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Vorbestellen: „Inszenierung als Beruf – Der Fall Guttenberg“

von Redaktion am 20. Juli 2011

Die Plagiats-Affären deutscher Politikerinnen und Politiker gehen in die nächste Runde. Die beiden FDP-Mitglieder und Abgeordneten im Europäischen Parlament Silvana-Koch-Mehrin und Jorgo Chatzimarkakis kleben an ihren Mandaten und Pfründen. Die beiden Wissenschaftsbetrüger eint der Wille, ihre auf unredliche Weise erlangte Doktorwürde trotz der Aberkennung durch die Promotionsausschüsse der Universitäten Heidelberg und Bonn behalten zu wollen. Im Ziel vereint, im Weg dorthin getrennt, blockieren die beiden „Liberalen“ das Nachrücken von unbelasteten Volksvertretern in das Europäische Parlament. Koch-Mehrin traut es sich zu, durch den aufschiebenden Widerspruch gegen die Entscheidung der Universität Heidelberg ihren akademischen „Titel“ weiter vor sich her zu tragen. Chatzimarkakis hat in ebenbürtiger Uneinsichtigkeit bezüglich seiner wissenschaftlichen Kompetenz in Erwartung der Begründung seiner Degradierung bereits eine „zweite Doktorarbeit“ angedroht. Karl-Theodor zu Guttenberg, die „Mutter der aktuellen Plagiatsaffären“, zeigte zumindest im Finale eine letzte Spur von Grösse, als er von allen politischen Ämtern und Mandaten zurückgetreten ist.

Lepsius et al., 2011: Inszenierung als Beruf - Der Fall Guttenberg

Lepsius et al., 2011: Inszenierung als Beruf - Der Fall Guttenberg

Im August 2011 erscheint im Berliner Suhrkamp-Verlag die Retrospektive auf die Politkarriere des einstigen shooting star der Christlich Sozialen Union (CSU) und Kabinettsmitglied in der Bundesregierung von Deutschland. Herausgegeben wird „Inszenierung als Beruf – Der Fall Guttenberg“ vom Ordinarius für öffentliches Recht in Bayreuth, Oliver Lepsius, und Koautoren. Lepsius, Nachfolger des Guttenberg-Dorktorvaters Peter Häberle, hatte im Februar den Bundesverteidigungsminister in offener Ansprache im Bayerischen Rundfunk „auf der Flucht“ gestellt, auf das aus unveräusserlicher wissenschaftlicher und staatsbürgerlicher Sicht gebotene Minimum reduziert und ohne Zweifel mit dazu beigetragen, dass die Affäre um zu Guttenberg im Dickicht des politischen Berlin nicht einfach schöngeredet werden konnte.
Max Webers Klassiker „Politik als Beruf“ dient in der Rückschau nicht nur als Inspiration, sondern auch als theoretische Folie für die Fallstudie eines Machtmenschen, der persönliche Eitelkeit und Karriereplanung zur Maxime seines politischen Schaulaufens erkoren hatte und auch die Ausübung seiner öffentlichen Ämter diesem Ziel unterordnete. Noch in der gequälten Inszenierung seines Scheiterns demonstrierte zu Guttenberg, dass er es sich nie abverlangt hätte, sich der Weberschen Verantwortungsethik zu unterwerfen. Aus dem Inhalt:

Als »das langsame Bohren harter Bretter« definiert Max Weber den Beruf des Politikers. »Langsam« impliziert, dass es sich hier um Prozesse handelt, die eine gute Weile dauern. Die Karriere Karl-Theodor zu Guttenbergs hingegen verlief kometenhaft: Im Oktober 2008 betrat er die bundespolitische Bühne, im Februar 2009 wurde er Wirtschafts-, im Oktober 2009 Verteidigungsminister. Manchem Beobachter wurde es dabei schwindelig. Wie er die Kluft zwischen Bewunderung und Bilanz auf Dauer werde schließen können, fragte noch im Januar 2011 Die Zeit. Die Antwort: durch »Inszenierung und Imagebildung«. Tatsächlich setzte sich kaum ein Politiker derart virtuos ins Bild: in Sinatra-Pose auf dem Times Square, im Kampfanzug in Afghanistan.
Welche Sehnsüchte sprach zu Guttenberg an? Warum reüssierte ausgerechnet dieser Mann in der Politik, der sich selbst als Anti-Politiker bezeichnete? Wie verändert das Internet die Dramaturgie politischer Skandale?

Das Buch kommt ab dem 22. August 2011 in die Buchläden. Die Empfehlung der RelativKritisch Redaktion: Vorbestellen!

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1 Kommentar | Kommentar schreiben
 
  1. #1 | pauli | 30. Juli 2011, 09:59

    so wie es aussieht will Herr Guttenberg nun in die USA auswandern und dort ein Buch schreiben – die sollten seine Koffer durchsuchen nach potentiellen „Vorlagen“ 🙂

    http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article13516254/Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn.html

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