Japan – Das nukleare Beben
Das Jahrhundertbeben vom 11. März ist in seinen Ausmassen längst nicht sichtbar. Japan, das sich mit den Bedrohungen der Erdtektonik weltweit am besten arrangiert zu haben schien, erleidet Zerstörungen und menschliches Leid in einer Dimension, die das Land seit dem Erdbeben von Kōbe 1995 nicht mehr kannte. Die technologisch hochgerüstete ökonomische Supermacht sieht sich angesichts der Erschütterungen seines Grunds und der massiven Überschwemmungen zwar nicht hilflos, aber verwundbar. Sind die konventionellen Schäden auch beherrschbar, wankt mit der wackelnden Erde umso mehr ein Mythos, der in Japans Gesellschaft breitem Konsens unterworfen war. Die aus dem Ruder laufenden nuklearen Reaktoren in der Anlage Fukushima werden nicht nur den Glauben an die Unverletzlichkeit der zivilen atomaren Doktrin in Japan erschüttern, sondern auch die globale Renaissance der Kernkraft.
Die drohende Havarie der Reaktorblöcke in der nuklearen Anlage Fukushima, ausgelöst durch das Versagen der redundanten Kühlsysteme der Siedewasserreaktoren, wird die Welt verändern. Nach der Explosion im Reaktorblock Fukushima I ist die Lage weiter unübersichtlich. Während die Bilder Analogien zur Katastrophe von Tschernobyl vor 25 Jahren wachrufen, besteht noch die Chance, dass der Unfall in Japan in die glücklichere Entwicklung von Three Mile Island von 1979 mündet.
Unabhängig davon, ob die japanischen Ingenieure die wahrscheinliche Kernschmelze beherrschen können, haben die Energiewirtschaft und die politischen Akteure ein gravierendes Problem zu bewältigen. Japans Nuklearkraftwerke gelten gerade wegen der Anforderungen an die extreme seismische Belastung zu den sichersten der Welt. Verweigern sich diese Anlagen der technologischen Kontrolle, wird sich die latente Sicherheitsdebatte der letzten Jahre verändern. Standen zuletzt vor allem abstrakte Gefährdungen durch terroristische Attacken zur Debatte, führt das Beben in Japan die Auseinandersetzung auf die grundsätzlichen Risikodiskussionen zurück. Es ist bereits jetzt abzusehen, dass in einigen demokratischen Industriegesellschaften wie Deutschland ein weiterer Zwischenfall in der Qualität von Three Mile Island oder Tschernobyl der definitive Sargnagel für die Ausweitung der Nuklearwirtschaft bedeutet.
Die bereits jetzt dokumentierte Unsicherheit über den Ausgang des japanischen Bebens wird allerdings ausreichen, auch den Widerstand gegen den Betrieb existierender KKW zusätzlich zu mobilisieren. Die weitere Polarisierung in dieser Frage entlastet alle Beteiligten jedoch nicht von den notwendigen Entscheidungen, wie in naher und mittlerer Zukunft unsere Energieversorgung gestaltet und mit dem radioaktiven Erbe des Fissionszeitalters umgegangen werden sollte. Katastrophismus ist dabei ebenso fehl am Platz wie blinde Affirmation. Der Konflikt um das Atom ist in die Mitte unserer Gesellschaften zurückgekehrt.
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Wenn die Katastrophe von Futaba etwas Gutes hat, dann vielleicht eine Beschleunigung von Projekten wie Desertec (Wikipedia) . Es zeigt sich aber, wie enorm wichtig in unserem Teil des Kontinents stabile politische und ökonomische Verhältnisse sind, die zur Realisierung solch ehrgeiziger Projekte unabdingbare Voraussetzung sind.
Bleibt zu hoffen, dass sich Fukushima nicht zu einem zweiten Tschernobyl entwickelt.
http://www.iaea.org/newscenter/news/tsunamiupdate01.html
Von wegen Tschernobyl…Containment ist noch intakt, bei T. war erst gar keins vorhanden.
Ich finde es übrigens etwas daneben, gerade mal einen Tag nach dem Erdbeben (das soll es ja da gegeben haben, wenn es in deutschen Medien auch langsam etwas unterzugehen scheint) mit 1000en Todesopfern hier ein Kommentator schon davon redet, das „habe ja vielleicht auch sein Gutes“.
@ Hans
Danke für das update. Ansonsten lass mal die Kirche im Dorf. Geht der Reaktor durch, wird das auch die Überlebenden in Japan interessieren. Inzwischen wird versucht, das CPV mit Meerwasser und Borsäure zu fluten, um die Kernschmelze aufzuhalten. Der Reaktor wird aufgegeben. Und diese, so im Normalablauf nicht vorgesehenen, Massnahmen dienen einfach dazu, das schlimmste Szenario noch abzuwenden.
Das letzte was wir jetzt brauchen, sind ideologisch aufgeladene Debatten. Das überlassen wir der politischen Klasse, deren Speichelfluss bereits angeregt ist. Oder anderen Blogs. Zielführend ist das nicht.
@Hans: Es ging mir in meinem Kommentar keineswegs darum die Katastrophe kleinzureden – ganz im Gegenteil. Ich hoffe vielmehr, dass sich im Bewußtsein der Menschen die Gefahren der Atomkraft noch expliziter festsetzen. Dass mein Mitgefühl den Angehörigen der Opfer gehört ist selbstverständlich.
Das letzte was wir jetzt brauchen, sind ideologisch aufgeladene Debatten.
Tja, da hast du recht. Und gerade deshalb würde ich von einem Blog wie RelativKritisch auch erwarten, das er manche allzu katastrophengeil und unreflektierte Berichterstattlungen in den deutschen Leitmedien unter die Lupe nimmt und sachlich einordnet. Wenn beispielsweise SPON davon schreibt, es habe einen Messwert der 400fachen Radioaktivität gegenüber normal gegeben, dann fehlt da beispielsweise die konkrete Zahl, Vergleich mit bekannten gesundheitsschädlichen Dosen etc. Das soll jetzt nicht verharmlosend wirken, nur ist gerade so eine effektheischende Berichterstattung mit Schlagworten, unhinterfragten Zahlen etc enorm geeignet, ideologische Debatten zu befördern.
@ Hans
angesichts der dynamischen Entwicklung in Japan ist es nicht leicht, eine objektive Hoheit über die Informationen zu erlangen. Die reale und unmittelbare Entwicklung um die japanischen Reaktoren durchmischt sich in der Berichterstattung mit der Rezeption der Ereignisse. Was zu erwarten war, wie unser Artikel zu prognostizieren versuchte.
Die Positionierung der diversen pressure groups mag unschön aufstossen, ist aber legitim, wie z. B. Scienceblogger Christian Reinboth in seinem angenehm aufgeräumten Artikel von heute ausführt. Mobilisierungspotential ist als Währung am Markt der Meinungen eben besonders unter dem unmittelbaren Eindruck einer Extremsituation billig zu haben.
Das Bedürfnis nach Echtzeitinformation wird von den professionellen Medien bedient. Nach der Transformation ihrer Informationskanäle durch das Internet (z. B. Liveticker) dominieren sie nach wir vor den Nachrichtenmarkt. Von der Verantwortung, mit diesen Informationen umzugehen, kann der Konsument nicht entlastet werden.
Um eine möglichst objektive Selbsteinschätzung der aktuellen Krise vorzunehmen, empfiehlt RelativKritisch den Abruf folgender Seiten:
International Atomic Energy Agency (IAEA)
Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI)
Aus wissenschaftlicher Sicht sind zusätzlich folgende Seiten empfehlenswert:
NewScientist
Scientific American
spektrumdirekt
(Auswahlen nicht abschliessend)
Eine sehr gut erklärende Animation der New York Times
Bin ich eigentlich der einzige der den Eindruck hat, das international deutlich unaufgeregter und sachlicher berichtet wird?
Schaut man sich besagtes SPON einmal an, könnte man nach lesen der Schlagzeilen glatt auf die Idee kommen, es wären schon 1000e aufgrund des KKWs umgekommen. Eine wirkliche Katastrophe ist noch nicht wirklich eingetreten, trotzdem wird sich bei einigen sicherlich der Eindruck festsetzen, es wären schon ganze Landstriche extrem kontaminiert, es wäre schon Plutonium freigesetzt worden usw. Das eben das bessere Design der Reaktoren gegenüber beispielsweise dem RMBK-Typ bisher schlimmeres vermieden hat, wird kaum erwähnt.
Verharmlost soll bitte nichts werden. Aber Übertreibung mittels reißerischer Schlagzeilen ist sicherlich auch nicht der richtige Weg mit diesen Vorfällen journalistisch umzugehen.
Der SPIEGEL hat sich bei naturwissenschaftlichen Themen noch nie mit Ruhm bekleckert. Er ist eben trotz mehrfacher Wechsel in der Chefredaktion die „BILD-Zeitung der Akademiker“. Wer aber voyeuristisch an den Stoffwechselprodukten dieses Magazins klebt, vergisst seine Verantwortung, mit diesen Informationen umzugehen.
Grund: Die Welt kann auf Ihre obszöne Trittbrettfahrerei verzichten.
Ich bitte darum, meinen Text wieder sichtbar
zu stellen, damit der Leser sich selbst ein
Bild machen kann.
Es ist zu bedauern, dass die neu entbrannte Diskussion über die Sicherheit von Kernkraftwerken zunehmend emotional belastet wird, sodass die sachlichen Aspekte, egal ob dafür oder dagegen, einfach an die Wand gedrückt werden.
Die Angst hebelt jede Vernunft aus, das ist seit langem bekannt. Man weiss aber auch, dass Angst sich automatisch aufbaut, wenn den Menschen sicherheitsrelevante Informationen nur scheibchenweise auf’s Brot geschmiert werden und sie immer mehr das Gefühl haben für dumm verkauft zu werden. Werden die dann einsetzenden Diskussionen abgewürgt, heizt das die Stimmung noch mehr auf.
Um nicht zu personalisieren, gebe ich frei interpretiert wieder, was im BR bei einer Diskussionsrunde zu sehen war.
Es erging die Frage an einen Wissenschaftler, was denn mit ISAR 1 passieren würde, wenn die Isar plötzlich kein Wasser mehr führte.
Als Antwort kamen mehrere Sätze, die die Unmöglichkeit eines solchen Ereignisses klar machen sollten. Eine Trivialität also. Damit war aber die Frage nicht beantwortet. M.E. wäre es korrekt gewesen, vor einer solch abschmetternden Argumentation die eigentliche Frage zu beantworten. Dass dann wohl der Gau anstehen würde, hätte die Antwort sein müssen.
Dies ist ein typisches Beispiel dafür, wie man zwar den Anspruch erhebt, rational zu denken, aber in bestimmten Fällen eine Hemmschwelle hat, die hypothetischen Konsequenzen logisch abzuarbeiten und auszusprechen. Was nicht sein darf, kann nicht sein. So etwas sorgt für Kopfschütteln bei Menschen, die eine nüchterne Diskussion mit präzisen Formulierungen erwarten. So wächst das Misstrauen der Bürger, die durch ähnliches Verhalten von Politikern ohnehin in schon in die Rolle von Lügendetektoren hineingewachsen sind.
Ein weiterer Happen wurde vom gleichen Wissenschaftler serviert, als er erklärte, dass als Entscheidungs-Kriterium das Produkt aus der Eintrittwahrscheinlichkeit (einer Katastrophe) und der Höhe des zu beziffernden Schadens genommen werden muss.
Nun gut, nehmen wir einmal an, dass die Analytiker nicht zu viele Szenarien vernachlässigt haben und das Risiko eines Gaus innerhalb von 40 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit beziffert hätten. Was aber setzt man als Schadenshöhe in das Produkt ein? Vielleicht einen sehr hohen Betrag in Euro? Wie aber sind darin die eventuellen Todesopfer, Krebserkrankungen und Erbgutschädigungen eingerechnet? Wer hat dabei einem Strahlenopfer einen Euro-Betrag zugeordnet? Es fröstelt einem, wenn man sich vorstellt, dass es Menschen überhaupt wagen, so etwas in politische Entscheidungen umzusetzen.
Getröstet haben mich die durchaus sachlich und souverän vorgetragenen Ausführungen eines alten Professors, der mir noch aus dem Jahr 1986 in guter Erinnerung ist. Er hat u.A. darauf hingewiesen, dass die Analysen vor Allem in Hinblick auf die Möglichkeit eines Ausfallens des Stromnetzes überarbeitet werden sollten. So geht es auch! Ich bin mir sicher, dass solche Experten, auch wenn sie immer seltener werden, jede Diskussion emotionell entschärfen können, wenn man ihnen freie Stimme gibt.
[…] in Japan verursacht Tsunami bgr.bund.de: Erdbebenauswertung Japan NZZ Spezial Erdbeben in Japan relativ-kritisch.net: Japan das nukleare Beben dwidz.blogspot.com: Das Leben bewahren This entry was posted in Computer, Prozessoren. Bookmark […]
Herr Uebbing,
ein Bild über die widerliche Trittbrettfahrerei von ihnen und ihrer Genossen kann sich der Leser auf den Seiten von achtphasen, ihrem Wiener Mitstreiter Markus Goritschnig und Otto E. Rösslers neuem ‚Herausgeber‘ machen.
Zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen! Schämen sie sich!
DPG-Präsident Wolfgang Sandner heute auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Jahrestagung in Dresden über Fukushima. (14.3.2011)
Die Löschung eines Hinweises auf einen FAZ-Artikel
des Mathematikers Gerd Antes („Können wir von Japan lernen ?“) hier auf AC bedauere ich sehr, auch weil sie mit einer Entgleisung der Administration einhergeht – Gerd Antes ruft Grundsätzliches zur Thematik Sicherheit zurück in die Erinnerung, was genau bei der nuklearen Energiegewinnung, aber auch in anderen Fällen unverändert gültig ist. – Ich halte es für richtig und für notwendig, auf seine Sicht als Wissenschaftler der Mathematik hinzuweisen. – Mein Protest per AC-interner email eingereicht an den Webseitenverantwortlichen (Herrn Hiltpolt) vom 14.3. ist bislang nicht beantwortet worden.
Ich empfehle einfach Rückkehr zu den Sachargumentationen.
Herr Uebbing,
siehe oben.
Ihr Kumpel ‚achtphasen‘ hat übrigens etwas sensibler reagiert
p1978
auch wenn er vergessen hat, dass es auch Opfer durch die Beben und Tsunamis gegeben hat.
@galileo:
wer hier gewohntermassen feige
(hinter seiner ausgeleiertenMaske sitzend)
ad personam Uebbing diskreditierend Risikoleugnung des nuklear-wissenschgaftlichen Establishments verteidigt,
das ist wohl allen Lesern
(auch den überzeugtesten LHC-Enthusiasten dieses wissenschaftlichen Blogs)
klar.
Hochachtungsvoll,
Marc Fasnacht
Hallo achtphasen,
soviel hohles Geschwätz in einem so kurzen Kommentar ist im Grunde nur noch Anlass zum Fremdschämen. Aber sie sind mir eine Antwort wert. Sie mögen sich durch die Ereignisse in Japan, auf die sie eine sehr verengte Sicht zeigen, in ihrer fundamentalistischen Zivilisationskritik bestätigt fühlen. Allerdings neige ich der Ansicht zu, dass sie der erste sein würden, der in einem alternativen System ohne wissenschaftlich technische Zähmung der Natur, um sein Überleben bangen müsste. Kurz gesagt: in der Steinzeit wären sie gescheitert.
Herr Uebbing karikiert sich übrigens nur noch selbst. Er hat nicht verstanden, dass seine seit Beginn unsinnigen Forderungen gerade durch die Katastrophe von Fukushima widerlegt werden. Abgesehen davon, dass ein Teilchenbeschleuniger kein nuklearer Reaktor ist, wie es ihre Bagage seit langem zu suggerieren versucht.
Asahi Shinbun, 17.03.2011
Zu einem Unterthema – eine Information zu der
Report-Qualität in der japanischen Atomindustrie:
Sh. Der Tagesspiel v. 15.03.2011 –
Titel des Zeitungsartikels:
„Kriminelle Energie“
Zitat daraus zu Tepco, einem jap. Energiekonzern:
“ 2002 legten der Präsident, der Geschäftsführer
und weitere Manager ihre Ämter nieder, weil
Tepco seit Beginn der 80er-Jahre in mindestens
29 Berichten technische Angaben gefälscht hatte.“
Zum aktuellen schlimmen Vorgang sind keine Bezüge erkennbar –
der Zeitungsartikel impliziert aber denkbare anderweitige Risiken der Nukleartechnologie
des genannten Konzerns in Japan. Für die
Bürger gilt es, wachsam zu sein.
Und? Was wollen sie uns damit Neues sagen?
Mündliche Erläuterungen heute abend persönlich möglich in Dortmund um 18.30 Uhr in der Menschenkette zwischen dem Platz von Hiroshima und dem Friedensplatz – hier: Standpunkt am Denkmal des Platzes von Hiroshima, Erkennungszeichen grau-violette stilechte englische Sportmütze der Marke Mayser, Wartezeit bis 18.35 Uhr – später dann, wenn gewünscht, Spaziergang durch die herrlich wiederaufgebaute Altstadt von Dortmund (eine Stadt des Ostermarsches), in deren Trümmern – bedauernswerterweise aktuell japanlike – ich noch als Kind gespielt habe.
Hallo Herr Uebbing,
auf so eine skurrile Idee kann wohl nur ein Pensionär kommen! 🙂
Hier ein Kurzbericht:
Vor etwa einem halben Jahrhundert
fand in Dortmund eine riesige Demonstration
mit mehreren Zehntausenden Prostestierenden
gegen die militärischen Atomgefahren jener Zeit statt,
also für das Ziel der Abrüstung – heute abend wurde
mit einer eng gefüllten, sehr langen Menschenkette
– unser Standpunkt war vor dem Karstadt-Haus
neben dem Platz von Hiroshima – gegen
die Gefahren der friedlichen Atomenergie
protestiert und der Opfer in Japan
gedacht. Am Denkmal – eine von der Atomstrahlung
gezeichnete Mutter mit ihrem Neugeborenen darstellend –
fand sich ein Kerzenlicht und die symbolische Flagge
der aufgehenden Sonne.
Nähert sich der e m p i r i s c h e durchschnittliche Gefahrenwert
– jährliches Risiko einer Kernschmelze –
für einen einzelnen Atomreaktor dem
Zahlenwert von ca. 1: 10000, hier nur grob bemessen ?
(Cirka-Datenbasis: über 400 Reaktoren weltweit,
durchschnittl. Laufzeit ca. 20 Jahre,
global derzeit weniger als 10 (?) Kernschmelzen).
Vielleicht weiss ja jemand einen genaueren
Wert anzugeben.
Der heute gehörte, laute Ausruf „Abschalten!“ –
er ist verständlich.
Was ist mit den militärischen Atomreaktoren –
in großen Kampfschiffen und in U-Booten – wie
sieht dort die Unfallstatistik aus ?
Und, weiter?
Eine deutsche Studie zur Sicherheit der Kernkraftenergie hatte 1989
einen Risikowert zu einem
schweren Unfall (für bestimmte
Reaktoren) mit 1 in 33000 Betriebsjahren ermittelt.
Interessante, konkret bezifferte Werte im Rahmen
der PSA (einer probalistischen, also einer wahrscheinlichkeitsorientierten
Sicherheitsanalyse) in Verbindung mit dem Europäischen
Druckwasserreaktor (EPR) finden
sich auf Seite 3 einer Studie unter
http://www.hse.gov.uk/newreactors/reports/eprpsa.pdf.
Nun, hier sieht man deutlich
Unterschiede zwischen den
Methodiken der Sicherheitsbeurteilung aus
professioneller Risikoforschung in der Kerntechnologie
und der aktuellen Teilchenphysik,
sh. Sicherheitsbericht LSAG-Report 2008;
wenn dieser Vergleich nicht zulässig ist,
so sind doch prinzipielle Parallelen erkennbar.
Die von dem Mathematiker Gerd Antes angesprochenen „Gefühlte Nullen“ (z.B. eine Ausssage wie:
kein Risiko „vernünftigerweise“
erkennbar) werden hier bei der Beurteilung der Reaktortechnologie
ersetzt durch konkret bezifferte Aussagen
zu Restrisiken. Das setzt voraus,
dass Irrtumspotenziale systematisch
und vollständig ausgelotet werden.
Der Versuch – anstelle der Methode
‚Versuch und Irrtum‘ – „mögliche Großrisiken über den gesamten Prozessablauf planerisch vorherzusehen und diese vornherein auszuschließen und Störfälle beherrschbar und begrenzt ablaufen zu lassen“, wurde vollzogen –
und hat dennoch im Hochtechnologie-Land Japan nicht hinreichend gewirkt; eine
Ursache mag hier sein, eine zu enge Parametrisierung im Falle der
Naturgewalten.
(Formulierung in Hochkommata aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Sicherheit_von_Kernkraftwerken)
Herr Uebbing,
jetzt noch ein letztes Mal ganz langsam für die Landwirtschaft!
Diese Sicherheitsbewertungen, die sie seit Jahren anführen, haben die Betriebssicherheit technischer Anlagen zum Gegenstand. Sie sollen das Risiko minimieren, dass das Versagen dieser Anlagen zu einer Gefärdung von Menschen und Umwelt führen. Das ist im Bereich der Nukleartechnologie nicht anders wie zum Beispiel in der chemischen Industrie oder bei ihrem Haartrockner.
Die Sicherheitsberichte des CERN schätzen das Risiko von physikalischen Ereignissen, die man bewusst herbeiführt, zur sicheren Seite ab. Man schaut nach, ob diese Ereignisse jemals zu gefährlichen Ergebnissen geführt haben. Die Beobachtung der Natur sagt uns hier mit großen Sicherheitsreserven, das dem nicht so ist. Und dafür ist das Design der Analyse ausgelegt und überlegen. Was sie seit Jahren vorzugaukeln versuchen, ist ein Vergleich von Äpfel mit Birnen. Für die Funktionsbewertung technischer Anlagen haben sie dieses Instrument nicht. Parallelen könnten sie lediglich dann behaupten, wenn sie davon ausgehen wollten, dass die Kernspaltung oder chemische Reaktionen spontan zu anderen Abläufen führen würden. Niemand kommt bei der Risikobewertung von KKWs auf diesen absurden Gedanken. Aber vielleicht sind sie ja der erste.
Und jetzt fordere ich sie endgültig auf, davon Abstand zu nehmen, auf dem Rücken der Opfer in Japan Kapital für ihre Weltuntergangspredigten saugen zu wollen. Ihr Betroffenheitsgefasel ist in diesem Zusammenhang nur noch abstossend.
Nun, mein Glaube an eine bestimmte Konsensfähigkeit
unter vernunftbegabten Menschen ist unerschütterlich –
wir werden sehen, was die Zukunft bringt; auch ziemlich
persönlich gemeinte Diffamierungen helfen da in der Regel nicht weiter.
Im Sinne der Opfer ist es jedoch geradezu eine Pflicht,
aus dem Geschehenen zu lernen – hier war
eine der Unglücksursachen eine falsche Parametrisierung
der Naturgewalten (Magnitude der Erdbeben z.B.). –
Wo können unzureichende Parametrisierungen der Naturkräfte
sonst noch zu Fehleinschätzungen führen ?
Eine berechtigte Frage!
Lieber Herr Uebbing,
auch ich bin tief betroffen über die Ereignisse in Japan, sowie ich auch immer noch Tschernobyl im lebendigen Gedächtnis habe. Und auch ich habe als Kind die Zeit erlebt, in der ‚Alles in Scherben‘ fiel.
Ich halte es aber nicht für richtig, wenn man eine solche Tragödie aus der Perspektive eines bürgerrechtlich naheliegenden Standpunktes gerade jetzt mit der zweifellos nötigen wissenschaftlichen Diskussion zum Thema vermischt. Die durch Unwissenheit geplagte Menschheit wird ohnehin von allen möglichen Ängsten heimgesucht.
Einen von Emotionen freien Beitrag zu liefern sehe ich mich angesichts der gegenwärtigen Medienberichte nicht imstande. Sie selbst sind es ja offensichtlich auch nicht.
Um die Kraft ihrer Emotionen in Erkenntnis umzusetzen, empfehle ich ihnen, sich vorübergehend mit der Schärfung ihrer analytischen Fähigkeiten zu befassen. Das könnte ihnen vielleicht helfen, ihren Standpunkt mit besser zu vertreten.
Grund: off topic. Alternativ: Uebbing/haereticus – Free style
(Forum Alpha Centauri)
Mit bestem Gruß
haereticus
zu #29 | haereticus | 19. März 2011, 18:32 Uhr:
Von der Administration wurde ja angeboten, an
anderer Stelle auf AC die Fragestellung weiter
zu debattieren.
Dazu hatte ich auch eine AC-interne
email an den AC-Postkasten von haereticus
abgeschickt – meinen ersten Antwortversuch auf die
schöne Aufgabenstellung hatte ich untergliedert
in mehrere Punkte – wenn ich mich recht erinnere;
meine Antwort wurde schnell hier auf AC leider gelöscht;
eine Sicherung dazu kann ich Ihnen aber zusenden –
vielleicht hilft aber ein noch einzurichtender Unterblog
hier weiter. Mein Antwortversuch enthielt u.a. eine Lösung
für den Fall von genau zwei schwarzen und zwei weissen
Kugeln im Topf; dies ist natürlich nur eine Teillösung. –
Ich schaue nochmal in meinen AC-Postkasten. –
Mit freundlichem Gruß – R.U.
@ Rudolf Uebbing | 19. März 2011, 18:54
Soetwas nenne ich kneifen!
Ihr AC-Postkasten intessiert mich nicht, denn ich meine, dass man in einem Blog begonnene Diskussionen nicht in Hinterhöfe verlegen sollte, auch, wenn man dazu eingeladen wird.
Also, seien sie ein Mann und geben sie gegebenenfalls zu, dass sie überfordert sind. Auch dann würde ich ihnen Achtung zollen, denn es könnte der Anfang einer vernünftigen Diskussion werden.
ERRARE HUMANUMST (Reiterlatein)
Bitte beachten: Meine Lösungsansätze genau dazu
wurden auf AC bereits einmal gelöscht ! –
Frage an die Administration:
Stellen Sie meine gelöschten Texte
auf dem Blogg (Thread zu Herrn Rösch) bitte wieder her
oder sagen Sie zu, dass ich hier meine Ausarbeitung
erneut unterbringen kann – das wäre schon gut.
Alternativ ersuche ich den Teilnehmer haereticus,
den Vorschlag der Administration doch bitte aufzugreifen,
einen eigenen Unterblogg an geeigneter Stelle auf AC
einzurichten.
„Kneifen“ ist natürlich deswegen ein Missverständnis.
Mit freundlichem Gruß
R.U.
Zum eigentlichen Thema möchte ich noch etwas beitragen:
Gestern (abends am 18. März) besuchte mich einer meiner Söhne. Er war in großer Sorge über die Ereignisse in Japan. Er vertraut mir, wie wohl keinem anderen Menschen auf der Welt, das merke ich immer wieder. Ich habe ihn nie belogen und das hat ihn u.A. wohl bewegt, mich zu besuchen und zu befragen.
Wir verfolgten gemeinsam die medialen Ströme bis 3 Uhr früh und diskutierten dabei in unserer, für den ‚lieben Normalbürger‘ unerträglichen Art. Worte werden bei uns als Form mit mit variablem Inhalt gesprochen und verstanden. Dise Ambivalenz bringt uns beide immer wieder zu Erkenntnissen, die wir als Einzelner zwar gehabt, aber noch nicht in das Bewusstsein gehoben hatten.
Die Nachteile des selektiven Filters des Ego kann man nämlich durch die Diversität der Entelechien in ein höheres ‚Bandbreite-Zeit-Produkt‘ der Gruppe überwinden.
Ich hatte gesagt, dass ich glaube, dass die 6 Reaktoren gezähmt werden würden. Er aber schüttelte den Kopf und entgegnete mir:
‚Pa, ich fasse es nicht! Glaubst du das wirklich? Glaubst du das?‘
Mein Ego zersplitterte ob dieses Ansturms von Kraft.
Mein Mund formte dann die Entgegnung (neben mir stand unsichtbar Einer):
‚Nein, glauben kann ich es nicht, aber ich hoffe es!‘
‚Hoffen? Hoffen? Wie, was meinst du damit?‘ sagte mein Sohn darauf.
‚Wenn Glaube nicht ist, ist noch Hoffnung und dann wäre noch Liebe!‘ kam die Antwort.
Dann holten wir uns noch ein Bier aus dem Keller.
@ Rudolf Uebbing | 19. März 2011, 20:12
Lösungsansätze interessieren mich nicht, sondern Lösungen. Wer sich nicht traut, eine Voraussage über die Farbe einer Kugel abzugeben, will sich nur keine Blöße geben. Ein Schachspiel, bei dem der Mitspieler dauernd seine Gedankengänge von sich gibt, anstatt zu ziehen, wird nach einer gewissen Zeit zu dessen Ungunsten beendet. Das sind die Regeln.
HASTA LA VISTA
Sehr geschätzter Herr Haereticus,
hier eine Antwort:
Grund: off topic. Alternativ: Uebbing/haereticus – Free style
(Forum Alpha Centauri)
Herr Uebbing,
dazu gehören zwei, und den zweiten sehe ich nicht. Sie können weiter die Finger in ihre beiden Ohren stecken und laut ihre alten Lieder vom Weltuntergang trällern. Das nennt man dann landläufig Spam.
Immerhin haben sie schon verstanden, dass off topic Themen in den Kommentaren dieses Blogs nicht toleriert werden. Sowas wird auch in Zukunft konsequent moderiert werden. Das gilt auch für haereticus.
Grüsse galileo2609
Zu #35 | galileo2609 | 19. März 2011, 21:49:
Hier wäre ich schon froh, wenn meine Beiträge erkennbar
dahin gehend deutlich genug formuliert sind,
die teilweise mangelhafte Qualität einiger bestimmter Sicherheitsanalysen
im Detail zum Thema zu haben.
„Weltuntergang“ etc.
– das Wort tippt hier jemand anders als ich zuerst in die Schreibtastatur.
@ galileo2609 | 19. März 2011, 21:49 , Rudolf Uebbing | 19. März 2011, 21:47
Salve,
mea culpa, mea maxima culpa.
Warum lasse ich mich immer wieder auf so einen Schmarren ein. Recht geschieht mir. Die nukleare Katastrophe in Japan hat ja, wie ich hier lernen muss, nichts mit Risikoeinschätzung zu tun, wenn das Ergebnis nicht von Haus aus festliegt.
Somit kann ich mir in diesem Blog irgendwelche Bemerkungen zum Risiko einer nuklearen Karastrophe ersparen. Dafür ist wohl nur die von der politischen Klasse, die ja von der Lobby der Stromerzeuger gut beraten ist, selektierte Menge von gutbezahlten Analysten (von wem eigentlich bezahlt?) zuständig. Die freien Akademiker haben eh schon längst kapituliert.
Eigentlich wollte ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrung einen objektiven Beitrag zum Thema liefern, sobald sich die Emotionen gelegt haben, aber ich sehe, dass ich dabei zwischen zwei unversönliche Fronten geraten würde.
Die Spaltung der Gesellschaft ist offenbar soweit fortgeschritten, dass es ein Risiko ist, selbst ungespalten zu bleiben. (Ein kleiner Kobold, auf meiner linken Schulter sitzend, krümmt sich gerade in einem Lachkrampf.)
Man kann die Spam-Kriterien soweit trimmen, dass man irgendwann nur noch seine eigene Meinung erfährt. Solopsismus ist ja genial, oder?
Zitat von F.J.S.: ‚ARS MIHI LEX‘ (Die Kunst ist mir Gesetz)
Jungs, wenn euch was nicht passt, die Speakers’ Corner ist im Hyde Park abgesteckt. Dort könnt ihr euch austoben, wie ihr lustig seid. Aber erspart mir bitte eure selbstverliebte Larmoyanz.
… hier gebe ich dem drögen galigleo für einmal recht
@ galileo2609 | 19. März 2011, 23:04
Werter Galileo,
ich weiss ja um dein Alter, wir haben uns doch schon am Turm von Pisa unterhalten. Darum darfst du natürlich alte Männer als ‚Jungs‘ bezeichnen. Da fühle ich mich doch wieder jung.
Aber dann wird mir klar, dass der echte Galileo immer noch in seiner ‚Eigenzeit‘ gefangen ist und auf seine Erlösung wohl vergebens hofft.
Vielleicht kommst auch du einmal in die Situation, dass du mit deinem Wissen nicht mehr bei den ‚Jungs‘ ankommst, weil sie zu hochspezialisierten Autisten mutiert sind, die es überhaupt nicht mehr interessiert, was du weißt oder denkst. Dann kannst du, wie weiland Narziss, dein Bild in der Quelle erschauen und dich selbst lieben. So aber wirst du nicht davonkommen, das sage ich dir voraus, mein Freund.
Mach nur so weiter, und das Licht geht aus! Dann siehst du dich nicht mehr in der Quelle, sondern in der Mündung, wo das Wasser schon mit Düngermüll und Hormonen verdorben ist. Aber das Meer, solange es noch nicht mit Plutonium verseucht ist ( 2+4=6 Tonnen sind in den 6 Reaktoren), könnte dich weiter ernähren.
Dann wirst du innerhalb einer selektierten Elite vielleicht einen Platz in einem ‚hideaway‘ im Bermuda-Dreieck bekommen und dich mit ‚Paraphysik‘ beschäftigen müssen. Aber du wirst niemals wissen, wer dein ‚Herr und Hirte‘ ist und warum du gewisse Dinge nicht hinterfragen darfst.
Mit Römergruß
haereticus
haereticus,
mir sind schon viele Dummschwätzer über den Weg gelaufen. Sie toppen alle.
Grund: off topic.
Grund: off topic.
Grund: off topic.
aber zurück zum Thema dieses Blogs, in dem es ja eben nicht um LHC-Nuklar-Risiken geht:
abgesehen von den spektakulär dramatisch tragischen Ereignissen diese Tage in Japan,
ist die nun bereits über Jahrzehnte betriebene Produktion von Jahrtausende lang strahlendem Sondermüll,
mit dem man ausser Bombenbau oder Verbuddeln nicht umzugehen weiss,
ein Verbrechen an den zukünftigen Generationen des Lebens auf diesem einen und unersätzlichen Planeten.
Marc Fasnacht
Hallo achtphasen,
sie werden verstehen, wenn ich ihre Trittbrettphantasien zu der offenbar zwanghaften, aber deshalb physikalisch nicht weniger sinnlosen, Verknüpfung zwischen dem LHC und den havarierten Reaktoren in Japan ebenso moderiere wie bei Rudolf Uebbing.
Ihrer atavistischen Zivilisationablehnung will ich keinen Riegel vorschieben. Schliesslich gehört diese fundamental zu ihrer Person und ihrer Mission. Wer sich allerdings, wie sie, soweit aus dem Fenster lehnt, um mit seiner satten moralischen Empörung eine Variante der Wahrheit™ zu verticken, muss sich schon fragen lassen, warum ihm auf seiner Webpräsenz offenbar die Opfer der japanischen Beben und Tsunamis nichts wert sind. Sie haben ein dickes Glaubwürdigkeitsproblem an der Backe.
p1978
Bisher hat die Nuklearkatastrophe noch keine Opfer gefordert, achtphasen. Sind Ihnen die 1000e Opfer des Erdbebens egal oder wieso erwähnen Sie die nicht?
Willkür der Redaktion am 13.3. 23:38 Uhr:
Grund: off topic und wiederholtes spamming.
Nachricht an den Kommentator: Sie befinden sich auf einer privaten Webpräsenz. Sie haben hier überhaupt keine Rechte. Was RelativKritisch veröffentlicht liegt allein in der Verantwortung des Betreibers dieser Website. Wenn Sie damit Probleme haben, suchen Sie sich bitte eine andere site, auf der sie ihre abstossenden Instrumentalisierungen der Katastrophe in Japan veröffentlichen können. Wahlweise können Sie sich auch im Hyde Park zu London auf eine Kiste stellen. Wie es Ihnen zuletzt bereits nahegelegt wurde.
Im Falle von bestimmten Falschdarstellungen und persönlichen Beleidigungen hat die Redaktion als öffentliches Medium die Pflicht – wie justizabel allgemein belegt werden kann und wie es in Medien üblich ist – Korrekturdarstellungen zu veröffentlichen. In diesem Zusammenhang darf ich auf den Pressecodex hinweisen. Dem Vorwurf der Instrumentalisierung widerspreche ich. – Rudolf Uebbing