27. Januar – Internationaler Holocaustgedenktag
Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Rote Armee die verbliebenen Geschundenen aus dem Komplex des Vernichtungslagers Auschwitz. Der 27. Januar wurde seit 1959 in Israel und Grossbritannien als Gedenktag begangen. Seit dem 3. Januar 1996 ist er auch in Deutschland Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Und am 1. November 2005 wurde dieser Tag von der UN offiziell zum internationalen Holocaustgedenktag erhoben.
Aber: Jeder fünfte junge deutsche Erwachsene kennt Auschwitz nicht, wie eine FORSA-Umfrage im Auftrag des Nachrichtenmagazins „Stern“ im Januar 2012 ergab.
Jeder fünfte junge Erwachsene kann einer Umfrage zufolge nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen. 21 Prozent der 18- bis 30-Jährigen weiß demzufolge nicht, dass der Name für ein Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten steht.
Anders sieht es bei den über 30-Jährigen aus: Hier wissen 95 Prozent etwas mit dem Begriff anzufangen.
Insgesamt kannten 90 Prozent der befragten 1002 Bundesbürger das Konzentrations- und Vernichtungslager. Etwa jeder Dritte konnte korrekt sagen, dass das Lager in Polen gebaut worden war. Knapp die Hälfte der Befragten hat noch nie eine KZ-Gedenkstätte besucht.
Das Erinnern an den Zivilisationsbruch von Auschwitz bleibt eine dauerhafte und generationenübergreifende Aufgabe. Der 27. Januar ist nur ein Datum dafür.
- Diskutiere über den „Internationalen Holocaustgedenktag“ am 27. Januar 2012 mit anderen Lesern im Forum Alpha Centauri!
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Es gibt ja Leute, die den so genannten Schlussstrich fordern. Gott sei Dank führt dies automatisch zum gegenteiligen Effekt: Jede derartige Forderung lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema.
Ich vermute, 90% aller Deutschen wissen nicht, daß es in Auschwitz drei Kirchen gab. Wenn man demnächst groß über das Buch diskutieren wird, das den Holocaust konzeptionell begründete, werden viele junge Leute vom schmalspurigen und selbstherrlichen, ich möchte sagen spießigen Stil enttäuscht sein. Sie werden erkennen, daß sie ihren eigenen Großvater belächeln würden, würde der solche martialischen Reden schwingen. Diese Heldenpose mit langen Unterhosen von einem Mann, der Angst im Dunkeln hatte, kann vielleicht mehr pädagogische Wirkung erzielen als alle wohl gemeinten Verbote.
Vergessen wäre weitergehäufte Schande!
Erinnern ist nur geringer Schmerz im Vergleich mit
dem Leidensweg unserer jüdischen Mitbürger!
Ich wünschte mir heute, dass unser Staat auch den
Mut aufbringt, dem jüngsten Beispiel Frankreichs
zum Völkermord an den Kurden zu folgen.
Es darf nicht sein, dass politisches Kalkül
einen Völkermord relativiert.
@haereticus
Leugnung des Holokaust ist bei uns bereits strafbar und wird von Anhängern des Nationalsozialismus als Verfolgung Andersdenkender diffamiert.
Der Völkermord, auf den sich das französische Gesetz bezieht, richtete sich nicht gegen die Kurden, sondern gegen die Armenier.
@Philip
Dass die Leugnung des Holocaust bei uns strafbar ist, musst Du mir
doch nicht erklären. Was denkst Du denn von mir?
Glaubst Du, dass ich in einer Höhle am Untersberg als Excommunicado
hause? 😕
Völkermord bleibt Völkermord, ungeachtet von ethnischen und staatsbürgerlichen Zuordnungen.
Sich wegdrücken, indem man politischen Drohungen ausweicht,
zeigt eine Art von Demokratieverständnis, die ich nicht nachvollziehen
will.
Ein gewisses Wegschauen und Wegdrücken war ja auch, wenn
gewisse Berichte wahr sind, damals von einigen Staaten
praktiziert worden.
Aber ich bin kein Historiker und möchte an diesem Punkt
Schluss machen. 😎
@haereticus
Ich denke gar nichts Spezielles von Dir, ich reagiere nur auf den Satz:
Er enthält eine historische Ungenauigkeit, auf die aufmerksam zu machen ich mir erlaubt habe. Zudem hatte ich irrigerweise angenommen, die Strafbarkeit der Holokaustleugnung in Deutschland habe etwas mit Ihrer Forderung nach mehr Mut zu tun. Sie meinen natürlich, Deutschland sollte wie Frankreich auch fremde Völkermorde so nennen und auch ihre Leugnung sanktionieren.
Letzeres ist ein zweischneidiges Schwert, denn eine Strafandrohung ist ein Machtmittel und als solche eine Steilvorlage für die süffisante Frage, ob der Vorwurf denn auf derart schwachen Füßen stehe. Deutschland fürchtet IMHO zudem den Gegenvorwurf, den Holokaust relativieren zu wollen. Umgekehrt kann man allerdings argumentieren, dass gerade Deutschland, in dessen Vergangenheit nicht ein, sondern der den Völkermord liegt, nicht versucht, diesen totzuschweigen oder zu verharmlosen.
Hallo Philip,
O.K. ich bin, wie gesagt, kein Historiker.
Für mich in meiner persönlichen Wahrnehmung spielt es zunächst keine Rolle,
ob man die ethnische oder völkerrechtliche Zuordnung macht, wenn es
um Massenmord geht. Auch in diesem Fall galt
„Sie hatte nur ein Ziel, sie hatte nur einen Zweck, den Tod.“,
wie es Marcel Reich-Ranicky gestern zur unsäglichen ‚Aussiedlung‘
von Warschau nach Treblinka so erschütternd gesagt hat.
Ich will nicht relativieren, sondern mahnen, dass man weder relativieren,
noch wegschauen, noch negieren und nicht vergessen darf, wenn von
Staatsapparaten Massenmord verübt wird.
Genau das meinte ich.
Es läge m.E. an der politischen und historischen Aufklärung und Argumentation,
solchen Unsinn erst gar nicht diskutabel zu machen.
Für eine Relativierung des Holocaustes könnte ja gar kein Beispiel der Geschichte angeführt werden, da dieses eiskalt durchorganisierte Staatsverbrechen in seiner Bestialität beispiellos in der Menschheitsgeschichte dasteht.
Vor etwa 20 Jahren las ich das Werk eines Zeitzeugen:
Friedrich Weinreb,
Die langen Schatten des Krieges, Bände 1, 2 und 3, 1989, Thauros-Verlag,
Weiler im Allgäu, ISBN 3-88411-035-7
Diese Lektüre kann ich Dir bestens empfehlen, wenn Du die Leidensgeschichte
der Betroffenen aus Sicht eines Mathematik-Professors und Kabbalisten
nachempfinden willst.
Grüsse Haereticus