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Barbara Burtscher – Eine Physiklehrerin hebt ab

von Redaktion am 21. August 2010

Barbara Burtscher ist eine junge Frau. Mit ihren 25 Jahren ist sie in der Schweiz jedoch bereits altbekannt. Frau Burtscher hat eine steile Karriere hinter sich. An der Kantonsschule Heerbrugg im Rheintal beobachtete und beschrieb sie den Kometen 153P/Ikeya-Zhang, was ihr ein Prädikat beim Wettbewerb „Schweizer Jugend forscht“ einbrachte. Barbara Burtscher durfte anschliessend ein Forschungspraktikum am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching absolvieren und im Jahr 2004 an der Physik-Nobelpreisträger-Tagung in Lindau teilnehmen. Nach dem Erwerb eines Bachelor in Physik an der Universität Zürich arbeitet Frau Burtscher in Teilzeit als Physiklehrerin an der Kanti Wattwil. Weiter ist sie Gründungsmitglied der „4Finance AG“ und Vorsitzende des „Schweizer Astronomietag Verein“. Nach einem medialen Höhenflug befindet sich die Schweizerin zur Zeit jedoch im freien Fall.

Barbara Burtscher träumt von einer Reise ins All.

Barbara Burtscher träumt von einer Reise ins All.

Mit bereitwilliger Hilfe der Schweizer Medien und ihrer persönlichen Sponsoren, der Tischtennis Gubler AG und der Bremer Firma „Space Travellers“, stilisierte sich die junge Toggenburgerin als NASA-Mitarbeiterin, gelernte Astrophysikerin und nahezu unvermeidbare Kandidatin, die in greifbarer Zukunft im Auftrag der NASA als Astronautin für den Alpenstaat zum Mond und zum Mars reisen wird.

Aufgrund des bisherigen Tests gibt mir die Nasa gute Chancen, die Astronautenausbildung zu bestehen. Mit etwas Glück werde ich hoffentlich die nächste Schweizer Astronation mit dem Ziel einer Mondmission.
(Präsentation der Tischtennis Gubler AG)

Was war geschehen? Im Juli 2009 begleitete sie eine ihrer Schülerinnen in die USA, die einen Wettbewerb des Staatssekretariats für Bildung und Forschung (SBF) und den ausgelobten Preis gewonnen hatte. Der Preis bestand in einem einwöchigen Aufenthalt im „Space Camp“ am U.S. Space & Rocket Center in Huntsville, Alabama. Das Space Camp ist eine Einrichtung, mit der die NASA vor allem Schülern spielerisch die Faszination der Weltraumfahrt und ihrer Programme nahebringen will. Dabei verlor die Physiklehrerin offenbar den Boden unter den Füssen. Es folgten freiwillige und vor allem private Engagements als Volontärin im „Space Camp“ und als Teilnehmerin in der Mars Desert Research Station der Mars Society.

Die Schweizerin Barbara Burtscher ist eine der Ersten: Sie beginnt jetzt mit SPACE TRAVELLERS das Training für ihren Weg ins All.
(Präsentation der Bremer Space Travellers GmbH & Co. KG)

In nahezu tragischer Wechselwirkung mit den Schweizer Medien suggerierte Frau Burtscher sich selbst und der Öffentlichkeit, dass sie für die Eroberung des Weltalls mehr als geschaffen und auserwählt sei. In zahlreichen Auftritten verfestigte sich dieser Hype, in dem Barbara Burtscher nicht nur Getriebene, sondern auch Treibende war, wie die Beiträge auf ihrem Blog nachzeichnen.

Barbara Burtscher ist auf dem besten Weg, Astronautin zu werden. Die Astrophysikerin hatte die einmalige Chance, bei der Nasa ein Trainingscamp zu besuchen. Im Simulator des Space Shuttle legte sie einen perfekten Start und eine Eins-a-Landung hin. Das Raumfahrttalent angelte sich nun einen Sommerjob bei der Nasa. Mit etwas Glück steht sie in ein paar Jahren auf dem Mond.
(Präsentation bei Kurt Aeschbacher, 17.06.2010)

In seltener Selbstkritik hat jetzt der „Tagesanzeiger“, selbst Reiter des Hype um Frau Burtscher, seine unkritische Promotion der Physiklehrerin eingestanden und die Verhältnisse zurecht gerückt. Mit dieser Selbstaufklärung der Schweizer Presse, der sich mittlerweile auch die anderen Gazetten anschliessen, die mit Barbara Burtscher Quote machten,

Zudem sagte ein Spacecenter-Sprecher gegenüber dem «TA», dass es keine Nasa-Instruktoren beim Spacecenter gebe. Und: Barbara Burtscher sei weder von der Nasa noch vom Spacecenter als Instruktorin angestellt.
(„Tagblatt“, 18.08.2010)

kommen die leichtsinnigen Journalisten allerdings ein gutes halbes Jahr zu spät. Bereits im Januar 2010 hatte der Schweizer Blog infamy auf Ungereimtheiten in Burtschers story aufmerksam gemacht. Die Hauptdarstellerin hat mit Hilfe ihres „Rechtsschutz“ die Schweizer Blogger noch mundtot machen können. Bei den auflagestarken Medien, die jetzt zum Burtscher Bashing ansetzen, wird das der engagierten Pädagogin wohl nicht gelingen. Im Bewusstsein dieser neuen Situation verliert sich die „Fastronautin“ (bildblog.de) mittlerweile konsequent in einen weiteren Realitätsverlust. Da ist von gehackten Mailaccounts ebenso die Rede wie von überfallartigem Druck durch die ihr bisher zugeneigten Medien. Mittlerweile ist Barbara Burtscher erstmal krankgeschrieben. Von seiten ihrer Schule wurde ihr bereits signalisiert, dass ihr Fall wohlwollend behandelt werde.

Nach Peter Rösch und Alexander Unzicker präsentiert sich die Schweizerin als eine weitere Pädagogin auf Abwegen. Das schürt das Vorurteil, dass Lehrer offenbar mit ihren vielfältigen Freiheiten leicht ins Schleudern kommen. Ob Barbara Burtscher nach ihren Höhenflügen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückfindet, wird die Zukunft zeigen.

  • Diskutiere über Barbara Burtscher und ihre irrationale Phantasiekarriere im Forum Alpha Centauri!

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9 Kommentare | Kommentar schreiben
 
  1. #1 | Blog-Teleskop #59 | RelativKritisch | 29. August 2010, 18:59

    […] in Österreich fixiert ist, konnte ihm RelativKritisch die story um die abgehobene „Physiklehrerin Barbara Burtscher“ an der Schweizer Kanti in Wattwil vor der Nase wegschnappen. Ebenso ist dem Chef-Maschinisten des […]

    Pingback
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  2. #2 | Redaktion | 3. September 2010, 00:28

    Barbara Burtscher rüstet auf!

    Nachdem die Schweizer Physiklehrerin nach der Enthüllung ihrer übertriebenen Selbstdarstellaung als „Fastronautin“ zunächst in der Versenkung verschwunden war, stemmt sie sich nun wieder gegen ihre Darstellung als „Hochstaplerin“.

    Auf ihrer Homepage versucht sie mit der Verlinkung des Clips ihres „Halo-Jumps“, der ihr von der Firma space travellers ermöglicht wurde, an ihre Astronautinnenträume anzuschliessen. Wie die Schweizer Zeitung „BLICK“ am 01.09.2010 berichtete, will die Toggenburgerin sogar Morddrohungen aufgrund der Berichterstattung des „Tagesanzeiger“ erhalten haben. Burtscher, die mittlerweile Rückhalt seitens ihrer Schule erhält, wandelt damit weiter auf ihrem Kurs hart an der Windkante. Der „BLICK“ hat auch das Video verlinkt, das die Präsentation der Physiklehrerin und ihrer prämierten Schülerin im „Space Camp“ am U.S. Space & Rocket Center in Huntsville zeigt.

    Ab diesem Auftritt nahm die Reise von „Gulliver Burtscher“ nach „Brobdingnag“ ihren Ausgang. Es wird Zeit, dass sie wieder in normale Verhältnisse zurückfindet.

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  3. […] Reihen der deutschen Delegation ähnliche „Phantasien“ wie jene der schweizer Physiklehrerin Barbara Burtscher, die sich bereits real als nächste Astronautin sah, entwickelt wurden. Das Nachwuchsportal des DLR […]

    Pingback
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  4. #4 | Hajo Becker | 9. Februar 2011, 13:33

    Was soll denn dieses Geschwätz „dass Lehrer offenbar mit ihren vielfältigen Freiheiten leicht ins Schleudern kommen“. Ich bin Lehrer und kann mir unter diesen vielfältigen Freiheiten nicht viel vorstellen. Ich bin auch Astrophysiker (bei Bedarf kann ich ja eine Kopie meiner Promotionsurkunde schicken). Ich war auch sogar mal auf Einladung der NASA im Goddard Space Flight Center. Trotzdem träume ich nicht davon, eines Tages auf dem Mond zu stehen, habe keine Anwandlungen, mich meinen Schülern (oder Medien) als Astronauten zu präsentieren. Also?

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  5. #5 | Redaktion | 9. Februar 2011, 21:34

    @ Hajo Becker

    Heute etwas früher nach Hause gegangen? Und gleich RelativKritisch für die „Unterrichtsvorbereitung“ genutzt? Respekt!
    Dann gehören Sie zu den „Guten“! 🙂

    Die guten Lehrer

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  6. #6 | Anne | 8. April 2012, 15:00

    Auch Frauen im Weltall sind Standard.

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  7. #7 | haereticus | 9. April 2012, 09:09

    @ Anne

    Das sind dann aber gestandene Frauen, doch nicht alberne Ulknudeln. 🙂

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  8. #8 | Philip | 12. April 2012, 09:04

    Was freilich Frau Burtschers Abheben mit Pseudowissenschaft zu tun haben soll (gegen die Relativkritisch ja zumeist antritt), ist mir unklar. Sie möchte gern Astronautin sein und gibt sich der Illusion hin, dies in nächster Zeit werden zu können, aber so what. Sie ist noch jung.

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  9. #9 | galileo2609 | 12. April 2012, 20:45

    Hallo Philip,

    der Artikel ist jetzt etwa eineinhalb Jahre alt und, so kann das nun mal passieren, wieder nach oben gerutscht. Wir haben das Thema intern noch ein wenig verfolgt. Da kamen durchaus interessante Sachen zutage. Insbesondere die recht eigennützigen Geschäfte von Frau Burtscher & Co. mit dem Schweizer Astronomietag Verein , der seine „Bildungsdienstleistungen“ nie erfüllt hat, aber die Erlöse in die Astrophysics.ch GmbH umzuleiten gedachte:

    Dazu kommt der volle Erlös „Astrophysics.ch, Burtscher Signer & Co.“ in Steinhausen als Organisatoren des Schweizer Astronomietages zu.

    Die Pädagogin war wirtschaftlich durchaus breit aufgestellt und am Werbeimage ihrer Person damit äusserst interessiert. Durch das nahezu vollständige Abtauchen von Frau Burtscher ab Ende 2010 war das Thema aber für RelativKritisch erledigt.

    Grüsse galileo2609

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