Hartwig Thim und sein Unsinn mit dem Kugelblitzwiderspruch
Thim-Unsinn, Folge 1: Hartwig Thim ist als hartnäckiger Gegner der Einsteinschen Relativitätstheorien bekannt. Seit seiner Emeritierung 2003 kann er sich seiner Rolle als „Scientific Crank“ ohne Einschränkungen widmen und es vergeht kaum ein Monat, in dem Thim nicht eine neue Hypothese von sich gibt, mit der er glaubt, Einstein widerlegt zu haben. Mit diesem Artikel startet RelativKritisch einen kleinen Katalog von enttarnten Unsinnigkeiten, die Thim verbreitet. Zuletzt hat Thim der Redaktion von RelativKritisch eine Abhandlung zum Kugelblitzwiderspruch zukommen lassen. Zu verdanken haben wir das vermutlich der Thimschen Annahme, dass Ulrich Berger der Betreiber von RelativKritisch sei. Schließlich hat Berger den „Vortrag von Thim am 13.9.2010 im Linzer Keplersalon“ in seinem Blog kommentiert und wir bei RelativKritisch haben das in unserer „Ausgabe 1/2010 des Skeptiker-Radars“ notiert. Doch das ist nicht der einzige Unsinn, der sich bei Thim so findet.
Die Gleichungen (2) ergeben aber einen logischen Widerspruch, wenn man nur eine Quelle verwendet, die im Ursprung (x=0, y=0, z=0) eine kugelförmige Wellenfront abstrahlt. Rechnet man diese mittels Lorentz-Transformationen (1) in’s bewegten System um, so erhält man eine Wellenfront, die im Ursprung (x’=0, y’=0, z’=0) des bewegten Systems ruht. Hier liegt also ein logischer Widerspruch vor, weil die Quelle ja in S ruht. Es ist doch völlig unvorstellbar, daß aus einem Kugelblitz plötzlich zwei werden. Die Lorentz-Transformationsformeln (1) machen rechnerisch aber aus einem Kugelblitz zwei Blitze, einen in S ruhenden und einen weiteren in S’ mit v bewegten.
behauptet Thim in seinen Vorlesungsunterlagen (siehe oben). Doch das ist subtiler Unsinn. Die Lorentz-Transformation, Gl. (1), bestimmt zu einem Ereignis aus dem System S (an einem bestimmten Ort x zu einer bestimmten Zeit t, hier das Aufblitzen der Lampe im System S) genau ein Ereignis aus dem System S‘ (an einem bestimmten Ort x‘ zu einer bestimmten Zeit t‘, hier das Aufblitzen der Lampe im System S‘). Darin unterscheidet sich die Lorentz-Transformation nicht von der Galilei-Transformation. Es kann daher nur eine kugelförmige Wellenfront geben und nicht zwei, wie Thim behauptet. (Bemerkung für Mathematiker: die Lorentz-Transformation ist eine bijektive lineare Transformation)
Thim hat die Relativität der Gleichzeitigkeit nicht verstanden. Denn betrachtet man im System S eine Quelle, die im Ursprung (x=0, y=0, z=0) ruht, so beschreibt die linke Gleichung in (2), nennen wir sie Gl. (2a), eine Wellenfront, die von einer Quelle im Ursprung zum Zeitunkt t=0 ausgesendet wird. Zu jedem anderen Zeitpunkt t=t1>0 beschreibt Gl. (2a) wo sich die Punkte der Wellenfront im System S zum gleichen Zeitpunkt t1 (also „gleichzeitig“) befinden. Über die Position der Quelle erfahren wir von Gl. (2a) nur, wo sie sich zum Zeitpunkt t=0 befindet wenn sie ihren Lichtblitz aussendet, nämlich im Ursprung. Zu jedem anderen Zeitpunkt t=t1>0 kann und darf sich die Quelle auch an jedem anderen Punkt in S befinden, sofern sich die Quelle dazu nicht mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen muss. Im konkreten Fall ruht sie im Ursprung.
Im System S‘, das sich relativ zum System S mit der Geschwindigkeit v bewegt, ist die Situation völlig gleich. Zum Zeitpunkt t’=0 sendet die Quelle im Ursprung (x’=0, y’=0, z’=0) eine Lichtblitz aus. Zu jedem anderen Zeitpunkt t’=t‘1>0 kann und darf sich die Quelle auch an jedem anderen Punkt in S‘ befinden. Im konkreten Fall bewegt sie sich mit v nach links.
Thim suggeriert, dass die kugelförmige Wellenfront in S‘ die Lorentz-Transformation der kugelförmigen Wellenfront in S sei. Und das ist falsch. Wie oben beschrieben, sagt Gl. (2a) wo sich alle Punkte der Wellenfront gleichzeitig zum Zeitpunkt t1 befinden. Mit der Lorentz-Transformation dieser Punkte zum Zeitpunkt t1, also der betrachteten Ereignismenge, in das System S‘, ergibt sich eine Menge an Ereignissen in S‘, die nicht mehr gleichzeitig sind. Betrachtet man die Punkte der Wellenfront in S‘ zum gleichen Zeitpunkt t’=t‘1, ist die Wellenfront auch in S‘ wieder kugelförmig (rechte Gleichung in (2) – nennen wir sie Gl. (2b)).
D.h., dass es nur genau eine kugelförmige Wellenfront gibt. Thim stolpert über die Relativität der Gleichzeitigkeit. Und darüber, dass er sich von der Vorstellung der absoluten Zeit nicht lösen kann. In seiner Vorstellung transformiert er die kugelförmige Wellenfront des Systems S‘ (wie sie von der Speziellen Relativitätstheorie richtig beschrieben wird) mittels Galilei-Transformation ins System S und – Hurra! – erhält zwei kugelförmige Wellenfronten. Und schon ist Thim-Unsinn 1 geboren. Die willkürliche Vermischung von Galilei-Transformation und Spezieller Relativitätstheorie ist übrigens einer der häufigsten Fehler von Kritikern, der zu angeblichen Widersprüchen führt.
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Kommentare sind geschlossen.
#1897 | Dietmar | 22. Dezember 2013, 00:42 :
Niemand wird gezwungen, meine Beiträge zu lesen. Sie sind ohnedies nur sachbezogen und verteidigen meine Widerlegungen der SRT. Das habe ich im Linzer Musiktheater in der Samstag-Aufführung der Zauberflöte gelernt, Welser Moest dirigierte das Linzer Brucknerorchester.
#1897 | Dietmar | 22. Dezember 2013, 00:42 :
ich empfehle Ihnen die briefe Mozart’s zu lesen oder von K.M.Brandauer sich vorlesen zu lassen, weil Sie beim Lesen Schwierigkeiten haben könnten, Legen Sie sich mehr Bildung zu. Oder kaufen Sie sich die Bildzeitung. der Spiegel tut’s aber auch.
http://science.orf.at/stories/1731190/
Härtetest für ART im ORF.
Jetzt wird’s peinlich für die RTler. Aufgeben heisst die neue Devise.
http://science.orf.at/stories/1731190/
Den Blödsinn aufgeben. Höchste Zeit! Eiseinsteinzeit.
Sehr geehrter Herr Professor,
warum verfassen Sie Ihre Beiträge mehrfach ? – Es wäre besser, statt die ART länger anzuzweifeln auf die astronomischen Benefits dieses wunderbaren Sternentrios hinzuweisen.
Freundliche Grüsse, Ralf Kannenberg
#1902 | ralfkannenberg | 8. Januar 2014, 10:20 :
Jetzt wird sogar im öffentlichen Fernsehen (ORF) die ART angezweifelt, von Experten, die mich überzeugt haben. Das muss unbedingt weiterverbreitet werden, denn unsere Jugend darf nicht mit Unsinn gefüttert werden. Die Jugend braucht Bildung, sonst wird es bergabgehen. Solche Sorgen plagen mich. Ich hoffe, Sie sorgen sich auch um unsere Jugend. Sie wird uns die Zukunft sichern.
Mit freundlichen Gruessen, Ihr besorgter
Hartwig Thim
Sehr geehrter Herr Professor,
nein, es wird nur darauf hingewiesen, dass es bislang noch nicht gelungen ist, die ART und die Quantentheorie, also die Theorie der grossen Skalen und die Theorie der kleinen Skalen, zu vereinheitlichen. Das ist aber fürwahr keine neue Erkenntnis.
Freundliche Grüsse, Ralf Kannenberg
Sie machen wohl Witze. Als wenn Sie durch wen auch immer von Zweifeln an einer der Relativitätstheorien überzeugt werden müssten.
Im Übrigen sind Zweifel an einer Theorie durchaus legitim, aber das, was Sie in Ihren hier auf ‚relativkritisch‘ kritisierten Ausführungen machen, hat mit einem gesunden wissenschaftlichen Zweifel Gigahertzlich wenig zu tun. Noch mal: Selbst wenn sich die SRT oder auch die ART tatsächlich als komplett falsch herausstellen sollte, wäre dies erstens keine mathematische Inkonsistenz der Theorie und bestätigte zweitens auch keinesfalls Ihre Argumentation, etwa die hier diskutierte mit dem Kugelblitzwiderspruch. Die nämlich war falsch, ist falsch und wird immerdar falsch sein, völlig unabhängig von Richtigkeit oder Falschheit der RTn.
Ich lach‘ mich schrott! Als wenn die Jugendlichen von heute allesamt mit Elektrodynamik bewegter Körper als einer Art Maobibeln durch die Straßen ziehen und GdRT terrorisieren würden. Es gibt weiß Gott ärgere Probleme.
Diesen Sorgen schließe ich mich gern an. Nur hat das mit allem Möglichen eher zu tun als ausgerechnet mit den RTn. Übrigens kein neues Problem: Vor 80 oder 75 Jahren hätte ich mir namentlich hierzulande sehr viel mehr Sorgen um den Zustand der Bildung der Jugend gemacht.
—
@ralfkannenberg
Schauen Sie mal auf die Anzahl der Beiträge. Das könnte ien Hinweis sein.
Achtung „1905“ nicht vergessen!
Aufmerksam – Senf
Es wäre wirklich sehr bequem, wenn man jede Auseinandersetzung dadurch gewinnen könnte, indem den Gegner einfach zur Aufgabe auffordert.
Entweder vergessen Sie Ihre eigenen Beiträge sofort wieder und lesen sie auch nicht mehr, oder das war jetzt glatt gelogen.
Widerlegungsversuche. Die ja hier kritisiert werden. Gegen diese Kritik verteidigen sie sie in der Tat, aber selten sachlich. Wie denn auch?
Herr Kannenberg,
da steht klar und deutlich, dass die beiden Theorien QT und ART nicht vereinbar sind und eine daher, die ART klarer Weise falsch sein muss, denn die QT ist gut geprüft und hat immer noch ausgezeichnet funktioniert, ich habe das auch geprüft und Halbleiterphysik mit ihr erfolgreich durchgeführt..
Der Schluss ist in mehrfacher Hinsicht ungültig.
Eine Theorie muss nicht im eigentlichen Sinne richtig, d.h. eine letztgültige Wahrheit sein, um zu funktionieren. Newtons klassische Mechanik funktioniert auch ausgezeichnet, jedenfalls in ihrem Bereich.
Im Übrigen funktioniert die Quantentheorie in der Tat super, aber erst die (speziell-)relativistische Quantenmechanik sagt Phänomene wie den Spin und Antiteilchen voraus.
Abgesehen davon ist die Äußerung hier OT, denn was hat die Unvereinbarkeit zwischen der QM und der ART mit dem vermeintlichen Kugelblitzwiderspruch zu tun?
Sehr geehrter Herr Professor,
diese Unvereinbarkeit ist doch von Anfang an bekannt. Die QT beschreibt die Natur der kleinen Skalen in ausgezeichneter Weise und die ART beschreibt die Natur der grossen Skalen in ausgezeichneter Weise. Sie werden sich dem gegenwärtigen Kenntnisstand nicht dadurch annähern können, indem Sie nur einen Teil des bekannten Wissens, also konkret den Teil der QT, referenzieren.
Freundliche Grüsse, Ralf Kannenberg
Prof. Thim, wenn ein wissenschaftlich unmaßgebliches ORF(AT) behauptet, daß ART und QT nicht vereinbar seien, haben die dortigen Journalisten vielleicht die Untersuchungen zum Immirzi- Parameter übersehen:
http://arxiv.org/pdf/1306.3241v1.pdf
Neujahrsgrüße von Senf
Da der letzte Teaser von Thim der ART gewidmet war, geht auch 1915! 😉
Grüsse galileo2609
Im übrigen hat das Schliessen von Themen nahe der 2000er Kommentarmarke auch ganz praktische Gründe. In der Vergangenheit gab es da bereits hin und wieder Probleme mit der Darstellung und entsprechende Verwirrungen. Und wo Thims Kommentare wirklich stehen, ist selbst ihm meist recht zweitrangig. Mit seinem Gastbeitrag hat er zudem eine zusätzliche Option auf absehbare Zeit eröffnet.
Und: das letzte Wort gebührt dem Gastgeber.
Grüsse galileo2609