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Tevatron – Shutdown!

von Redaktion am 3. Oktober 2011

Am Freitag, den 30. September 2011 wurden am amerikanischen Teilchenbeschleuniger Tevatron, der vom Fermi National Accelerator Laboratory („Fermilab“) mit einer Laufzeit von gut einem Vierteljahrhundert betrieben wurde, die Injektionen von Protonen und Antiprotonen in den Beschleunigerring für immer abgebrochen. Bereits am 10. Januar 2011 war das endgültige „Aus“ für den Tevatron angekündigt worden. Der jahrzehntelang dominierende Hadronenbeschleuniger wurde durch die Konkurrenz in Genf, den Large Hadron Collider (LHC), in der Auslegung übertroffen und damit obsolet. Obwohl die Projektwissenschaftler am Tevatron in den zurückliegenden Monaten noch einmal enorm Gas gegeben hatten, um an ihre wissenschaftshistorisch einmaligen Leistungen (u. a. der Nachweis des Top Quark 1995) anzuschliessen, waren die Bemühungen um eine noch weitere Finanzierung nicht mehr vermittelbar und letztlich erfolglos. Auch wenn noch nicht alle Datensammlungen ausgewertet sind, erschöpften sich die Teams am Tevatron zuletzt in Ankündigungen eher fragwürdiger Ergebnisse.

Tevatron, Credit: Reidar Hahn, Fermilab

Tevatron, Credit: Reidar Hahn, Fermilab

Mit der endgültigen Abschaltung des Tevatron bleibt der Standort am Fermilab bei Batavia (Illinois) für die Grundlagenforschung durchaus attraktiv. Ein grösserer personeller Aderlass ist bislang ausgeblieben. Nach dem Abbau der Anlagen im Primärring des Tevatron steht diese Infrastruktur zukünftigen Projekten ebenso zur Verfügung wie die intakten technischen Komponenten, die jetzt ausgeschlachtet werden.
Das Fermilab rüstet sich für neue, spezialisierte Projekte. Auf seiner Agenda stehen die Bewerbungen für den International Linear Collider (ILC), das „Project X“ und, seit die „OPERA Collaboration“ die scientific community mit experimentellen Ergebnissen zu möglicherweise überlichtschnellen Neutrinos konfrontiert hat, um eine aggressive Überprüfung dieser Daten mit hauseigenen Mitteln. Fermilab kann für dieses wichtige Unternehmen u. a. kurzfristig die bestehenden Projekte Neutrinos at the Main Injector (NuMI) zur Versorgung des Main Injector Neutrino Oscillation Search (MINOS) am Soudan Underground Laboratory einsetzen.

Die Abschaltung des Tevatron markiert trotz aller Zukunftspläne einen weiteren Schritt in der Abkehr von den grossen „Entdeckungsmaschinen“. In den kommenden Jahren wird der Large Hadron Collider bei Genf das einzige und absehbar letzte Projekt bleiben, mit dem die experimentelle Grundlagenforschung in der Teilchenphysik zu neuen energetischen Grenzen vorstossen kann. Anlass genug, den „Shutdown“ des Tevatron zu würdigen. Er reiht sich in eine Galerie ebenbürtiger Projekte ein, die aufgegeben wurden oder unrealisiert blieben.

Und, er hat sich gegen den letzten beam dump dann doch noch gewehrt!

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