ist gern gesehener Gast bei Szeneinterviews wie beispielsweise beim esoterischen Internet Fernseh-Portal nexworld.TV. In der von der Schauspielerin und Unternehmerin Sylvia Leifheit gestalteten Talk Show „Zeitgeister“ präsentierte P. A. Straubinger sich und seinen Film „Am Anfang war das Licht“. Sylvia Leifheit behauptet, dass sie seit ihrer Kindheit in der Lage ist, „feinstoffliche Ebenen“ wahrzunehmen. Ob sie sich, wie viele der Scharlatane wie Jasmuheen selbst auch „feinstofflich“ oder in irgendeiner Form von „Kosmischer Energie“ ernährt haben will, ist nicht bekannt. Gegenüber üblichen „Nahrungslosen“, wie sie Straubinger auch nennt, hätte sie jedoch den Vorteil, ihr Essen sehen zu können. Die Augen essen ja bekanntlich mit. Für Interessierte ist das Interview, für das sich Sylvia Leifheit extra ins Ö3-Studio nach Wien Heiligenstadt bemühte, schon für 19,90 Euro auf DVD zu haben.
Straubinger bedient sich der Esoterikszene um seine antiaufklärerische Kampagne voranzutreiben und mit weiteren grenzwissenschaftlichen und pseudowissenschafltichen Thesen zu bereichern. So beruft er sich jetzt auch auf die Generalisierte Quantentheorie von Prof. Harald Walach. Dieser hatte zuletzt mit der Verurteilung des Global Scaling Erfinders und Anlagebetrügers Hartmut Müller alle Mühe jede Behauptung einer Verbindung zwischen Global Scaling und seinem Gesundheitsinstitut an der Europa-Universität Viadrina zu entkräften.
Ein weiteres Interview mit Straubinger findet sich auf der Webseite H.Blog des Lohnschreibers für Homöopathie, Komplementärmedizin, Integrative Medizin und Wissenschaft Claus Fritzsche. Fritzsche wurde schon im Juni 2010, drei Monate vor der Premiere des Films, mit Pressematerial versorgt. Das zeigt, dass P. A. Straubinger den Einstieg in die Esoterikszene als Bestandteil der ausgezeichnet vorbereiteten Vermarktung seines Kinofilms vermutlich schon mit den Recherchen zu seinem Film vollzog.
in „konkret“, das Servicemagazin
Ausserdem bediente er sich des Medienapparates seines Arbeitgebers ORF um sein Machwerk zu promoten. Ö3 bewarb das Erscheinen des Films auf DVD und Blueray sogar per Gewinnspiel. Immerhin hat Straubinger auf die Kritik des Films in seiner eigenen Ö3-Sendung „Movie Minute“ verzichtet. Doch nicht nur bei der Vermarktung war der ORF behilflich. Im Rahmen des Film/Fernsehabkommens unterstützte er die Produktion des Films mit 88.400 Euro und übernahm damit mehr als ein Viertel der Gesamtförderung von 304.100 Euro. In der 133. Sitzung der gemeinsamen Kommission des ORF und Österreichischen Filminstituts (ÖFI), die seit 1981 über die Finanzierung österreichischer Filmproduktionen entscheidet, wurde am 7. März 2008 die Unterstützung des Projekts „Von Luft und Liebe“, so der Arbeitstitel für die Produktion, durch den ORF beschlossen. Im Jahr 2010 erzielte der Film in Österreich mit 100.500 Besuchern ein Nettoeinspielergebnis von etwa 680.000 Euro, im gleichen Zeitraum in Deutschland etwa 350.000 Euro. Damit blieben nach Rückzahlung der Förderungen etwa 700.000 Euro, die vermutlich hauptsächlich in die Kassen der Produktionsfirma Allegro-Film geflossen sind.
Die kritische Auseinandersetzung des ORF mit dem esoterischen Machwerk seines Ö3 Ressortleiters Film beschränkt sich bislang auf einen Beitrag des Servicemagazins „konkret“ (siehe Video 2). Für den 30. September 2012 war um 23:05 Uhr in ORF2 die Fernsehpremiere von „Am Anfang war das Licht“ geplant. Seit dem 29. August ist der Termin wieder aus der Programmvorankündigung verschwunden. Im Österreichischen Bundesrecht heisst es im ORF-Gesetz §4, zum „Öffentlich-rechtlichen Kernauftrag“, Abs. 4 unter Anderem:
Insbesondere Sendungen und Angebote in den Bereichen Information, Kultur und Wissenschaft haben sich durch hohe Qualität auszuzeichnen. […]
Könnte sein, dass der ORF doch Bedenken hat, ob „Am Anfang war das Licht“ die Qualität bietet, die für eine Ausstrahlung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erforderlich ist.
Die Vorführung unveröffentlichten Filmmaterials wie am Rainbow-Spirit-Festival „Das Tabu des Übernatürlichen“ und Straubingers Teilnahme an der ÖVR-Fachtagung im Februar 2012 mit ihren vielfältigen esoterischen Themen, lässt vermuten, dass er an einem neuen Projekt zur „Hinterfragung des materialistischen naturwissenschaftlichen Weltbildes“ arbeitet. Mit einer Fortsetzung seiner antiaufklärerischen Kampagne ist also zu rechnen. Hoffentlich aber nicht mit allfälligen Opfern.
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Zum Weiterlesen
- Am Anfang war das Licht: Von Lichtnahrung, Quantenmystik und Zuschauermanipulation, Ulrich Berger, Kritisch gedacht, scienceblogs, 20. September 2010
- Da versagt die Wissenschaft, Jörg Wipplinger, thegap, 14. September 2010
- Am Anfang war das Licht, Psiram/EsoWatch, 29. April 2012
- Am Anfang war das Licht, Wikipedia, 13. August 2012
- So wertvoll wie ein kleiner Fake, Klaus Taschwer, derstandard.at, 2. Juni 2011
- Österreichpremiere „Am Anfang war das Licht”, Facebook, 9. September 2010
- Bigu (avoid grains), Wikipedia, 7. August 2012
- P. A. Straubinger bei RelativKritisch
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[…] A. Straubinger mit Bi Gu am Rainbow-Spirit-Festival, RelativKritisch am 2. September […]
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[…] ernsthaften Dokumentarfilmer betrachtet den Mann heute wohl kaum noch jemand. Statt dessen positioniert er sich mehr und mehr in der Eso-Szene – also genau da, wo er nach Auffassung der […]