Egbert Scheunemann – Der Spektrum Verlag und sein enfant terrible
Ende Juli hatte RelativKritisch über eine Rezension zu Alexander Unzickers Buch „Vom Urknall zum Durchknall“ berichtet, die ein physikalisch wenig begabter, aber bekennender Einstein-Gegner in der populärwissenschaftlichen Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ untergebracht hatte. Es dauerte nicht lange, bis sich auch auf anderen Seiten des Internet Kritik an der redaktionellen Entscheidung von Spektrum formierte.
Da gibt es wenig zu beschönigen: Ich (der Rezensionsredakteur) bin einem Rezensenten aufgesessen, dessen Vorstellungen, insbesondere zur allgemeinen Relativitätstheorie, in der Fachwelt längst als abwegig ad acta gelegt worden sind (und hätte das auch noch vermeiden können, wenn ich mich intensiver in die Theorie vertieft hätte). Sehr ärgerlich.
Sehr ärgerlich, ja. Insbesondere deshalb, weil im Internetauftritt des Spektrum-Verlags bereits eine ausgewogene Rezension des Unzicker-Buches von Wolfgang Steinicke vorlag. Und Egbert Scheunemann zudem vorgängig als Verfasser so einiger abstruser Leserbriefe bei Spektrum einschlägig aufgefallen war. Der nun doch durchgefallene Rezensent und Einstein-Gegner Scheunemann hat inzwischen auf die hausinterne Gegendarstellung von Christoph Pöppe reagiert und beleidigt auf die fällige Kassierung seines voreiligen Triumphs geantwortet.
Lieber Herr Pöppe,
ich wusste noch gar nicht, dass meine Vorstellungen zur Relativitätstheorie „in der Fachwelt längst als abwegig ad acta gelegt worden sind“! Wo soll mir denn solche Ehre zuteil geworden sein? Wo wurden denn Scheunemanns Thesen diskutiert? Und kennen Sie auch nur eine dieser Thesen? Ich bin auf Ihre Antwort gespannt wie ein nicht nur als solcher gekrümmter, sondern auch noch als Masse gravitierender, also die Raumzeit krümmender Flitzebogen.
Auch hier hat die Spektrum-Redation dankenswerter Weise Transparenz hergestellt und reagiert.
Tja – zumindest die Thesen, die Sie in Ihrer Rezension vorgetragen haben, kenne ich inzwischen. Eine große Diskussion Ihrer Thesen hat in der Fachwelt, so wie es aussieht, in der Tat nicht stattgefunden. Die Leute, die ich gefragt habe, und die anderen Leserbriefschreiber sahen offenbar auch keinen Anlass dazu, weil sie aus dem Stand mit einer (zumindest für mich) einleuchtenden Widerlegung aufwarten konnten.
Egbert Scheunemanns Rezension ist damit abschliessend aufgearbeitet. Wenn sich Spektrum nun noch entschliesst, in der nächsten Printausgabe des Magazins diese Richtigstellungen nachzuziehen, dürfte sich das erschütterte Vertrauen der Leser in diese gern gelesene Wissenschaftszeitschrift wieder einstellen.
Restzweifel bleiben allerdings nicht nur bei Christian Gapp aus Bonn, Walter Pfohl aus München und Max Feierabend aus Berlin, sondern auch bei uns. Spektrum der Wissenschaft ist gut beraten, in der ganzen Breite seiner Medien die Qualitätssicherung zu verbessern.
- Diskutiere über Egbert Scheunemann und die Reaktion des Spektrum-Verlags im Forum Alpha Centauri!
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Spektrum der Wissenschaft bleibt trotz der jüngsten Charme-Offensive vor allem eine Antwort darauf schuldig, welche internen Strukturen dafür verantwortlich sind, dass es eine Rezension wie jene von Scheunemann in die gedruckte(!) Ausgabe des Magazins schafft. Wird da nicht recherchiert? Scheunemann war ja selbst auf den eigenen Webseiten bereits einschlägig aktiv. Eine Klarstellung der Redaktion in einer der nächsten print-Ausgaben ist ein absolutes Muss!
Zumindest um eine passive Transparenz ist Spektrum aber mittlerweile bemüht. Heute veröffentlichte die Webredaktion eine Replik Scheunemanns auf seine Kritiker, in welcher der crank die Hosen ganz weit runterlässt. Am Ende steht der Link auf eine „ungekürzte Fassung“, in der Scheunemann neben Selbstbeweihräucherung vor allem eine Beschimpfung seiner Kritiker abbrennt. Seine Argumente, warum er befähigt wäre, in theoretischer Physik mitreden zu können, sind recht hanebüchen. Was jedoch vor allem nach dem Selbstlob seiner persönlichen moralischen Instanzen auffällt, ist der Satz
Offenbar hat Herr Scheunemann immer dann ein Problem mit Kritik, wenn diese ihm selbst gilt. Wenn der einkassierte Rezensent inhaltliche Argumente an seinen Ausführungen vermisst, sollte er sich lieber fragen, ob die Ergebnisse seiner jahrzehntealten Beschäftigung mit SRT und ART nicht schlicht überflüssige junk science sind, die man im Web an allen Ecken von unzähligen cranks angeboten bekommt. Zumindest wäre das sinnvoller, als in real-sozialistischer Manier die Zensur von Widerspruch gegen seine offenbar gezielt platzierte Besprechung Unzickers Buch bei Spektrum zu fordern.
[…] an einen erklärten Einstein-Gegner auf. Inzwischen hat der Spektrum-Verlag reagiert: „Egbert Scheunemann – Der Spektrum Verlag und sein enfant terrible “ Da gibt es wenig zu beschönigen: Ich (der Rezensionsredakteur) bin einem Rezensenten aufgesessen, […]
[…] auf Reaktionen gehofft hatte, konnte sich zunächst durch die Stellungnahmen von Christoph Pöppe im Webauftritt der SdW versöhnt sehen. Abzuwarten war noch, welche Klarstellungen „Spektrum der Wissenschaft“ in […]
Gleichwohl sollte man auch und gerade als Verteidiger der SRT gegen unqualifizierte Kritik nicht in personam schreiben, und zwar ausdrücklich nicht dem SRT-Kritiker, sondern sich selbst und der eigenen Sache zuliebe. Auch Grammatikfehler wie der Gebrauch des Wortes „Enthalten“ mit dem Dativ, der bekanntlich dem Genetiv sein Tod ist, tut inhaltlich nichts zur Sache und sollte nur beiläufig am Rande Erwähnung finden.
In Diskussionen, in denen ich parteiisch bin (wie eben beim Thema SRT) ärgere ich mich über Unsachlichkeiten der eigenen Seite (die m.E. unsere Position künstlich schwächen) und freue mich über die der Gegenseite, die ich dann durchaus genüsslich zitiere. 😉
@Philip: der Dativ, der dem Genitiv sein Tod ist, wurde von Scheunemann verwendet. Einem SRT-Kritker also und nicht einem SRT-Verteidiger.